Einen Tag vor dem Finale der Kieler Woche in den olympischen Disziplinen können die Deutschen bereits den ersten Sieger bei der deutschen Station des European Champions Sailing Cup (ECSC) feiern.
Paralympics-Segler Heiko Kröger (Ammersbek) ist bei den 2.4 mR trotz noch zwei ausstehender Rennen nicht mehr von Platz eins zu verdrängen. In den acht olympischen Klassen ist dagegen Spannung bis zum letzten Meter garantiert. Denn in den Finals der jeweils Besten ist die Vergabe der Medaillen noch völlig offen. Neun deutsche Crews in fünf Klassen sind dabei noch mit im Spiel.
Mit einer deutschen Doppelführung gehen die Skiff-Damen in das Finale der 49erFX, das ausschließlich mit deutschen und australischen Teams besetzt ist. Victoria Jurczok/Anika Lorenz (Kiel) haben dabei als Erste vor Tina Lutz/Susann Beucke (Bergen/Strande) die beste Vorgabe. Denn die Platzierung geht in den Finals jeweils als Punktzahl ein.
Anika Lorenz ist naturgemäß mit dem bisherigen Auftreten sehr glücklich: „Wir Deutschen haben eine starke Gruppe zusammen. Auch die Briten und die Dänen sind gut, fehlen hier aber. Bei der EM in Dänemark treffen sich in der kommenden Woche alle Top-Nationen. Mit der Kieler Woche sind wir sehr zufrieden. Das Bootshandling wird immer besser.
Bei leichteren Winden bis zwölf Knoten sind wir sehr gut, danach haben andere Teams Vorteile. Und wenn es in den Starkwindbereich geht, dann haben wir das Boot wieder gut im Griff.“ Neben den beiden Top-Teams haben auch noch Leonie Meyer/Maren Hahlbrock (Oldenburg/Kiel) und Jule und Lotta Görge (Kiel) das Finale erreicht.
Von den Rängen zwei und fünf aus starten die deutschen 49er-Männer den Angriff auf die Medaillen. Zwar mussten die Vorjahres-Dritten Erik Heil/Thomas Plößel vor dem finalen Showdown das Gelbe Trikot an die Kroaten Pavle Kostov/Petar Cupac abgeben, haben aber noch alle Chancen. Für Justus Schmidt/Max Boehme (Kiel) ist schon das Erreichen des Finals ein großer Erfolg. Jan Hauke Erichsen/Max Lutz (Flensburg/Kiel) beendeten dagegen eine starke Kieler Woche vorzeitig mit einem Arztbesuch. Auf dem Wasser war Erichsen ein Konkurrent in die Achillesferse gefahren, so dass das Team die drei letzten Rennen nicht beenden konnten.
Komplett aus den Finals herausgefallen sind die deutschen 470er-Männer am letzten Tag der Hauptrunde. Hier hat der britische Silbermedaillen-Gewinner von Olympia 2012 Luke Patience mit seinem Vorschoter Joe Glanfield die Spitze übernommen. „Die ersten Tage waren richtig gut, aber zuletzt haben wir immer die falschen Entscheidungen getroffen und kamen nicht in den Rhythmus“, sagte Julian Autenrieth (Augsburg), der mit Bruder Philipp nach zwei Tagen noch auf Platz drei lag, dann aber bis auf Platz 13 abrutschte.
Bei den Finns war dagegen nie mit einer deutschen Final-Teilnahme zu rechnen. Und auch hier weht der Union Jack auf dem Führungsboot. Mark Andrews hat alle Trümpfe in der Hand, um Kieler-Woche-Gold mit auf die Insel zu nehmen.
Auch im Mixed-Katamaran Nacra 17 wird Schwarz-Rot-Gold im Finale fehlen. Verpasst hat als Achte auch Lisa Rattemeyer (Kiel) an der Vorschot ihres deutsch-italienischen Steuermanns Pietro Sibello den Endlauf. „Wir sind trotzdem zufrieden. Denn vor der Kieler Woche haben wir nie damit gerechnet, überhaupt am Medal Race kratzen zu können, da wir erst kurz zusammen segeln und noch nicht viel Trainingszeit hatten“, sagte Rattemeyer, der nach vier Tagen Intensivarbeit auf dem Vorschiff des Kats die Unterarme und die Hände schmerzen. Die Australier Jason Waterhouse/Lisa Darmanin führen die Sechser-Flotte der Nacras im Finale an.
Mit einem starken Abschlusstag in der Hauptrunde haben sich die 470er-Frauen Annina Wagner/Elisabeth Panuschka als Gesamtsechste ins Finale gerettet. Nicht nur als Beste der Hauptrunde, sondern auch mit der Empfehlung der frischen Silbermedaille von der Europameisterschaft peilen die Österreicherinnen Lara Vadlau/Jolanta Ogar den Kieler-Woche-Sieg an.
Jeweils einen Startplatz nehmen die Deutschen bei den Entscheidungen der Laser-Frauen und -Männer ein. Philipp Buhl (Kiel) hat als Dritter den zweimaligen Olympiasieger Robert Scheidt (Brasilien) direkt vor sich. An die Spitze hat sich der Schwede Jesper Stahlheim aufgeschwungen. Eine überraschend starke Vorstellung lieferte Franziska Goltz (Kiel) ab. Die Sportstudentin hat sich nach ihrem Olympiastart 2012 gegen einen nochmaligen Anlauf für 2016 entschieden und segelte nun völlig befreit auf Platz drei.
„Das lief sehr gut, und dann kommt man noch mal ins Grübeln. Aber beruflich ergeben sich schon jetzt ein paar Optionen, die ich nicht ungenutzt lassen möchte. Und Rio ist eher ein Leichtwindrevier, was mir nicht so liegt“, so Goltz, die die Finnin Tuula Tenkanen und die dreimalige Kieler-Woche-Siegerin Paige Railey vor dem Finale vor sich hat.
In ihren letzten Tag, aber ohne Finalrennen gehen die fünf Einheits-Kielbootklassen, in denen die Crew um Martin Menzner (Stein) den Sieg in der J80 bereits sicher hat. Zwei weitere deutsche Erfolge sind in den anderen vier Klassen schon gebucht.
„Silva Hispaniola“ auf der Seebahn nicht zu stoppen
Die schon nach dem Auftakt führenden Seebahncrews festigten am zweiten Tag des Kiel Cups ihre Spitzenpositionen und schafften in vier Tageswettfahrten eine gute Ausgangsposition für den Einzug in den Kaiserpokal. In dem Rennen geht es um den Kieler Woche-Gesamtgewinner über alle Dickschiff-Wertungsgruppen hinweg. Es wird am Mittwoch um 16.30 Uhr vor der Schilkseer Mole ufernah gestartet.
Auf dem besten Weg dorthin blieb die „Silva Hispaniola“ von Flensburger SC mit Dennis Gehrlein am Steuer in der Klasse ORC I. Sie baute ihren Vorsprung vor den letzten beiden Rennen auf stolze 13 Punkte vor Ralf Lässigs „Xenia“ (Bremerhaven) aus. Nur einen Rang auf fünf verbesserte sich die Kieler „Leu“ mit Albert Schweitzer 21 Punkte hinter der Spitze. Damit dürfte in der nationalen Ausscheidung um den letzten Platz im deutsche Royal Ocean Cup Team die Entscheidung im Zweikampf mehr oder weniger zugunsten der „Silva Hispaniola“ gefallen sein.
Spannend bleibt es noch in der ORC II, wo Kalle Dehler sich mit seiner „Sporthotel“ drei Punkte hinter der „Veolia“ von und mit Torsten Bastiansen (Flensburg) nicht abschütteln lässt. Sie sollten den Klassensieg unter sich ausmachen. Dem ist Andreas Rohde aus Rotenburg mit der J/97 „Ratzfatz“ (ORC III/IV) ein ganzes Stück näher gekommen. Knut Freudenberg führt die Verfolger mit der „Halbtrocken“ an, liegt jedoch bereits zehn Zähler zurück.
„Beim Kaiserpokal legen wir einen kurzen und knackigen Kurs von nur zwei Seemeilen insgesamt aus, der in achteinhalb Minuten absolviert sein müsste“, erklärte Seebahnchef Ecki von der Mosel das Format, „der rechnerisch schnellste Klassensieger aus der Gruppe ORC I im Känguru-Start als Letzer zwei Minuten nach der besten Albin Express.“ Wer vor seiner Zeit startet, wird sofort disqualifiziert. Regelverletzungen ahnden Schiedsrichter direkt auf dem Wasser. Die anschließende Protestzeit beträgt nur zwei Minuten. So einfach kann Segeln sein!
Ergebnisse Seebahn:
KC Alpha ORCi I: (7) 1. „Silva – Hispaniola“ Dennis Gehrlein (Flensburg,/1/1/2/1/1/1/2) Punkte 7; 2. „Xenia“ Ralf Lässig (Bremerhaven,4/2/3/3/2/6/8)20; 3. „LM Hispaniola“ Horst Mann (Kiel,9/3/7/2/7/3/1)23;
KC Alpha ORCi II: (7) 1. „Veolia“ Torsten Bastiansen (Flensburg;1/4/1/1/2/2/1) Punkte 8; 2. „Sporthotel“ Karl Dehler (Greifswald,2/2/2/2/1/3/2)11; 3. „Xive“ Martin Christiansen (Buxtehude,3/5/17/5/3/1/4)21;
KC Alpha ORCi III/IV: (7) 1. „Ratz Fatz“ Andreas Rohde (Rotenburg,1/1/1/2/1/5/1) Punkte 7; 2. „Halbtrocken“ Knut Freudenberg (Bad Laer,3/5/3/1/3/6/2)17; 3. Sportsfreund“ Sven-Erik Horsch (Hamburg,4/2/5/3/4/2/4)19
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