2. Tag der Kieler Woche: 1000 Seesegler bei Aalregatta – Magic Kiwis bei 127 29ern

„Traumhafte Aalregatta“

Stark schwankender, nördlicher Leichtwind machte den zweiten Wettfahrttag der Kieler Woche am Sonntag (19. Juni) zur taktischen Herausforderung für alle Aktiven. Manche segelten dabei nach dem Traumtag zuvor im Gesamtklassement steil bergab, andere kletterten aufs Zwischenpodium.

George Lee Rush und Sebastian Menzies aus Neuseeland indes bleiben in der 29er-Klasse das Maß aller Dinge. Die Kiwis dominieren beim Kontinent-offen ausgeschriebenen Euro Cup weiterhin deutlich. Zweiter sind die Rostocker Carl Krause und Max Georgi punktgleich mit den Franzosen Keo Devaux/Enaël Rio. Fest in dänischer Hand: der Gold Cup der Nordischen Folkeboote. Søren Kæstel liegt mit seiner Crew Erik Andersen und Alex Lindegaard zur Halbzeit vor vier Landsleuten an der Spitze. Unangefochten agiert der Ammersbeker 2.4mR-Crack Heiko Kröger.

Nach dem Champagnersegeln am Vortag war der oberste Regattaleiter Fabian Bach gefordert. Goldrichtig, dass er neun von zehn internationalen Klassen vormittags gleich auf die Bahnen schickte. Denn nach und nach gab es überall anspruchsvolle, aber faire Wettfahrten. „Bei den 29ern haben wir auf die vierte geplante verzichtet, weil die Brise immer schwächer wurde “, so Bach, „etliche andere Klassen mussten sich mit zwei von drei begnügen.“

Wettfahrtstart der Folkeboote am zweiten Tag des Gold Cups zur Kieler Woche Foto: ChristianBeeck.de/Kieler Woche

Die traditionelle Folkeboot-Klasse sieht ohnehin nur zwei Rennen pro Tag mit langer Startkreuz vor und verbleibt mit vier von acht insgesamt auf Stand. Lokalmatador Ulf Kipcke münzte seine Revierkenntnis zu einem Tagessieg um, ist mit Vater Dieter sowie Gero Martens an Bord als bester Deutscher Sechster. Vor ihnen liegen ausschließlich Dänen. Carl-Otto Hedegaard ist Zweiter vor John Wulff, Cupverteidiger Per Jørgensen fiel durch eine Frühstartdisqualifikation statt eines Tagessiegs weit zurück.
 
Vor der Qualifikation zur Goldflotte der besten 29er wurden die vier Gruppen neu gemischt. Dem Siegeszug der beiden Neuseeländer tat das keinen Abbruch. Abgesehen von einer Punktstrafe waren sie immer Erste im Ziel. „Wir sind mehrere Monate in Europa, segeln auch noch die Europameisterschaft und die Youth Worlds“, sagt der Steuermann – und erst seit einem halben Jahr gemeinsam an Bord. Sein Vorschoter relativiert den Auftritt noch: „Bisher waren es ja ‚nur‘ Erfolge in der Vorrunde.“ Die Vorjahressieger Johann und Anton Sach aus Zarnekau in Ostholstein liegen als Sechste in Lauerstellung.
 
„Alles auf Kurs, aber ganz schön kalt war mir da draußen“, meldete Heiko Kröger nach der Rückkehr von Bahn Golf, wo der 2.4mR-Paralympicssieger 2000 seiner Erfolgsserie zwei Tagessiege hinzufügte. „Nur zum Tagesauftakt sind mir kurz vor dem Ziel zwei durchgerutscht, als der Wind zwischenzeitig fast einschlief“, so Kröger, der zum 13. Mal die Kieler Woche gewinnen will.

Die 2.4mR kamen auf Bahn Golf erneut auf ihre Kosten und brachten drei Rennen ins Ziel. Foto: Sascha Klahn/Kieler Woche

Einzig die foilende Waszp-Klasse wartete am Sonntag vergeblich auf genug Wind zum Fliegen. Die Rückregatta der seegehenden Yachten von Eckernförde nach Kiel wurde bereits bei Stollergrund gezeitet, um einer fairen Wertung gerecht zu werden. Auf mehreren Bahnen wurde noch bis in den späten Nachmittag hinein gesegelt. Auch für Montag ist die Vorhersage vom Kieler Diplom-Meteorologen Dr. Meeno Schrader „spannend, mit Löchern und Drehern, aber zwischendurch wahrscheinlich segelbar.“

Ergebnisse Kieler Woche 2022

Rund 1000 Seesegler mit Kieler Woche-Auftakt nach Eckernförde happy

Es ist eine liebgewonnene Tradition und stets der Auftakt der Kieler Woche am ersten Sonnabend: die traditionelle Aalregatta über 32 Seemeilen aus der Innenförde der Landeshauptstadt nach Eckernförde. Rund 1000 Aktive auf mehr als 160 Booten segelten um die Wette und je einen dicken Räucheraal für alle Teams im Zielhafen. Nach einem langen Tag auf See durften die Crews der seegehenden Yachten den Sonntag (19. Juni) dann bereits nach einem Kurzprogramm beenden.
 
Grund: Zum Start der Rückregatta von Eckernförde nach Kiel gab es nur eine schwache Brise zwischen drei und neun Knoten, dazu aus wechselnden Richtungen. Daher entschied Seebahn-Chef Ralf Paulsen, die Yachten vorzeitig an der Bahnmarke Stollergrund-Nord zu zeiten. So segelten sie nur 10 statt der geplanten 20 Seemeilen. „Die Wetterprognose sagte voraus, dass der Wind komplett einbrechen würde. Dann hätten wir sie kaum noch nach Hause gebracht“, so Paulsen.

Mehr als 160 Yachten hatten sich zum Auftakt der Kieler Woche auf die Aalregatta nach Eckernförde begeben. Foto: ChristianBeeck.de/Kieler Woche

Am Vortag war die Wettfahrt von Kiel nach Eckernförde zum Geduldsspiel für die langsamen Yachten geworden. Während die „Calypso“ von Gerhard Clausen (Hamburg) als schnellstes Schiff bereits nach 3:30,08 Stunden die Ziellinie kreuzte, konnte das Ziel für die Letzten erst nach siebeneinhalb Stunden geschlossen werden. Die Rückregatta als zweiten Part schloss erneut die „Calypso“ mit dem ersten Zieldurchgang ab. Nach 2:31,05 Stunden war die nur zu zweit (Doublehand-Wertung) gesegelte Yacht wenige Minuten vor der „Almost Nothing“ von Steffen Müller (Kiel) und der „X-Day“ von Walter Watermann, die jeweils mit voller Crew segelten, an Stollergrund-Nord.
 
Ein besonderes Erlebnis bedeuteten die beiden Wettfahrten der Aalregatta für die Youngster der DSV-Aktion „be part of the crew“. Dabei wurden Akteure anderer Bootsklassen auf die Yachten vermittelt. „Ich segele sonst X-79 und war jetzt bei der ,Piranha‘ an Bord“, berichtete Annabelle Töllich aus Flensburg. „Es hat super Spaß gemacht – ein nettes Schiff mit netten Leuten. Ich habe viel gefragt und viel erklärt bekommen. Der beste Moment war heute, als wir am Ende der Eckernförder Bucht den großen Gennaker gezogen haben. Auf Schlag ist die Yacht von 3 Knoten auf 9 Knoten angesprungen.“ Nach dieser Aalregatta stellte Annabelle Töllich daher fest: „Das mache ich gern weiter.“

Die Sieger der Aalregatta 2022 in der Wertungsgruppe ORC I. Foto: ChristianBeeck.de/Kieler Woche

Viel Grund zum Feiern gab es bei den jeweiligen Siegerehrungen der beiden Wettfahrten. Am Sonnabend in Eckernförde und am Sonntag auf der Bühne im Olympiazentrum von Schilksee wurden die Besten in jeweils 17 Wertungsgruppen auf das Podium gebeten. Insgesamt bestritten über 160 Yachten den Auftakt der Kieler Woche. Darunter ambitionierte Regatta-Teams, aber auch Mannschaften, die vor allem zum Spaß an den Start gingen.
 
„Wir haben als Familiencrew zum ungezählten Mal mit unserer alten Segelyacht ,Pellpot‘ an der Aalregatta teilgenommen. Alles war wie gewohnt von ,A‘ wie Ankunft im Hafen Düsternbrook bis ,Z‘ wie Zauberhafte Preisverleihung in Eckernförde perfekt organisiert. Das Wetter war trotz der anspruchsvollen Kreuzkurse vom Feinsten und die Stimmung unserer Familiencrew war topp. Es war eine traumhafte Aalregatta“, berichtete etwa Ralf Kröger aus Eckernförde, der in seiner Gruppe im ersten Part auf Platz 14 segelte und zur Rückregatta sogar als Neunter seiner Gruppe ankam.
 
 

Ergebnisse Aalregatta

Siegerliste Aalregatta Kiel – Eckernförde:
ORC Doublehand I: „Calypso“, Gerhard Clausen (Hamburg)
ORC Doublehand II: „Uijuijui“, Maurice Oster (Hamburg)
ORC Doublehand III: „Whiteout“, Hasso Hoffmeister (Kiel)
ORC Doublehand IV: „Lotta“, Michael Matzke (Hamburg)
 
ORC Fully Crew I: „Xenia“, Ralf Lässig (Wulsdorf)
ORC Fully Crew II: „Adamas“, Jan Peters (Heiligenhafen)
ORC Fully Crew III: „Quattro“, Klaus-Peter Boock (Kiel)
ORC Fully Crew IV: „Black Jack“, Kai-Gunnar Kersten (Hamburg)
 
Yardstick Doublehand Rot: „Solidix“, Thea Harksen
Yardstick Doublehand Blau: „Midian“, Knud Hamburg (Hamburg)
Yardstick Doublehand Gelb: „Carpe Vivem“, Andreas Betz (Überlingen)
Yardstick Doublehand Grün: „Copia“, Nils-Christian Tamm (Strande)
 
Yardstick Fully Crew Rot: „Lilla Blas“, Thomas Heinrich (Kiel)
Yardstick Fully Crew Blau: „Greenboats“, Michael Walther (Kiel)
Yardstick Fully Crew Gelb: „Espada“, Walter Meier-Kothe (Kiel)
Yardstick Fully Crew Grün: „Snigs“, Oliver Voss (Kiel)
 
Multihull: „Trial, no error“, Jan van Dyk (Bremen)
 
 
Siegerliste Aalregatta Eckernförde – Kiel:
 
ORC Doublehand I: „Calypso“, Gerhard Clausen (Hamburg)
ORC Doublehand II: „Uijuijui“, Maurice Oster (Hamburg)
ORC Doublehand III: „Whiteout“, Hasso Hoffmeister (Kiel)
ORC Doublehand IV: „Lotta“, Michael Matzke (Hamburg)
 
ORC Fully Crew I: „Xenia“, Ralf Lässig (Wulsdorf)
ORC Fully Crew II: „Adamas“, Jan Peters (Heiligenhafen)
ORC Fully Crew III: „Topas“, Harald Brüning (Kiel)
ORC Fully Crew IV: „Jynx“, Patrik Heinrichs (Bremen)
 
Yardstick Doublehand Rot: „Soldier Blue“, Tobias Roth
Yardstick Doublehand Blau: „Pretender“, Adrian Schütt (Rostock)
Yardstick Doublehand Gelb: „Colombine“, Jens Peter Weissmann
Yardstick Doublehand Grün: „Win“, Ralf Frerix (Hamburg)
 
Yardstick Fully Crew Rot: „Sontje“, Heiko Ewen (Kiel)
Yardstick Fully Crew Blau: „Greenboats“, Michael Walther (Kiel)
Yardstick Fully Crew Gelb: „Run“, Ralf Neumann (Kiel)
Yardstick Fully Crew Grün: „Snigs“, Oliver Voss (Kiel)
 
Multihull: „Trial, no error“, Jan van Dyk (Bremen)

Das Segelprogramm der Kieler Woche

Montag, 20. Juni
 
10.30 Uhr
2.4mR (TV-Bahn)
 
11 Uhr
Gold Cup Nordische Folkeboote, 29er Euro Cup, Contender, Europe, Flying Dutchman (FD), ILCA 4, ILCA 6 (offen) und OK-Jollen
Kiel Cup, Seesegeln (nach Yardstick und ORC)
 
14 Uhr
Waszp(TV-Bahn)

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