Louise Wanser und Philipp Autenrieth waren schwer enttäuscht vom Ausgang der 470er EM, als eine Jury-Fehlentscheidung die mögliche Medaille kostete. Nun teilen sie das Frust-Erlebnis.
Luise Wanser erklärt im Interview mit Andy Rice während der EM die Hintergründe zu ihrer neuen Olympia-Kampagne mit Philipp Autenrieth. Eigentlich habe sie nach dem Japan-Erlebnis nie wieder ein Boot sehen wollen. Aber Philipp habe sie schnell davon überzeugt, noch einmal mit ihm anzugreifen:
„Mit ein paar Tagen Abstand und Zeit, den Frust loszulassen, können wir unsere Erlebnisse jetzt mit euch teilen…“, schreiben Luise Wanser und Philipp Autenrieth in ihrem jüngsten Newsletter. Sie lassen die Ereignisse Revue passieren. Insbesondere das Drama im Medalrace.
„Bei der Europameisterschaft der olympischen 470er-Jollen im türkischen Çesme sind wir auf Rang acht gesegelt. Als Fünfte waren wir ins Medal Race gestartet, hatten an der ersten Tonne auch noch alle Chancen aufs Podium – als uns ein Schiedsrichter-Irrtum buchstäblich aus dem Rennen nahm.
Doch von Anfang an… Begonnen hatte die EM mit zwei Starkwindtagen. Wir waren gut dabei, segelten die Plätze 5,1,6,4,1 in unserer Gruppe. Eigentlich waren es am zweiten Tag auch fast drei Rennen, denn eines wurde nach einem Winddreher erst sehr spät abgebrochen.
Als Vierte – von 52 Teams – zogen wir in die Gold Fleet ein. Doch da war der Wind erst einmal deutlich weniger, kam ablandig aus Süd. Wir verbesserten uns am dritten Tag noch auf den dritten Platz. Am vierten Tag wurde erneut ein Rennen wegen eines Winddrehers abgebrochen – wir waren wie beim Abbruch zwei Tage vorher gut in der Spitze dabei, aber die Entscheidungen waren okay.
Tag fünf begann mit einem richtig guten Rennen für uns: Platz 5. Das zweite Rennen konnte erst ziemlich spät gestartet werden. Es war sehr böig, mit Drehern bis zu 40 Grad – wie bei Westwind in Starnberg. Wir waren zwar etwa Zehnte an der Luvtonne, konnten aber auf dem Downwind nicht halsen, da eine Gruppe hinter uns den Wind abschirmte und uns ins Nirwana schickte. Wir kämpften uns bis zum Ziel noch einmal etwas vor, aber der 19. Platz in diesem Rennen schmerzte.
Als Fünfte zogen wir ins Medal Race ein. Der Abstand zwischen Rang drei und acht betrug nur elf Punkte – es war also extrem eng. Wir konnten uns daher nicht auf einen bestimmten Gegner konzentrieren, sondern mussten uns mit einer ganzen Gruppe auseinandersetzen. Es war wieder stärkerer Wind, es blies mit 14 bis 18 Knoten.
An der Luvtonne kamen wir als Vierte an – das wäre ein Schritt nach vorne gewesen. Doch es kam zu einer Protest-Situation, in der wir als Boot mit Wind von Steuerbord klar Wegerecht hatten. So sah es auch der Schiedsrichter und entschied auf Strafkringel für das andere Boot. Doch das zweite Jury-Boot übernahm die Information – und rief unsere Nummer! Ein solcher Irrtum kann nach dem Regelwerk weder auf der Bahn noch später korrigiert werden – extrem ärgerlich.
Wir mussten also einen Strafkringel drehen, fanden uns am Ende des Feldes wieder und konnten da auch nichts mehr aufholen. Ein frustrierendes Erlebnis, so aus dem Rennen genommen zu werden. Die Schiedsrichter kamen später und entschuldigten sich für den Irrtum – aber geändert hat das an der krassen Fehlentscheidung nichts mehr. Mit dem letzten Platz im Medal Race rutschten wir auf Rang acht zurück.
Zuerst konnten wir kaum begreifen, was gerade geschehen war, dann überkam uns der Frust und die Enttäuschung. Selbst einen Fehler zu machen ist bitter und meist ärgerlich, aber durch eine solche Entscheidung sämtlicher Chancen beraubt zu werden, hat uns beide schon sehr getroffen.
Am Ende hilft’s alles nix, Mund abwischen und weiter machen!
Nach der EM wurden die Boote wieder auf den Hänger verladen und gingen via Triest nach Kiel zurück. Philipp wird in den nächsten Tagen noch an der Tempest-Meisterschaft teilnehmen, dann haben wir noch einmal vier bis fünf Tage Training in Kiel vor uns. Eine Woche später geht es nach Israel, wo wir uns auf die WM ab dem 21. Oktober vorbereiten werden.“
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