Jörg Riechers blickt schon 1200 Meilen vor dem Ziel seiner Weltumsegelung in Barcelona auf das Rennen zurück. Er versucht einen Blick in die Zukunft und hofft auf eine Teilnahme bei der Vendée Globe.
Nun, wo das Rennen fast zu Ende ist, und die Plätze vergeben sind, ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Mit etwas Abstand betrachtet werde ich in einigen Jahren sicher sagen, dass das BWR ein sehr wichtiges und gutes Rennen für mich war. Heute bin ich froh, dass es in acht Tagen vorbei ist.
Ein Erfolg aber trotzdem, weil man auch aus Misserfolgen lernt, und weil die nötige Härte, die man für ein Vendee Globe braucht, nur aus den schwierigen Situationen hervorgeht, die wir durchlebt haben.
Dabei haben wir uns in der ersten Hälfte des Rennens ganz gut geschlagen, trotz der vielen kleinen technischen Probleme. Schon nach wenigen Tagen war uns allerdings klar, dass wir speedmäßig auf verlorenem Posten stehen. Wir konnten nur mit „Gaes“ und teilweise mit Neutrogena mithalten, wenn wir taktische Risiken eingingen oder das Boot stark gepushed haben.
Dabei hatten wir im Indischen Ozean eine ganz gute Phase, in der wir sogar aufholten. Das Problem war allerdings, sobald wir den Fuß einigermaßen vom Gas genommen hatten, haben wir rund 50 bis 60 Meilen auf „Gaes“ und „Neutrogena“ pro Tag verloren.
Ob das harte Pushen nun zum Ruderschaden geführt hat, kann ich nicht sagen. Klar ist, der Ruderschaden hat das Rennnen als solches für uns entschieden. Nach dem Pit Stop in Neuseeland hatten wir noch die leise Hoffnung den vierten Platz vielleicht zurück zu erobern, aber daraus wurde nichts. Ein Wetterfenster nach dem anderen schloss sich vor uns und nahm uns die Möglichkeit, auf die beiden Boote vor uns aufzuholen.
Was für immer in meiner Erinnerung bleiben wird ist die Kap Hoorn Rundung bei 70 Knoten Wind und die Erkenntnis, dass ich „angstbefreit“ bin – ist ja auch schon was. Positiv sind auch die Erfahrungen, die ich im Southern Ocean sammeln konnte, der Segelstil dort ist doch ein anderer, als im Atlantik.
Die Zukunft
Die Zukunft hat schon mit der Planung des neuen Bootes während des Rennens begonnen. Denn noch ein Rennen um die Welt auf einem langsamen Boot möchte ich vermeiden. Und man muss ganz klar sehen, das Niveau der Boote beim Vendee Globe 2016 wird ungleich viel höher sein, als beim BWR. Das Gewinnerboot „Mare“ wird es beim Vendée schwer haben, über das Mittelfeld hinauszukommen.
Das Vendée Globe wird das Rennen der Foiling 60 werden. Die Foiler werden einige Knoten schneller sein, als die „classic“ Open 60s. Wobei sich uns hier eine riesige Chance eröffnet, da die VPLP/Verdier-Designs Semi-Foiler sind, d.h. die Rumpfform ist noch mehr oder weniger die eines Standard Open 60, der mit Foils sozusagen Turbo-Charged wurde.
Das ist schon ein riesen Schritt vorwärts, aber wir gehen noch einen Schritt weiter und designen zunächst das Foil- und Ruder-Package, erst dann den passenden Rumpf dazu. Das Boot wird mit Sicherheit eines der extremsten, aber auch der schnellsten Open 60 werden, denn am Ende vom Tag gewinnt nicht das Rennen alleine der Skipper, sondern vor allem das Boot.
Es ist nur die Kunst das richtige Boot auszuwählen und dann intelligent zu segeln. Wie antwortete Brad Butterwoth 2007 nach dem Gewinn des America’s Cups auf die Frage, wie man den AC gewinnt? „With Boatspeed – that’s it!“ – das gilt auch fürs Vendee Globe – Boatspeed wins…
Schreibe einen Kommentar