Nach einem im wahrsten Sinne des Wortes stürmischen Start mit sechs Beaufort und in Böen auch mehr machten sich beim 22. blueribboncup 18 Yachten in zwei ORC-Wertungsgruppen auf den Weg von Kiel nach Kopenhagen – im Uhrzeigersinn um Seeland herum. Beim Start am Mittwochabend vor dem Kieler Yacht-Club am Mittwoch, 18. August, gab der Wind mit kräftigen Böen einen Vorgeschmack auf den nachfolgenden Nachttörn Richtung Norden. Zwei Yachten verzichteten aufgrund der Wetterbedingungen auf die Teilnahme an der Langstreckenregatta. Vor den restlichen 18 Crews lag eine Nacht mit drei bis vier Beaufort, aber ohne die befürchteten heftigen Böen. Erschwert wurde das Segeln im Kattegat durch hohe Wellen sowie den starken Gegenstrom im Großen Belt.
Insgesamt 17 Yachten erreichten das Ziel in Kopenhagen nach 180 Seemeilen am Donnerstag noch bei Tageslicht. Lediglich die „Dockenhuden“ (Maik Dünnfründ/MSC) brach das Rennen ab und legte in Langeland an, war aber bei der Rückregatta von Kopenhagen nach Kiel wieder mit am Start. Als erste Yacht passierte die Rainbow 42 „Uijuijui“ mit Skipper Maurice Oster nach 18 Stunden 45 Minuten und 44 Sekunden gesegelter Zeit die Ziellinie in Kopenhagen, es folgten die „Moana“ (Marten 49 Mod/Hanno Ziem/KYC) und die „Gingko“ (Dirk Clasen/RVE).
Auch nach Berechnung ging die als Erste in Kopenhagen angekommene „Uijuijui“ der ORC I-Gruppe als Hinrundensieger des blueribboncups aus der Langstreckenregatta hervor. Platz zwei belegte Dirk Clasen (Regatta Vereinigung Elbe) mit der „Gingko“ vor der „Rarotonga“ (Swan 46/Elbfreibeuterclub), die 2019 auf dem Hinweg nach Kopenhagen Rang zwei ersegelte sowie im vergangenen Jahr bei der Corona-bedingt abgespeckten Cup-Variante „Rund Fünen“ den Gesamtsieg unter Swan-Skipper Christoph Mählmann errang. „Alle anderen hatten gerefft und waren mit kleinen Segeln am Start. Wir sind mit Großsegel und Gennaker I wunderbar nach Langeland hochgesegelt, haben bei der Brücke auf die kleine Fock gewechselt und sind später mit dem Spinnaker mit Vollgas nach Osten gefahren. Das hat Bock gemacht, und wir waren rasend schnell da“, fasste Mählmann die Hinregatta zusammen.
Titelverteidiger Jonas Hallberg/Kieler Yacht-Club konnte sich auch in diesem Jahr beim blueribboncup durchsetzen und gewann mit der JPK 10.30 „Hinden“ die Wettfahrt von Kiel nach Kopenhagen in der ORC II-Wertungsgruppe. Bereits 2019 hatte Hallberg mit seiner Crew die Hin- und die Rückregatta beim blueribboncup und damit den Gesamtsieg gewonnen. In diesem Jahr ist Eigner Jonas Hallberg mit einer neuen JPK 10.30 am Start. Der blueribboncup ist erst die zweite Regatta mit dem neuen Boot, weshalb Hallberg das Rennen lieber etwas defensiver angehen wollte. Die Freude des Kielers über den Sieg der Hinregatta war groß: „Cool, dass wir gewonnen haben.“ Oberstes Ziel sei es gewesen, die neue „Hinden“ heil über den Kurs zu bringen. In einer gesegelten Zeit von 21 Stunden, einer Minute und 35 Sekunden ist das sehr erfolgreich geglückt. „Es war ordentlich stürmisch, aber nicht so schlimm wie erwartet“, berichtete er.
„In erster Linie wollen wir bei den Windbedingungen unfallfrei in Kopenhagen ankommen, natürlich gerne mit einem guten Ergebnis“, lautete auch das Motto von Christian Rönsch (KYC), Eigner der J/111 „Piranha“, der mit vier Personen Stammcrew und vier neuen Crewmitgliedern an den Start ging. Bei der Hinregatta freute sich die Crew über Platz drei in der Wertung ORC II, wie bereits 2019. Vor der „Piranha“ auf Platz zwei lag in der ORC II-Gruppe Uwe Bartel (SC Dümmer) mit seiner „Joint Venture“, die als einzige Dehler 30 OD startete.
In Kopenhagen begann der Ruhetag im Tuborg Havn mit einem Frühstücksservice mit frischen Brötchen und dänischen Leckereien des Sponsors May & Olde. Abends trafen sich die Langstreckensegler/-innen im Hellerup Sejlklub zur Siegerehrung der Hinrunde und einem anschließenden BBQ, bei dem sie ihre Segelerlebnisse austauschen konnten. Dadurch, dass alle Yachten durch die Windbedingungen recht zügig in Kopenhagen eingetroffen waren, hatten die Crews in diesem Jahr ausgiebig Zeit, um die dänische Hauptstadt zu erkunden.
Nach dem Ruhetag mit einem gemeinsamen Abend im Hellerup Sejlklub ertönte Sonnabend um 10 Uhr das Startsignal für Rücketappe, die KYC-Trophy. 17 Yachten nahmen Kurs auf Kiel. Nicht mehr mit von der Partie war die Baltic 52 „Zukunft IV“. Ihre Crew nutzte die Hinregatta als Auftakt für einen Törn nach Norwegen.
155 Seemeilen lagen vor den Langstreckensegler/-innen. Der Kurs war eine Besonderheit. Erstmals war den Teilnehmern freigestellt, sich für den Weg durch den Grönsund oder rund Gedser zu entscheiden. So waren die Navigatoren und Taktiker gefordert die beste Entscheidung aus Kurslänge, Wind- und Stromerwartungen und Schwierigkeiten mit Sperrgebieten abzuwägen. Erstaunlicherweise war die Wahl dann doch einmütig zugunsten des klassischen Weges rund Gedser. Das Risiko, bei Flaute im Grönsund hängenzubleiben, wollte wohl keiner eingehen.
Nach einer teilweise stürmischen Hinrunde nach Kopenhagen, nahm der Wind bei der Rücktour deutlich ab und es war etwas Geduld von den Segler/-innen gefragt. Im Vorfeld hatte Organisator Eckard von der Mosel die Crews in Kopenhagen bereits darauf vorbereitet und sie motiviert, auf keinen Fall zu früh aufzugeben und den Motor zu starten. „Es war eine sternklare Nacht mit teils spiegelglattem Wasser. Leider hatten wir zwischendurch ein ‚glückliches Händchen‘ für die windfreien Zonen und mussten so zweimal den anderen beim Fahren zusehen“, beschrieb Jonas Hallberg, Eigner der „Hinden“ die Wetterlage auf dem Weg zurück nach Kiel. Trotzdem hätte die Regatta wieder superviel Spaß gemacht. „Das Wetterfenster während des blueribboncups war perfekt. Wir mussten kein einziges Mal kreuzen und waren auf dem Hinweg rund zwölf Stunden früher in Kopenhagen als bei den vorherigen Veranstaltungen. So hatten wir dort diesmal richtig lange Zeit“, freute sich Hallberg, der mit der Performance seiner neuen „Hinden“ zufrieden war.
Auf der Rückregatta von Kopenhagen nach Kiel setzte sich die Marten 49 Mod „Moana“ an die Spitze des Feldes. Bis zum Ziel in Kiel konnte die Yacht die Führung halten und passierte nach einer gesegelten Zeit von 22 Stunden, acht Minuten und 40 Sekunden als „First Ship home“ die Ziellinie am Kieler Leuchtturm. Nach gesegelter Zeit war die „Moana“ auf beiden Etappen zusammen die schnellste Yacht. Bei der Rückregatta reichte es nach Berechnung allerdings nur für Rang zwei in der ORC I-Gruppe. Platz eins belegte Dirk Clasen mit der H 39 „Gingko“. „Der blueribboncup war diesmal eine bunte Mischung aus viel und wenig Wind mit einem schnellen Hinweg und einer relativ normalen Rückfahrt. Der Kurs ist einfach immer wieder schön“, sagte Clasen. Als nächste und letzte Regatta des Jahres steht für die „Gingko“ die „Baltic 500“ auf dem Programm. Wie bereits auf der Hintour sicherte sich auch auf dem Rückweg die „Rarotonga“ den dritten Platz in ORC I. „Unsere Yacht wiegt 16 Tonnen, die mag wenig Wind nicht. Ab Gedser kam dann aber wieder Wind. Der blueribboncup ist immer abwechslungsreich und hat ganz viel Spaß gemacht. Wenn es zeitlich passt, sind wir nächstes Mal gerne wieder mit dabei“, sagte Christoph Mählmann.
In der Wertungsgruppe ORC II siegte Heiko Päsler mit der X-362 Sport „Static Electric“. Platz zwei belegte wie bei der Wettfahrt von Kiel nach Kopenhagen Uwe Barthel mit der Dehler 30 OD „Joint Venture“ vor der Akilaria 950 „Whiteout“. Die „Piranha“ brach das Rennen ab.
Das Fazit von H.-Eckhard von der Mosel, dem Initiator und Gesamtleiter des blueribboncups fällt positiv aus. „Es war etwas anders als in den Vorjahren, aber seglerisch ganz toll. Sogar die Flautenphase auf dem Rückweg hatte ihr Gutes. So erreichten die Segler das Gebiet mit den neuen Sperrungen wegen der Fehmarnbelt-Querung erst bei Tageslicht, was die Orientierung erleichterte“, resümierte er nach der Siegerehrung. Auch das Zeitnehmen durch die Teilnehmer/-innen selbst beim Überqueren der Ziellinie am Kieler Leuchtturm hätte sehr gut funktioniert, so von der Mosel. „Uns haben mit den Zeitprotokollen viele begeisterte Kommentare der Segler erreicht“, freute er sich.
Mit der Siegerehrung im Clubhaus des Kieler Yacht-Clubs in Strande endete der 22. blueribboncup am Sonntagabend. Nach alter Tradition wurden neben den Preisen für die Erst- bis Drittplatzierten jeder Gruppe Wanderpreise vergeben. Die „Moana“ erhielt das Anrecht auf den Carl Grage Gedächtnispreis von 1957 für das erste Boot im Ziel, wofür die gesegelten Zeiten beider Strecken addiert werden. Insgesamt 41 Stunden, 23 Minuten und 26 Sekunden war die „Moana“ auf beiden Wettfahrten zusammen unterwegs. Der R. T. Dixon Challenge Cup von 1912 für die beste Yacht nach ORC über alles, wofür die berechneten Zeiten beider Wettfahrten addiert werden, ging an Uwe Barthel mit der „Joint Venture“. Die KYC-Trophy für das beste Boot nach ORC der Wettfahrt Kopenhagen – Kiel bekam die Crew der „Static Electric“.
Der Termin für den 23. blueribboncup steht bereits: Am Mittwoch, 17. August 2022, fällt der Startschuss vor dem Kieler Yacht-Club.
Ergebnisse blueribboncup 2021, KDY-Trophy Kiel-Kopenhagen:
(Platz, Schiffsname, Bootstyp, Skipper/Eigner)
ORC I:
1. Uijuijui 4, Rainbow 42, Maurice Oster
2. Ginkgo, H 39, Dirk Clasen
3. Rarotonga, Swan 46, Christoph Mählmann
ORC II:
1. Hinden, JPK 10.30, Jonas Hallberg
2. Joint Venture, Dehler 30 OD, Uwe Barthel
3. Piranha, J/111, Patrick Schmidt
Ergebnisse blueribboncup 2021, KYC-Trophy Kopenhagen-Kiel:
(Platz, Schiffsname, Bootstyp, Skipper/Eigner)
ORC I:
1. Gingko, H 39, Dirk Clasen
2. Moana, Marten 49 Mod
3. Rarotonga, Swan 46, Christoph Mählmann
ORC II:
1. Static Electric, X-362 Sport, Heiko Päsler
2. Joint Venture, Dehler 30 OD, Uwe Barthel
3. Whiteout, Akilaria 950, Hasso Hoffmeister
Schreibe einen Kommentar