Segelprofi Boris Herrmann konzentriert sich ab sofort auf die Vorbereitung seiner neuen Hochseekampagne mit dem Ziel Vendée Globe 2020. Zurück in Hamburg hat der 35jährige die Jules Verne Trophy hintenan gestellt.
Mit dem Trimaran „IDEC Sport“ unter dem französischen Skipper Francis Joyon wollte der Navigator die schnellste jemals rund um die Welt gesegelte Zeit (gut 45 Tage) unterbieten. Wegen einer ungünstigen Wetterentwicklung war der Rekordversuch jedoch nach einer Woche in der Nähe des Äquators abgebrochen worden.
„Diese Rechnung bleibt leider offen, aber die nächste Herausforderung kann nicht länger warten“, erklärte Boris Herrmann. „Im Einvernehmen mit dem Team, dem Sponsor IDEC und Skipper Francis haben wir entschieden, dass ich an Land bleibe, um mich ganz auf die IMOCA-Kampagne zu konzentrieren, nachdem der Kauf unseres Open 60 endgültig vollzogen ist.“ Da in Sébastien Audigane zudem ein perfekt geeigneter Ersatzmann bereitstand, konnte die Mannschaft Boris Herrmann ohne Schwächung freistellen und er sich guten Gewissens seiner neuen Aufgabe widmen.
Herrmann geht diese voller Motivation und Tatendrang an: „Es ist ein phantastisches Projekt mit viel Unterstützung und Dynamik. Wir waren noch nie so nah dran. Es macht unglaublich Spaß. Ziel ist eine Kampagne mit deutscher Identität zu kreieren und das Schiff auch zur Kieler Woche, zum Rennen rund Skagen und nach Hamburg zu holen. Wir wollen viele Personen an Bord einladen, Medien- und Sponsorenvertreter sowie möglichst viele Schlüsselfiguren der Szene, und diese moderne Art des Segelns hier in Deutschland anfassbar machen.“
Nach einer erfolgreichen gemeinsamen Saison auf dem foilenden GC32-Katamaran „Malizia“ stellen sich der Yacht Club de Monaco mit Vizepräsident und Herrmanns Segelfreund Pierre Casiraghi hinter das gemeinsame Projekt. Erste gute Gespräche zu potentiellen Sponsoren haben stattgefunden. Weitere Anstrengungen seien nun oberste Priorität, um weitere Partner ins Boot zu holen.
Der geborene Oldenburger geht mit einem weinenden und einem lachenden Auge von Bord der „IDEC Sport“. Joyon & Co. sind wieder auf Standby für einen dritten Weltrekordversuch. 2015 war das Team mit dem Deutschen nur um zwei Tage über der Bestmarke geblieben. „Mit Sébastien bin ich 47 Tage rund Amerika gesegelt, der hat das Zeug mit dem nötigen Biss“, so Herrmann, „und ich hoffe sehr, dass die Mannschaft es diesmal packt.“
Die erneute Erfahrung auf der Hightech-Rakete mit konstanten, schier unglaublichen Spitzengeschwindigkeiten von 46 Knoten (fast 90 km/h) sei großartig gewesen, auch wenn das große Ziel zunächst verpasst wurde. Die gesamte Crew zeige großes Verständnis, befürworte und unterstütze seine anderen Pläne.
Trainingsbeginn soll im Mai in der Bretagne sein. Den Regattaauftakt macht das Rolex Fastnet Race im August. Zusammen mit Casiraghi will Herrmann als Zweimann-Crew dabei sein. Jede Saison sind vier große Regatten geplant, darunter zwei Transatlantikrennen allein oder zu zweit. Dabei werde der Open 60 feingetunt und weiterentwickelt. Ziel ist ein Podiumsplatz bei der Vendée Globe im Jahr 2020. Die langfristige Vorbereitung soll den Grundstein dafür legen und der kommerzielle Erfolg als Return on Investment für die Unterstützer bereits vor der Vendée gegeben sein. „Das härteste Hochseerennen der Welt kommt dann als Jackpot oberdrauf“, so der viermalige Weltumsegler abschließend.
Quelle: Boris Herrmann Racing/Andreas Kling
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