Helmuth Stöberl: Konstrukteur von Monas, Dyas, Trias und Fighter verstorben

Autodidakt und Pionier

Im Alter von 92 Jahren ist der Konstrukteur Helmuth Stöberl verstorben. Seine verschiedenen Konstruktionen, darunter Monas, Dyas und Trias, erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit.

Die Dyas bei ihrer Deutschen Meisterschaft im Rahmen der Travemünder Woche 2022. Foto: segel-bilder.de

Am 2. März 2023 verstarb Bootskonstrukteur Helmuth Stöberl sen. im Alter von 92 Jahren. Neben den internationalen Kielbootklassen Trias (1968), Dyas (1970) und Monas (1974) konstruierte er die Langstrecken Renner Quartas – berühmt durch viele Siege bei Bodensee Rund-Um und Centomiglia der „Amigo Nuovo“ und der „Gustav Gans“ – und Akros, die fünfmal die Europameisterschaft in der freien Konstruktionsklasse bis 9,5 Meter gewinnen konnte. Mit seinen Kimmkielern Fighter, Twin und Unas gab er schon in den 1980ern eine Antwort auf den Liegeplatzmangel durch Wassertiefe und mit dem Einhandkonzept dieser Boote auf das Vorschoterproblem.

Helmuth Stöberl hat die Welt des Segelns mit seinen Konstruktionen geprägt. Foto: Privat

Angefangen hatte alles mit dem Vermessen von Chiemseefischen. Der schiffsbautechnische Autodidakt und gelernte Schreiner hat so die strömungsoptimierte Rumpfform konstruiert. 1964 wurde auf Basis dieser Berechnungen der Prototyp des Condors in einer Münchner Tiefgarage gebaut. Mit einem Boot dieses Typs, umsegelte Rollo Gebhard zweimal einhand die Welt. Diesen Condor konnte man im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven besichtigen.

Ob mit Glasfasermasten, Schiffskörpern im Hochdruck-Schaumdepot-Verfahren, Kielbooten ohne Querspant oder Elektromobil mit GFK-Karosserie – Helmuth Stöberl war seiner Zeit immer voraus. Die Stöberlsche Werft verließen mehr als 1.500 Dyas, 500 Trias und 500 Monas und mehr als 1.500 Kajütboote vom Typ Condor. Ein Schlaganfall zwang ihn schließlich, mit 90 Jahren die Arbeit in der Werkstatt aufzugeben. Bis zuletzt arbeitete er noch an seiner letzten Konstruktion: einer segelfähigen Dachbox als Alternative zum Optimisten für seine Enkelkinder.

einhand und flott – der Fighter © Sven Lamprecht

6 Kommentare zu „Helmuth Stöberl: Konstrukteur von Monas, Dyas, Trias und Fighter verstorben“

  1. avatar Dr, Stephinger Ulrich sagt:

    Mit Anteilnahme erfuhr ich vom Ableben des großen Schiffsrumpfkonstruteurs H. Stöberl. Mein Vater, kein grosser Segler, hatte 1966 den guten Gedanken bei Stöberl in Eggstädt einen “CONDOR” zu kaufen und uns seinen Buben,18+20Jahre alt, das Schiff gelegentlich zu überlassen. Wir verfolgten die Einhandweltumsegelung von Rollo Gebhard und fieberten mit als er vor dem Cap der guten Hoffnung in Schwierigkeiten geriet. auf Grund des Ablebens eines unserer damaligen Segelkammeraden ging ich auf Suche nach den Spuren des damals von uns sehr verehrten Herrn Stöberl im Web und fand solche, wenn es auch nur die letzten seines so erreignisreichen Lebens waren. Danke für alles, was wir in den Jahren mit unserem Condor erleben durften und für die Hilfestellungen, die uns Herr Stöberl leistete, wenn wieder einmal bei einer unserer damals so beliebten Gewitter segeltouren, etwas kaputt oder über Bord gegangen ist. Er war immer hilfsbereit und brachte uns mit seinem BMW V8 in rasender Fahrt wieder zurück nach Sassau. Nochmals herzlichen Dank für all das !!!

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  2. avatar Rudolf Stokar sagt:

    Ich habe mir diese Jahr nach zwei Dyas nun auch eine Condor 7 zugelegt.
    Kurz, ein geniales Boot.
    Innovative Lösungen, schon bei leichtestem Wind gleitet das Boot an, bleibt auch bei starken Winden einfach segelbar.

    Gratulation zu dieser genialen Konstruktion.

    Mein herzliches Beilied der Familie

  3. avatar Dr. Klaus von Bomhard sagt:

    Ich besitze in 2. Generation einen 54 jährigen Condor 7, von denen es am Chiemsee noch einige, z.T. sehr schön renovierte Exemplare gibt. Diese von H. Stöberl mit großer Meisterschaft auf dem Computer gezeichneten Boote werden von jüngeren Seglern oft belächelt, gehen bei Yardstickregatten meist unter den Letzten durchs Ziel, landen bei der Auswertung jedoch häufig auf den vorderen Plätzen. Deshalb haben wir bis 2013 eine eigene Condorregatta am Chiemsee durchgeführt, die auch zu dem Ergebnis geführt hat, dass sich die mit unterschiedlichen Konstruktionsmerkmalen, im Handauflegeverfahren in einer Scheune gebauten Boote nicht wirklich vergleichen ließen. Trotzdem liebten die Condoreigner ihre Boote und waren eine ausgesprochen vergnügte und harmonische Seglergemeinschaft. Als Höhepunkt unserer Regatten kamen sowohl H. Stöberl, wie auch R. Gebhard einmal zu Besuch. Das waren eindrucksvolle Erlebnisse, die beiden alten Herren persönlich zu erleben, die vielen Seglern heute noch lebhaft in Erinnerung sind. Jetzt können die beiden in Ruhe ihre Erfahrungen woanders austauschen. Traurig für uns, schön für sie.

  4. avatar Jörg Gosche sagt:

    Ich hatte als Jugendlicher das Glück Helmuth Stöberl noch in seiner Anfangsphase in seiner Bootsbau-Tüftler Werkstatt wirken zu sehen. Das hat mich sehr beeindruckt und mit einer gewissen Verzögerung auch inspiriert selbst ungewöhnliche Wege zu gehen.
    Stöberl war, neben Willy Dehler, einer der wichtigsten Impulsgeber der deutschen, wenn nicht gar europäischen Boots-Industrie. Nun können die Beiden da oben weiter tüfteln…. .

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  5. avatar Dr. Ernst-Helmut Schwer sagt:

    Ich habe am Binnensee segeln gelernt und die Dyas war das Maß der Dinge. Später habe ich dann Akros und Quartas kennengelernt. Helmuth Stöberl war seiner Zeit wirklich weit voraus. Moderne, gleitfähige Unterwasserschiffslinien,
    effektive, tiefgehende Ruder ohne Skeg.
    Er hatte gute und innovative Detailideen und war auf Messen ein
    inspirierender Gesprächspartner.
    Möge er seinen Frieden und Ruhe finden. Ein ehrendes Andenken ist ihm sicher.

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  6. Mein aufrichtiges Beileid seiner ganzen Familie. Helmut Stöberl war ein wahrer Pionier und erfolgreicher Konstrukteur und Bootsbauer. So viele Erfolgs Klassen Boote wie er entwickelt hat ist sehenswert. Es ist leider wieder ein ganz besonderer Mensch aus der Segelszene von uns gegangen. Der Herr sei ihm gnädig.

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