America’s Cup: Oracle schafft das unglaubliche Comeback – Endresultat: 9:8

Große Gefühle

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Dem Oracle Team USA ist beim 34. America’s Cup eines der größten Comebacks der Sportgeschichte gelungen. Es wehrte sieben Matchbälle gegen das Emirates Team New Zealand ab und gewann schließlich mit 9:8 Punkten. Die Dramaturgie hinter dem spannendsten Segelduell aller Zeiten.

Larry Ellison

Larry Ellison jubelt mit der US Flagge. Das hätte er sich nciht mehr träumen lassen. © ACEA/Abner Kingman

Larry Ellison (69) reckt die älteste Sporttrophäe der Welt in den Himmel und wird von den 25.000 Menschen im America’s Cup Park von San Francisco bejubelt. Für diesen Moment hat sich alles gelohnt. Dieses Gefühl ist für den fünftreichsten Menschen der Welt nicht durch einen Blick auf sein mit 43 Milliarden Dollar gefülltes Bankkonto zu ersetzen.

Dieser Nervenkitzel des knappsten aller Ergebnisse, des Sieges im alles-oder-nichts-Rennen, beim unglaublichen Comeback von einem 1:8, er erzeugt Emotionen, die mit Geld nicht zu kaufen sind.

Und doch ist es für viele Segelfans ernüchternd, dass bei diesem epischen Duell der beiden besten Segelteams der Welt schließlich doch das Budget den Unterschied ausgemacht hat. Geld schießt eben doch Tore für Bayern München, beschleunigt Sebastian Vettels Red Bull Boliden und eben auch Larry Ellisons AC72 Katamaran.

Das 19 Tage währende Märchen war so schön, weil das Segelteam aus dem kleinen Neuseeland mit seinen 4,5 Millionen Einwohnern den übermächtigen Milliardär zu besiegen schien.

Schmutziger Sieg 2010

Ellison hatte als America’s Cup Verteidiger nach seinem schmutzigen Sieg 2010 vor Gericht und auf dem Wasser seine gestalterische Macht derart radikal ausgenutzt, dass er die Regatta völlig umkrempelte. Er schickte die schweren, schmalen Kielyachten in Rente, die 2007 in Valencia unter der Fuchtel des Schweizer Alinghi Milliardärs Ernesto Bertarelli noch für ein schönes Spektakel gesorgt hatten. Zum ersten Mal auch mit deutscher Beteiligung.

Analyse vom 19. Rennen:

Aber Ellisons Vision vom modernen America’s Cup war größer. Er wollte mit den schnellsten Segelyachten der Welt einen neuen Fernsehsport kreieren. Erst applaudierte die Szene. Nur die Clique der alternden Segelstars sah sich plötzlich ausgeschlossen. Ellison wollte junge Athleten. Er wollte die Facebook-Generation zum Mitmachen und Zusehen bewegen.

Die Oracle Rakete hat gezündet. © o'Brian/www.monstacartoons.com

Die Oracle Rakete hat gezündet. © o’Brian/www.monstacartoons.com

Aber schnell wurde klar, dass die ultraschnellen 22 Meter langen AC72-Katamarane mit ihren 40 Meter hohen starren Flügelmasten, viel zu teuer für die aktuelle Wirtschaftslage waren. Welches Team sollte den Konstruktionsaufwand bezahlen können? Der erste Herausforderer, Reeder Vinzenzo Onorato aus Italien trat früh unter lautem Getöse ab. Von ehemals zwölf interessierten Herausforderern blieben drei übrig. Nur die Milliardäre Tornquist (Artemis, Schweden) und Bertelli (Luna Rossa, Italien) wollten sich das leisten und überraschend das kleine Neuseeland.

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

82 Kommentare zu „America’s Cup: Oracle schafft das unglaubliche Comeback – Endresultat: 9:8“

  1. Thomas sagt:

    Danke Larry,

    toller Cup, tolles Märchen.
    Gratulation und Respekt den Barker Boys. Finanziell hat es sich auch gerechnet. Wann gibt es schon mal 19 match races mit viel Werbung?
    Hollywood and Spielberg hätten es nicht besser inzenieren können.

  2. Drahtzieher sagt:

    Der Cup ist vorbei. Was machen wir jetzt? Wer denkt an uns Zuschauer? Müssen wir jetzt wieder früh ins Bett?

  3. Heinz sagt:

    „Chapeau“ dem amerikanischen Team! Aber ich bleibe Team New Zealand-Fan, dem „Sieger der Herzen“, die den Cup wahrlich verdient hätten, aber die Leistung des Oracle-Teams muss man anerkennen. Für mich einer der größten Sportsmänner der Neuzeit Dean Barker, ein Vorbild in Sieg oder Niederlage, ich hoffe, dass wir ihn in einer nächsten Kampagne wieder sehen werden!

  4. armchairadmiral sagt:

    Schade ist es! Die Neuseelände hatten es verdient.

    Eine nette Vorstellung: Diese beiden Super-Segelteams ohne den ganzen Technik-Krieg auf identischen Booten, eine epische Segel-Schlacht…
    Denn das sollten wir nicht vergessen: Das waren die wohl zur Zeit besten Segelprofis überhaupt, die sich da beharkt haben. Und nicht ein unfreundliches Wort von den Aktiven. Respekt!

  5. WB sagt:

    Danke Carsten, für diese treffende Zusammenfassung und deine geile Berichterstattung während des Cups. Danke Larry, das du Segeln für die Massen und das 21. Jahrhundert aufbereitet hast.
    Sorry Kiwis, das ihr anstatt dieser hässlichen Kanne nur weltweite Anerkennung und unendliche Sympathiepunkte mit nach Hause nehmen könnt.

    Ich bin gespannt was der zum ‚Badboy‘ hochstilisierte Larry für den nächsten Cup an Visionen hat. In der medialen Aufbereitung und mit dieser Dramatik dieses Cups dürfte es nicht einfach sein noch eins drauf zu setzen. Die Story des Kampfes zwischen einem ungeliebten übermächtigen Team und einem kleinen von nationaler Begeisterung getragenen Segelteam, hätte auch aus Hollywood kommen können.

    Schön das es jetzt wirklich eine Formel 1 im Segelsport gibt. Wenn die Amis es jetzt noch schaffen für den nächsten Cup die Kosten zu deckeln, damit mehr nationale Teams am Start sind, ist das Ding perfekt um Segeln wieder in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zurückzuholen.

  6. SR-Fan sagt:

    Die Frage ist ja, warum so viele vor dem Fernseher saßen und mitbibberten. Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass die weit überwiegende Zahl der Zuseher vor allem sehen wollten, wie das kleine Neuseeland das Riesenego mit der Kohle aus SF in seinem eigenen Spiel in die Knie zwingt. Eben ein richtiges Märchen …
    Jetzt ist es aber im Ergebnis genauso gekommen, wie vorab prognostiziert. Geld schlägt Passion. Wer würde sich denn – nach dieser offensichtlichen Überlegenheit von Oracle überhaupt noch die Nächte um die Ohren schlagen. Die eine Hälfte der Zuschauer zieht sich zurück zum Wunden lecken und die andere wechselt auf die Seite des Siegers, weil man dann auch ein bisschen Sieger ist.

    VG

    PS: Uhhh, musste die Anmerkung im Artikel bzgl. der neu konstruierten Tragfläche wirklich sein? Ich werfe jetzt mal die Unabhängigkeit der neuseeländischen IT-Dienstleiter (s. Mega-Kim), NSA-Wirtschafts- ähhh Terrorspionage und das Ego von LE, welches ein Verlieren „nicht zulässt“ in einen Topf und da kommen prima Verschwörungstheorien raus. Die reichen mindestens bis zum nächsten Cup.

    • Fons sagt:

      „Geld schlägt Passion“? Na ja, so arm sind die Kiwis nu auch nicht. Das Boot wurde nicht aus Resten der Kunstoffindustrie zusammengeleimt.

      Und was da an Passion auf dem Oracle Dampfer sitzt, ist sicherlich auch nicht von Pappe.

      Mei, beim AC ist das ganz einfach. Das schnellere Boot gewinnt. Das war immer so und wird immer so bleiben. Von daher ist es ein Sport mit in der Regel ungleichen Waffen und nicht sonderlich aussagekräftig was die persönlichen Leistungen der einzelnen Teilnehmer anbelangt. War ja in der Serie recht deutlich erkennbar.

    • Stumpf sagt:

      Kleines Neuseeland gegen böses grosses Oracle als Zuschauermagnet? Quark!

      Das war spannender Sport! Das war tolle – segeluntypische – perfekte mediale Präsentation! Das waren unglaublich spektakuläre Rennen mit revolutionären Booten in unvorstellbaren Geschwindigkeitsdimensionen.

      Und wer das nicht begreift und immer wieder seine kleingeistigen Kommentare gegen den bösen Miliardär anbringen möchte, der soll sich doch im Klo einschliessen und …

  7. Axel sagt:

    Vielen vielen Dank für die super Berichterstattung in den letzten Wochen und gute Heimreise!

  8. Olli sagt:

    Was für eine Zeit! Die Rennen waren wirklich toll. Dafür Dank an Elison / Coutts für das Format, von dessen Attraktivität sie offensichtlich selbst überrascht waren. Der größte Dank aus Deutschland natürlich an Carsten, der diese Serie so aufbereitet hat. Segelreporter rocks.
    Die Helden sind aber Dalton, Barker und Davies. Es finde sich bitte ein Milliardär, der dieses phänomenale Team weitermachen läßt. Dalton, bitte geh nicht! Es müssen Gesänge skandiert werden: „Es gibt nur einen Grant Dalton!“ Who the Fuck is Rudi Völler – es gibt nur einen Grant Dalton!!! Und es gibt nur ein Team New Zealand – das beste Segelteam auf diesem Planeten – seit 30 Jahren. Das ist keine Ansichtssache, sondern eine feststehende Tatsache. Erlässt es der Papst auch als Doktrin? Sollte er.

    • stefan sagt:

      „Und es gibt nur ein Team New Zealand – das beste Segelteam auf diesem Planeten – seit 30 Jahren. Das ist keine Ansichtssache, sondern eine feststehende Tatsache.“

      …aha!

      …oh mir ist da aber noch ein gaaaagz peinlicher Auftritt bei der Cupverteidigung 2003 in Erinnerung.

  9. wooling sagt:

    Das ist ein schlechter Tag für den Segelsport, ein ganz schlechter Tag.

    Unvorstellbar, dass es beim nächsten Cup wieder Teams wie Shosholoza geben wird. Und ich hoffe nicht, das ETNZ all in war und alles auf dieses Finale gesetzt hat. Die sind viel wichtiger für den Segelsport als Oracle.

  10. kuli sagt:

    Schade, echt schade!
    Im Gegensatz zu ETNZL hat OTUSA keine Fehler gemacht, als sie das schnellere Schiff hatten. Anerkennung für ihre sportliche Leistung!
    Was hätte DB im letzten Rennen noch machen können? Keinen Split zulassen und immer innerhalb von 2 Bootslängen vor den anderen zu bleiben – unabhängig von dem schnellsten Kurs?
    Oder hätte er an der ersten Tonnen anluven sollen und OTUSA zu Penalties zwingen, als sie kurz die Kontrolle über ihre Foils verloren hatten (wie der Gegner es wohl gemacht hätte)?
    Dies wäre wohl auch nur erfolgreich, wenn er in Kauf genommen hätte, dass seine Spiegelkante sich beim Abfallen in den Rumpf von OTUSA drücken könnte.
    Da ist nicht sein Stil!
    Dank ETNZL haben wir acht zusätzliche Rennen gesehen, was vorher wohl keiner vermutet hatte.
    Hut ab!

  11. Ben sagt:

    „Superior boatspeed makes you a brilliant tactiction“, das sagt eigentlich alles über die letzten Rennen. Auf der Kreuz war einfach nichts zu holen für die Kiwis, und die Kreuz gehört nunmal leider dazu.

    Schade, das war dann doch irgendwie zu einfach. Gratulation an die Gewinner, natürlich, aber hoffentlich bricht ETNZ jetzt nicht auseinander.

  12. Markus sagt:

    Für mich ist die Entwicklung der Finalrennen zwischendurch von den amerikanischen Kommentatoren treffend beschrieben worden, nachdem TNZL den ersten Matchball nicht verwandelt hat:

    „Don’t give smart people and good sailors more time than necessary“

    TOUSA hat diese Zeit bekommen (zu viel und zu wenig Wind, Fehler NZL und die gut ausgespielte Startverschiebung) und hat diese Zeit extrem gut genutzt um sich seglerisch und technisch zu verbessern. TNZL hatte anscheinend nicht die Mittel da mitzuhalten.

    Man fühlt mit Dean Barker und ärgert sich ein wenig dass „Goliath“ wieder gewonnen hat. Insgesamt ein tolles Event, das sich hoffentlich nicht erst in 3 oder 4 Jahren fortsetzt!

    • stefan sagt:

      Das Format war doch vorher bekannt.

      Wer bei einem Marathonlauf die ersten 20km in Weltrekord läuft muss am Ende nicht der Gewinner sein. Es ist doch in jeder Regattaserien normal, das es nach 60% der Rennen interessant wird, weil dann alle Karten offen sind und es sich entscheidet wer das was er auf dem Wasser gesehen hat am besten antizipieren kann.

      Wer nur die ersten 10 Rennen beim jetzigen AC betrachtet vergisst, dass TNZ einen entscheidenden Vorteil zu Beginn hatte. Die hatten immerhin schon viele Rennen unter Rennbedingungen gegen fremde Teams hinter sich. Auch wenn sie diese haushoch dominiert haben, so gibt einem das Routine und einen Erfahrungsvorsprung gegenüber einem Team, das zu dem Zeitpunkt nur mit sich selber spielen durfte.

      • Passatbark sagt:

        Und sich alle Telemetriedaten hat zusichern lassen und einen 2. Kat parallel bauen lassen. Die armen Oracle Segler. Ich bekomme fast Mitleid, wenn ich Deine Buchstabenkram sortiere.

        Aber Du hast wahrscheinlich den Megadurchblick und bist eh mit mehr Tiefgang unterwegs (und 3 roten Lichtern).

  13. Einheizer sagt:

    Wenn da nicht so viele Vollpfosten auf dem Boot sitzen würden, könnte man sich glatt mit ihnen freuen!

    • Hans B. sagt:

      Wenn Du das Boot der Amerikaner meinst, da saßen keine Vollpfosten drauf. Das waren alles hochmotivierte Vollprofis, die wie kein anderer ihr Handwerk verstanden. Außerdem hatten sie das große Glück, dass hinter ihnen ein finanzstartes Syndikat stand.
      Auch wenn ich die Daumen für die Neuseeländer gedrückt habe, die sportliche Leistung von Oracle muss man anerkennen – es sei denn, es zeigt sich im Nachherein doch noch, dass am Boot unerlaubterweise manipuliert wurde.

    • Alex sagt:

      Äh, das saß nur einer auf dem Boot. Von dem halte ich auch nicht sonderlich viel. Mann sollte aber schon sehen das dieser „Vollpfosten“ neben seinen Verfehlungen auch schon ordentlich was geleistet hat, in seinem Leben.
      Und Du? Was hast Du so schon alles gerissen? Bist sicher auch schon mal in der Türkei auf einem Top Cat gesessen, am Strand.

      Der Rest ist auf dem Boot gestanden.

  14. Ampere sagt:

    Sieger-Ehrung

    zuerst die Zweiten: Dean Barker , ohne Cappi, zieht die Sonnenbrille weg und spricht ohne Visier frei in die Camera. Seine Crew zeigt angemessenen Respekt. Sportsmen.

    dann die Ersten: James Spitthill, Cappi auf, Sonnenbrille im Gesicht, spricht wie mit Kaugummi im Mund. Er nimmt den Cup – die Kanne genannt – hält ihn lässig quer und übergibt ihn sofort an den Sponsor. Larry Ellison fühlt sich als Sieger und läßt sich bejubeln. ( Der Mann, der sich jetzt als Segel ausgibt, konnte sich bei seiner der Sieges-Mitfahrt auf dem AC72 kaum festhalten.) Die Crew auf dem Siegerpodest – auch Söldner genannt – unterhält sich derweil angetan gegenseitig.
    Für alle sichtbar wird der Cup während Champagner-Dusche mit selbigen gefüllt und als Kanne zum Trinken durchgereicht, und entleert.

    Entehrt.

  15. Michael sagt:

    Unstreitig muss man den Amerikanern gratulieren – mehr aber auch nicht. Wie bereits seit einigen Tagen vermutet, trat die Sensation ein. Dieser Cup wird aus mehreren Gründen als einer der bedeutentsten in die Geschichte eingehen.

    Zu den Kiwis bleibt mir nur resümieren, dass sie es als Team mit kleinem Budget einfach nicht bringen, ihr Boot wie die Amis während des Cups zu entwickeln. Vermutlich stellten sie gerade so ihr Boot für den Cup auf, in dem Wissen, dass bei den Rennen dann nicht viel passieren darf. Dies mag auch die Zurückhaltung Dean Barkers erklären.

    Ich bedanke mich auch bei LE, ohne dem diese spannende Show nicht möglich gewesen wäre. Sie war nicht nur spannend sondern in Bezug auf bestimmte Bereiche auch richtungsweisend, z.B. was die TV-Übertragung Streckenführung und Rennmodus betrifft. Allein das Rennen gestern wieder bis zu dem Zeitpunkt, als Team USA die Führung übernahm – Herzklopfen kostenlos.

    Danke auch an Servus-TV für die tolle Übertragung und Moderierung, wenn auch einige hier der Meinung waren, dass die Moderation für die Tonne war.

    Kopf hoch ihr Kiwis – auch ihr habt einen maßgeblichen Anteil an der gelungenen Show. Und irgendwie hat man das flaue Gefühl, dass sie um den Cup betrogen worden sind.

    Micha

    • Hannes sagt:

      Wo kann ich hier eigentlich für die Kiwis spenden dass es beim nächsten mal für das letzte Quäntchen Glück reicht um Herrn E. aus SF. in den Allerwertesten zu treten und sie anschließend den Pott mit nach Hause nehmen können?
      Segelreporter.com soll ja eine ganz gute Plattform dafür bieten.

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