Hat die neue XR 41 von X-Yachts den angepeilten ORC-Weltmeistertitel 2025 nur wegen einer Regellücke in der Formel gewonnen? Davon geht das Offshore Racing Council (ORC) aus und hat nun eine umstrittene Leistungsanpassung beschlossen. Welche Interessen dahinter stecken und was KI damit zu tun hat.

Es war eine spannende Ankündigung von X-Yachts im Frühjahr 2024, sich mit einem neuen Modell am internationalen Renngeschehen zu beteiligen. Nach 15 Jahren Pause wolle man wieder Rennyachten bauen und zurück zu den Wurzeln gehen, aus denen die dänische Werft gewachsen ist, sagte CEO Kræn Nielsen vor einem Jahr.
Während X-Yachts früher insbesondere mit dem One-Design-Ansatz punkten und große Flotten etwa in der X-79 oder X-99 etablieren konnte und das später auch mit der X-35 versucht wurde, gelang das danach weniger erfolgreich mit der X-41. Die 2007 auf dem Markt erschienene Konstruktion erhielt 2008 WM-Status, brachte dann bis 2016 aber kaum mehr als 15 Boote im Schnitt an den Start.
Seitdem versuchen die Eigner dieser Schiffe überwiegend, in den ORC Handicap-Flotten zu bestehen. Dabei segeln unterschiedliche Yacht-Typen und -Größen im selben Startfeld gegeneinander und die gemessene Rennzeit wird anhand einer Rating-Formel mit einem Zeitkorrekturfaktor versehen. Für das Ergebnis gilt also nicht der Platz im Ziel, sondern die berechnete Segelzeit als Teil einer entsprechenden Formel.

Die Boote müssen also vermessen werden und erhalten ein Zertifikat mit einer Handicap-Zahl, dem Time Correction Coefficient (TCC). Theoretisch soll also objektiv das Potenzial einer Yacht auf gerader Strecke bei den verschiedenen Windbedingungen erschlossen und berechnet werden, damit am Ende allein die sportliche Leistung der Crew über den Ausgang einer Regatta entscheidet.
Für die Überwachung ist der Offshore Racing Congress zuständig, eine unabhängige, internationale Organisation, in der das spezielle Fachgremium ITC (International Technical Committee) den Rahmen vorgibt. Es besteht aus Vermessern, Designern und Segel-Experten. Das ORC wurde schon 1969 gegründet und führte damals die IOR Handicap-Regel ein, die gut 20 Jahre benutzt wurde und Berechnungsgrundlage für die Admiral’s Cup Regatten war. Dann folgte darauf gut 10 Jahre lang IMS, das 2000 von dem genaueren ORC-System abgelöst wurde.
Schon zu IOR-Zeiten ging es darum, die Regel „auszutricksen“ – also, wie es Max Gurgel bei der Vorstellung des XR 41 Projekts ausdrückt: „Wir versuchen, schnell auf dem Wasser zu sein und langsam auf dem Papier“. Der Physiker und Informatiker hat sich unter dem Label VmaxYachting auf die Optimierung, Vermessung und Leistung von Regattayachten spezialisiert.
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