Knarrblog Class40 WM: Zickenkrieg mit Petit Monsieur
„Hau ihn, hau ihn…“
von
Carsten Kemmling
Vermutlich ist der Junge eigentlich ein netter Kerl. Wuschelige blonde Haare, tiefblaue Augen, charmantes Lächeln, Fliegengewicht. Die Damenwelt dürfte ihn in den Arm nehmen wollen – ich lieber in den Schwitzkasten!
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Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.
19 Antworten zu „Knarrblog Class40 WM: Zickenkrieg mit Petit Monsieur“
Kurzhaar-Peter
sagt:
Meine Franzosenerfahrungen:
1. Atlantiküberquerung –> er war für Angeln, Kochen und eine deutsche Frau verantwortlich –> alles ok
2. Mittwochsregatten in Finnland, zwei Franzosen und ich als Deutscher –> hat sehr gut geklappt
3. mit Franzosen arbeiten –> kein Kommentar (außer viele laute und große Teufel auf meinen Schultern)
Also beschwert Euch hier mal nicht über das segelnde Franzosenvolk ….!!
Segler
sagt:
Es entsteht der Eindruck, dass nicht viele der Vorredner auf hohem Niveau mit großen Booten Segeln. Die Sprache das Tacktikers ist mehr als üblich und meines Erachtens auch richtig.
Wenn der Taktiker die Entscheidung trifft zu crossen und nicht unterwenden will, dann muss das kommuniziert werden. Anders geht es schlicht nicht. Üblicherweise wird an der Kreuz ja VMG gesegelt und nicht max. Höhe. Soll nun aus taktischen Gründen versucht werden Höhe „zu kneifen“ und vor dem Gegner zu crossen, dann muss dem Taktiker auch die Möglichkeit gegeben werden dies mitzuteilen.
Dies geschah nach den Schilderungen in einer sachlichen und vernünftigen Art und Weise. Hätte er sagen sollen: „Du fährst zu wenige Höhe!“?
Es geht um das Ziel die Wettfahrt zu gewinnen und da muss der kleine Teufel eben die Schnauze halten…
Ggf. sind einfach Segler aufeinander getroffen, die gewohnt sind Steuermann und Taktiker in Personalunion zu sein. Ein Lasersegeler muss auch erst lernen Aufgaben abzugeben und Informationen und Anweisungen annehmen. Auch wenn es schwer Fällen sollte. So ist es in einem Team.
Von der Logik her ist der Steuermann eigentlich dem Taktiker untergeordnet.
An Bord der MARE hatte der Taktiker allerdings durch einen kapitalen Fehler (falsche Tonnenrundung)
bereits zu Beginn der WM den Titel verspielt und seine Reputation verloren.
Es ist daher verständlich, dass er vom Steuermann, der vermutlich auch der bessere Taktiker ist, nicht mehr ernst genommen wurde.
Haka
sagt:
Das sehe ich genauso – sind die Rollen verteilt, hat jeder auch seinen Job auf einem großem Boot zu machen. Das bedeutet das man sich auf diesen Job konzentriert. Das gilt für Taktiker und für den Steuermann gleichermaßen. Diese Kinkerlitzchen vom Teufel auf der Schulter zeugen von echter Unreife die Rolle eines Steuermanns auf einem großen Boot auszufüllen. Ein Steuermann hat sich auf die Targets zu konzentrieren und das Boot auf allen Kursen schnell zu fahren – den Rest machen Taktiker und/oder Stratege.
Das ist einmal wieder der Klassiker: Einhandsegler oder Lasersegler sollten doch eben besser Einhand segeln… Ob der Taktiker jetzt gut oder schlecht war, sei einmal dahingestellt und ob er seine Lebensberechtigung schon am ersten Tag verspielt hat ebenfalls. Wichtig ist auf solchen Booten einen professionellen Fokus zu haben auf das was wichtig ist – mit dem Boot zu gewinnen.
Der Teufel auf der Schulter ist Kreisklassen und da sollte man dann lieber bleiben.
Wer hat den diese skurille Truppe überhaupt gecastet? Hier liegt vielleicht das Grundproblem?
Gute Teams sollten so funktionieren: Get the best guys and let them do their job!
Heini
sagt:
Ich staune, der Carsten scheint auch ein AMR-Gen zu haben ? 😀
Michael
sagt:
@Jorgo: Natürlich gibt es solche und solche, auffallend ist jedoch tatsächlich, dass es unterschiedliche Mentalitäten gibt. Ebenso wie Andreas die Holländer erwähnt, geht es mir mit den gesammelten Skandinaviern. Ich habe bisher nicht eine stressige, negative oder unfaire Situation mit einem Schweden, Dänen oder Norweger erlebt.
Gegen oder mit Franzosen segelnd war dies tatsächlich anders. Auch da gibt es super nette Jungs, aber ich sah auf einem 40 Fuß Katamaran mit einem Franzosen, der seinen Job auch tendentiell dadurch vernachlässigte, dass er meinte, mich kommentieren zu müssen. Sowas hilft meiner Meinung nach selten.
jorgo
sagt:
Nach Deiner Lesart liegen wir hier in Deutchland dann wohl in der Mitte….. .
Meine Einzel-Erfahrungen sind da andere – u.a. auch in Holland und Deutschland.
Deshalb halte ich es für problematisch das Verhalten Einzelner auf ganze Völker hochzubrechen
Friedrich
sagt:
Lieber Carsten, wie gut kann ich Dich verstehen. Das Zusammenspiel zwischen Taktiker und Steuermann ist eine verdammt sensible Sache, das hat idR wenig mit Nationalitaeten zu tun. Insofern liegt der gute Andreas Ju in disem Fall m.E. total daneben. Das Grundproblem liegt in meiner Erfahrung aus 6 Jahren ernst gemeinten Dickschiffsegelns sehr oft darin, dass das gegenseitige Grundvertrauen fehlt. Der Taktiker glaubt, dass er eigentlich der bessere Steuermann ist, der Steuermann glaubt, dass er eigentlich die bessere Taktik machen wuerde. Jollensegler, die gewohnt sind, alles selbst zu machen, tun sich da besonders schwer. So quasseln sie sich in ihre gegenseitigen Bereiche, oder Schweigen sich beredt an und der Konflikt schwelt von den ersten Metern an. Und selbst wenn einer dem anderen vertraut, aber umgekehrt nicht der selbe Vorschuss gewaehrt wird, geht es in die Hose. Mir haben schon Taktiker in die Pinne getreten [boa ey!!!] und ich habe umgekehrt jeden Satz von Taktikern mit Zynismus beantwortet. Beides geht gar nicht. Das ist uebrigens das gleiche zwischen Steuermann und Pitman, Pitman und Bugmann, etc etc. Es hilft allein, dass einer dem anderen seinen Bereich laesst, ihm allenfalls hilft und ihn mit Informationen versorgt, nicht mit Wertungen („eigentlich [das schlimmste Unwort] muessten wir da drueben sein…; …muesstest Du hoeher fahren koennen….“). Und Konjunktiv ist ganz besonders grausam. Das bedeutet auch, dass jeder seine Fehler machen muss und dafuer seine Verantwortung traegt. Uff, aber das ist alles so schwierig….. Eine ganz einfache Grundregel ist aber, dass man das Siegel des Schweigens ueber alles legt, sobald man die Reling Richtung Land ueberquert hat. Ist doch ok, jeder kann am Ergebnis sehen, ob es gut war oder nicht. Man muss doch nicht wieder zusammen segeln. Und auch das faellt so schwer, wenn der Aerger ueber den anderen, ueber sich selbst (!) in einem kocht.
Trotzdem, lesenswerter Beitrag, auch darueber gilt es zu lesen und nachzudenken.
wm
sagt:
So ein unterschwelliger, zunehmender Streit kann einem schon den Urlaub versauen. Erst recht auf einem coolen Boot auf dem eigentlich alles passen sollte…
Philip
sagt:
Klasse geschrieben Carsten! Einfach toll!
Die Ausführungen spiegeln so sehr die Dramen wieder, wie sie sich wahrscheinlich schon auf so vielen Booten abgespielt haben! Und das ganze aus so charmanter Perspektive!
Danke Carsten, für das abendliche Schmunzeln, das du mir bereitest!
jorgo
sagt:
Die Chemie muss stimmen …. die Nationalität ist Nebensache!
@ A.Ju.
Ich habe sehr viel in Frankreich und auch Italien Regatta gesegelt…. ich habe sehr viele gute …. und nicht mehr schlechte Erfahrungen als beim Segeln in Deutschland gemacht!
Für alle, die wissen möchten wie es heute um Fairness bei uns bestellt ist empfehle ich eine Regatta in einer Jugend-Jollenklasse; am besten im hinteren Mittelfeld. Ich war fassungslos über die herrschende Rücksichtslosigkeit … .
Gruppenhydraulik an Bord 🙂
Manchmal kann es nicht schaden, sich die Mitsegelnden neben der seglerischen Vita auch unter dem „does it fit“ Aspekt zu suchen. Eine Horde von Superseglern auf’m Egotrip macht nicht unbedingt ein schnelles Boot.
Aber so was ähnliches hatten wir dieses Jahr doch schon mal, beim Quebec-St.Malo, zumindest ging das aus Jörg Riechers Statements hervor. Auch da mehrere echt gute Segler an Bord – aber nach eigener Darstellung taktische Fehlentscheidungen. (siehe: http://segeln.mare.de/?page_id=502)
Ich kann den Grimm verstehen, aber nun alles auf Petit Pierre abzuladen oder generell auf alle französischen Segler…. naja. Muss nicht sein.
Nicht zu vergessen: All die schönen Protestverhandlungen gegen Franzosen, die als Zeugen die gesamte französische Equipe auffahren, die mit ihren Adleraugen alles ganz genau gesehen haben – egal, wo auf dem Feld sie gerade waren. Leider immer ganz anders als man selbst.
Friedrich
sagt:
Um das, was Du, Andreas den Franzosen anhaengst, zu erleben, muss man definitiv die Land- und Seegrenzen unseres Vaterlandes nicht um einen Meter ueberschreiten oder -segeln.
Hätte er nicht vielleicht ein „important to fuckin‘ shut up now“ als Antwort verstanden?
Ach, ich liebe die Franzosen und denke mit warmen Gefühlen an die eine oder andere Begebenheit, die nicht einmal mit Italienern („Aqua, aqua, aqua“ auf Steuerbordbug) passieren:
– 15 Sekunden vor dem Start klappt uns der Vorschoter des Frenchie-Luvboots bei einer HC-16-WM das Luv-Ruderblatt hoch. Sein Leeraum zum Starten ist damit schnell und pragmatisch gesichert.
– In Belgien tragen 2 Franzosen ihr Boot um die formal zwar richtige aber wegen Ebbe trocken gefallene Raumtonne und fahren anschließend kreuz und quer „Protest“ schreiend durchs Feld aller anderen Boote, die eine (zu spät angezeigte) Bahnänderungstonne gerundet haben. Leider hat niemand rechtzeitig Protest gegen sie wegen unerlaubter Vortriebsmittel erhoben. Tatsächlich wurden sie später in diesem Rennen als einzige gewertet ….
– In Italien bei der F18-WM fahren uns Franzosen mit Wegerecht unter Gennacker den Luvschwimmer ab (wir sind bereits unter der Layline). Unser Fehler, okay. Aber hinterher sagen sie in der Protestverhandlunng (Kollisionen sollte man ja vermeiden), sie hätten wegen eines Strömungsabrisses von etwa 50 Metern nicht abfallen können. Angeblich hatten sie uns auch gesehen und geschrieen. Wir haben indes nichts gesehen und gehört –bis zum Zeitpunkt der Versenkung. Die Protestverhandlung wurde trotz WM auf Französisch geführt, weil die Kollegen angeblich kein Wort Englisch sprachen. Wir leider auch kein Französisch.
– In Jersey finden wir unser Schiff am Morgen nach dem Abladen (der Slipwagen war noch nicht zusammengebaut) statt auf unserer 4 Autoreifen auf dem Asphalt wieder. Die Reifen sind zum Glück markiert gewesen und so finden wir sie unter einen französischen Boot wieder. Das ist anschließend dann dummerweise grob von den Reifen runtergerutscht, was hässliche Kratzer im Gelcoat hinterlassen hat. Keine Ahnung, wie das geschehen konnte.
– Auch der eine oder andere lautstark durchgezogener Steuerbordstart in aussichtsloser Position vom Pin-end hat große Gefühle der Sympathie hinterlassen.
Freue mich auf die Schilderungen anderer SR-Leser hier 😉
Carsten: Das könnte das erste SR-Buch werden. Schließlich gibt es gerade auch einen Spiegel-Bestseller über lustige Bahndurchsagen.
Kiel
sagt:
Hallo?
Bitte immer vorsichtig mit den pauschalen Urteilen.
Ich habe jedenfalls an der Cote d Azur sehr nette und hilfsbereite Fransosen kennen und schaetzen gelernt.
In besonderer Erinnerung blieben mir die franzoesischen Kollegen, die mich waehrend eines Xmas races versenkten um dann in der Protestverhandlung im besten Deutsch zu sagen: Es war unsere Schuld.
Dieses Gestaendnis loeste dann bei mir sofort ein etwas unangenehmes Gefuehl ob der in Deutsch nach dem Crash geschrienen unflaetigen Hass Tirade aus.
Natürlich hast du recht, dass es immer auch andere gibt, keine Frage. Wir hatten auch schon einmal sehr nette französische Austauschschüler bei uns wohnen. Die haben aber nicht gesegelt.
Ansonsten pflege ich zur Vereinfachung meines persönlichen Wertesystems meine Vorurteile gerne bis zum erlebten Beweis des Gegenteils.
Auch in positiver Hinsicht übrigens . So habe ich die Holländer (denen ja vielfach eine Antipathie gegen uns Deutsche nachgesagt wird) stets als sehr angenehme, hilfsbereite, faire und feiertaugliche Segler erlebt. Obwohl es auch andere gibt, möchte ich dieses persönliche Pauschalurteil auch gerne so stehen lassen.
19 Antworten zu „Knarrblog Class40 WM: Zickenkrieg mit Petit Monsieur“
sagt:
Meine Franzosenerfahrungen:
1. Atlantiküberquerung –> er war für Angeln, Kochen und eine deutsche Frau verantwortlich –> alles ok
2. Mittwochsregatten in Finnland, zwei Franzosen und ich als Deutscher –> hat sehr gut geklappt
3. mit Franzosen arbeiten –> kein Kommentar (außer viele laute und große Teufel auf meinen Schultern)
Also beschwert Euch hier mal nicht über das segelnde Franzosenvolk ….!!
sagt:
Es entsteht der Eindruck, dass nicht viele der Vorredner auf hohem Niveau mit großen Booten Segeln. Die Sprache das Tacktikers ist mehr als üblich und meines Erachtens auch richtig.
Wenn der Taktiker die Entscheidung trifft zu crossen und nicht unterwenden will, dann muss das kommuniziert werden. Anders geht es schlicht nicht. Üblicherweise wird an der Kreuz ja VMG gesegelt und nicht max. Höhe. Soll nun aus taktischen Gründen versucht werden Höhe „zu kneifen“ und vor dem Gegner zu crossen, dann muss dem Taktiker auch die Möglichkeit gegeben werden dies mitzuteilen.
Dies geschah nach den Schilderungen in einer sachlichen und vernünftigen Art und Weise. Hätte er sagen sollen: „Du fährst zu wenige Höhe!“?
Es geht um das Ziel die Wettfahrt zu gewinnen und da muss der kleine Teufel eben die Schnauze halten…
Ggf. sind einfach Segler aufeinander getroffen, die gewohnt sind Steuermann und Taktiker in Personalunion zu sein. Ein Lasersegeler muss auch erst lernen Aufgaben abzugeben und Informationen und Anweisungen annehmen. Auch wenn es schwer Fällen sollte. So ist es in einem Team.
sagt:
Von der Logik her ist der Steuermann eigentlich dem Taktiker untergeordnet.
An Bord der MARE hatte der Taktiker allerdings durch einen kapitalen Fehler (falsche Tonnenrundung)
bereits zu Beginn der WM den Titel verspielt und seine Reputation verloren.
Es ist daher verständlich, dass er vom Steuermann, der vermutlich auch der bessere Taktiker ist, nicht mehr ernst genommen wurde.
sagt:
Das sehe ich genauso – sind die Rollen verteilt, hat jeder auch seinen Job auf einem großem Boot zu machen. Das bedeutet das man sich auf diesen Job konzentriert. Das gilt für Taktiker und für den Steuermann gleichermaßen. Diese Kinkerlitzchen vom Teufel auf der Schulter zeugen von echter Unreife die Rolle eines Steuermanns auf einem großen Boot auszufüllen. Ein Steuermann hat sich auf die Targets zu konzentrieren und das Boot auf allen Kursen schnell zu fahren – den Rest machen Taktiker und/oder Stratege.
Das ist einmal wieder der Klassiker: Einhandsegler oder Lasersegler sollten doch eben besser Einhand segeln… Ob der Taktiker jetzt gut oder schlecht war, sei einmal dahingestellt und ob er seine Lebensberechtigung schon am ersten Tag verspielt hat ebenfalls. Wichtig ist auf solchen Booten einen professionellen Fokus zu haben auf das was wichtig ist – mit dem Boot zu gewinnen.
Der Teufel auf der Schulter ist Kreisklassen und da sollte man dann lieber bleiben.
Wer hat den diese skurille Truppe überhaupt gecastet? Hier liegt vielleicht das Grundproblem?
Gute Teams sollten so funktionieren: Get the best guys and let them do their job!
sagt:
Ich staune, der Carsten scheint auch ein AMR-Gen zu haben ? 😀
sagt:
@Jorgo: Natürlich gibt es solche und solche, auffallend ist jedoch tatsächlich, dass es unterschiedliche Mentalitäten gibt. Ebenso wie Andreas die Holländer erwähnt, geht es mir mit den gesammelten Skandinaviern. Ich habe bisher nicht eine stressige, negative oder unfaire Situation mit einem Schweden, Dänen oder Norweger erlebt.
Gegen oder mit Franzosen segelnd war dies tatsächlich anders. Auch da gibt es super nette Jungs, aber ich sah auf einem 40 Fuß Katamaran mit einem Franzosen, der seinen Job auch tendentiell dadurch vernachlässigte, dass er meinte, mich kommentieren zu müssen. Sowas hilft meiner Meinung nach selten.
sagt:
Nach Deiner Lesart liegen wir hier in Deutchland dann wohl in der Mitte….. .
Meine Einzel-Erfahrungen sind da andere – u.a. auch in Holland und Deutschland.
Deshalb halte ich es für problematisch das Verhalten Einzelner auf ganze Völker hochzubrechen
sagt:
Lieber Carsten, wie gut kann ich Dich verstehen. Das Zusammenspiel zwischen Taktiker und Steuermann ist eine verdammt sensible Sache, das hat idR wenig mit Nationalitaeten zu tun. Insofern liegt der gute Andreas Ju in disem Fall m.E. total daneben. Das Grundproblem liegt in meiner Erfahrung aus 6 Jahren ernst gemeinten Dickschiffsegelns sehr oft darin, dass das gegenseitige Grundvertrauen fehlt. Der Taktiker glaubt, dass er eigentlich der bessere Steuermann ist, der Steuermann glaubt, dass er eigentlich die bessere Taktik machen wuerde. Jollensegler, die gewohnt sind, alles selbst zu machen, tun sich da besonders schwer. So quasseln sie sich in ihre gegenseitigen Bereiche, oder Schweigen sich beredt an und der Konflikt schwelt von den ersten Metern an. Und selbst wenn einer dem anderen vertraut, aber umgekehrt nicht der selbe Vorschuss gewaehrt wird, geht es in die Hose. Mir haben schon Taktiker in die Pinne getreten [boa ey!!!] und ich habe umgekehrt jeden Satz von Taktikern mit Zynismus beantwortet. Beides geht gar nicht. Das ist uebrigens das gleiche zwischen Steuermann und Pitman, Pitman und Bugmann, etc etc. Es hilft allein, dass einer dem anderen seinen Bereich laesst, ihm allenfalls hilft und ihn mit Informationen versorgt, nicht mit Wertungen („eigentlich [das schlimmste Unwort] muessten wir da drueben sein…; …muesstest Du hoeher fahren koennen….“). Und Konjunktiv ist ganz besonders grausam. Das bedeutet auch, dass jeder seine Fehler machen muss und dafuer seine Verantwortung traegt. Uff, aber das ist alles so schwierig….. Eine ganz einfache Grundregel ist aber, dass man das Siegel des Schweigens ueber alles legt, sobald man die Reling Richtung Land ueberquert hat. Ist doch ok, jeder kann am Ergebnis sehen, ob es gut war oder nicht. Man muss doch nicht wieder zusammen segeln. Und auch das faellt so schwer, wenn der Aerger ueber den anderen, ueber sich selbst (!) in einem kocht.
Trotzdem, lesenswerter Beitrag, auch darueber gilt es zu lesen und nachzudenken.
sagt:
So ein unterschwelliger, zunehmender Streit kann einem schon den Urlaub versauen. Erst recht auf einem coolen Boot auf dem eigentlich alles passen sollte…
sagt:
Klasse geschrieben Carsten! Einfach toll!
Die Ausführungen spiegeln so sehr die Dramen wieder, wie sie sich wahrscheinlich schon auf so vielen Booten abgespielt haben! Und das ganze aus so charmanter Perspektive!
Danke Carsten, für das abendliche Schmunzeln, das du mir bereitest!
sagt:
Die Chemie muss stimmen …. die Nationalität ist Nebensache!
@ A.Ju.
Ich habe sehr viel in Frankreich und auch Italien Regatta gesegelt…. ich habe sehr viele gute …. und nicht mehr schlechte Erfahrungen als beim Segeln in Deutschland gemacht!
Für alle, die wissen möchten wie es heute um Fairness bei uns bestellt ist empfehle ich eine Regatta in einer Jugend-Jollenklasse; am besten im hinteren Mittelfeld. Ich war fassungslos über die herrschende Rücksichtslosigkeit … .
sagt:
Wunderbarer Bericht!
sagt:
Also fluchen können die wie die Rohrspatzen und Rauchen wie ne Dampflok aber ansonsten bin ich schon prima mit denen gesegelt….
sagt:
Gruppenhydraulik an Bord 🙂
Manchmal kann es nicht schaden, sich die Mitsegelnden neben der seglerischen Vita auch unter dem „does it fit“ Aspekt zu suchen. Eine Horde von Superseglern auf’m Egotrip macht nicht unbedingt ein schnelles Boot.
Aber so was ähnliches hatten wir dieses Jahr doch schon mal, beim Quebec-St.Malo, zumindest ging das aus Jörg Riechers Statements hervor. Auch da mehrere echt gute Segler an Bord – aber nach eigener Darstellung taktische Fehlentscheidungen. (siehe: http://segeln.mare.de/?page_id=502)
Ich kann den Grimm verstehen, aber nun alles auf Petit Pierre abzuladen oder generell auf alle französischen Segler…. naja. Muss nicht sein.
sagt:
Nicht zu vergessen: All die schönen Protestverhandlungen gegen Franzosen, die als Zeugen die gesamte französische Equipe auffahren, die mit ihren Adleraugen alles ganz genau gesehen haben – egal, wo auf dem Feld sie gerade waren. Leider immer ganz anders als man selbst.
sagt:
Um das, was Du, Andreas den Franzosen anhaengst, zu erleben, muss man definitiv die Land- und Seegrenzen unseres Vaterlandes nicht um einen Meter ueberschreiten oder -segeln.
sagt:
Hätte er nicht vielleicht ein „important to fuckin‘ shut up now“ als Antwort verstanden?
Ach, ich liebe die Franzosen und denke mit warmen Gefühlen an die eine oder andere Begebenheit, die nicht einmal mit Italienern („Aqua, aqua, aqua“ auf Steuerbordbug) passieren:
– 15 Sekunden vor dem Start klappt uns der Vorschoter des Frenchie-Luvboots bei einer HC-16-WM das Luv-Ruderblatt hoch. Sein Leeraum zum Starten ist damit schnell und pragmatisch gesichert.
– In Belgien tragen 2 Franzosen ihr Boot um die formal zwar richtige aber wegen Ebbe trocken gefallene Raumtonne und fahren anschließend kreuz und quer „Protest“ schreiend durchs Feld aller anderen Boote, die eine (zu spät angezeigte) Bahnänderungstonne gerundet haben. Leider hat niemand rechtzeitig Protest gegen sie wegen unerlaubter Vortriebsmittel erhoben. Tatsächlich wurden sie später in diesem Rennen als einzige gewertet ….
– In Italien bei der F18-WM fahren uns Franzosen mit Wegerecht unter Gennacker den Luvschwimmer ab (wir sind bereits unter der Layline). Unser Fehler, okay. Aber hinterher sagen sie in der Protestverhandlunng (Kollisionen sollte man ja vermeiden), sie hätten wegen eines Strömungsabrisses von etwa 50 Metern nicht abfallen können. Angeblich hatten sie uns auch gesehen und geschrieen. Wir haben indes nichts gesehen und gehört –bis zum Zeitpunkt der Versenkung. Die Protestverhandlung wurde trotz WM auf Französisch geführt, weil die Kollegen angeblich kein Wort Englisch sprachen. Wir leider auch kein Französisch.
– In Jersey finden wir unser Schiff am Morgen nach dem Abladen (der Slipwagen war noch nicht zusammengebaut) statt auf unserer 4 Autoreifen auf dem Asphalt wieder. Die Reifen sind zum Glück markiert gewesen und so finden wir sie unter einen französischen Boot wieder. Das ist anschließend dann dummerweise grob von den Reifen runtergerutscht, was hässliche Kratzer im Gelcoat hinterlassen hat. Keine Ahnung, wie das geschehen konnte.
– Auch der eine oder andere lautstark durchgezogener Steuerbordstart in aussichtsloser Position vom Pin-end hat große Gefühle der Sympathie hinterlassen.
Freue mich auf die Schilderungen anderer SR-Leser hier 😉
Carsten: Das könnte das erste SR-Buch werden. Schließlich gibt es gerade auch einen Spiegel-Bestseller über lustige Bahndurchsagen.
sagt:
Hallo?
Bitte immer vorsichtig mit den pauschalen Urteilen.
Ich habe jedenfalls an der Cote d Azur sehr nette und hilfsbereite Fransosen kennen und schaetzen gelernt.
In besonderer Erinnerung blieben mir die franzoesischen Kollegen, die mich waehrend eines Xmas races versenkten um dann in der Protestverhandlung im besten Deutsch zu sagen: Es war unsere Schuld.
Dieses Gestaendnis loeste dann bei mir sofort ein etwas unangenehmes Gefuehl ob der in Deutsch nach dem Crash geschrienen unflaetigen Hass Tirade aus.
sagt:
Natürlich hast du recht, dass es immer auch andere gibt, keine Frage. Wir hatten auch schon einmal sehr nette französische Austauschschüler bei uns wohnen. Die haben aber nicht gesegelt.
Ansonsten pflege ich zur Vereinfachung meines persönlichen Wertesystems meine Vorurteile gerne bis zum erlebten Beweis des Gegenteils.
Auch in positiver Hinsicht übrigens . So habe ich die Holländer (denen ja vielfach eine Antipathie gegen uns Deutsche nachgesagt wird) stets als sehr angenehme, hilfsbereite, faire und feiertaugliche Segler erlebt. Obwohl es auch andere gibt, möchte ich dieses persönliche Pauschalurteil auch gerne so stehen lassen.