Knarrblog: Alster Drachen-Auftakt mit Höhen und Tiefen

Gucken, atmen und genießen

Moment zum Genießen. Das Drachenfeld liegt achteraus. © Matthias Reith

Herrlich dieses Kribbeln. Vögel zwitschern, die Sonne scheint und das Beste: die Blätter zappeln hektisch an den Bäumen. Es geht wieder los. Endlich ist dieser mistige Winter vorbei, die Geißel für ansprechende Segelaktivitäten. Erste Regatta auf der Alster. Erstmals wieder auf dem Boot. 43 Drachen stehen auf der Meldeliste.

Genervte, fluchende Laute ertönen unter der Federdecke als ich früh am Samstag-Morgen möglicherweise im Schlafzimmer etwas zu enthusiastisch mit dem Ölzeug knistere. Aber die vorsichtige Frage muss doch erlaubt sein. Wo hat die Liebste bitteschön die ollen Segel-Treter versteckt. Nicht etwa aussortiert?

Ich hätte doch zu Weihnachten neue bekommen, brummt es. Sicher, aber ich will ihr jetzt nicht erklären, dass man aus neuen Segel-Utensilien erst vorsichtig das Pech raussegeln muss. Dieses Risiko will ich heute nicht eingehen, wo schon das gewohnte Käppi im halbdunklen Zimmer nicht zu finden ist und erstmals die neue sündhaft teure Oakley-Sonnenbrille vom Typ ich-sehe-die-Böe-zuerst zum Einsatz kommen soll.

Enge Wende an der Luvtonne. Passt wohl gerade noch. © Walter Beetz

Viel zu früh stehe ich vor dem Drachen. Ein wohliger Blick wandert über den Wettsegel-Parcours. Dunkle Flecken hier, gekräuselte Stellen dort, die geschlossene Winter-Eisdecke scheint der Alster nicht ihre Eigenheiten genommen haben.

Knisternde Segel, angespannte Vorfreude

Mit breitem Grinsen treffen die Mitsegler ein. Länger nicht gesehen, noch länger nicht gesegelt, aber es braucht nur ein paar Sprüche und den üblichen Jungens-Dummschnack, um wieder auf dem Stand zu sein.

Auf den Nachbarschiffen knistern die Segel. Persenninge werden abgerollt. Angespannte Vorfreude macht sich im Hafen breit. Wie war das noch mal mit den Strippen? Sind sie alle noch an ihrem Platz? Steht der Mast gerade? Passt die Wantenspannung? Das Messgerät muss noch an die Stagen geklemmt werden, unter Deck knarrt die Ratsche an den Muttern.

Aber jetzt endlich raus, endlich aufs Wasser, noch ein paar Griffe kloppen, die eingerosteten Abläufe durchgehen. Wie geht an der Leetonne noch der Spi weg, ohne ihn zu zerreißen? Wo hakte das Backstag noch? Wer nahm noch wann die Schoten beim Spi-Set?

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

4 Kommentare zu „Knarrblog: Alster Drachen-Auftakt mit Höhen und Tiefen“

  1. Wilfried sagt:

    prima Bericht Carsten, aber wie lange lassen die dich in Hamburg denn noch mit DYC starten?

  2. Lyr sagt:

    wieder mal ein erstklassige Wortwahl Carsten! 🙂 Wann kommt eigentlich dein erster Roman über die Seglerwelt raus? 😉

  3. Ballbreaker sagt:

    Toller Bericht!

    Macht Lust auf mehr!!!

    Und alle Achtung: über 40 Drachen am Start, Respekt!

  4. Matze sagt:

    Bitte mehr! Toller Bericht.

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