IMOCA: Stapellauf von Thomas Ruyants „Advens-For People“ – Beginn einer neuen Ära?

Langsamer und doch schneller

Die Rumpfform bezeichnet er als revolutionär, die Foils als bis ins Detail durchdacht, den Durchblick habe er auch verbessert und der Bug schwebt über den Wassern – Thomas Ruyant gibt sich überzeugt von seinem neuen Renner.

Auch die Präsentation des neuen Renners ist etwas anders als gewohnt.

Thomas Ruyant hat seinen neuen IMOCA zu Wasser gelassen. Liest sich das lapidar, fast schon normal? Stimmt – der Stapellauf eines weiteren, „frischgebackenen“ IMOCA ist mittlerweile zumindest in den französischen Hochsee-Metropolen wie Lorient gewissermaßen Alltag. Gerade neulich war noch Yoann Richomme mit Arkea Paprec dran, bald wird es Charlie Dalin mit seiner Macif sein und weitere sind noch „in der Mache“.

Die Normalität lässt grüßen.

Klar, genauso wie bei Richomme waren auch bei Ruyants IMOCA-Wasserung die Stege wieder voll: Mit Sponsoren, deren (verdiente) Mitarbeiter, den aufs Hochseesegeln spezialisierten Lokalmedien, Freunden, Familie, nicht zu vergessen die Kollegen aus den konkurrierenden Rennställen. Und abends wurde auch wieder gefeiert, was das Zeug hält.

Aber dass Fans aus ganz Frankreich anreisen, die IMOCA-Kollegen vom „Meer“ (also Mittelmeer) extra herüberjetten oder gar ganze Schulklassen einen Ausflug zum Stapellauf eines Bootes machen, das gab es bei der „Vendée-Globe-Bootsklasse“ wohl nur bei der Erstwasserung von Charal 1.

„Ein neuer IMOCA? Mit Foils? Der Abermillionen kostet? Aha… nett!“

Was der Stimmung im Team TR Racing jedoch keinen Abbruch tut. Die Shore- und Bürocrew ist ausgelassen, alle freuen sich, dass man 1. den Termin einhalten konnte, der schon seit Wochen gesetzt ist und 2. damit eine spürbare Last von den Schultern fällt:

Endlich ist die Kiste in ihrem Element, endlich kann segelnd getestet, geprüft, gecheckt werden, ob das 60-Fuß-Monstrum hält, was seine Designer schon seit mehr als einem Jahr versprechen. Wenn auch noch einige Arbeiten beim Innenausbau erledigt werden müssen – ebenfalls Alltag in Lorient.

Edler Renner

Und dennoch: Was für ein Boot! Zwar wird fast schon unkend immer wieder behauptet, dieser IMOCA sei im Prinzip das Zwillingsschwesterschiff des IMOCA von Yoann Richomme – oder umgekehrt. Doch darüber kann ein Thomas Ruyant nur gnädig die Augen rollen und gekonnt milde lächeln.

Der nach wie vor glücklicher Route du Rhum-Sieger und jetzt schon – vor den ersten Testschlägen auf seinem neuen Boot – erklärte Top-Favorit fürs Podium der kommenden Vendée Globe, gibt sich in den Gesprächen mit den Medien und bei deren immer wiederkehrenden Fragen selbstsicher.

Ruyant unter dem “revolutionären”, deutlich runderen Rumpf © advens/Ruyant

Man sieht ihm zwar eine gewisse freudige Aufregung an, hört sie aus seiner Stimme: Hier ist einer nicht nur stolz auf seinen neuen Untersatz für die Sieben Meere, sondern auch zutiefst zufrieden darüber, wie die meisten seiner Vorstellungen und Wünsche haarklein und passgenau auf und an diesem Boot umgesetzt wurden.

Klar, die Ähnlichkeiten seien auf den ersten Blick frappierend, gibt Ruyant gerne zu. Der im oberen Vordeckbereich voluminöse Bug, der weiter unten, relativ weit überm Wasser sich regelrecht filigran verjüngt.

Moment mal, überm Wasser? Tatsächlich ist die zweite Auffälligkeit (genau wie bei Richommes Boot), der zu fast einem Fünftel überstehende Bugbereich.

Bug- und Rumpfdesign entscheiden

Man wolle damit erreichen, ist aus dem Team zu erfahren, dass der Bug vor allem bei leichten Windstärken die kleineren Wellen eben nicht schneidet. Was, wenn auch in geringem Maße, bei jedem „gelungenen“ Mal einen Speed-Gewinn im Zehntel-Bereich, nach sich zieht.

Noch nicht den vollen, aber doch verbesserten Blick nach vorn © advens/Ruyant

Weitere augenscheinliche Auffälligkeit: die (vergleichsweise) großen Cockpit-Fenster. War noch bis zur letzten IMOCA-Generation ein regelrechtes Einigeln respektive Einbunkern angesagt, ist bei Ruyants neuem IMOCA mehr Durchblick angesagt. Zwar ist hier ein deutlicher Unterschied zum vermeintlichen Schwesterschaff zu sehen – Richomme hat gnadenlos das nahezu gesamte Cockpitdach „verglast“ – doch geht auch bei Ruyant der Trend zu mehr Transparenz und Blick nach vorn.

Wenn nicht gerade hektoliterweise das Salzwasser darüber klatscht.

Doch was ist nun das ganz Besondere an diesem Boot namens Advens – For People? Ruyant gerät ins Schwärmen: „Die Rumpfform ist im Detail revolutionär. Hier gibt es zwar einige Gemeinsamkeiten mit Arkea Paprec, doch letztendlich haben wir eine Menge Erfahrungen aus dem ersten Boot, also LinkedOut, eingebracht.

Unterstütze SegelReporter

Liebe Seglerinnen und Segler,

der SegelReporter Club wurde aufgesetzt, um neue Projekte zu finanzieren. Wir haben noch viele Ideen und großen sportlichen Ehrgeiz.

Ab 1,25 € pro Woche bist Du bei einer
12-monatigen SR Club-Mitgliedschaft dabei.

  • Täglich die Highlights  aus der Welt des Segelns mit Hintergrundinformationen und tiefer Analyse
  • Ohne Beschränkungen alle SegelReporter Artikel lesen
  • Lesefreundlicheres, einspaltiges Artikel-Layout mit weniger Werbung

Die SegelReporter

» Fragen und Antworten zum SegelReporter Club

avatar

Michael Kunst

Näheres zu miku findest Du hier

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert