Audi MedCup Finale Barcelona: Skype-Erfinder Zennström führt mit „Ran“

Wieser noch dran

Vier bärenstarke Leistungen in den ersten vier von neun Rennen machen den Geschäftsmann aus London zur vorläufigen Nummer eins im Gesamtklassement. „Es läuft endlich wie am Schnürchen bei uns. Wir haben vorher einen Plan und setzen den konsequent um“, sagte Zennström, der die gesamte Weltelite am Mittwoch mit einem perfekten Start düpierte.

Während sich die Konkurrenz an der Starttonne gegenseitig bedrängte, fuhr die „Rán“ kaltschnäuzig als einziges Boot auf der anderen Seite am Startschiff los und verteidigte die sofortige Führung bis in Ziel.

Das Medcup-Feld beim Start. "Gladiator" (l) hängt deutlich zurück. © Francesco Ferri_Studio Borlenghi/Audi MedCup

Ganz unten eng an der Tonne hatte sich das Audi Sailing Team über die Startlinie gezwängt und war von Beginn an taktisch gehandikapt. „Zudem sind wir an der Kreuz sicher nicht das schnellste Schiff auf der Bahn“, meinte Schümann, „das war wieder klar zu sehen.“

Zwischendurch ließ das rote Boot zwar immer wieder Mal sein Potential aufblitzen, setzte sich am Ende jedoch nicht wirklich durch. „Wir wissen auch nicht hundertprozentig, woran es genau liegt“, so Schümann weiter, „es sind sicher nur Kleinigkeiten, die den feinen, aber entscheidenden Unterschied ausmachen.“

Richtig souverän seien in Barcelona nur die „Rán“ und die „Bribón“ unterwegs. Schümann: „Die wissen, was sie wollen, und wie sie es umsetzen müssen. Wirklich beeindruckend deren Leistung.“

Nicht viel fröhlicher waren die Minen an Bord der „Container“. Etwas besser, aber noch lange nicht gut, lautete die Tagesbilanz. Das noch schlechtere Abschneiden des Audi Azzurra Sailing Teams war ein schwacher Trost. Die Italiener liegen in der Saisonwertung auf Platz zwei und sind einer der drei Gegner beim Medaillenkampf im Circuit.

Vorschiffsmann beim Kampf mit dem Tuch. Schöner Schuss eines Spibergemanövers. © Francesco Ferri_Studio Borlenghi/Audi MedCup

„Wir haben das Boot am Wind mal etwas aufrechter gesegelt, mit weniger Krängung. Das schien uns ein wenig schneller zu machen“, versuchte Deckshand Tom Swift aus Kiel eine Feinanalyse, „es sind aber die Spitzenboote immer noch schneller als wir.“

Ab elf Knoten aufwärts sah die „Container“ besser aus gegen die anderen. Nur gab es davon erneut nicht viel. Nur leichter bis mäßiger Südwind wehte an der katalanischen Mittelmeerküste, und eine durchgreifende Änderung ist nicht in Sicht.

„Unser Boot und wir mögen diese Bedingungen“, ergänzte Zennström, der die Devise ausgab: „Lasst uns eine gute Zeit haben, relaxen und genießen, das Boot zu segeln.“ Bislang geht das Konzept auf. Neu an Bord der „Rán“ ist aber nicht nur die völlig entspannte Haltung, sondern auch der Taktiker.

Morgan Larson aus den USA ersetzte den Neuseeländer Gavin Brady fürs Finale. „Es ist gar nichts Außergewöhnliches, das ich mitgebracht habe oder anders mache“, sagt Larson. „Manchmal kehren neue Besen einfach gut. Es ist jedenfalls großartig, hier vorne zu sein, und wir werden uns nicht nervös machen lassen.“

Immerhin gab es auch ein strahlendes deutsches Gesicht am Steg: Sabine Schumann, Skipperin und Strategin an Bord der spanischen „cruiser-racer.com“, kam nach der Übernahme einer neuen Soto 40 auf Anhieb auf den zweiten Rang punktgleich mit der „Iberostar“. Nur die „Iberdrola“ (beide ebenfalls Spanien) überragte mit zwei Tagessiegen.

„Die sind einfach einen Tick schneller als alle anderen“, so Schumann, die seit 15 Jahren in der katalanischen Hauptstadt arbeitet und lebt, „aber dahinter kommen wir gut zurecht. Die knappen Rennen haben großen Spaß gemacht. Wir sind ja noch Neulinge in der Szene. Das Bootshandling stimmte anfangs noch nicht ganz. Aber im zweiten Rennen haben wir die zweite Position clever verteidigt.“

Das Finale des Audi MedCup Circuits 2011 wird am Donnerstag, dem 15. September, in der katalanischen Hauptstadt Barcelona mit zwei weiteren Kurzwettfahrten der TP52- und der Soto 40-Klasse fortgesetzt. Es sollen leichte Winde bleiben. Die Entscheidung über den Saisonsieg im bedeutendsten Regattazirkel der Welt für Einrumpfboote fällt am Sonnabend, dem 17. September.

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Gesamtstand (nach vier von neun Wettfahrten)

TP52

1. Ràn, Niklas Zennström (Schweden, 2/1/1/2) 6 Punkte
2. Bribón, Gonzalo Araujo (Spanien, 1/3/3/1) 8
3. Quantum Racing, Ed Baird (USA, 3/2/2/7) 14
4. Container, Udo Schütz (Selters), Skipper Markus Wieser (4/7/5/4) 20
5. Audi Azzurra Sailing Team, Guillermo Parada (Italien, 5/5/4/8) 22
6. Synergy Russian Sailing Team, Eugeniy Neigodnikov (Russland, 8/4/8/3) 23
7. Audi Sailing Team powered by All4One, Jochen Schümann (Kiel, 6/8/6/5) 25
8. Gladiator, Toni Langley (Großbritannien, 7/6/7/6) 26

Soto 40

1. Iberdrola (Spanien) 2 Punkte
2. cruiser-racer.com (Spanien) 6
3. Iberostar (Spanien) 6
4. Ngoni (Großbritannien) 8
5. Bigamist (Portugal) 8
6. visit-malta.com (Spanien) 12

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

1 Kommentare zu „Audi MedCup Finale Barcelona: Skype-Erfinder Zennström führt mit „Ran““

  1. Matze sagt:

    „SegelReporter berichtet, erklärt, steckt an.“

    Leider komme ich mir in letzter Zeit etwas verloren vor. Ich habe keine Ahnung von Regatten und welche Regatten gerade wichtig sind. Zum Beispiel wurde in letzter Zeit viel über den Audi Mecup berichtet. Was ist das, wer macht mit und mit welchen Booten? Ich sehe da nicht durch. Vielleicht wäre es gut, dass Segelreporter ein Glossar zu allen Regatten anbietet, über die ihr berichtet. Oder mal ein langer „Erklärungsartikel“ über verschiedene Regatten und deren Bedeutung. Das wäre super!

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