Im letzten Rennen des Tages beim America’s Cup auf dem Bermuda Sound überschlägt sich das Team New Zealand im Duell mit Ben Ainslie noch vor der Startlinie. Wie es dazu gekommen ist.
Peter Burling ist unter Druck geraten. Bei starkem Wind am oberen Windlimit in Bermuda sieht er sich einem Gegner gegenüber, der mit dem Rücken zur Wand steht. Drei Rennen hat Ainslie nun schon verloren. Er muss etwas tun, um noch den Taum vom Cup-Gewinn real werden zu lassen.
Dabei hat er das Schiff nicht gut unter Kontrolle. Das erste Rennen gab er schon aus der Hand, obwohl die Briten eine solide Führung erobert hatten. Aber es geht bei diesen Bedingungen im Überlebensmodus kaum noch um Taktik, sondern darum, das Boot heil über den Kurs zu bringen.
Noch nicht gesegelt bei so starkem Wind
Ainslie gibt nach dem Rennen zu: „Bei solch starkem Wind sind wir mit dem Boot noch nie gesegelt.“ Er weiß nicht genau, wo die Limits liegen, und genau das kostet ihn das erste Rennen. Die Neuseeländer können es ein wenig besser, scheinen nur hinter dem Land Rover Team hinterher zu segeln um auf Fehler zu warten, und die kommen dann auch als zu viel Energie verloren geht und zu wenig Öl in die Hydraulik gekurbelt werden kann. Daraus ergeben sich einige schlechte Wenden. Die Kiwis ziehen vorbei. Ob sich an diesem Punkt schon ihre effektiveren Rad-Grinder bemerkbar machen? Sie gehen 3:0 in Führung.
Nun muss er das Risiko erhöhen, und das weiß auch ein Peter Burling. Er bemüht sich gar nicht erst zu 100 Prozent im Vorstart-Duell gegen zu halten. Einen Penalty hat er schon bekommen, weil er zu früh in die Startbox eingetaucht ist.
Ein Problem der Nerven bei solch einem unforced Error? Sicher nicht. Diese Boote beschleunigen einfach zu schnell, wenn sie plötzlich von einer Böe erwischt werden. Und davon gibt es an diesem Tag einige. Schließlich wird auch Ainslie davon erwischt. Auch er taucht zu früh in die Startbox ein, aber die Penalties heben sich auf. Eine skurrile Situation.
Angriff im Vorstart
Nun greift der Brite also im Vorstart an, will wenigstens diesen Start gewinnen um seine Chance zu wahren. Auf dem Kurs sahen die Kiwis stabiler aus. Erst wird ohnehin schwierig sie im Kielwasser zu halten.
Er schafft den „Hook“, die Überlappung in Lee, blockiert den Weg des Gegners zum Start, und kann selber entscheiden, wann ihm das Timing zur Linie passt. Das Abfallen sieht sehr vorsichtig und holprig aus. BAR gräbt tief seine beiden Bugspitzen ins Wasser und beschleunigt sehr langsam.
Ob Burling da schon seine Chance sieht? Er setzt voll auf den Foling-Modus, stellt mit seinen Knöpfen am Lenkrad die Tragfläche unter dem Leerumpf auf Aurftieg, hebt mächtig ab und stürzt ab und steckt die Bugspitzen tief ins Wasser. Ein klassischer Stecker, den aller Katamaransegler kennen. Das Schiff überschlägt sich. Game Over!
Verkleidungen abgerissen
Drei Segler stürzen ins Wasser, drei halten sich in ihren Cockpits fest. Die Rettungsoperation verläuft souverän. Auftriebskörper an der Mastspitze verhindern das Durchkentern. Viele Kleinteile flattern auf dem Bug. Verkleidungen sind abgerissen und die Foilie an der Foil-Spitze.
Es ist schwer zu bestimmen, wie groß der Schaden tatsächlich ist. Aber möglicherweise sind Elektronikteile durch den Wasser-Einfluss in Mitleidenschaft gezogen worden. Es wird eine anstrengende Nacht für das Shore-Team der Kiwis, aber niemand zweifelt daran, dass sie am nächsten Tag zu 100 Prozent instant gesetzt an den Start gehen werden. Solche Szenarien haben sie immer wieder durchgespielt. Im Duell mit dem Land Rover BAR Team steht es nun 3:1. Wer zuerst fünf Siege zählt, erreicht das Finale der Herausforderer.
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