Juryentscheidung bei The Ocean Race Europe: Warum Allagrande Mapei die Schuld trifft

„Kein Ausweichmanöver unternommen“

Die Jury von The Ocean Race Europe hat die Begündung ihrer Protestentscheidung veröffentlicht. Dabei wird darauf hingewiesen, dass Holcim PRB „alle Anstrengungen“ unternommen hat, um auszuweichen. Das war im Sinne von Regel 14 wichtig, um keine Mitschuld zugesprochen zu bekommen und eine Wiedergutmachung zu erhalten.

Die Sekunden nach dem Crash vor Kiel. © Vincent Curutchet / The Ocean Race Europe

Die Jury des Ocean Race Europe begründet ihre Entscheidung. Hier eine Übersetzung:

Die festgestellten Tatsachen:

1. Der Wind wehte böig mit 12 bis 22 Knoten, es herrschte kaum Wellengang.
2. Kurz nach dem Start segelten die Boote auf einem Raumschotskurs. Holcim-PRB lag 3 Längen
vor Allagrande Mapei lag und 1,5 Längen in Lee, als beide Boote von einer starken Böe erfasst wurden, die sie leicht krängen und anluven ließ.
3. Nach etwa zwei Bootslängen und mit einer Entfernung von 1,5 Längen zum Leeboot konnte Allagrange Mapei wieder einen geraden Kurs steuern, während Holcim in der Bö aus dem Ruder lief, wobei sie 15 Grad anluvte und langsamer wurde. Während dieser Zeit konnte Allagrande Mapei Geschwindigkeit und Richtung halten, wodurch die Boote auf Kollisionskurs gerieten.
4. Etwa 5 Sekunden später überlappten sich die Boote. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Bug von Allagrande Mapei etwa eine Bootslänge luvwärtig vom Holcim-Heck, und die Kurse der Boote konvergierten in einem Winkel von etwa 15 Grad.
5. Nachdem sich die Boote überlappt hatten, luvte Holcim-PRB um weitere 10 Grad und verlangsamte die Fahrt. Während dieser Zeit fierte Holcim die Segel und unternahm alle Anstrengungen, um abzufallen. Die Mapei hielt den Kurs während sich die Zuschauerflotte mehr als 8 Längen in Luv befand.
6. 6–7 Sekunden nach dem Überlappen, als die Boote auf gleicher Höhe waren und ihre Bugspitzen kurz vor der Kollision standen, kam es zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen den Rigg-Anbauten mittschiffs, wodurch die Genua der Allagrande Mapei in zwei Teile gerissen wurde und ein großes Loch in den Rumpf der Holcim-PRB gerissen wurde. Außerdem wurden die Tragflächen beschädigt und es kam zu elektrischen Problemen.
7. Beide Boote gaben das Rennen auf.

Schlussfolgerungen

1. Allagrande Mapei hat es als Luvboot versäumt, Holcim-PRB auszuweichen, und damit gegen die Regeln
11 und 14(a) verstoßen. Die Kollision wurde dadurch verursacht, dass Allagrande Mapei kein Ausweichmanöver unternommen hat,
obwohl es sicher hätte anluven können.
2. Als klar wurde, dass Allagrande Mapei nicht auswich, war es für Holcim-PRB nicht möglich,
eine Kollision zu vermeiden. Holcim-PRB hat daher nicht gegen Regel 14 verstoßen.
3. Mit dem Aufgeben hat Allagrande Mapei eine angemessene Strafe erhalten.
4. Holcim hat gemäß Regel 61.4(b)(2) Anspruch auf Wiedergutmachung.

Entscheidung

1. Es werden keine weiteren Strafen verhängt.
2. Holcim erhält eine Wiedergutmachung. Holcim erhält in Etappe 1 die gleiche Anzahl an Punkten wie der Durchschnitt
ihrer Punkte bei der Zielankunft in den Etappen 2 bis 5 (siehe NoR 16.1). Zur Klarstellung: Die
Zielpositionen in Porto in Etappe 2 werden nicht berücksichtigt.
3. Es gilt jedoch der Fall 116 der World Sailing, und diese Wiedergutmachung wird mit dem Ende der Etappe 3 wirksam.

Die Entscheidung wurde getroffen am 24.08.25 um 17:00 Uhr von
Andres Perez IJ/IU ESP (Vorsitzender), Chris Atkins IJ/IU GBR (Protokollführer), Sofia Truchanowicz IJ/IU
POL, Corinne Aulnette IJ FRA, Miguel Allen IJ/IU POR

Eine Antwort zu „Juryentscheidung bei The Ocean Race Europe: Warum Allagrande Mapei die Schuld trifft“

  1. Fallenschlosser

    sagt:

    Danke für das Einstellen der Begründung!

    Zitat:
    „Die festgestellten Tatsachen:
    5. Nachdem sich die Boote überlappt hatten, luvte Holcim-PRB um weitere 10 Grad und verlangsamte die Fahrt. Während dieser Zeit fierte Holcim die Segel und unternahm alle Anstrengungen, um abzufallen. Die Mapei hielt den Kurs während sich die Zuschauerflotte mehr als 8 Längen in Luv befand.“

    Was? Aber dieses Manöver der Holcim führte doch überhaupt erst zum harten Crash!

    Die Perspective vom Heli ist in diesem Augenblick zu Luv wärts. Die Segel von Mapei verdecken den Rumpf von Holcim.
    In Video vom Begleitboot aus sieht man die (angeblich nur 10 Grad) „LUV-Gurke“ mit „Kielfinnen Ansicht“ von Holcim am deutlichsten.
    In der Heli Ansicht von achtern ca. 10 Sec. vor dem Crash sieht man auch schön, das beide Boote schon einen Luv Bogen ziehen. Das heißt Mapei weicht schon aus. Genau in Richtung Zuschauerrboote.
    Und 8 Längen Abstand ist bei 25 Kn nicht sehr weit.

    Ich bin raus

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