Beim America’s Cup brodelt die Gerüchteküche. Kiwi Skipper Dean Barker wird mit dem Luna Rossa Team in Verbindung gebracht. Die Neuseeländer dementieren. Sie würden sich auch ihrer stärksten Waffe berauben, einem sehr stark aufgestellten Segelteam.
Langsam nimmt der America’s Cup Fahrt auf, der 2017 in Bermuda ausgesegelt wird. Das beste Zeichen dafür ist das intensiver werdende Gemunkel hinter den Kulissen. Gerne betrifft es das Team New Zealand. Es steht besonders im eigenen Land in der Öffentlichkeit und als Top-Sport immer ein großes Thema. Da greifen Mechanismen, die man hierzulande nur vom Fußball kennt. Aus Tuscheleien werden schnell große Stories. Und das Leben unter der Lupe der Öffentlichkeit hängt auch damit zusammen, dass die neuseeländischen Steuerzahler an der Finanzierung beteiligt sind.
Diesmal kocht das Gerücht hoch, dass die Dienste von Skipper Dean Barker nicht mehr erwünscht seien, und er schon auf dem Absprung zum Luna Rossa Team sei. Die Neuseeländer dementierten prompt. Nichts sei entschieden. Das Team überprüfe alle Bereiche, um schließlich die Kosten zu verringern und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
Es dürfte aber klar sein, dass natürlich der Skipper unter besonderer Beobachtung steht. Er ist das Gesicht der Niederlage beim vergangenen America’s Cup. Außerdem würde Barker mit 42 Jahren deutlich der älteste Steuermann unter allen aktuellen Lenkern sein.
Barker behielt die Nerven
Es wird allerdings schnell vergessen, dass die Niederlage 2013 gegen Oracle nicht durch ein Versagen des Steuermanns zustande kam. Seine Leistung kann überwiegend beim Start taxiert werden. Und da war er überwiegend besser als sein Gegenüber Spithill. Auch beim entscheidenden letzten Rennen behielt er die Nerven unter maximalem Druck und gewann den Start (Replay Race 19).
Niemand hätte den Neuseeländern zugetraut, Oracle beim Cup Finale Paroli bieten zu können. Und die Kiwis sind auch deshalb so weit gekommen, weil die lange gewachsene Partnerschaft zwischen Barker und seinem Taktiker Ray Davies so gut funktioniert. 15 Jahre segelt das Duo schon miteinander auf allerhöchstem Niveau. Stärke von America’s Cup Teams hat immer zum großen Teil mit der Kommunikation unter den Schlüsselfiguren zu tun.
Die funktionierte 2013 zum Beispiel zwischen James Spithill und John Kostecki nicht besonders gut. Nach dessen Rauswurf ging es mit Ainslie dann etwas besser, aber diese Personalie war nicht entscheidend. Am Ende entschied Oracles überlegenes Material über Sieg und Niederlage.
Kein Platz für reine Taktiker
Dennoch ist es klar, dass das Setup des Kiwi Teams unter Beobachtung stehen muss. Das liegt besonders an der veränderten Regel. Nur noch acht statt elf Segler werden auf den AC62 zum Einsatz kommen. Dadurch verändert sich die Anforderung an die Crew.
Es gibt keine Segler mehr, die sich allein um die Taktik kümmern können. Sie werden harte Arbeit am Grinder leisten müssen. Genauso werden auch reine Kurbel-Kraftmonster, bei denen allein die körperlichen Attribute passen, keinen Platz mehr auf den Katamaranen finden.
Perfekt aufgestellt sind offenbar Finn, Laser und Star-Segler wie Giles Scott, Ben Ainslie (BAR-Team) – Tom Slingsby, Andrew Campbell (Oracle) – Paul Goodison, Ian Percy, Frederik Loof (Artemis) – Die bringen auch an der Kurbel Höchstleistung und sind außerdem ausgezeichnete Segler. Artemis hat gleich sieben Olympiasieger im Team.
Vor diesem Hintergrund dürfte eher ein Ray Davies beim Team New Zealand zur Disposition stehen, der auch schon 43 Jahre auf dem Buckel hat, eher klein gewachsen und alles andere als ein Schwerathlet ist.
Generation der Schnellsegler
Am Steuer ist dagegen die neue Generation der Schnellsegler gut aufgestellt. 49er Olympiasieger Nathan Outteridge steuert für Artemis, 49er ex Weltmeister Chris Draper bei Luna Rossa und bei dem Team New Zealand drängt Peter Burling, der absolute Überflieger der vergangenen Jahre.
Ohne ihn gäbe es wohl auch keine Barker Diskussion. Es ist keine Frage, dass der 24-Jährige ein großer Hoffnungsträger für die Kiwis sein könnte. Allerdings wird schnell vergessen, dass es sich beim America’s Cup immer noch um Match Races handelt.
Barker und Spithill zeigten in San Francisco, wie wichtig das Spiel in der Startbox trotz verkürzter Vorstartphase immer noch ist. Otteridge sah beim Louis Vuitton Cup Duell mit Barker überhaupt nicht gut aus. Auch deshalb trat er wohl kürzlich beim World Tour Match Race in Bermuda an und landete auf Rang zwölf.
Peter Burling im Fokus
Burling hat auf diesem Gebiet noch überhaupt keine Erfahrung. Für ihn wäre es perfekt, wenn er von Barker lernen könnte. Zumal er 2016 Olympiasieger im 49er werden möchte und ohnehin zeitlich beschränkt ist.
Beim Kampf um den Sieg beim nächsten America’s Cup wird die Leistung der Segler möglicherweise eine noch größere Rolle spielen als bisher. Die Regeln sind jedenfalls so gedacht, dass die technisch möglichen Unterschiede nicht zu groß sind.
Dann wäre das Team New Zealand perfekt für Inhouse Duelle aufgestellt mit einem erfahrenen Barker/Davies Duo und den jungen wilden 49er Stars Burling/Tuke. Sie könnten zwei Boote zur AC45 World Series schicken und testen, wer schließlich am besten ist. Wenn die Kiwis wirklich auf ihren starken Steuermann Barker verzichten sollten, würden sie sich wohl ihres größten Vorteils berauben.
Barker selbst sagt zu den Gerüchten, das er keine Pläne habe, das Team zu verlassen. „Aber wenn es so sein sollte, dann ist es sicher nicht mein Wunsch.“
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