Die Kieler Woche nimmt das virtuelles Segeln über die Plattform virtualregatta in das Programm auf. Finalisten segeln auf zehn Rechnern in Schilksee.
Vom 16. bis 24. Juni wird in Kiel Schilksee virtuell am Computer der eSailing-Kieler-Woche-Sieger ausgesegelt. Erster Start zur Qualifikation für dieses neue virtuelle Highlight auf der Kieler Woche ist bereits am 2. Mai.
Extra für die Kieler Woche hat der Kieler Yacht-Club zusammen mit dem französischen Spieleentwickler Virtualregatta.com das Spiel Virtual Regatta Inshore mit eigenem Logo getrimmt. Gesegelt werden die Finalrennen während der Kieler Woche auf zehn Computern, einer großen Leinwand in Kiel Schilksee und auf Kielbooten vom Typ J/70 mit Gennaker.
Man braucht Ausdauer, eine sichere Hand-Augen-Koordination und eine perfekte Reaktionsgeschwindigkeit. Bei der virtuellen Kieler Woche sind weniger Ölzeug und Seebeine gefragt, es geht vielmehr um den sicheren Umgang mit Computer, Smartphone oder Tablet.
Schon seit langem gibt es eine große Fangemeinde von virtuellen Regattaseglern, die auf Up-And-Down-Regatten oder sogar bei Rennen um die Welt mit der passenden App auf dem Smartphone oder mit Tastatur und Maus ihres Computers ihr navigatorisches Können unter Beweis stellen. Allein beim Vendée Globe Rennen Nonstop um die Welt waren über 50.000 Spieler im Durschnitt 80 Tage 24 Stunden im Rennen, um jede Wetteränderung in ihre Strategie einfließen zulassen. Geschätzt wird die Community der aktiven Online-Segler auf weltweit über eine Million.
Bei den kurzen Rennen der virtuellen Inshore Regatten zur Kieler Woche kommt es auf das taktische Feingefühl in einem großen Feld an. Wie bei den Seglern der Kieler Woche, die auf den Bahnen um den Sieg kämpfen, brauchen die virtuellen Skipper seglerisch den richtigen Riecher für Wind und Winddrehungen, das richtige Timing am Start, die Wahl der taktisch besseren Seite auf der Kreuz, schnelle Manöver an den Tonnen und den optimalen Speed unter Gennaker beim Weg vor dem Wind ins Ziel.
„Wir haben das Thema schon einmal vor vielen Jahren in Kiel aufgenommen. Jetzt ist die Zeit reif für eSailing. In diesem Jahr wird man über Virtualregatta auch an der Kieler Woche teilnehmen und Regatten vor Kiel segeln können“, so Dirk Ramhorst, der das eSailing-Thema als langjähriger Digitalisierungsmanager einschätzen kann und persönlich involviert ist. „Wir segeln dazu über die Woche ein entsprechendes Event aus und werden dann am Abschlusswochenende eine Art moderiertes Virtual Medal Race erleben“, beschreibt der Kieler-Woche-Organisationsleiter die virtuelle Kieler-Woche-Regatta.
Während sich in Asien mit eGaming-Veranstaltungen schon große Hallen füllen lassen, diskutiert man im Internationale Olympischen Komitee (IOC), mit welchen Disziplinen und Konzepten man den eSport olympisch machen kann. Zwar wird die sportliche Komponente noch hinterfragt, die wirtschaftliche ist allerdings schon deutlich sichtbar.
Noch tut sich der Deutsche Olympische Sportbund schwer, eigene, sportbestimmende motorische Aktivitäten zu finden. Zunächst wurde eine AG E-Sport ins Leben gerufen, um zu ergründen, ob die Video- und Computerspiele einen Platz in der Dachorganisation DOSB erhalten können. Die riesige Bedeutung der Computer-Games und die vollen Hallen und Stadien bei eSport-Veranstaltungen dürften bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen.
Bereits 2024, bei den olympischen Spielen in Paris, könnte es daher Medaillen für eSportler geben. Auch der Weltseglerverband World Sailing arbeitet an einem Konzept, um den immer populärer werdenden eSport in den Segelsport zu integrieren und plant schon mehrere internationale eSailing-Großveranstaltungen. Das große Finale der World eSailing-Tour wird in Sarasota (Florida/USA) stattfinden.
Zuvor können sich die eSailing-Fans bereits ab Mai auf ihren ersten virtuellen Kieler-Woche-Sieg vorbereiten, der dann gar nicht mehr so virtuell ist. Der Sieger wird mit allen anderen Kieler-Woche-Seglern der olympischen Klassen auf dem Podium stehen, und das ganz real.
Mehr Informationen unter Kieler-Woche.de
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