America’s Cup Unglück: Brach Artemis AC72 vor oder nach Kenterung auseinander?

Die Untersuchung läuft

Vier Tage nach dem tödlichen Unfall in San Francisco dementiert Artemis veröffentlichte Einzelheiten zur Kenterung. Welche Fakten falsch sind, wird dabei nicht klar.

In einem Bericht des australischen Newcastle Herald wird beschrieben, dass die Segler versucht haben, ihrem eingeklemmten Kameraden mit Sauerstoffflaschen zu helfen. Als Rettungskräfte den 36-Jährigen Andrew Simpson befreien konnten, war es bereits zu spät.

Der Artemis AC72

Der Artemis AC72 ist kurz nach der Kenterung nur noch ein Wrack.

Artemis hat inzwischen die Beschreibung der Fakten in diesem Artikel als falsch dargestellt. Es wird aber nicht klar, worauf sich der Fehler bezieht. Vermutlich eher auf den fraglichen Kollaps der Struktur, was Gegenstand der aktuellen Untersuchung ist. So schreibt der Herald, dass es im Moment des Abfallens ein Geräusch gegeben habe und das Schiff vor der Kenterung in zwei Hälften zerbrochen sei.

Das ist die wichtigste Frage der Untersuchung. Brach der Katamaran vor oder nach der Kenterung auseinander? Waren bauliche Mängel die Ursache für den Unfall? Knickte wirklich der Beam durch, der schon beim Schleppversuch auf der Jungfernfahrt „komische Geräusche“ gemacht hatte und eingehend untersucht worden war.

Querverbindung gebrochen

Die Bilder vom Wrack zeigen, dass tatsächlich die vordere Querverbindung gebrochen ist. Das würde auch erklären, warum der Backbord-Rumpf kurz vor dem Ruder weggeknickt ist. Der Rumpf könnte ohne den Beam zur Seite weggegrätscht sein.

Die America’s Cup Organisatoren reagierten derweil auf die Kritik, dass die Untersuchung von eigenen Leuten aufgenommen werde. Sie kündigten an, dass heute eine unabhängige Kommission eingesetzt werde.

Der America’s Cup CEO Stephen Barclay sagt, dass er davon ausgehe, die Regatta wie geplant fortzusetzen. Er werde aber natürlich Iain Murray die nötige Zeit geben, um die richtigen Schlüsse aus dem Unglück zu ziehen.

Wind-Limit ist schwer zu ändern

Dabei ist es schwer, etwas an den Rahmenbedingungen des Protokolls zu ändern. Die Katamarane sind nach den Vorgaben gebaut worden, dass die Cup-Rennen bei 5 bis 33 Knoten Wind gestartet werden können. Wenn knapp einen Monat vor dem Start des Louis Vuitton Cups das Wind-Limit herunter gesetzt wird, dürfte wohl nur Oracle noch die Möglichkeit haben, sein Schiff technisch anzupassen. Die Herausforderer wären nicht mehr konkurrenzfähig.

Andererseits muss auch festgestellt werden, dass die Neuseeländer bisher problemlos und kontrolliert bei Wind über 30 Knoten gefoilt sind. Ihr Boot scheint noch robuster als das der Amerikaner.

Besonders schwierig dürfte es natürlich für das Artemis Team werden. Das neue Boot steht so gut wie bereit, aber niemand dürfte zurzeit an Segeln überhaupt denken.  Dabei läuft gerade Artemis die Zeit weg. Im Gegensatz zur Konkurrenz ist es noch nie mit einem AC72 Foiler gesegelt. Eine schlimme Situation.

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

3 Kommentare zu „America’s Cup Unglück: Brach Artemis AC72 vor oder nach Kenterung auseinander?“

  1. Schlaufuxx sagt:

    Der Beam ist vorher schon im Schlepp derart beschädigt worden, dass er wochenlang untersucht wurde.
    Artemis hat selber kaum Konstruktionsarbeit geleistet und die Daten bei Oracle eingekauft.
    Vielleicht sind sie gar nicht in der Lage dazu.
    Traurig, dass die unheilige Allianz zwischen einem unfähigem Challenger of Record und Lary Allison ein Menschenleben kosten musste.
    Noch nie hat ein Challenger of Record mit dem Verteidiger zusammengearbeitet hat, geschweige denn trainiert hat.
    Die Kiwis, Alinghi, die Aussies, alle haben sich alleine vorbereitet.

  2. coist sagt:

    Schwer vorstellbar, dass der Beam erst danach brach. Die Kräfte dafür müssen ja gigantisch sein. Auch weil der eine Rumpf kaputt ist, das kann doch eigentlich nur bei ordentlich Geschwindigkeit passieren, wenn er wegknickt??

  3. armchairadmiral sagt:

    Und kein Wort vom großen Paul Cayard.
    Weder zu dem katastrophalen Unfall noch sonst. Enttäuschend.

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