SegelReporter Interview mit Jochen Schümann

Herr Schümann, wird es ein deutsches AC Team geben?

Von Carsten Kemmling

Jochen Schümann beim Audi MedCup in vorderster Front. Der 34. America´s Cup hat noch keine Euphorie bei ihm wecken können. © Stefano Gattini/Audi MedCup

Nach den Verkündungen zum 34. America´s Cup drängt sich die Frage auf, wie die Chancen für ein deutsches Team stehen. Das sollte niemand besser wissen als Jochen Schümann. SegelReporter erwischte ihn per Telefon in Sardinien beim Rolex Swan Cup 2010, wo er auf genug Wind für das erste Rennen wartet.

Besonders erstaunt zeigt er sich nicht über die Erkenntnisse des „Big Monday“. Zu viele Details sind in der Zwischenzeit durchgesickert. „Bis auf den Zeitpunkt 2013 statt 2014 gab es für mich keine Neuigkeiten.“

Zumindest keine, die ihm bei der Planung helfen. „Denn die wirklich wichtige Information betrifft den Ort. Wir wissen immer noch nicht, wo der 34. America´s Cup stattfindet. Und für Sponsoren macht es einen großen Unterschied, ob der Cup in den USA oder Europa gesegelt wird. Insofern hat sich für uns nicht viel geändert.“

Diese Information soll es erst zum Ende des Jahres geben, auch wenn Coutts bei der Pressekonferenz seine Hoffnung zum Ausdruck gebracht hat, dass man möglicherweise früher zu einer Entscheidung kommt.

Schümann sagt: „Für mich ist es gar nicht entscheidend, ob Kat oder Monohull. Ich muss nur wissen, ob es für uns machbar ist. Und ohne die Information über den Ort fehlt nach wie vor der wichtigste Baustein.“

Der zweimalige America´s Cup Gewinner betont, dass er den neuen Cup nicht prinzipiell negativ sehe. Es gebe viele positive Ansätze auch wenn er nicht in die allgemeine Euphorie einstimmen mag. „Die haben das gut präsentiert und medial ordentlich verkauft, und endlich gibt es ein faires Regelwerk. Aber uns potenziellen Herausforderern hilft das immer noch nicht weiter.“

Bei der Frage nach einem Wettbewerbsvorsprung von Coutts und Co lacht der deutsche Vorzeigesegler kurz auf. „Klar haben sie mit diesem Protokoll den Vorsprung sogar noch ausgebaut.“ Auch das Budget, das Coutts zwischen 40 und 100 Millionen Euro beziffert, entspräche nicht gerade den versprochenen Spar-Vorgaben.

Sorgen macht sich Schümann über den Cup im Allgemeinen. „Ich hoffe, diese Regatta verliert nicht ihr Ansehen in der Segelwelt. Sie wird jetzt zu einem puren High Tech Spektakel. Das ist Okay, aber ich weiß nicht, ob es unseren Sport noch repräsentiert.“

Die Verringerung der Crew auf elf Segler entspricht eigentlich auch einer von Schümann geäußerten früheren Vision zum zukünftigen Cup. Dabei war es ihm wichtig, dass die physische Komponente erhalten bleibt. Coutts und Co haben ausdrücklich betont, dass ihnen das auch am Herzen liegt, aber Schümann bezweifelt das.

„So ein Flügel ist nicht schwer zu bewegen. Und ich gehe davon aus, dass man möglicherweise bei den hohen Geschwindigkeiten keinen Gennaker mehr benötigt. Wenn die Tragflächen erst einmal optimiert sind bringen sie so viel Vortrieb, dass der scheinbare Wind weit von vorne einfällt. Dann bremst der Gennaker.“

Besonders viel Kopfzerbrechen bereitet ihm das Timing des Events. „2013 kommt für alle nicht etablierten Teams zu früh. Wer nicht das Geld im Nachttisch liegen hat, wird Probleme bekommen schon 2012 ein konkurrenzfähiges Schiff an die Startlinie zu bringen.“

Wichtig war Schümann immer das Jugend-Thema und die Nationalmannschaft. Deshalb müsste der Jugend America´s Cup eigentlich seine Zustimmung bekommen. „Es ist immer eine gute Sache, etwas für die Jugend zu tun. Aber in diesem Fall handelt es sich eher um ein Deckmäntelchen, um eine schöne Verpackung. Man könnte die Jugend-Veranstaltung auch ohne den AC auf die Beine stellen. Das sind getrennte Dinge.“

Zu den Auswirkungen der America´s Cup Revolution auf die Segelwelt sagt Schümann: „Es wird nicht der Tod der konventionellen Segelsports sein. Ich glaube nicht, dass wir bald Swans mit Flügelmasten sehen werden.“

Wird es nun also ein deutsches Team geben? „Das können wir erst beantworten, wenn wir Informationen zum Ort des Geschehens haben.“ Klar ist, dass zum Beispiel United Internet als potenzieller erster Ansprechpartner wenig Interessen auf dem amerikanischen Markt hat.

Der nächste Cupper als Animation im Video:

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

2 Kommentare zu „SegelReporter Interview mit Jochen Schümann“

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