America’s Cup: Artemis siegt vor Ainslie – Oracle erschreckend schwach in Chicago

Cup-Verteidiger schwächelt

Die America’s Cup World Series in Chicago lieferte spektakuläre Rennen vor Tribünen. Artemis wird endlich seiner Mitfavoriten-Rolle gerecht. Auch Ainslie und Japan stark.

Darauf hat Artemis lange gewartet. Das vom schwedischen Öl-Branchen-Milliardär Torbjörn Tornqvist bestens finanzierte America’s Cup Team aus Skandinavien gilt eigentlich als größter Herausforderer von Cupverteidiger Oracle. Die Finanzen sollten ausreichen, um den Amerikanern ernsthafte Probleme zu bereiten.

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Und auch die Vorbereitungszeit ist kein Problem, da Artemis ebenfalls schon einen Cup-Zyklus hinter sich hat und ohne echte Pause nach dem Oracle-Sieg, die zweite Herausforderung einleiten konnte. Schon bei der Vorstellung des ersten AC45 Prototypen, der fast gleichzeitig mit dem neuen Kat von Oracle gewassert wurde, zeigte das Team eine Vorbereitung auf Augenhöhe mit dem Cup Verteidiger.

Dann durfte sich der britische Doppel-Olympiasieger (Finn, Star) Iain Percy noch ein Team zusammenstellen, dem gleich sieben Olympiasieger angehören. Das Feld für größtmögliche Erfolge schien geebnet. Tornquist will nach dem Desaster beim vergangenen Cup, das ihn 120 Millionen Euro gekostet haben soll, diesmal alles richtig machen.

Dreimal Letzter

Aber die Ergebnisse in der America’s Cup World Series blieben überwiegend aus. Dreimal Letzer, einmal Vorletzter entsprach überhaupt nicht den Erwartungen. Das blaue Boot konnte nur als Sieger im Oman seine Klasse zeigen. Die Schweden schienen endlich in der Spur. Aber dann folgte wieder ein letzter Platz. Und man konnte schon befürchten, dass zu viel Edelmetall im Team auf die Leistung drücken könnte.

Ben Ainslie

Ben Ainslie im Zweikampf mit den Kiwis zeigte sich wieder bestens in Form. © Jens Hoyer

49er Olympiasieger Nathan Outteridge, der Artemis Steuermann, schien nicht nur in der Skiff-Klasse seinem neuseeländischen Gegner Peter Burling klar unterlegen. Auch auf dem Cup-Spielfeld sah er gegen den jungen Steuermann vom Team New Zealand keine Sonne. Deshalb lag auf dem Artemis-Team einiger Druck vor der Regatta in Chicago.

Umso erstaunlicher war es, wie stark die Männer um Taktiker Iain Percy segelten. Bei sehr guten Bedingungen am entscheidenden Sonntag lieferte Platz zwei und eins ab, um shcließlich kontrolliert und vorsichtig das letzte Rennen auf Rang vier unter Dach und Fach zu bringen.

Artemis

Artemis kontrolliert die Rennen in Chicago. © Jens Hoyer

Auch hier war Rang zwei möglich, aber Ainslie rutschte kurz vor der Ziellinie durch, und dann mussten sie auch noch auf ein Luvmanöver der Neuseeländer reagieren. Aber der verlorene Platz fiel nicht mehr ins Gewicht.

Spithill verliert Orientierung

Allerdings profitierte Artemis im letzten Rennen von Fehlern der Konkurrenz. Nach der ersten Tonne segelten gleich drei Boote über die Spielfeld-Grenze und erhielten eine Stopp-Strafe. Spithill steuerte Oracle gleich mehrere Längen über die virtuelle Barriere. Er schien völlig die Orientierung verloren zu haben.

Artemis

Nathan Outteridge und seine Jungs bestätigen endlich die Rolle als Mitfavoriten für 2017. © Jens Hoyer

Aber das passte zu einer sehr bedenklichen Leistung der Amerikaner vor den heimischen Fans, von denen 200.000 zu den Tribünen nach Chicago gekommen sein sollen. Durch Rang fünf nach der Serie 6/4/2/5 rutsche Oracle sogar in der Gesamtwertung hinter Ben Ainslie zurück auf Rang drei. Wenn Spithill weiter die Leistung nicht abruft dürfte irgendwann einmal die Diskussion aufkommen, ob nicht Laser-Olympiasieger Tom Slingsby der bessere Mann an der Pinne wäre. Auf den gegnerischen Booten zeigen jedenfalls die durch Olympia erprobten Steuermänner immer bessere Leistungen. Und diese Schule fehlt dem australischen America’s Cup Sieger.

Erschreckend schwach präsentierten sich wieder einmal die Franzosen mit dem wieder genesenen Skipper Franck Cammas. Selbst nach guten Starts wurden sie immer wieder weit nach hinten durchgereicht. Dabei können sie sogar noch mit einem der alten AC45 in Frankreich trainieren.

Je weiter die Zeit im Hinblick auf die Austragung der Cup-Regatten 2017 fortschreitet, umso unwichtiger wird allerdings die Leistungsfähigkeit auf den einheitlichen AC45. Denn die neuen 50 Fuß Cupper, deren Bau von allen Teams vorbereitet wird, werden auch am Wind auf Kufen segeln. Möglicherweise foilen sie auch durch die Wende. Das würde ganz andere taktische Möglichkeiten ergeben.

Louis Vuitton America’s Cup World Series Chicago

Artemis Racing – 9, 18, 20, 14 – 61
Land Rover BAR – 6, 20, 14, 18 – 58
SoftBank Team Japan – 10, 16, 10, 20 – 56
Emirates Team New Zealand – 7, 12, 16, 16 – 53
ORACLE TEAM USA – 5, 14, 18, 12 – 49
Groupama Team France – 8, 10, 12, 10 – 40

Louis Vuitton America’s Cup World Series – Gesamtwertung

Emirates Team New Zealand – 295
Land Rover BAR – 285
ORACLE TEAM USA – 285
Artemis Racing – 262
SoftBank Team Japan – 259
Groupama Team France – 234

Ergebnisse der America’s Cup World Series

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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