Maximilian Said wurde beim Hyères Weltcup als bester deutscher Nacra 17 Segler mit neuer Steuerfrau Lisa Rattemeyer nach drei Ausfällen 24. von 29. Booten. Er schreibt über die Probleme.
Wenig Welle und eine stabile Thermik sorgten für perfekte Bedingungen während der zwei Wochen Training die wir im Nacra 17 vor Hyères absolviert haben. Lange Schläge waren an der Tagesordnung um speziell die Technik Downwind zu verbessern.
Obwohl im neuen Team noch sehr ungewohnt, konnten Lisa und ich Wege finden, um das Boot und die neuen Kräfte zu kontrollieren. Als Vorschoter ist man auf diesem Schiff nicht nur auf der Suche nach der richtigen Einstellung für den Spi sondern hat auch jede Menge Quertrimm-Arbeit zu verrichten.
Bei stabilen Bedingungen kann der Steuermann eventuell noch helfen. Aber sobald es ruppiger wird, ist er mit dem Fuß an die Heckschlaufe gefesselt, weil er ins Trapez muss. Die Technik ist für ihn nicht einfach. Kritisch ist das Umgreifen vom Ausleger zur Spurstange, das Hebeln des Körpers aus dem Trapez ohne Ruderbewegung oder die Schotführung.
In der Fußschlaufe hängen geblieben
Im Rennen ist es dann fast schon ein alltägliches Bild, dass Steuerleute nach achtern weg vom Boot oder auf ihre Spurstangen fallen. Einge sind mit dem Fuß in der Schlaufe hängen geblieben. Ist man dann „klar zum Halsen“ muss wieder das Gewicht nach vorne verschoben werden um nicht urplötzlich mit „Lift“ aus dem Wasser zu schießen.
Das zischende Geräusch an Ruder und Schwertern geht durch Mark und Bein, wenn sich beide Rümpfe aus dem Wasser heben. Nach ein paar dieser Abflüge legt sich die aufkommende Angst es bleibt aber der Respekt.
Die ersten zwei Tage der Regatta waren weiterhin von dieser Wetterlage geprägt. Wir fuhren gute Starts und konnten uns im Feld einigermaßen behaupten. Mehrere gute Positionen nach der ersten Runde waren der Lohn für ein gutes Training.
Dann geisterte das Wort „Mistral“ durch das Lager. Es sollte zwar dann doch nicht so weit kommen, doch es genügte auch Wind von über 20 Knoten und ein ordentlicher Schwell, um uns aus dem geübten Konzept zu werfen.
Groß wie Surfersegel getrimmt
Ohne Erfahrung in solchen Bedingungen und zu wenig Erfahrung gemeinsam an Bord, mussten wir uns jeweils meist schon auf halbem Weg zur linken Ecke überrollen lassen. Die richtige Kreuz-Technik fehlte einfach noch. Wir konnten nur selten ausreichend Geschwindigkeit entwickeln. Unser Großsegel war zeitweise getrimmt, wie das eines RSX-Surfers mit auswehendem Achterliek.
Es bleibt also hängen: bei schwachen und mittleren Winden können wir inzwischen den Speed der Top-Mannschaften mitgehen, Starts gewinnen, Spuren bis zur Layline halten und zumeist saubere Manöver fahren. Stärkere Winde bedürfen aber einer anderen Technik, größerer Arbeit beim Trimm und exakter Abstimmung im Team.
Doch wir bleiben dran. Die Lernkurve ist weiterhin steil. So fanden wir im letzen Rennen der Serie einen Weg, den Lift-off zu kontrollieren. Das motiviert ungemein für die nächsten Trainings am Gardasee und in Kiel.
Gäblers wollen wieder angreifen
Anm.d. Red: Auch Roland und Nahid Gäbler wollen nach dem Tod enger Angehöriger bald wieder in das Geschehen eingreifen. Sie schreiben:
“Die letzten Monate und Wochen waren eine schwere Zeit für uns und unsere Familien. Es sind Dinge passiert, die uns extrem viel Energie genommen haben. Wir dachten, man kann da mal so eben auf ein neues Boot steigen und konzentriert Regatta segeln. Es ging eben nicht nach solchen traurigen Erlebnissen.
Doch jetzt geht es uns langsam besser und haben uns entschieden, der Nacra17 Olympia-Kampagne eine weitere Chance zu geben. Wir nutzen die Tornado EM am Bodensee (17.-20. Mai) als Segel Re-Start und werden danach mit dem Training auf dem Nacra17 beginnen. Wenn dieses gut verläuft wollen wir bei der Kieler-Woche, EM und WM im Nacra starten.”
Folgende Frage geht mir durch den Kopf:
Ist es das gleiche Boot, was bei den Trials in Santander die Segler so begeistert hat?
Heisse Debatte. Was meinst du?
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