Emirates Team New Zealand will die Entwicklung des Wasserstoff-Antriebs vorantreiben und im nächsten America’s Cup Regelwerk festlegen. Die Technik könnte auch für die AC75-Cupper vorgeschrieben werden.
Der Widerspruch war zu offensichtlich. Auf der einen Seite nutzen die aktuellen AC75 America’s Cupper die Windenergie auf einem Rennkurs so effizient, wie kein anderes Boot der Welt (Speedrekord: 53,31 Knoten). Und sie übernehmen damit eine Vorbildfunktion bei der Entwicklung grüner Antriebs-Technologie. Andererseits müssen die begleitenden sogenannten Chase-Boote mit mächtigen Verbrennern ausgerüstet werden, um Schritt halten zu können.
Im November 2019 stellte Team New Zealand Mercury Marine als Ausrüstungssponsor vor und bestückte zwei Begleitboote mit je vier 400 PS Verado Außenbordern. Die Boote waren bei jeder der unzähligen Trainingsfahrten der neuseeländischen America’s Cup Sieger dabei. Da auch die gegnerischen drei Teams auf diese Weise mit dem Begleitmotorboot Echtzeit-Daten ihrer rasenden Yachten sammelten, entsprach die CO2-Bilanz des vergangenen Cup-Zyklus nicht der eines vermeintlich grünen Sports.
Das soll sich beim nächsten America’s Cup ändern. Das Emirates Team New Zeland vermeldet die Zusammenarbeit mit dem einheimischen Unternehmen AFCryo aus Christchurch, das Wasserstoff-Technologien für die Industrie herstellt.
Die Konstrukteure des Emirates Team New Zealand wollen im Rahmen dieser Kooperation ein wasserstoffbetriebenes fliegendes Chase Boot entwickeln, das in den Hallen des Teams gebaut wird.
Verpflichtend für alle Cup-Teilnehmer?
Die Neuseeländer kündigten zudem an, dass sie nach Rücksprache mit dem Challenger of Record Ineos Team UK die Regeln für den nächsten 37. America’s Cup so definieren wollen, dass alle Teilnehmer-Teams wasserstoffbetriebene Begleitboote verwenden müssen. Das würde dann auch für die über 20 Event- und Race-Support-Boote gelten. Ziel ist es, die Reduzierung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe während der gesamten Veranstaltung massiv zu verringern.
Grant Dalton, CEO beim Emirates Team New Zealand, sagt: „Emirates Team New Zealand steht für technische Innovation und wir beabsichtigen auch neue und saubere Technologien in der Schifffahrtsindustrie wirklich voranzutreiben. Wir hoffen, dass wir eine Verschiebung in Richtung Wasserstoffantrieb erreichen und emissionsfrei werden können. Diese Initiative ist für uns nicht ohne Risiko, da wir sehr speziellen Betriebskriterien innerhalb des Teams und des America’s Cups unterliegen.“
Projektleiter Hugh Reynolds von AFCryo kommentiert: „Als Unternehmen arbeiten wir seit 17 Jahren im Bereich dieser Technik. Wir sind ein starker Befürworter der Nutzung von grünem Wasserstoff und stellen schon entsprechende Produktionssysteme in Neuseeland her. Es ist aufregend, mit dem Emirates Team New Zealand an einem solchen Projekt zu arbeiten, um schnell Wasserstoffspeicher und -energie liefern zu können. Es passt perfekt zu unserer Auffassung von nachhaltiger Zukunftsenergie.“
Wasserstoff auch für die Cupper?
Auch INEOS TEAM UK Skipper Sir Ben Ainslie unterstützt den Vorstoß. „Seit fast zwei Jahrhunderten hat der America’s Cup die Grenzen des Designs und der Technik verschoben und gleichzeitig sichergestellt, dass die Innovation der gesamten Schifffahrtsindustrie zugutekommt. Eine Umstellung auf wasserstoffbetriebene Foiling Chase-Boats könnte sich als nachhaltige und praktische Lösung für die Zukunft der Schifffahrtsindustrie erweisen.“
Auch Terry Hutchinson, Skipper und Geschäftsführer des New York Yacht Club Syndikats American Magic steht dem Vorhaben positiv gegenüber: „Es ist beeindruckend, wie sehr Innovation auch nach 170 Jahren des America’s Cups die treibende Kraft ist. Wir unterstützen die Bemühungen der Cup-Verteidiger, die Fähigkeiten zur Leistungsinnovation auf nachhaltige und umweltfreundliche Technologien anzuwenden.“
In der Meldung vom Team New Zealand heißt es außerdem, dass Elemente der Wasserstoff-Technologie dazu benutzt werden sollen, die nächste Generation der AC75 Yachten zu betreiben. Zurzeit verbrauchen die Cupper etwa Batterie-Energie für die Bewegung der Foil-Arme. Es werde noch untersucht, welche Rolle der Wasserstoff auf diesem Gebiet spielen könne.
Der Vorstoß der Neuseeländer scheint gut geplant. In einer Zeit, die dem Sport insbesondere neue Sponsoren zuführt, die eine grüne Botschaft vermitteln wollen, ist es strategisch sinnvoll, in diesem Sinne weniger angreifbar zu werden. Zudem sollte es der Akzeptanz des America’s Cups zuträglich sein, wenn die Millionen der Teambesitzer nicht nur zur Ego-Pflege verpulvert werden, sondern auch einen Wert für die Gesellschaft haben.
Schreibe einen Kommentar