Aber wieder geht’s ab nach hinten. Stampfen, fluchen, meckern. Ich mag mich nicht. Aber irgendwie fühlt sich alles so fest an. Der Flow fehlt. Mensch Junge. Gucken, atmen und genießen. Endlich wieder auf dem Wasser. Stattdessen Krampf, Fehlentscheidungen.
Wir rutschen langsam aus den Top Ten. Dann geht es doch wieder, ein Sahneschlag macht verlorenen Boden gut. Vor dem letzten Leetor hilft ein Rechtsdreher, gerade noch vor dem Altmeister Zachariassen durchzurutschen.
„Jo, das passt“, ruft er fair herüber. Gute Güte. Wie entspannt der Mann in seinem Drachen sitzt, während ich ruckel und zuppel, um noch so gerade an seiner Bugspitze vorbeizuschrammen. In der Ruhe liegt die Kraft. Der ehemalige Finn-Held bildet mit der Tochter und dem alten Kumpel Michael Kurtz ein eingespieltes Terzett.
Ha, aber jetzt haben wir ihn. Auf der letzten 300 Meter Mini-Kreuz ist normalerweise nichts mehr zu machen. Er passiert hinter uns, und nimmt die andere Tonne des Tores. Platz drei scheint gesichert.
Fuchs mit richtigem Riecher
Denkste! Der Spi geht sauber weg, ein gutes Manöver, aber plötzlich ist der Wind abgestellt. Der Drachen dümpelt, parkt, treibt. Ich wage es nicht, auf die andere Seite der Mini-Kreuz zu sehen. Aber man hört es rauschen. Der alte Fuchs hatte den richtigen Riecher. Dort drüben setzt der Wind wieder zuerst ein.
Mit „Zacha“ schlüpfen noch sechs weitere Drachen vorbei. Teufel! Es steht zu befürchten, dass er die Entwicklung auf der Bahn gesehen hat, als wir noch mit dem Duell mit ihm beschäftigt waren. Der eine Blick zurück hätte vielleicht das kommende Drama enthüllt. So entstehen Legenden und höchster Respekt.
Es passiert so viel an diesem Tag. Das vierte Rennen läuft noch einmal richtig zäh mit Platz zwölf und wenigen Lichtblicken, die absteigende Tendenz wird deutlich, die Kopfschmerzen stärker. War das zu viel Input für den Anfang?
Aber der Kopf ist voll mit spannenden Situation, der Rest der Welt vergessen. Das ist der faszinierende Effekt dieser Art der Segelei. Und unglaublich schnell mit dem ersten Après-Sail-Bier am Steg verklären sich einzelne Frust-Erlebnisse zu Heldentaten. Jeder hat Gleiches erlebt, Höhen und Tiefen, und am Ende hat immer die böse Alster Schuld.
Platz drei nach vier Rennen sieht besser aussehen, als er ist. Aber am Wochenende geht es weiter. Vier weitere Läufe zählen zu der Serie dazu. Wie ich mich schon wieder auf dieses Kribbeln freue…
prima Bericht Carsten, aber wie lange lassen die dich in Hamburg denn noch mit DYC starten?
wieder mal ein erstklassige Wortwahl Carsten! 🙂 Wann kommt eigentlich dein erster Roman über die Seglerwelt raus? 😉
Toller Bericht!
Macht Lust auf mehr!!!
Und alle Achtung: über 40 Drachen am Start, Respekt!
Bitte mehr! Toller Bericht.