Stefan Boden ist mit seiner Varianta 18 in Dänemark auf Sommertörn. Er schreibt an SR: Bei starkem Regen und guter Internetverbindung habe ich gestern im Hafen Sportstudio geguckt. Hier mein Eindruck:
Kleiner segeln – größer leben. Filmemacher und Autor Stephan Boden verbringt jeden Sommer auf dem Wasser. Früher auf seiner VA18 „Digger“ jetzt auf der Bente24, die er selbst initiiert hat. „Auf See habe ich Zeit, das schärft den Blick für Details.“ Zu seinem Blog geht es hier
17 Antworten zu „von Digger zur Segeln-Diskussion im ZDF Sportstudio“
sagt:
Digger, du schreibst: „Segeln hat ein Nachwuchsproblem. Kein kleines – ein richtig großes Problem. Wie kommt man da raus? Richtig: durch Präsenz in den Medien, durch gute Sponsoren, durch erfolgreiche und beachtete Events und Aktivitäten.“
Alles Quatsch! Man kommt daraus, wenn man Erfolge aufweisen kann, die die Öffentlichkeit aufmerksam macht! Keiner hätte wegen Beckenbauer angefangen Fußball zu spielen, wenn der immer letzter geworden wäre!
Also ist nicht die Frage, wie komme ich schick ins Fernsehen, wie kann ich den meisten Spaß haben… Die Frage ist wie habe ich Erfolg. Einer der es wissen sollte sagte mal dazu: Es gibt viele talentierte Segler da draußen auf den Regattabahnen, um Erfolg zu haben musst du mehr und härter trainieren als die anderen.
Also finde talentierte Jugendliche die du dazu bringst und du hast Erfolg. Da brauchst du dann auch kein Red Bull mehr.
sagt:
@Digger und steehl, besser kann man das Thema nicht auf den Punkt bringen.
sagt:
Scheibenwischer,
es geht doch hier nicht nur um den Regattasport. Segeln ist viel mehr als das. Und das eine coole Vermarktung einer Sportart große Auswirkung auf den Breitensport hat, ist nun mal heute so. Guck Dir mal Klettern und Bergsteigen an: Die Weltelite macht da Dinge, die sind für den Breitensport völlig unvorstellbar – zeitlicher und finanzieller Aufwand, physische mentale Belastung, Risiko…. Der normale Hobbyist hat gar keine Lust, so etwas zu machen. Trotzdem zieht die mediale Berichterstattung darüber Tausende von Leuten in den Sport, und wenn sie am Ende nur Wandern gehen. (Im Bergsport ist der Altersschnitt zumindest in den Alpen in den letzten 20 Jahren übrigens um bestimmt 25 Jahre gefallen).
Insofern schadet es ganz sicher nicht, wenn coole Jungs auf coolen Booten von einem coolen Sponsor unterstützt auf all dessen Medienkanälen erscheinen – der Redbull Kanal auf youtube hat 2.5 Mio Abonnenten und die 100 beliebtesten Filme haben zusammen mehr als eine halbe Milliarde Views. Das mag die klassischen Vertreter des weißen Sports wohl abschrecken (inklusive ihres Sprachrohrs Schümann), der Popularität der Sportart im Rest der Bevölkerung kann es aber nur zuträglich sein. Und das ist es, um was es geht.
Vielleicht fallen am Ende auch ein paar klassische Regattasegler ab, vielleicht auch nicht. Vielleicht werden auch neue Formate erfunden oder die Leute gehen einfach Segeln. Den Erfolg von Segeln nur über die Anzahl der Teilnehmer auf dem klassischen Dreieck zu definieren ist vorgestrig.
Die Alpenvereine haben auch erst Erfolg, seit sie Sportklettern an Plastikwänden und Mountainbiken unterstützen. Aber seitdem sind die Vereine und die Hütten voll – übrigens auch mit deutlich mehr Wanderen. Wäre der Fokus immer noch auf dem Wanderabzeichen am Holzstock, würden sie gerade aussterben.
sagt:
@steehl: Besser hätte man es nicht erklären können! Danke Dir
sagt:
Ich denke, ihr habt beide Recht.
Die Jungs sind einfach sehr sympathisch und richtig gute Segler dazu. Das war der Jochen Schümann auch mal, aber das ist eben schon länger her und die Zeiten ändern sich.
Jetzt mal ganz ehrlich, fänden wir es spannend, Live-Bilder während einer Regatta von 120 Soling Booten zu sehen, zu sehen, wie die 2 Stunden virtuelle Dreiecke absegeln ?
Das ist nicht mal als Zuschauer spannend.
Die AC 72 sind sicher der falsche Weg, aber deswegen muss man nicht gleich alles in einen Topf werfen und die kleineren AC45 mit diesen Monstern gleichstellen.
Wohlgemerkt, ich bin noch keine einzige Meile auf einem Kat oder Tri gesegelt, aber ich find‘ sie sexy.
Daher habe ich den Jungs auch was gespendet und hoffe, dass sie sich den Traum erfüllen können.
Die segelnden Beckenbauers mit goldenen Manschettenknöpfen und weißen Hosen müssen ja nicht zugucken 🙂
Ahoi
sagt:
Ich durfte mal auf dem L´hydroptèrè mitsegeln, 49 Knoten. War ziemlich sexy.
Und Schümann selbst distanziert den YAC ja ganz klar vom AC. Dann aber wirft er alles wieder in einen Topf. Ich konnte der Argumentation nur sehr schwer folgen, weil sie widersprüchlich war. Das war in meinen Augen Politik.
sagt:
Ich hab’s bisher nur auf einen Ventilo M2 geschafft. Absolut Droge!
sagt:
Segeln ist nicht Radfahren, was sich jeder mal schnell leistet, sondern Segler sind stark begrenzt, weil teuer und zeitaufwendig. Von daher ist Überprofessionalisierung nichts was dem Sport gut tut, sondern ihm schadet.
Das ist der Knackpunkt, was beim Segeln und in den oberen Etagen immer vergessen wird.
sagt:
Also das mit dem „teuer“ lass ich nicht gelten. Sonst würde auch niemand kiten oder surfen. Nie waren Boote günstiger als derzeit.
sagt:
Recht hast.
In meinem frühren Leben war ich Biker. Segeln kostet mich ein Bruchteil und ich spare sicher nicht an dem Material.
sagt:
Eine Stunde Radfahren dauert genauso lang wie eine Stunde Segeln!
sagt:
Ich selbst Segel nen Jollenkreuzer und ich bin der Meinung das der gemeine Hobby- und Freizeitautotuner mehr Geld in seine Kiste steckt.
sagt:
Wurde auch Zeit das der Entschleunigungsexperte nun endlich seinen Senf zum Profisegelsport abgibt. Ansonsten wäre Segelreporter ja nicht was es ist! 😉
Da es gleich in die Arbeit geht, nur ganz kurz die wesentlichen Zusammenhänge.
Segeln hat deshalb ein Nachwuchsproblem, weil sich der professionelle Segelsport vom Hobbysport abgekoppelt hat. Segeln ist ein Sport, der immer persönlich weitergegeben werden mußte, vom Vater zum Sohn oder vom Freund zum Freund. Segeln in der Öffentlichkeit brachte und bringt dem Sport rein gar nix. Das ist Illusion. Im Gegenteil, das ausgeuferte Profitum und mediengeile Rumgehampel führte und führt nur dazu, daß sich die Breite vom Regattasport immer weiter abwendet, sei es, weil die vorhandene Segellandschaft durch die von Interessensparteien geförderte Klassenvielfalt und den damit verbundenen vollzogenen Klassenwechseln von Profiseglern oftmals zerstört wurde und den zurückgelassenen Klassen so der sportliche Anreiz abhanden kam und sie oft austrockneten oder die Chancenlosigkeit, die man als Hobbysegler mittlerweile in keinster Weise mehr hat, seit das große Geld in Strömen in den Profisegelsport geflossen ist. Ein professioneller Finnsegler verschleißt um die 10 Segel im Jahr. Folien schrumpfen. Ohne vollen Bauch und Maximumzug auf dem Achterlieg brauchst du international bei Wind und Welle nicht mehr antreten. 49er Schalen werden weich und gehören in kurzen Zyklen ausgewechselt. Im Star gibt es Sonderbauten. Scheidt schaut sich jedes Revier nach Wind und Wellenbedingungen genau an und entscheidet dann, mit welcher Schale er da antritt. Allein dieser Materialwahnsinn vermiest es Vielen sich überhaupt noch ernsthaft mit Regattasegeln zu beschäftigen. Und in solchen Turngerätklassen wie 49er bräuchte man imensen Trainingsaufwand als Hobbysegler, wozu keiner Zeit hat, weshalb es auch so gut wie keine 49er Segler national gibt und der ist seit 17 Jahren olympisch und wird medial protegiert wie kein anderes Boot. Allein daran müßtest du merken, daß das alles jeder Logik entbehrt, was du das so von dir gibst.
Es ist genau andersrum Digger. Der Profisport macht die Segellandschaft kaputt, zumindest was das Regattieren anbelangt. Er bringt dem Segeln in der Breite rein gar nichts, sondern schreckt eher ab.
Segeln war gut, wo der Abstand Hobby- zu Profisport und die Materialschlacht sich in Grenzen hielt, wo die Klassen einfacher waren, wo Segeln noch die optimale Kombination aus Sport, Gesellschaft, manchmal sogar Urlaub war. Segeln wird als ausgeuferter, elitärer, medienwirksamer Profisport nie die Massen in seinen Bann ziehen, sondern es werden nur ein paar vom ihm profitieren und zwar die, die seit Jahren erzählen, daß ist der Weg, obwohl alle Fakten belegen, daß es ein Irrweg ist und der Segelsport in der Breite imens unter diesem Irrweg leidet und gelitten hat.
Leider kann man die Scheiße nicht aufhalten.
Dieser Youth Cup ist auch nur ein unwichtiges Showevent, daß sicher keine Zukunft hat. Wetten?
sagt:
@Scheibenwichser: Ne ist klar. Wenn Buhl & Co. auf heißen Kats segeln und das im Fernsehen übertragen wird, werden junge Leute vom Segeln und insbesondere vom Regattasegeln „abgeschreckt“ 🙂 Selten so einen Blödsinn gelesen!
sagt:
Sehe ich in vielen Teilen anders. Segeln hat in erster Linie ein Nachwuchsproblem, weil die Außendarstellung vergammelt ist. Ist ja bezeichnend: Segeln im ZDF – worum geht’s? Um einen Konflikt, öffentlich ausgetragen. Die Alten gegen die Jungen. Währenddessen springt ein Philipp Köster für einen Milchsnack TV Spot fröhlich über Wellen.
Lass die doch mal machen. Warum ihnen vorschreiben, was zu tun ist? Wenn sie dadurch ihre Olympiakarriere versemmeln – na und? Junge Menschen werden in der Seglerszene immer so seltsam eingenordet. Beim Fahrtensegeln auch.
Leute fahren auch Auto, obwohl die F1 eine Materialschlacht ist. Genau übrigens wie beim Radfahren.
Und gegen ein Showevent kann man irgendwie nichts haben. Ausser man denkt in Kategorien wie Messingbarometer und Ankerstickerei auf dem Poloshirt.
sagt:
Ich glaube der richtige Americas Cup reicht als Showevent vollkommen. Auch hier ist der Altersdurchschnitt der Segler nicht oder nur wenig über dreißig und die Sache ist so spektakulär, dass es einem von dir geforderten Mittel gegen Nachwuchssorgen gerecht wird.
Außerdem, die Leute die man noch vom Segeln überzeugen muss schauen sich doch eh nur ein paar Ausschnitte vom richtigen Cup an und nicht den YAC. Ich glaube nicht dass Nachwuchsarbeit ein gutes Argument für den YAC ist.
sagt:
@Scheibenwischer:
Wo in Deutschland wird denn Segeln als Profisport (d.h. die Segler leben vom Segeln) betrieben?
Zumindest in der F18-Szene, die ich ein bißchen kenne, kann keiner vom Segeln leben, wenn den überhaupt jemand mit dem F18-Segeln Geld verdient.
Auch die Kosten sind nicht astronomisch. Alle paar Jahre ein neues Boot, jedes Jahr ein Satz Segel. Das gebrauchte Material verkauft man, wodurch sich die Kosten etwa halbieren.
Im guten Mittelfeld dieser Klasse (Platz 29 von 75) kann man mit einem über zehn Jahre alten Boot mitfahren, wenn man ihm einen gebrauchten modernen Mast und einen Satz neuer Segel spendiert. Alles zusammen sind das unter 10.000 Eur.
Aber auch ganz an der Spitze halten sich Materialschlacht und Trainingsaufwand in Grenzen. Carbon ist weitgehend verboten und die Führenden in der Rangliste sind überwiegend in den 40ern, wenn nicht 50ern!
Meine Haupt-Hinderungsgründe an Regatten teilzunehmen sind A: Der Aufwand für An- und Abreise und B: Der verlorengehende Spaß am Segeln. Ich fahre lieber lange Schläge wohin mich der Wind trägt. Am Wind auch lieber etwas mehr Tiefe und damit Tempo anstatt beste VMG, Freie Fahrt anstatt Gedrängel an der Startlinie und an der Tonne, bzw. auf der Kreuz, wenn mir schon die Flotte mit Gennaker entgegenkommt :D!
Und wie kommst Du darauf, daß „Segeln nicht mehr gut“ wäre, selbst WENN der Abstand Hobby- zu Profisport groß ist?
Z.B. die megateuren und unereichbaren AC72er finde ich extrem faszinierend und liebe es, mir die Amateurvideos vom Training anzuschauen. Deswegen habe ich doch keinesfalls weniger Spaß an meinem 13 Jahre alten Boot.
Eher im Gegenteil, ich segle mehr den je!
Das geht sicher den meisten Seglern, auch denen von Monos so. VOR oder Vendée Globe (unerreichbar) schauen und es selber kaum erwarten können, wieder aufs Wasser zu kommen. Vielleicht noch Freunde und Bekannte anstiften, mal mitzukommen.