Gorch-Fock-Unglück: ARD-Film im Rückblick – Wie Jenny Böken gestorben ist
Tod einer Kadettin
von
Carsten Kemmling
Am Mittwoch Abend hat die ARD per Spielfilm und Dokumentation den tragischen Tod von Jenny Böken auf der „Gorch Fock“ von 2008 nachgezeichnet. Der Fall gibt immer noch Rätsel auf.
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16 Antworten zu „Gorch-Fock-Unglück: ARD-Film im Rückblick – Wie Jenny Böken gestorben ist“
Geller, Paul
sagt:
Nachtrag:
============
Eins frage ich mich wohl:
Was wäre passiert, wenn die Tochter
„des ranghöchsten Admirals“ zu Tode gekommen wäre?
Dann wäre es anders gehandhabt worden, oder?
Braucht ihr mir nicht zu beantworten. Ich weiß das sowieso alles.
Wir müssen mit der erstaunlichen Oberflächlichkeit leben. Alles hat seine eigenen Interessen.
Geller, Paul
sagt:
Das hört sich teilweise nach gewünschter positiver Presse für die Marine an. Mehr nicht. Teilweise sogar wie Propaganda – gerade beim letzten Beitrag. Nicht jeder glaubt diese verdrehte Darstellung. Und das ist auch gut so.
Ich kann als Vorgesetzter keinen müden, soeben angereisten Kadetten in die Wanten schicken. Und dann ist der Betreffende auch noch zu klein (S.Seele). Über die fehlende Gurtsicherung an Einzelarbeitsplätzen (bei J.Böken) kann ich nur schmunzeln. Zu gut, dass die Bundeswehr ihre „eigenen Fehler intern begutachtet“ und sich so von jeder Schuld freischreiben kann.
Wenn jemand ein Knöllchen wegen Überschreitung der Geschwindigkeit erhält, dann kann er sich nicht damit herausreden: „Das war ich ja nicht – das ist ein Irrtum- Das war das Auto“. Bei den Bundeswehrunfällen ist das aber der Standard – alles Ausreden, um jeglicher Haftung zu entrinnen. Völlig klar. Fragen wir umgekehrt: Hat die Marine schonmal einen Fehler zugegeben? Antwort: Nein!
Sagen wir es so: Das ganze ist salopp gesagt eine sowieso eine Verarschung, damit die Marine ein sauberes Image bekommt. Keiner der verantwortlichen OPZ-Ärzte z.B. steht für seine Entscheidung gerade, unfähige Menschen zum Dienst in der BW zuzulassen.
Das wäre ja auch noch schöner. Ich denke, dass die Bundeswehr alles juristische daran setzt, Ihre völlig Fehlerlosigkeit zu suggerieren. Das ist der Punkt – und das ist „normal“. Obwohl: Gerade das ist nicht normal.
Die Menschen machen alle Fehler; sogar bis ganz oben in die aller Höchste Führungsebene. Dort gibt man aber nichts zu – daher muss unten alles schon abgewiegelt werden. Das ist Militär. Fertig. Ich vermute, wenn die BSU geprüft hätte, wäre das Ergebnis ein völlig anderes gewesen. Hier hat doch jemand gesagt, dass in der Lunge kein Wasser war, aber die Kadettin trotzdem ertrunken sei: Haben Sie sich mal gefragt, wie das mit der Darstellung der verschiedenen Bekleidungssituationen am Leichnam zu erklären ist – anders gesagt: wenn die Leiche tw. entkleidet wurde, dann läuft auch Wasser aus der Lunge heraus. Das ist dann zwangsweise weg/ nicht vorhanden. Es gibt nämlich völlig unterschiedliche Darstellungen vieler Aspekte, die man aber nicht geprüft hat. Was will man denn dann erwarten? Etwa die genaue Aufklärung des V o r falls ; denn wer legt die Hand dafür ins Feuer, dass es sich um einen Unfall oder einen Suizid gehandelt hätte: Wohl keiner. Dazu hätten alle offenen bestrittenen Punkte aufgeklärt werden müssen. Der Bedarf besteht anscheinend nicht. Ist ja auch Regierungssache – wer will schon Unfähigkeit in Ministerien oder in der Führungsebene der Wehrmacht ; ach Entschuldigung: Bundeswehr, sehen? Von über 80 Millionen Deutschen werden wohl mindestens die Hälfte sehen, was gespielt wird. Aber es ist ja egal.
1
Punkt
sagt:
Warum brauchen wir die Gorch Fock ?
An Bord von Kriegsschiffen (u. bsw. auch Flugzeugen) sollten die Führungspositionen von besonders zuverlässigen, belastbaren und charakterlich gefestigten Personen besetzt werden.
Selbstmörder, wie unlängst im Cockpit einer Verkehrsmaschine, Leute die unter Belastung durchdrehen (wie im Film „Das Boot“) oder die falschen Knöpfe drücken, d.h. zu Fehlern neigen, sind ungeeignet.
„Im Einsatz auf See müssen Offiziere als militärische Vorgesetzte unter außergewöhnlichen Belastungen verantwortungsvoll handeln und schnell Entscheidungen treffen können. Dies alles erfordert nicht nur fachliches Können und hohe körperliche Leistungsfähigkeit, sondern auch Teamfähigkeit und Menschenkenntnis“, sagt die Marine
Die Kadettenausbildung an Bord der Gorch Fock ist in diesem Zusammenhang nicht nur als Ausbildungszeit sondern besonders auch als LANGZEIT-EIGNUNGSTEST bzw. Belastungstest anzusehen.
Der 4-stündige Wachwechsel, die engen räumlichen Verhältnisse, die fehlende Privatspäre, die körperlichen und mentalen Belastungen bei der Arbeit in 40 m Höhe, die Schiffsbewegungen, Seekrankheit, gruppendynamische Prozesse etc. bringen die Kadetten an ihre Belastungsgrenze.
Es zeigt sich dabei sehr schnell,
– wer diesen Belastungen gewachsen ist und noch Reserven hat. oder wessen Limit bereits erreicht oder überschritten ist..
– wer trotz hoher Belastung schnelle und richtige Entscheidungen treffen kann.
– wer trotz hoher Belastung fehlerfrei bleibt oder wer zu Fehlern neigt
– wer gut mit den Kameraden zurechtkommt, d.h. teamfähig ist und über soziale Kompetenz verfügt.
– wer während der Freizeit eine Führungsrolle einnimmt oder wer ein Mitläufer ist
– wer über die Fähigkeit verfügt, sich in den Schlafpausen schnell zu regenerieren oder wer infolge infolge mentaler Probleme zusammenbricht.
– usw.
Fazit:
Wenn wir die besten Offiziersanwärter an Bord unserer Schiffe haben wollen, können wir auf die Gorch Fock nicht verzichten
Geller, Paul
sagt:
Das ist reine Propaganda wie aus dem
Bilderbuch. Ich halte nichts davon.
P.S.: Noch ein Wort zu dir, lieber Nicknamenutzer „Punkt“:
Ich empfinde Deine Aussage, die Gorch Fock erfülle den Zweck, die „besten und belastbarsten“ Offiziersanwärter herauszufiltern, in Angesicht der Todesfälle als unglaublich zynisch.
Was passiert mit denen, die es nicht sind? Die fallen vom Schiff oder aus der Rah?
Punkt
sagt:
Das ist doch Quatsch, lieber Backe, Die Gorch Fock hat jahrzehntelang gute Dienste geleistet. Es kann dem Schulschiff nicht angelastet werden, wenn als Folge des Genderwahns jetzt auch zierliche Frauen in die Rahen geschickt werden, die den körperlichen Anforderungen nicht gewachsen sind.
Die Marine schreibt:
„Die Bedeutung der Seemannschaft als berufsspezifische Grundlage der Seefahrt kann nur auf einem von Wind und Wetter abhängigen Segler glaubhaft vermittelt werden. Außerdem erziehen die ungewohnte Enge und der Mangel an Komfort zur Kameradschaft, Rücksichtnahme und fördert den Teamgeist. Dies sind alles Eigenschaften, die für den Dienst an Bord auch der modernen Boote und Schiffe unerlässlich sind.“
Im Verlaufe der Ausbildung erkennen die Vorgesetzten also schnell, wer für die Offizierslaufbahn geeignet ist.
Ihrer Frage, „Was passiert mit denen, die es nicht sind? Die fallen vom Schiff oder aus der Rah?“, kann man leider nur entnehmen, dass sie ein ein persönliches Problem mit der Gorch Fock haben und wohl auch nicht für die Offizierslaufbahn geeignet waren,
Ihre Aussagen stehen in einem krassen Gegensatz zu den auch im Internet verfügbaren, begeisterten Berichten über die Ausbildung 7 Reisen auf nzw. mit der Gorch-Fock.
Beispiel:
„Das beengte Leben an Bord und die Anforderungen waren sehr hart, aber ich möchte diese einmalige Erfahrung nicht missen !
Meine Freunde, die an Bord der Gorch Fock waren, hatten übrigens das erforderliche Format und haben es in ihrer Marine-Laufbahn weit gebracht. Sie berichten begeistert von Ihrer Gorch-Fock-Zeit.
Ein anderer Bekannter hat sich zur Erinnerung an die schöne Gorch-Fock-Zeit von einem Kunstmaler die Gorch Fock sogar als Ölgemälde malen lassen.
Backe hatte dagegen offenbar ein Problem mit der Gorch Fock.
Punkt
sagt:
Hier ein weiteres positives Beispiel:
„Ich habe ein buntes Leben geführt und abenteuerlich war es auch, aber die SCHÖNSTE ZEIT meines Lebens und meiner Marinekarriere waren die Jahre auf GORCH FOCK.
Hey Punkt, komm mal runter!
Ist ja schön, wenn du Leute kennst, die auf Traditon und Marine stehen – abär:
Mein Vater war von 38-48 Soldat. durchgehend da im Osten. Wie man an den Jahreszahlen entnehmen kann zumindest 3 Jahre als Gefangener.
An den Karten, die in die Heimat kamen, kann man erkennen, dass es durchaus abenteuerlich war – bis 42.
Glaubst du dass ich als Kind auch nur eine Spielzeugpistole von meinem Vater bekam?
Klar, ich weiß wie ich mit einem Rechenschieber ein Atilleriegeschütz steuern kann … habe aber keinen Bock darauf.
Die Marine steht da leider in einer Tradition, die ich nur verachten kann. Und genau das bringst du leider (evtl ohne es zu merken) zum Ausdruck. „Den Anforderungen nicht gewachsen“ mag stimmen, aber dann ist es die Pflicht eines jeden Skippers, dies zu erkennen und entsprechend zu handeln! Keinesfalls ist ein Skipper zur Schiffsführung geeignet, wenn er dies nicht erkennt und aus traditionellen Gründen (das Entwickeln einer überragenden Führungspersönlichkeit) auf die Ausführung überkommener Pflichten besteht unter gleichzeitiger Missachtung physischer Gegebenheiten und aktueller Sicherheitsvorschriften.
Zum Thema aktuelle Sicherheitsvorschriften: ist es ok einen Jugendlichen ohne Lifebelt aufs Vorschiff einer Segelyacht bei 7bf in der Nordsee zu schicken? Wenn die Möglichkeit von Lifebelt in Kombi mit Vorschiff nicht gegeben ist wirst du selbst bei einer Skagen Rund nicht starten dürfen.
Wenn du das als Skipper trotzdem zulässt und der/die Jugendliche über Bord geht, möchte ich nicht in der Haut des Skippers stecken und du vermutlich auch nicht.
Bei 7bf auf der Nordsee schätze ich mal, dass auch die Back der GF so schnell mal 6-8 m Vertikalbewegung machen kann – da bist du schwerelos!
Zur weiteren Tradition der Marine: Ziel in WK 1+2 war es möglichst viel Tonnage zu versenken. Nicht der „ehrenwerte“ Kampf Schlachtschiff gegen Schlachtschiff – nein: Tonnage wh Frachter/ Nachschub und Seeleute. Das ist nichts ehrenwertes. Je hilfloser das Opfer um so besser war es – weil erfolgreicher.
Ich würde mir wünschen, dass unsere (ja auch meine) Marine dieses Thema intensiver betrachten würde und endlich die Konsequenzen daraus ziehen würde.
Auch dass die Traditionalisten endlich aufhören diese Zeit zu verklären – es war einfach grausam. Auch in der „Handelsmarine“. Wir sollten froh sein, dass heute einiges anders läuft.
Dank iÜ an BAcke für den ausgesprochen informativen Kommentar!
Geller, Paul
sagt:
Das wäre dassellbe, wenn die härtesten Lokführer in Deutschland auf einer Dampflok
ausgebildet werden müssen, um die Spreu vom Weizen zu trennen.
Ist die Gorch Fock nicht mehr ein schönes Relikt aus alten Tagen?
Damit wird man keinen Krieg gewinnen. Und „ob dort die Besten auserwählt und herangebildet“ werden, und die „schlechten dort sterben“, das halte ich für ein Gerücht.
Der Fehler liegt schon bei der medizinischen Auswahl. Das wird doch nicht einmal überprüft, weil es Regierungssache des Verteidigungsministeriums ist. Leute: dafür bedarf es keiner besonderen Intelligenz.
Die GF ist ein reines Prestigeobjekt der Marine (das Schiff ist sicher schön – ich kenne es und war 5 Jahre an Bord). Der Rest ist aber alles Gerücht. Würde etwas unschönes bei der Fallermittlung herausgekommen sein: Die GF wäre längst Geschichte! Das schöne Marine-Spielzeug der Admiralität läge für immer vor Anker. Für das Schiff gibt es seit 50 Jahren kein Kriegsentscheidendes Szenario mehr. Ich zähle es zur romantischen Seefahrt. Mit einem richtigen Schiff hat das nicht mehr viel gemein. Unbenommen, dass es sicher optisch ein schönes Schiff ist. Aber man muss alles klar voneinander trennen.
Es gibt eine ganz einfache, einleuchtende Erklärung, warum die Marine kein Interesse an einer wirklichen Aufarbeitung dieses Falles, oder auch des Falles Sara Seele hat und hatte:
Die Befehlsstruktur der Marine verläuft von oben nach unten. Das heißt im Umkehrschluss aber, dass die Verantwortlichkeitsstruktur von unten nach oben verläuft. Immer der höhere beteiligte Dienstgrad trägt die Verantwortung.
Ein Freund von mir sagte mal, er dürfe als Oberleutnant sein Schiff auf Grund setzen und würde relativ milde davon kommen. Sein Kommandant hingegen würde dafür seinen Job verlieren.
Hat ein Vorfall bei der Marine also erst mal eine gewisse Größenordnung erreicht und kann nicht mehr „intern“ sanktioniert werden, wie bei einem Todesfall, müsste also immer der Kommandant des Schiffes die Verantwortung übernehmen … was natürlich dazu führt, dass bereits auf dieser Ebene heruntergespielt und vertuscht wird, was das Zeug hält. Was wiederum dazu führt, dass es auf der nächst höheren Ebene ebenso gehandhabt wird. Die von der Marine gerne angeführten internen Untersuchungen, auch „Havarie-Kommando“ genannt, sind daher Makulatur. Extern (z.B. durch die BSU) darf aber nicht aufgeklärt werden. Das verletzt ja die Souveränität der Marine.
Zum Fall Jenny Böken:
Ich glaube nicht an ein Verbrechen. (Was u.A. der Grund ist, dass ich mich nicht als Berater für diesen Film engagiert habe, obwohl die UFA bei mir angefragt hat …) Ich glaube aber sehr wohl an eine unglaubliche Schlamperei bei der Marine, die den Unfall befördert hat.
Manches davon ist ziemlich offensichtlich, wie zum Beispiel dass bei Seegang Nachts auf der Back keine Gurtpflicht bestand … Andere Sachen kamen erst peu a peu heraus, z.B. dass Jenny an einer Stoffwechselerkrkankung litt, die auch eine plötzliche Ohnmacht auslösen kann, und daher eigentlich von den Marine-Ärzten hätte Borduntauglich erklärt werden müssen.
Ich habe nach 2011 eine Zeit lang Kontakt mit dem Vater gehabt. Die Eltern, die von den Marine-Verantwortlichen in ihrer unglaublichen Arroganz wie Luft behandelt und in ihrem Schmerz völlig allein gelassen wurden, haben sich schon früh in die Idee eines Verbrechens verrannt – sicher auch weil die Marine sie von allen Informationen ausgesperrt hat.
Der Vater fragte mich damals gleich bei unserem ersten Telefonat nach den Abläufen an Bord der GF, mit dem offen ausgesprochenen Wunsch, darin Verdachtsmomente für eine Gewalttat zu finden.
Der Grund hierfür ist sicher auch, dass Jenny Böken ihren Eltern von Bord aus telefonisch gesagt hatte, sie wollte sich nach der Seereise von einem Nicht-Marine-Arzt untersuchen lassen … Der Vater glaubte daher an eine Vergewaltigung, die durch ein „Verbrechen“ hätte vertuscht werden sollen.
Der Grund des Überbord-Gehens ist aus meiner Sicht am ehesten in Jennys Stoffwechselerkrankung zu sehen – und in der Schlamperei der Marine, junge unerfahrene Offiziersanwärter bei Dunkelheit und Seegang ungesichert auf die Back zu schicken. (Ähnlich übrigens wie Sara Seele, die ungesichert und übermüdet klettern musste …)
Ich hoffe, dass die Eltern irgendwann ihren Frieden mit dem Verlust der Tochter machen können. Ob der jahrelange Gang durch die Gerichtsinstanzen und die Freigabe der Filmrechte dem zugute kommen, oder eher nicht, kann ich nicht entscheiden.
Punkt
sagt:
Noch eine kurze Bemerkung: Es ist unseriös, den Marineärzten die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen, da Jenny – wenn man dem TV-Film glauben schenkt – den Ärzten ihren schlechten Gesundheitszustand verschwiegen hat. Sie hat es nicht nur an der erforderlichen Mitarbeit fehlen lassen sondern die untersuchenden Ärzte getäuscht, da sie unbedingt auf die Gorch Fock wollte.
Im übrigen ist ja gar nicht klar ob es ein Unfall war, denn es kann sich leider auch um eine Kurzschlussreaktion gehandelt haben, als Jenny realisierte, dass sie den Anforderungen nicht gewachsen war, massive Probleme mit den Kameraden hatte und sie darüberhinaus erkennen musste, dass und sie ihr Ziel, Ärztin zu werden, nicht erreichen würde.
Geller, Paul
sagt:
Das ist bestenfalls von den Gerichten so suggeriert worden. Sie hat ja über die Gesundheit beim Arzt gesprochen. Nur die Akten waren nachher, wie auch immer, wenig aussagekräftig. Nennt man das nicht Beweislastumkehr, um den anderen (die Tote) im nachhinein falsch zu verdächtigen.
Ich finde das gerade deshalb falsch.
Sie ist tot.
Und das ist eine Verdachtsunterstellung. Mehr nicht. Es wird der Toten etwas angehaftet, was u.U. falsch ist. Darauf weise ich mal hin.
Punkt
sagt:
Die Ausbildung an Bord der Gorch Fock ist sicher hart. Es gibt keinen Raum, um sich zurückziehen und ausruhen zu können. Man ist ständig von anderen Menschen umgeben und wird von diesen beobachtet.
Damit kommen nur die besten und stabilsten Menschen zurecht. Die Gorch Fock erfüllt ihren Zwerck, die besten bzw. belastbarsten Offiziersanwärter herauszufiltern, aber ganz hervorragend.
Punkt
sagt:
In dem Fall ist nichts weiter aufzuklären, denn die Vermutung der Eltern, Jenny sei bereits an Deck verstorben, weil sich kein Wasser in ihrer Lunge befunden habe, ist falsch. Ertrunkene haben nämlich in der Regel kein Wasser in der Lunge. (Bitte googeln!)
Darüberhginaus befand sie sich allein im Vordecksbereich auf Wache, so dass es keine Zeugen gibt. Es kommt also nur ein Unfall oder eine Selbsttötung in Betracht.
Die Fehler liegen m.E. bei den Eltern und den Ärzten. Man schickt seine an Höhenangst leidende Tochter zur Ausbildung auf die Gorch Fock, wo sie die Masten aufentern muss und setzt sie auch keinen Belastungen aus, denen sie körperlich bzw. gesundheitlich nicht gewachsen ist
Van der Banks Gorch Fock Erfahrungen werden keineswegs von allen Offiziersanwärtern geteilt. Einer meiner Freunde, die auf der Gorch Fock waren, hat es sogar bis zum Konteradmiral gebracht.
Geller, Paul
sagt:
Einwand:
=======
Was ist, wenn man ihr den Parka ausgezogen hat,
und d a b e i das Wasser a u s der Lunge gelaufen ist?
Es wurde kolportiert, dass der Leichnam beim Auffinden in einem anderen Bekleidungszustand war, und am Parka als Marinezugehörend erkannt wurde & überhaupt sei die Leiche wegen der neuartigen reflektierenden Streifen am Parka ins Auge gefallen.
Ansonsten: Was Sie sagen, ist ohne jegliche Überprüfung eine reine Suggestion.
Woher wollen Sie denn das überhaupt wissen? Wenn Sie nichts beweisen können, dann ist auch die Verdächtigung hinsichtlich Suizid und Unfall nur so daher gesagt und nicht beweisbar.
Da ja nicht einmal die direkten Vorgesetzten in der Zeit nach 23 Uhr nach der Kadettin gesehen haben – und auch gerade beim Ausbleiben des Wachrufs um 23.30 Uhr- stellt sich alles völlig in Frage: Sie kann bereits ab 23.01 Uhr von Bord verschwunden sein. Völlig klar.
Können Sie belegen, dass niemand zu ihr hingegangen ist im Zeitraum von 23.01 bis 23.43 Uhr?
Jenny Böken konnte längst schon vor Norderney über Bord gegangen sein. Und was in den gut 40 Minuten geschehen ist, will ja heute keiner mehr wissen.
Sehen Sie:
Sie haben also Unrecht.
Und damit bleiben alle Dinge die sich um den Tod der Kadettin ranken, völlig im düsteren. Wenn Sie sagen es könne nur Unfall oder Suizid sein, dann ist genauso Mord möglich. Es ist doch dazu nichts bewiesen worden.
Es wurde nur an der Oberfläche gekitzelt – nicht mal gekratzt.
Es interessiert auch nicht, ob es jemand zum Konteradmiral gebracht hat, weil er auf der Gorch Fock gedient hat. Es ist schön für Sie, aber es spielt keine Rolle. Hat er dort die Befähigung erhalten, ein richtiges Kriegsschiff zu befehligen oder mehr? Das ist romantisches Prestigedenken.
Umgekehrt: Was wäre in dem Fall nicht alles ermittelt worden, wenn nicht bloß die Tochter eines x-beliebigen deutschen Beamten umgekommen wäre,
sondern der Sohn oder die Tochter eines Admirals oder hochrangigen Bundeswehrarztes mit besonderem Zugang zur Fürhungsebene?
Dann sieht die Sache im Prinzip anders aus. Wer weiß schon, was an dem Abend wirklich passiert ist? Sie wissen es jedenfalls nicht, oder sagen es nicht. Ob Suizid oder Unfall: Gerade das ist auch völlig an den Haaren herbeigezogen. Vielleicht muss sich ja jemand verstecken, der mehr weiß! Denn sonst käme nicht so oft der Satz: Man solle mal googeln und nach trockener Lunge trotz ertrinken suchen. Das schreibt jemand sehr auffallend häufig: Vielleicht der, der mehr weiß?
Also: So naiv ist doch keiner. Damit wird doch jede Intelligenz beleidigt.
16 Antworten zu „Gorch-Fock-Unglück: ARD-Film im Rückblick – Wie Jenny Böken gestorben ist“
sagt:
Nachtrag:
============
Eins frage ich mich wohl:
Was wäre passiert, wenn die Tochter
„des ranghöchsten Admirals“ zu Tode gekommen wäre?
Dann wäre es anders gehandhabt worden, oder?
Braucht ihr mir nicht zu beantworten. Ich weiß das sowieso alles.
Wir müssen mit der erstaunlichen Oberflächlichkeit leben. Alles hat seine eigenen Interessen.
sagt:
Das hört sich teilweise nach gewünschter positiver Presse für die Marine an. Mehr nicht. Teilweise sogar wie Propaganda – gerade beim letzten Beitrag. Nicht jeder glaubt diese verdrehte Darstellung. Und das ist auch gut so.
Ich kann als Vorgesetzter keinen müden, soeben angereisten Kadetten in die Wanten schicken. Und dann ist der Betreffende auch noch zu klein (S.Seele). Über die fehlende Gurtsicherung an Einzelarbeitsplätzen (bei J.Böken) kann ich nur schmunzeln. Zu gut, dass die Bundeswehr ihre „eigenen Fehler intern begutachtet“ und sich so von jeder Schuld freischreiben kann.
Wenn jemand ein Knöllchen wegen Überschreitung der Geschwindigkeit erhält, dann kann er sich nicht damit herausreden: „Das war ich ja nicht – das ist ein Irrtum- Das war das Auto“. Bei den Bundeswehrunfällen ist das aber der Standard – alles Ausreden, um jeglicher Haftung zu entrinnen. Völlig klar. Fragen wir umgekehrt: Hat die Marine schonmal einen Fehler zugegeben? Antwort: Nein!
Sagen wir es so: Das ganze ist salopp gesagt eine sowieso eine Verarschung, damit die Marine ein sauberes Image bekommt. Keiner der verantwortlichen OPZ-Ärzte z.B. steht für seine Entscheidung gerade, unfähige Menschen zum Dienst in der BW zuzulassen.
Das wäre ja auch noch schöner. Ich denke, dass die Bundeswehr alles juristische daran setzt, Ihre völlig Fehlerlosigkeit zu suggerieren. Das ist der Punkt – und das ist „normal“. Obwohl: Gerade das ist nicht normal.
Die Menschen machen alle Fehler; sogar bis ganz oben in die aller Höchste Führungsebene. Dort gibt man aber nichts zu – daher muss unten alles schon abgewiegelt werden. Das ist Militär. Fertig. Ich vermute, wenn die BSU geprüft hätte, wäre das Ergebnis ein völlig anderes gewesen. Hier hat doch jemand gesagt, dass in der Lunge kein Wasser war, aber die Kadettin trotzdem ertrunken sei: Haben Sie sich mal gefragt, wie das mit der Darstellung der verschiedenen Bekleidungssituationen am Leichnam zu erklären ist – anders gesagt: wenn die Leiche tw. entkleidet wurde, dann läuft auch Wasser aus der Lunge heraus. Das ist dann zwangsweise weg/ nicht vorhanden. Es gibt nämlich völlig unterschiedliche Darstellungen vieler Aspekte, die man aber nicht geprüft hat. Was will man denn dann erwarten? Etwa die genaue Aufklärung des V o r falls ; denn wer legt die Hand dafür ins Feuer, dass es sich um einen Unfall oder einen Suizid gehandelt hätte: Wohl keiner. Dazu hätten alle offenen bestrittenen Punkte aufgeklärt werden müssen. Der Bedarf besteht anscheinend nicht. Ist ja auch Regierungssache – wer will schon Unfähigkeit in Ministerien oder in der Führungsebene der Wehrmacht ; ach Entschuldigung: Bundeswehr, sehen? Von über 80 Millionen Deutschen werden wohl mindestens die Hälfte sehen, was gespielt wird. Aber es ist ja egal.
sagt:
Warum brauchen wir die Gorch Fock ?
An Bord von Kriegsschiffen (u. bsw. auch Flugzeugen) sollten die Führungspositionen von besonders zuverlässigen, belastbaren und charakterlich gefestigten Personen besetzt werden.
Selbstmörder, wie unlängst im Cockpit einer Verkehrsmaschine, Leute die unter Belastung durchdrehen (wie im Film „Das Boot“) oder die falschen Knöpfe drücken, d.h. zu Fehlern neigen, sind ungeeignet.
„Im Einsatz auf See müssen Offiziere als militärische Vorgesetzte unter außergewöhnlichen Belastungen verantwortungsvoll handeln und schnell Entscheidungen treffen können. Dies alles erfordert nicht nur fachliches Können und hohe körperliche Leistungsfähigkeit, sondern auch Teamfähigkeit und Menschenkenntnis“, sagt die Marine
Die Kadettenausbildung an Bord der Gorch Fock ist in diesem Zusammenhang nicht nur als Ausbildungszeit sondern besonders auch als LANGZEIT-EIGNUNGSTEST bzw. Belastungstest anzusehen.
Der 4-stündige Wachwechsel, die engen räumlichen Verhältnisse, die fehlende Privatspäre, die körperlichen und mentalen Belastungen bei der Arbeit in 40 m Höhe, die Schiffsbewegungen, Seekrankheit, gruppendynamische Prozesse etc. bringen die Kadetten an ihre Belastungsgrenze.
Es zeigt sich dabei sehr schnell,
– wer diesen Belastungen gewachsen ist und noch Reserven hat. oder wessen Limit bereits erreicht oder überschritten ist..
– wer trotz hoher Belastung schnelle und richtige Entscheidungen treffen kann.
– wer trotz hoher Belastung fehlerfrei bleibt oder wer zu Fehlern neigt
– wer gut mit den Kameraden zurechtkommt, d.h. teamfähig ist und über soziale Kompetenz verfügt.
– wer während der Freizeit eine Führungsrolle einnimmt oder wer ein Mitläufer ist
– wer über die Fähigkeit verfügt, sich in den Schlafpausen schnell zu regenerieren oder wer infolge infolge mentaler Probleme zusammenbricht.
– usw.
Fazit:
Wenn wir die besten Offiziersanwärter an Bord unserer Schiffe haben wollen, können wir auf die Gorch Fock nicht verzichten
sagt:
Das ist reine Propaganda wie aus dem
Bilderbuch. Ich halte nichts davon.
sagt:
P.S.: Noch ein Wort zu dir, lieber Nicknamenutzer „Punkt“:
Ich empfinde Deine Aussage, die Gorch Fock erfülle den Zweck, die „besten und belastbarsten“ Offiziersanwärter herauszufiltern, in Angesicht der Todesfälle als unglaublich zynisch.
Was passiert mit denen, die es nicht sind? Die fallen vom Schiff oder aus der Rah?
sagt:
Das ist doch Quatsch, lieber Backe, Die Gorch Fock hat jahrzehntelang gute Dienste geleistet. Es kann dem Schulschiff nicht angelastet werden, wenn als Folge des Genderwahns jetzt auch zierliche Frauen in die Rahen geschickt werden, die den körperlichen Anforderungen nicht gewachsen sind.
Die Marine schreibt:
„Die Bedeutung der Seemannschaft als berufsspezifische Grundlage der Seefahrt kann nur auf einem von Wind und Wetter abhängigen Segler glaubhaft vermittelt werden. Außerdem erziehen die ungewohnte Enge und der Mangel an Komfort zur Kameradschaft, Rücksichtnahme und fördert den Teamgeist. Dies sind alles Eigenschaften, die für den Dienst an Bord auch der modernen Boote und Schiffe unerlässlich sind.“
Im Verlaufe der Ausbildung erkennen die Vorgesetzten also schnell, wer für die Offizierslaufbahn geeignet ist.
Ihrer Frage, „Was passiert mit denen, die es nicht sind? Die fallen vom Schiff oder aus der Rah?“, kann man leider nur entnehmen, dass sie ein ein persönliches Problem mit der Gorch Fock haben und wohl auch nicht für die Offizierslaufbahn geeignet waren,
Ihre Aussagen stehen in einem krassen Gegensatz zu den auch im Internet verfügbaren, begeisterten Berichten über die Ausbildung 7 Reisen auf nzw. mit der Gorch-Fock.
Beispiel:
„Das beengte Leben an Bord und die Anforderungen waren sehr hart, aber ich möchte diese einmalige Erfahrung nicht missen !
Die Gorch Fock muss weiter Segeln !“
Source: http://www.reisendurcheuropa.de/mehr-gorch-fock-s116724.html
sagt:
Meine Freunde, die an Bord der Gorch Fock waren, hatten übrigens das erforderliche Format und haben es in ihrer Marine-Laufbahn weit gebracht. Sie berichten begeistert von Ihrer Gorch-Fock-Zeit.
Ein anderer Bekannter hat sich zur Erinnerung an die schöne Gorch-Fock-Zeit von einem Kunstmaler die Gorch Fock sogar als Ölgemälde malen lassen.
Backe hatte dagegen offenbar ein Problem mit der Gorch Fock.
sagt:
Hier ein weiteres positives Beispiel:
„Ich habe ein buntes Leben geführt und abenteuerlich war es auch, aber die SCHÖNSTE ZEIT meines Lebens und meiner Marinekarriere waren die Jahre auf GORCH FOCK.
https://books.google.de/books?id=NlH96Wj6JkMC&pg=PT81&lpg=PT81&dq=meine+gorch+fock+zeit&source=bl&ots=aSOmjaqE4v&sig=x06a2ag_vu7a-zVcjfxNv89ue6w&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj7vLGe65LTAhWDthoKHU4nCxA4ChDoAQgqMAM#v=onepage&q=meine%20gorch%20fock%20zeit&f=false
sagt:
Hey Punkt, komm mal runter!
Ist ja schön, wenn du Leute kennst, die auf Traditon und Marine stehen – abär:
Mein Vater war von 38-48 Soldat. durchgehend da im Osten. Wie man an den Jahreszahlen entnehmen kann zumindest 3 Jahre als Gefangener.
An den Karten, die in die Heimat kamen, kann man erkennen, dass es durchaus abenteuerlich war – bis 42.
Glaubst du dass ich als Kind auch nur eine Spielzeugpistole von meinem Vater bekam?
Klar, ich weiß wie ich mit einem Rechenschieber ein Atilleriegeschütz steuern kann … habe aber keinen Bock darauf.
Die Marine steht da leider in einer Tradition, die ich nur verachten kann. Und genau das bringst du leider (evtl ohne es zu merken) zum Ausdruck. „Den Anforderungen nicht gewachsen“ mag stimmen, aber dann ist es die Pflicht eines jeden Skippers, dies zu erkennen und entsprechend zu handeln! Keinesfalls ist ein Skipper zur Schiffsführung geeignet, wenn er dies nicht erkennt und aus traditionellen Gründen (das Entwickeln einer überragenden Führungspersönlichkeit) auf die Ausführung überkommener Pflichten besteht unter gleichzeitiger Missachtung physischer Gegebenheiten und aktueller Sicherheitsvorschriften.
Zum Thema aktuelle Sicherheitsvorschriften: ist es ok einen Jugendlichen ohne Lifebelt aufs Vorschiff einer Segelyacht bei 7bf in der Nordsee zu schicken? Wenn die Möglichkeit von Lifebelt in Kombi mit Vorschiff nicht gegeben ist wirst du selbst bei einer Skagen Rund nicht starten dürfen.
Wenn du das als Skipper trotzdem zulässt und der/die Jugendliche über Bord geht, möchte ich nicht in der Haut des Skippers stecken und du vermutlich auch nicht.
Bei 7bf auf der Nordsee schätze ich mal, dass auch die Back der GF so schnell mal 6-8 m Vertikalbewegung machen kann – da bist du schwerelos!
Zur weiteren Tradition der Marine: Ziel in WK 1+2 war es möglichst viel Tonnage zu versenken. Nicht der „ehrenwerte“ Kampf Schlachtschiff gegen Schlachtschiff – nein: Tonnage wh Frachter/ Nachschub und Seeleute. Das ist nichts ehrenwertes. Je hilfloser das Opfer um so besser war es – weil erfolgreicher.
Ich würde mir wünschen, dass unsere (ja auch meine) Marine dieses Thema intensiver betrachten würde und endlich die Konsequenzen daraus ziehen würde.
Auch dass die Traditionalisten endlich aufhören diese Zeit zu verklären – es war einfach grausam. Auch in der „Handelsmarine“. Wir sollten froh sein, dass heute einiges anders läuft.
Dank iÜ an BAcke für den ausgesprochen informativen Kommentar!
sagt:
Das wäre dassellbe, wenn die härtesten Lokführer in Deutschland auf einer Dampflok
ausgebildet werden müssen, um die Spreu vom Weizen zu trennen.
Ist die Gorch Fock nicht mehr ein schönes Relikt aus alten Tagen?
Damit wird man keinen Krieg gewinnen. Und „ob dort die Besten auserwählt und herangebildet“ werden, und die „schlechten dort sterben“, das halte ich für ein Gerücht.
Der Fehler liegt schon bei der medizinischen Auswahl. Das wird doch nicht einmal überprüft, weil es Regierungssache des Verteidigungsministeriums ist. Leute: dafür bedarf es keiner besonderen Intelligenz.
Die GF ist ein reines Prestigeobjekt der Marine (das Schiff ist sicher schön – ich kenne es und war 5 Jahre an Bord). Der Rest ist aber alles Gerücht. Würde etwas unschönes bei der Fallermittlung herausgekommen sein: Die GF wäre längst Geschichte! Das schöne Marine-Spielzeug der Admiralität läge für immer vor Anker. Für das Schiff gibt es seit 50 Jahren kein Kriegsentscheidendes Szenario mehr. Ich zähle es zur romantischen Seefahrt. Mit einem richtigen Schiff hat das nicht mehr viel gemein. Unbenommen, dass es sicher optisch ein schönes Schiff ist. Aber man muss alles klar voneinander trennen.
sagt:
Es gibt eine ganz einfache, einleuchtende Erklärung, warum die Marine kein Interesse an einer wirklichen Aufarbeitung dieses Falles, oder auch des Falles Sara Seele hat und hatte:
Die Befehlsstruktur der Marine verläuft von oben nach unten. Das heißt im Umkehrschluss aber, dass die Verantwortlichkeitsstruktur von unten nach oben verläuft. Immer der höhere beteiligte Dienstgrad trägt die Verantwortung.
Ein Freund von mir sagte mal, er dürfe als Oberleutnant sein Schiff auf Grund setzen und würde relativ milde davon kommen. Sein Kommandant hingegen würde dafür seinen Job verlieren.
Hat ein Vorfall bei der Marine also erst mal eine gewisse Größenordnung erreicht und kann nicht mehr „intern“ sanktioniert werden, wie bei einem Todesfall, müsste also immer der Kommandant des Schiffes die Verantwortung übernehmen … was natürlich dazu führt, dass bereits auf dieser Ebene heruntergespielt und vertuscht wird, was das Zeug hält. Was wiederum dazu führt, dass es auf der nächst höheren Ebene ebenso gehandhabt wird. Die von der Marine gerne angeführten internen Untersuchungen, auch „Havarie-Kommando“ genannt, sind daher Makulatur. Extern (z.B. durch die BSU) darf aber nicht aufgeklärt werden. Das verletzt ja die Souveränität der Marine.
Zum Fall Jenny Böken:
Ich glaube nicht an ein Verbrechen. (Was u.A. der Grund ist, dass ich mich nicht als Berater für diesen Film engagiert habe, obwohl die UFA bei mir angefragt hat …) Ich glaube aber sehr wohl an eine unglaubliche Schlamperei bei der Marine, die den Unfall befördert hat.
Manches davon ist ziemlich offensichtlich, wie zum Beispiel dass bei Seegang Nachts auf der Back keine Gurtpflicht bestand … Andere Sachen kamen erst peu a peu heraus, z.B. dass Jenny an einer Stoffwechselerkrkankung litt, die auch eine plötzliche Ohnmacht auslösen kann, und daher eigentlich von den Marine-Ärzten hätte Borduntauglich erklärt werden müssen.
Ich habe nach 2011 eine Zeit lang Kontakt mit dem Vater gehabt. Die Eltern, die von den Marine-Verantwortlichen in ihrer unglaublichen Arroganz wie Luft behandelt und in ihrem Schmerz völlig allein gelassen wurden, haben sich schon früh in die Idee eines Verbrechens verrannt – sicher auch weil die Marine sie von allen Informationen ausgesperrt hat.
Der Vater fragte mich damals gleich bei unserem ersten Telefonat nach den Abläufen an Bord der GF, mit dem offen ausgesprochenen Wunsch, darin Verdachtsmomente für eine Gewalttat zu finden.
Der Grund hierfür ist sicher auch, dass Jenny Böken ihren Eltern von Bord aus telefonisch gesagt hatte, sie wollte sich nach der Seereise von einem Nicht-Marine-Arzt untersuchen lassen … Der Vater glaubte daher an eine Vergewaltigung, die durch ein „Verbrechen“ hätte vertuscht werden sollen.
Der Grund des Überbord-Gehens ist aus meiner Sicht am ehesten in Jennys Stoffwechselerkrankung zu sehen – und in der Schlamperei der Marine, junge unerfahrene Offiziersanwärter bei Dunkelheit und Seegang ungesichert auf die Back zu schicken. (Ähnlich übrigens wie Sara Seele, die ungesichert und übermüdet klettern musste …)
Ich hoffe, dass die Eltern irgendwann ihren Frieden mit dem Verlust der Tochter machen können. Ob der jahrelange Gang durch die Gerichtsinstanzen und die Freigabe der Filmrechte dem zugute kommen, oder eher nicht, kann ich nicht entscheiden.
sagt:
Noch eine kurze Bemerkung: Es ist unseriös, den Marineärzten die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen, da Jenny – wenn man dem TV-Film glauben schenkt – den Ärzten ihren schlechten Gesundheitszustand verschwiegen hat. Sie hat es nicht nur an der erforderlichen Mitarbeit fehlen lassen sondern die untersuchenden Ärzte getäuscht, da sie unbedingt auf die Gorch Fock wollte.
Im übrigen ist ja gar nicht klar ob es ein Unfall war, denn es kann sich leider auch um eine Kurzschlussreaktion gehandelt haben, als Jenny realisierte, dass sie den Anforderungen nicht gewachsen war, massive Probleme mit den Kameraden hatte und sie darüberhinaus erkennen musste, dass und sie ihr Ziel, Ärztin zu werden, nicht erreichen würde.
sagt:
Das ist bestenfalls von den Gerichten so suggeriert worden. Sie hat ja über die Gesundheit beim Arzt gesprochen. Nur die Akten waren nachher, wie auch immer, wenig aussagekräftig. Nennt man das nicht Beweislastumkehr, um den anderen (die Tote) im nachhinein falsch zu verdächtigen.
Ich finde das gerade deshalb falsch.
Sie ist tot.
Und das ist eine Verdachtsunterstellung. Mehr nicht. Es wird der Toten etwas angehaftet, was u.U. falsch ist. Darauf weise ich mal hin.
sagt:
Die Ausbildung an Bord der Gorch Fock ist sicher hart. Es gibt keinen Raum, um sich zurückziehen und ausruhen zu können. Man ist ständig von anderen Menschen umgeben und wird von diesen beobachtet.
Damit kommen nur die besten und stabilsten Menschen zurecht. Die Gorch Fock erfüllt ihren Zwerck, die besten bzw. belastbarsten Offiziersanwärter herauszufiltern, aber ganz hervorragend.
sagt:
In dem Fall ist nichts weiter aufzuklären, denn die Vermutung der Eltern, Jenny sei bereits an Deck verstorben, weil sich kein Wasser in ihrer Lunge befunden habe, ist falsch. Ertrunkene haben nämlich in der Regel kein Wasser in der Lunge. (Bitte googeln!)
Darüberhginaus befand sie sich allein im Vordecksbereich auf Wache, so dass es keine Zeugen gibt. Es kommt also nur ein Unfall oder eine Selbsttötung in Betracht.
Die Fehler liegen m.E. bei den Eltern und den Ärzten. Man schickt seine an Höhenangst leidende Tochter zur Ausbildung auf die Gorch Fock, wo sie die Masten aufentern muss und setzt sie auch keinen Belastungen aus, denen sie körperlich bzw. gesundheitlich nicht gewachsen ist
Van der Banks Gorch Fock Erfahrungen werden keineswegs von allen Offiziersanwärtern geteilt. Einer meiner Freunde, die auf der Gorch Fock waren, hat es sogar bis zum Konteradmiral gebracht.
sagt:
Einwand:
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Was ist, wenn man ihr den Parka ausgezogen hat,
und d a b e i das Wasser a u s der Lunge gelaufen ist?
Es wurde kolportiert, dass der Leichnam beim Auffinden in einem anderen Bekleidungszustand war, und am Parka als Marinezugehörend erkannt wurde & überhaupt sei die Leiche wegen der neuartigen reflektierenden Streifen am Parka ins Auge gefallen.
Ansonsten: Was Sie sagen, ist ohne jegliche Überprüfung eine reine Suggestion.
Woher wollen Sie denn das überhaupt wissen? Wenn Sie nichts beweisen können, dann ist auch die Verdächtigung hinsichtlich Suizid und Unfall nur so daher gesagt und nicht beweisbar.
Da ja nicht einmal die direkten Vorgesetzten in der Zeit nach 23 Uhr nach der Kadettin gesehen haben – und auch gerade beim Ausbleiben des Wachrufs um 23.30 Uhr- stellt sich alles völlig in Frage: Sie kann bereits ab 23.01 Uhr von Bord verschwunden sein. Völlig klar.
Können Sie belegen, dass niemand zu ihr hingegangen ist im Zeitraum von 23.01 bis 23.43 Uhr?
Jenny Böken konnte längst schon vor Norderney über Bord gegangen sein. Und was in den gut 40 Minuten geschehen ist, will ja heute keiner mehr wissen.
Sehen Sie:
Sie haben also Unrecht.
Und damit bleiben alle Dinge die sich um den Tod der Kadettin ranken, völlig im düsteren. Wenn Sie sagen es könne nur Unfall oder Suizid sein, dann ist genauso Mord möglich. Es ist doch dazu nichts bewiesen worden.
Es wurde nur an der Oberfläche gekitzelt – nicht mal gekratzt.
Es interessiert auch nicht, ob es jemand zum Konteradmiral gebracht hat, weil er auf der Gorch Fock gedient hat. Es ist schön für Sie, aber es spielt keine Rolle. Hat er dort die Befähigung erhalten, ein richtiges Kriegsschiff zu befehligen oder mehr? Das ist romantisches Prestigedenken.
Umgekehrt: Was wäre in dem Fall nicht alles ermittelt worden, wenn nicht bloß die Tochter eines x-beliebigen deutschen Beamten umgekommen wäre,
sondern der Sohn oder die Tochter eines Admirals oder hochrangigen Bundeswehrarztes mit besonderem Zugang zur Fürhungsebene?
Dann sieht die Sache im Prinzip anders aus. Wer weiß schon, was an dem Abend wirklich passiert ist? Sie wissen es jedenfalls nicht, oder sagen es nicht. Ob Suizid oder Unfall: Gerade das ist auch völlig an den Haaren herbeigezogen. Vielleicht muss sich ja jemand verstecken, der mehr weiß! Denn sonst käme nicht so oft der Satz: Man solle mal googeln und nach trockener Lunge trotz ertrinken suchen. Das schreibt jemand sehr auffallend häufig: Vielleicht der, der mehr weiß?
Also: So naiv ist doch keiner. Damit wird doch jede Intelligenz beleidigt.