SegelReporter segelt erstmals die Bodensee Rund Um. Auf dem Katamaran des GC32 Semi Foilers vom Schweizer Starboot-Olympioniken Flavio Marazzi. Eine Unwetterwarnung sagt „ergiebigen Regen“ voraus.
Dieses Geräusch. Ein hoher durchdringender Pfeifeton. Schrill zunehmend mit ansteigender Geschwindigkeit. Der Luvrumpf hebt sich, der scharfe Bug zielt auf die schneebedeckten Gipfel im österreichischen Südosten des Bodensees. Der Speedo schnellt auf 19,6 Knoten. Das Gefühl deutet nicht darauf hin. Kein Spritzwasser, keine Panik, kein drohender Kontrollverlust. Nur dieses Pfeifen, und der immer stärker in den Ohren rauschende Fahrtwind.
Die Speed-Dimension bei den geschätzten acht Knoten Wind wird erst bei der Passage des hellgrünen Klassikers aus der Lukas Hummler Flotte deutlich. Leicht geneigt schiebt er majestätisch mit leichter Bugwelle durchs Wasser und treibt doch so dramatisch schnell achteraus als liege er vor Anker.
Unter meinem Hintern bewegt sich ein Katamaran vom Typ GC 32. Er ist eines der heißesten Geräte dieser Kategorie unter der Segelsonne. Vier Schiffe wurden bisher in Dubai gebaut, die erste Rennserie hat am Traunsee stattgefunden und schöne Bilder gezeigt, und The Great Cup soll einmal potenziellen Eignern eine große internationale One Design Rennserie liefern.
Am Steuer sitzt Flavio Marazzi, der wohl beste Segler der Schweiz mit vier Olympia-Teilnahmen im Starboot und den besten Plätzen vier und fünf (2004, 08). Auch nach schon einigen Segelstunden auf seinem neuen Sportgerät zeichnet sich immer noch deutlich der Spaß auf seinem Gesicht ab. Nach mehr als 15 Jahren im Starboot ist diese Art des Segelns eine andere, spannende Welt.
Nun muss nur noch eine Flotte her, gegen die es sich auch zu segeln lohnt. Am Traunsee hatte er schon Freude daran, die Klingen mit dem ehemaligen Match Race Weltmeister Adam Minoprio zu kreuzen. Nun ist er auf Promotion Tour, um Aufmerksamkeit für das Katamaran-Konzept zu generieren, das auch schon Roland Gäbler in Dubai testen konnte.
Deshalb ist Marazzi bei der Bodensee Rund Um am Start und nimmt SR mit in die Nacht. Ein schönes Abenteuer. Der Traininsslauf am Donnerstag verspricht großes Potenzial und sogar eine gewisse Chance, die schnellste Runde zu schaffen. Die letzte Pressemitteilung des Lindauer Segler-Clubs verspricht 350 Schiffe am Start und sieht die ungarische Fifty-Fifty als großen Favoriten.
Aber das Team des 15 Meter lange Katamarans, dessen ungewöhnliches Doppelrigg nach dem Sieg und Rekord bei der Balaton Langstrecke 2012 von oben kam, hat schon abgesagt. Der Wetterbericht verspricht nichts Gutes. Ordentlich Wind und besonders viel Regen. Da werden noch jede Menge weitere Absagen erwartet
Na Klasse. Bei uns kommt das Thema nicht auf den Tisch. Absagen wegen Regen, wäre ja noch schöner. Und der Wind? Es gibt Wetterberichte, die zum Start Siebener Böen vorhersagen. Und es gibt „Unwetter-Warnungen vor ergiebigem Dauerregen“. Das alles bei sieben Grad Lufttemperatur. Na toll. Das war eigentlich nicht gebucht.
Ich habe mich eigentlich eher von diesen Jürg Kaufmann Fotos locken lassen. Aber statt eines Schönwetter-Törns mit der ex Miss Schweiz Jenny Ann Gerber wird es eher ungemütlich. Da werden der Schweizer Finn Crack Christoph Burger und der Profi Bowman aus Uruguay möglicherweise besser aushelfen. Der sagt aber, sie seien mit dem Kat bisher noch nicht bei Wind über 16 Knoten gesegelt, und das macht die Sache auch nicht gerade vertrauenswürdiger.
Aber Flavio beruhigt. Es seien gute Helme an Bord und die neuen Schwimmwesten funktionieren auch gut als Protektoren. Na dann bin ich beruhigt. Der Name seines neuen Racing Teams Marwin deutet auch nicht gerade auf große Unsicherheiten hin. Es ist die einfache Abkürzung für Marazzi Win. Hat was.
Um 19:30 geht es los. Möglicherweise hoch am Wind. Dann wird sich zeigen, wie gut dieses Schwertsystem im Vergleich zu den SL33 Kats und dem Marström Multi der Sach Brüder funktioniert.
Das im Schwertkasten nach vorne und hinten schwenkbare S-Foil erzeugt Auftrieb, so dass sich der Leerumpf leicht aus dem Wasser hebt. Das Luvschwert kann aber auch mit dem Fuß nach hinten gekippt werden, um Abtrieb zu erreichen. Das heißt das Schwert zieht den Luvrumpf mit bis zu 150 Kilogramm nach unten und lässt noch mehr Druck in den Segeln zu.
Am Wind trimmt der Uru-Bowman permanent das Schwert per Trimmleine. Es ist wichtiger als die Fockeinstellung. Ob das System aber auch noch in der Dunkelheit funktioniert, wenn Regen und Spritzwasser ins Gesicht klatschen?
Es mag interessant werden. Der Rekord für die 70 Meilen des Langstreckenklassikers liegt bei vier Stunden und 41 Minuten, aufgestellt vom Extreme 40 Katamaran „Holmatro“ 2008. Aber im vergangenen Jahr hat der M2 Sieger Katamaran „Sonnenkönig“ siebeneinhalb Stunden benötigt.
Bodensee Rund Um beim Lindauer Segler-Club
Der Kachelmann-Wetterbericht bei Segelpodcast.de
Gratulation, klasse Leistung,
Euer zugeteilter Startbereich vor der Mohle von Lindau war dieses Jahr nur einfach nicht gut.
Der Rheintäler hat gegen den Westwind gestanden und wurde von der Stauwirkung vom Pfänder untersrützt. Der Schnellste Weg zum Westwind war daher an der Tonne raus (für die wo nicht vom Bodensee sind, die Startlinie ist um die 2km lang) und über links hoch richtung Schweinebucht, wo man eigentlich nie hinsegelt.
Wir hatten dort nur ca. 500m Beinaheflaute mit den typischen Dreher wen sich 2 Winsysteme treffen.
Die deutsche Seite ist hauptsächlich bei wenig Wind und kalenderüblichem Wetter bevorteilt, weil sie eine bessere Thermik als die Schweiz entwickelt.
Das erste Schiff im Ziel (0:37:23 ) ist der Katamaran „Black Jack“ von Ralph Schatz vom Yachtclub Meersburg. Am Steuer: Veit Hemmeter vom Lindauer Segler Club.
Als zweites Boot geht der Katamaran „itelligence“ von Helge Sach über die Ziellinie. Er kommt vom Lübecker Yachtclub LYC. Der Rückstand auf den Sieger: 10 Minuten und 24 Sekunden.
Auch der dritte Sieger ist im Ziel – die SUI 03 „Marvin“ von Flavio Marazzi. Sie rauscht geradezu über die Linie um 0:52:11, ein Rückstand auf den ersten von knapp 15 Minuten.
Glückwunsch Herr Kemmling zum Podium!
01.06.2013
00:16h
Die WaPo bestätigt: zwei gekenterte Katamarane. Der „Sonnenkönig“ von Armin Schmid vor der Birnau, die „Skinfit“ von Fritz Trippolt vor Hagnau. Beide Schiffe wurden wieder aufgestellt, die Mannschaften sind wohlauf. Damit ist für beide die Regatta beendet.
Der Zwischenstand in Konstanz:
1. Skinfit 21.36h
2. itelligence 21.38h
3. Black Jack 21.41h
4. Marvin 21.59h
5. Katamaran Sonnenkönig 22.04h
6. Raffica 22.21h, das erste Einrumpfboot
7. Farr 400 Sonnenkönig 22.37h
Der Windmesser in Konstanz zeigt 4-5 Bft.
In Romanshorn haben 27 Boote gerundet, es hat keinen Wind, aber starken Regen.
In Lindau regnet es Katzen und Hunde…
Die führenden Katamarane nach zwei Stunden:
1. Skinfit
2. itelligence
3. Black Jack
4. Marvin
5. Team Sonnenkönig
Viel Erfolg, hoffe ihr holt Black Jack bald ein…
Was, Marazzi ist noch keine 200 Stunden auf dem Teil gesegelt?
…aah, viel zu gefährlich, Carsten. Da würde ich die Finger von lassen!