Jollensegeln: Ein neues Rigg für den Laser – Die Gefahr von Veränderungen

„Aus einem VW einen Ferrari machen“

Laser segelt man nicht, weil das Boot so hübsch, modern, neu oder schnell ist, sondern weil es viele Vergleichsboote gibt. Kann die geplante radikale Rigg-Innovation die Klasse in Gefahr bringen?

Der Laser ist längst nicht mehr alleine auf der Welt. Melges 14 und RS Aero sind ernstzunehmende Alternativen. Und auch die Einhand-Foiler machen Druck. Deshalb versucht sich die Klasse seit einigen Jahren vorsichtig anzupassen.

Erst wurden neue Trimm-Möglichkeiten erlaubt, dann ein besseres radial geschnittenes Großsegel, schließlich das Kohlefaser-Mast-Oberteil und für das Radial-Rigg soll nun auch ein Karbon-Unterteil die ewig verbiegende untere Sektion ersetzen.

Laser-Rigg, C5
Das neue Laser-Rigg bei ersten Tests in Sydney. © bethwaite360

Die Anpassungen sind jeweils nur Stückwerk. Die Leistungsfähigkeit sollte nicht entscheidend verändert werden, um das alte Material nicht wertlos zu machen. So kommen die Laser auf ihre großen Flotten. Der finanzielle Aufwand soll möglichst gering gehalten werden.

Die gleiche Strategie gilt für den Optimisten. Kinder segeln das Boot nicht, weil es sich am besten eignet. Es gibt einfach viele davon, und man sich einfach mit Konkurrenten auf der ganzen Welt messen.

Anschluss nicht verlieren

Nun hat die Laserklasse aber offenbar Angst, den technischen Anschluss zu verpassen. Auch weil der Olympiastatus längst keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Sie beauftragte 49er Erfinder Julian Bethwaite und seine Schwester Nicky mit der Entwicklung eines modernen Karbon-Riggs und Kunststoff-Segels. Das Ergebnis kann im aktuellen Video betrachtet werden.

Wie sehr das neue Design den alten Rumpf beschleunigen kann, ist noch genauso wenig klar, wie der Preis. Aber es ist schon eine Grundsatz-Diskussion entbrannt. Kann eine so massive Veränderung und Abweichung vom bisherigen Design die ganze Klasse sterben lassen?

Ein Kommentar der Community lautet schon: „Wenn man einen Ferrari kaufen möchte, dann kauft man sich einen Ferrari und versucht nicht einen VW in einen Ferrari umzuwandeln. Das klappt nie und nimmer““

Aber dieses C5-Rigg ist für viele auch faszinierend. Mit seinem Fat Head hat es eine moderne Erscheinungsform und durch die Flexibilität des Mastes sollte das Achterliek effektiv öffnen und schließen können. Auch das geringere Gewicht wird der Leistung zuträglich sein. Andererseits lässt der vergleichsweise schwere Rumpf keine großen Performance-Sprünge zu.

Es ist eine schwierige Frage. Sollte man den vielen Laser-Fans auf der Welt eine neue Möglichkeit zum Pimpen geben, oder verrät man dadurch das so viele Jahre durchgehaltene, erfolgreiche puristische Laser-Prinzip? Die Klasse selbst muss wohl diese Frage beantworten.

9 Antworten zu „Jollensegeln: Ein neues Rigg für den Laser – Die Gefahr von Veränderungen“

  1. FortSchritt

    sagt:

    Es wurde soviel darüber gesprochen. Der Fortschritt lässt sich glücklicherweise nicht aufhalten. Es gibt heisse, neue Herausforderungen, warum sollten Topathleten auf veralteten Konstruktionen fighten? .Überall entsteht Neues, warum soll ausgerechnet beim Segeln die Zeit stehen bleiben?

    1. jorgo

      sagt:

      Die Fussballer treten auch immer noch nach fast uralten Regeln gegen eine runden Lederball. Eine Erfolgsgeschichte!
      Auch und gerade im Laser wird die Leistung der Athleten wird durch einheitliche Regeln ermessen.
      Da siehst Du u.a. daran, dass ehemalige Laser-Stars in vielen anderen Disziplinen Spitze sind …. weil Sie es auf dieser genialen Konstruktion gelernt haben zu siegen.

  2. Jorgo

    sagt:

    Meine Idee zum Laser Upgrade:
    Alles so lassen und billiger machen.
    Das sollte drin sein und würde die Klasse weiter wachsen lassen.

    Fängt man dagegen jetzt an noch mehr teure Upgrades zu erlauben muss man sich mit Recht fragen lassen, warum dann nicht gleich ein besseres Boot favorisiert wird… .

    Der Laser hat eine herausragende Stellung als simple Einheitsklasse. Warum ein erfolgreiches Konzept überfrachten? In meinen Augen iwäre das ein Kardinalfehler! Hoffentlich nicht!

    1. Bernd

      sagt:

      Wenn schon billig, dann billig. Der Laser ist billig gebaut und wird teuer verkauft, das passt eben nicht zusammen. Da ist ewas Konkurrenz doch sehr heilsam. Rund um den Laserrumpf wäre eine konsequente Billigstrategie stimmiger als irgendetwas dazwischen.

  3. jollysegler

    sagt:

    Das kann den Laser vielleicht noch einige Jahre vor den Angriffen der neuen Skiffs retten,
    beim Finn hat die laufende Anpassung immerhin für 60 Jahre Olympia gereicht.

    1. MAUERSEGLER

      sagt:

      beim Finn wurden nur die Materialien modernisiert, die wunderschöne Silhouette hat sich nie verändert. Ich persönlich finde die des Lasers auch besonders und erhaltenswert – von mir aus mit Carbon-Spieren und Foliensegeln. Finn wie Laser bestechen optisch durch den Baum, der am Wind bis aufs Heck gezogen wird und das Segel mit dem Rumpf abschließen lässt. Der hier gezeigte Entwurf ist eine deutliche Abkehr von der Urform: der Mast scheint kürzer, und das viereckige Segel mit dem aufsteigenden Baum finde ich optisch schlicht nicht besonders elegant.

  4. NoFreeze

    sagt:

    Ich finde es super! Jetzt nur noch den Rumpf tauschen und alles ist gut 😀

  5. Andreas Borrink

    sagt:

    Keine gute Idee.

    Damit reiht sich der Laser dann endgültig in das graue Heer der zahllosen und teuren Foliensegelskiffs ein, die alle letztendlich zu einem Randdasein verurteilt sind, weil sich keines wirklich durchsetzt. Mit dem Nachteil des schweren und von der Form her altmodischen (aber genialen) Rumpfes. Ich segle zwar schon lange keinen Laser mehr, lebe aber bis heute in der Gewissheit, dass ich die Kühlschranktür jederzeit aus der Garage holen kann und zumindest nicht ganz hinterher fahren muss. Damit ist es dann vorbei.

    Eine Einheitsklasse lebt – Nomen est Omen – von der Einheit. Wie die Performance (haha – so hiess der Laden doch früher!) im Vergleich zu anderen Einheitsklassen aussieht, interessiert letztendlich doch gar nicht. Darum macht der Versuch, den Laser auf das Niveau der o.a. Skiffklassen zu heben, keinen Sinn. Ausserdem: den Skiffsegler, der bei 4-5 auf der Innenförde schneller um’s Dreieck segelt als Phillip Buhl auf seinem Laser, den möchte ich erstmal sehen!

    Meinen ersten Laser habe ich mir als Verkäufer (von Lasern!) auf der Bootsausstellung – bevor sie hanseboot hiess – verdient. Ich erinnere mich noch genau an den „Messepreis“ von 2.700,- DM. Zusammen mit den Kielern haben wir da in einer Woche weit über 100 Laser verkauft; einen solchen Zugang zum Segeln auf höchstem Niveau könnte ich mir heute dann nicht mehr leisten.

    Bruce Kirby wird dieses Jahr 90. Schenkt ihm doch was anderes……

  6. MAUERSEGLER

    sagt:

    …sieht ohne Brille aus wie ein Open Bic. Wenn schon, warum nicht gleich in Verbindung mit dem Foiling-Kit aus down under 😉 Finde das Kit passt fast besser – das Rigg sieht aus wie ein Spoiler an einem T3 Saugdiesel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert