America’s Cup World Series: Cup-Teams für Neapel – Coutts räumt Fehler ein

"Die AC45 hätten wohl ausgereicht"

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Vom 16. bis 21. April gastiert die America’s Cup World Series mit den AC45 Katamarenen in Neapel. Oracle und Artemis schicken nur ihre B-Teams.

Die vielleicht überzeugendste Erfindung des aktuellen America’s Cup Zyklus ist die America’s Cup World Series, die auf einheitlichen AC45 Katamaranen gesegelt wird. Die Boote sind schnell, die Rennen eng, die Stars der Szene liefern atemberaubenden Sport.

Luna Rossa in Neapel

Luna Rossa 2012 bei der America’s World Series in Neapel. © ACEA 2012 / Photo: Gilles Martin-Raget

Allein die sportliche Einordnung bereitet Probleme. Die Ergebnisse sind für den aktuellen America’s Cup irrelevant. Es handelt sich um eine reine Show Veranstaltung. Und das wird im America’s Cup Jahr noch deutlicher.

Die Cup-Teilnehmer sind zwar per Protokoll zur Teilnahme verpflichtet, aber Ende Dezember machte Team New Zealand Boss Grant Dalton schon klar, dass er diese Regatten inzwischen nur noch als unnötige Ablenkung vom AC72 Segeln sieht. Er verärgerte die Organisatoren, indem er ankündigte, dem neuseeländischen Nachwuchsstar Peter Burling das Steuer in die Hand geben zu wollen.

Oracle und Artemis schicken B-Teams

Inzwischen wurde die zweite von drei World Series Regatta 2013 in New York gestrichen, aber die Veranstaltung im April steht. Die Rennen in Neapel waren im Vorjahr ein großer Zuschauer Erfolg. Aber nun hat auch Oracle angekündigt, nur noch eins statt bisher zwei Boote zu schicken und dem Laser Olympiasieger Tom Slingsby das Steuer in die Hand zu geben, der bisher in der zweiten Reihe stand.

Artemis schickt sogar nur sein Jugendteam, das auch beim Red Bull Youth America’s Cup an den Start gehen wird. Steuermann ist Charlie Ekberg, einer der hoffnungsvollsten schwedischen 49er Steuermänner, der bei der vergangenen WM auf Rang 33 landete.

Dagegen hat sich aber das Team New Zealand offenbar umentschieden und will jetzt doch Dean Barker, Ray Davies und Glenn Ashby nach Italien schicken. Die Kiwis nutzen die Zeit, während ihre AC72 per Frachter unterwegs nach San Francisco sind. Ob Youngster Peter Burling stattdessen wieder für Korea an den Start geht ist noch nicht klar.

Auch Luna Rossa nutzt seine Transport-Zeit, um vor dem Heim-Publikum groß aufzutrumpfen. Die Italiener nehmen die Regatta in Neapel sehr ernst und starten wieder mit zwei Schiffen. Der britische AC72 Steuermann Chris Draper bewegt dabei wieder seinen „Piranha“ und sein bisheriger Taktiker Francesco Bruni übernimmt die Pinne von „Swordfish“, die bisher Paul Campbell James führte.

Auch China ist wieder am Start. Dabei darf der zuvor aussortierte Kommentator Mitch Booth ans Steuer. Er soll mit chinesischen Seglern antreten. Überraschend nicht auf der Liste steht Ben Ainslie mit seinem BAR Team. Er wird offenbar bei Oracle benötigt, wo klar ist, dass er als B-Boot Steuermann James Spithill puschen soll. Der zweite AC72 ist allerdings nich nicht fertig.

„AC45 hätten für den Cup wohl ausgereicht“

Die Zukunft der AC45 Katamarane ist noch nicht klar und hängt wie vieles andere vom Sieger des America’s Cups ab. Aber Russell Coutts hat in einem Interview mit VSail.info noch einmal klar gemacht, wie sehr er die kleinen Katamarane schätzt und dass er in ihnen viel Potenzial sieht.

Er räumt ein, dass es vielleicht sogar ein besserer Weg gewesen wäre, damit den America’s Cup auszusegeln. „Die AC45 hätten für die aktuelle Wirtschaftslage wohl ausgereicht.“ Aber er dachte, sie seien nicht spektakulär genug.

Aber nach der J-Class Ära hätten ja auch der Zwöfer funktioniert. Vielleicht habe er und seine Organisation nicht radikal genug gedacht. Der Versuch der Kostenersparnis sei jedenfalls im Rückblick nicht weit ausreichend gewesen.

Er denke nach wir vor, dass man neben dem America’s Cup einen Circuit mit mehreren Veranstaltungen benötigt. Offenbar ist das eine Richtung, in die er im Hinblick auf die Zukunft nach einer nicht unwahrscheinlichen Cup Vertdeidigung seines Oracle Teams denkt. In einem aktuelleren Interview spricht der Neuseeländer davon, dass er sich gut die AC45 auf Foils vorstellen kann. Möglicherweise haben die AC45 noch eine große Zukunft vor sich.

 

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

14 Kommentare zu „America’s Cup World Series: Cup-Teams für Neapel – Coutts räumt Fehler ein“

  1. JC sagt:

    Ich hatte heute Nacht einen Traum…

    ETNZ hatte den Cup gewonnen und mich als Challenger of Record akzeptiert. Wir hatten vereinbart, dass der nächste Cup auf B/One ausgetragen werden sollte. In den ersten zwei Jahren fanden regionale und nationale Ausscheidungsregatten auf vergleichbaren regional verbreiteten Bootsklassen statt. Im dritten Jahr nahmen Teams aus 143 Nationen an den Kontinentalausscheidungen teil. Der Cup wurde nicht nur zur ältesten und hässlichsten Sporttrophäe der Welt sondern hinter den Olympischen Spielen zur größten Sportveranstaltung der Welt. Das mediale Interesse am neuen Volkssport war so groß, dass man durch die Einnahmen die nationalen Ausscheidungsregatten in 20 Ländern als Americas Cup League vollfinanziert weiterführen konnte.

    … und wenn sie nicht gestorben sind, dann segeln sie schon morgen.

    • Stefan sagt:

      …noch jemand, der nicht verstanden hat (oder verstehen will) das im AC „immer“ nur 2 Teams gegeneinander segeln. Alles was vorher passiert, egal wieviele Team sich da prügeln wer AC segeln darf, hat mit dem AC nichts zutun.

      …oder hat schonmal jemand von den Färöern gehört, dass die sich damit rühmen bisher noch an jeder Fussball WM teilgenommen zu haben?

      • JC sagt:

        … ganz schön spitzfindig wie du meinen Traum kommentierst. Aber du hast Recht, ich war bei meiner Beschreibung wohl etwas ungenau. Nicht der Cup selbst, sondern die Americas Cup League – im wahren Leben bekannt als Louis Vuitton Cup – wurde zur größten Sportveranstaltung der Welt.

  2. Aggewars sagt:

    who gives a fuck about the „breite Masse“. Segeln ist eine Nischensportart. Daran wird auch ein starres Wing-Rig nichts ändern. Oder hat hier jemand bei den letzten X Auflagen des ACs die schwarz-weiße Zielflagge und den Champus vermisst?

    • Stefan sagt:

      …die breite Masse ist immer dann bei solchen Veranstaltungen relevant, wenn es um öffentliche Investitionen für einen AC-Standort geht. Ohne diese bekommst du heute keinen solchen Event organisiert. Schau wieviel Geld in Valencia durch die Stadt, das Land und die EU investiert wurde um den ganzen Hafen umzubauen. Auch in SF jetzt investiert die Stadt nicht unerheblich in Anlagen um dort den Cup zu ermöglichen. Das alles bekommst du nur umgesetzt, wenn solch ein Cup auch eine breite Öffentlichkeit anzieht.

  3. Super-Spät-Segler sagt:

    „Simply mind blowing.“ trifft es m.E.
    Nachdem wie begeistert die Teilnehmer (incl „Dalts“) von den AC72 sind, kann ich mir schwer vorstellen, daß der nächste Cup auf weniger spektakulären Booten ausgetragen wird.

    Meint Ihr ehrlich, die Kiwis würden auf „traditionelle“ Monos setzen?
    Sie sind innovative Thrill-Seeker (Bungee-Jumping, Jet-Boat, Blokart, Aquada, Zorb,…) Ich denke eher, daß es verbesserte Cats werden. Z.B. mit aktiver Foil-Steuerung.

    Bin gespannt und drücke ihnen beide Daumen!

    • Stefan sagt:

      Dalt ist ein alter Mann. Und sieht vor allem, dass sie nicht so super dastehen wie sie noch Anfang des Jahres dachten.

      …schau dir an, was die Jungs sagen die diese Maschinen segeln dürfen. Ich hab noch kein gehört, der nicht begeistert ist.

      …nachdem die AC72 „fliegen“, sehe ich nicht das es in Zukunft irgend etwas vergleichbar interessantes in Hinblick auf „back to monohull“ geben wird. Das würde in der breiten Öffentlichkeit als langweilig verrissen werden.

  4. Stefan sagt:

    Auch auf VSail und das trifft den aktuellen Stand ganz gut:

    Brian Hancock, Creative and Media Director for SpeedDream:

    I, for one, think that the new AC 72 catamarans are one of the best things to happen to the sport of sailing in a very long time. OK, I can already hear the disagreement; they are too expensive, too much to handle, too fast and too dangerous, but that’s what I like about them. For a sport to evolve and grow you need to innovate and these boats ooze innovation. They also ooze sex appeal and that’s a key ingredient for any sport. Even my non-sailing friends are blown away by the sight of a massive, fixed-wing sailboat gliding high above the water at speeds approaching the speed limit on the New York State Thruway. The elegance, styling and thoroughbred performance of the AC72’s is simply mind blowing.

    http://www.vsail.info/2013/03/11/innovate-or-die/

  5. Stefan sagt:

    …mal ehrlich: der AC auf 45 Fuß Yachten? Das ist doch ein bisschen arm oder? Und one-design? Dann ist der AC tot? Zumindest widerspricht das der 160 Jahre Tradition. Aber nach dem man Jahr schon vor Jahren die Nationenregel abgeschafft hat und inzwischen jeder Hansel mitfahren darf, egal aus welchem Land er kommt. Und nachdem es auch egal ist ob die gebauten Yachten auch aus dem jeweiligen Land stammen, ist das Gänze ja eh schon verwässert und man kann den AC gleich begraben und die Kanne für einen neuen Cup stiften. Aber das traut sich ja auch keiner.

    • Carsten Kemmling sagt:

      hmm, ich kann mir nicht vorstellen, dass er one design meint.

    • Kevin8862 sagt:

      Der AC auf 45 Fuß One Design Katamaranen wäre großer Sport, Tradition muss mal endlich gebrochen werden damit aus dem AC vlt nochmal was wird. Genauso wie die in meinen augen leicht rassistische Nationeregel ja jetzt kann jeder mitfahren und für ein land melden wo die Yacht ist doch ehh egal ganz ehrlich. Der AC auf den 45 wäre sicherlich viel besser gewesen.

      • bowman sagt:

        One Design wird sich im AC nicht durchsetzen. Da ist die Stiftungsurkunde vor. Der Herausforderer gibt vor, mit was gesegelt wird. Und wenn sich ein (wohlgesonnener) Herausforderer mit dem Cup-Verteidiger auf ein One Design einigt, gibt es noch immer andere, die genug Kohle haben, um sich eine DOG Match Herausforderung leisten zu können.

        Außerdem: Wer hat denn genug *?*# um den AC nur mit „besser segeln“ zu verteidigen?

  6. wooling sagt:

    Richtig, Ben. Sogar die eigentlich gute Idee der AC World Series verkommt bei Oracle zur Kirmes Veranstaltung.

    Ich drücke ETNZ alles was ich habe.

  7. Ben sagt:

    Hoffentlich holen die ETNZ- Jungs den Cup zurück. Dann hat dieser Schwachsinn endlich ein Ende.

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