VIDEO: KONTROLLIERTES FLIEGEN MIT DEM TEAM NEW ZEALAND
Beim America’s Cup beherrschen die Neuseeländer ihre Flugkunst nach 26 von 30 erlaubten Trainingstagen so sicher, dass sie den australischen Journalisten Richard Gladwell schon zu einem 43,6 Knoten Run mitnahmen. Auch Luna Rossa hebt nun sicher ab, aber wie gewohnt ist der Kampf hinter den Kulissen entbrannt.
Die Italiener reichten einen Protest bei der internationalen Jury ein, in dem sie Oracle Racing der Spionage bezichtigen. Demnach soll das Oracle Team-Mitglied Matthew Mason beim Beobachten der Konkurrenz auf dem Hauraki Golf mit seinem Motorboot den Mindestabstand von 200 Metern nicht eingehalten haben. Am 8. November habe sich Mason exakt bis auf 105 Meter genähert und Fotos vom neuen Luna Rossa Katamaran geschossen.
Das Beobachten des gegnerischen Trimms und seiner Technik ist beim Rennsegeln ein wichtiger Teil der Wettkampfvorbereitung und eigenen Weiterentwicklung. Aber beim America’s Cup hatte es schon immer eine andere Dimension. Die gewonnenen Erkenntnisse sind bei der Interpretation einer Formel besonders wichtig für den späteren Renngewinn.
Aus harmloser Beobachtung wurde Spionage, als die Teams begannen, ihre Kiele zu verhüllen. 1992 beschäftigte US-Sieger Bill Koch Taucher, um gegnerische Rumpfdesigns zu enthüllen, 2003 bekam OneWorld einen Punkt abgezogen, weil es über Konstruktionszeichnungen der Konkurrenz verfügte, und selbst 2009 wurde in der Schweiz ein BMW Oracle Mitarbeiter festgenommen, weil er Fotos von der Alinghi Werft geschossen hatte.
Der aktuelle Fall erscheint dagegen harmlos. Heutzutage beobachten sich alle Teams gegenseitig auf dem Wasser. Verstecken ist unnötig. Aber es gibt eben diese eine Regel, die besagt, dass der Abstand mindestens 200 Meter betragen muss. Eine schwere Strafe für Oracle scheint dennoch kaum vorstellbar. Aber dem inzwischen auf 90 Millionen Euro geschätzte Luna Rossa Syndikat mag es auch um eine psychologische Wirkung gehen.
AC-Management entscheidet gegen Oracle
Schwerwiegender ist dagegen der jüngste Protest des Artemis Teams gegen Team New Zealand und Luna Rossa. Dabei ging es um die Frage, wie die Verdrängung der Rümpfe gemessen wird, die laut Regel mindestens 45 Prozent der Gesamtverdrängung betragen muss.
Strittig ist, ob beim Messvorgang die Schwerter im Wasser gefiert sein dürfen. Die voluminösen L-Foils der Neuseeländer und Italiener erzeugen im Ruhezustand Auftrieb und heben das Schiff an. Nach der ursprünglichen Meinung der Vermesser sollten die Schwerter beim Messvorgang bis zum Anschlag gefiert sein, was dem Kiwi-Boot zu viel Auftrieb gebracht hätte. Die Anhänge hätten verkleinert werden müssen und damit hätte sich wohl die Fähigkeit, sich aus dem Wasser zu heben reduziert.
Nach dieser Interpretation entwickelten offenbar Oracle Racing und Artemis ihre Multihulls. Möglicherweise hingen damit die Probleme der Amerikaner bei ihren Flugversuchen zusammen. Und Artemis zeigte bei seiner neuen Konstruktion noch gar keine Tendenz in die Hydrofoil-Richtung.
Überraschend schaltete sich bei der Entscheidungsfindung das America’s Cup Management ein, und zeigte dabei auf beeindruckende Weise seine formelle Unabhängigkeit vom Verteidiger. Denn es entschied sich nach einer 3:2 Abstimmung gegen die Position von Oracle Racing und wurde schließlich von der Jury unterstützt.
Das brachte wiederum den Challenger of Record Artemis in Rage, der seinen Katamaran entsprechend der gegenteiligen Aussage optimiert hat. Seine Berufung wurde nun aber abgewiesen. Die Niederlage in diesem Vermessungs-Geplänkel um die Vermessungsinterpretation könnte ein schwerer Rückschlag für Oracle und Artemis sein.
Ich rede von Valencia 2007, da waren die Teams Ihrer Sache schon etwas gewachsen….
…ja? 3-4 Teams vielleicht. Der Rest konnte froh sein wenn man sich untereinander mal besiegt hat.
8 Rümpfe sind immer noch weniger als in Valencia…..
Fein Beobachtet
Da waren’s doch bloß 5!
…was nützen einem viele Rümpfe, wenn die nicht auf einem gleichmäßig hohen Niveau gesegelt werden? Valencia war doch oft todlangweilig, weil da Teams segelten, die der Sache in kleinster weise gewachsen waren. Aktuell Segeln wenigsten 4 Teams auf Augenhöhe.
Also, deine „Logik“ mal ein bisschen weitergesponnen, müsste man die Bundesliga dann auch auf 4-6 Vereine zurechtstutzen, da alle anderen Vereine wohl eh keine Meisterschaftschancen haben. Selbiges würde dann auch für Formel1, Olympia, usw gelten. Wer will sich das angucken. Sorry @yuammy, aber deine Argumentation finde ich ziemlich beknackt.
…in der Fussball Bundesliga kann jeder jeden schlagen und das passiert auch regelmässig.
…in der Formel 1 fahren auch 30% mit, die sich nur mit sich selbst und den Teams in diesen letzten 30% messen können. Ich wüste nicht, was man vermissen würde wenn statt 24 nur 16 Teams fahren würden.
…letztendlich ist es doch egal wieviele Teams beim LVC starten, der AC wird trotzdem immer nur zwischen zwei Teams gesegelt.
Der ganze AC entwickelt sich immer mehr zum Bauerntheater………………
nein, zum ganz normalen Americas Cup. Lediglich die Anzahl der Rümpfe hat sich verdoppelt 😉