Knarrblog: Innenposition bei 25 Drachen? – Der Ärger ist vorprogrammiert

Chaos an der Leetonne

Jüngst bei der Drachenregatta auf der Alster. Vorwindstart vor dem NRV. Das Feld reiht sich auf einer Linie auf, bevor es um die Leetonne geht. Jeder, der etwas schneller ist, wird vom Windschatten der Phalanx wieder abgestoppt.

Man muss schon eine gute Beziehung zur Hamburger Bootsbau-Innung haben, um einen solchen Kurs zu definieren. Vor dem Wind geht’s bei der wöchentlichen „Trainingsregatta“ der Drachen die Alster hinunter zur nahen Tonne 1. Oft starten mehr als 30 Boote. Zusätzlich gehen 10 Minuten vorher etwa 15 Holzdrachen über die Linie.

Immer wird vor dem Clubhaus gestartet und gefinisht. Daraus ergibt sich eine besonders schwierige Situation, wenn der Wind genau von hinten aus Nord weht. So wie diesmal. Die Boote reihen sich auf dem Weg zur Leetonne an einer Linie auf. Jeder, der vielleicht einen Hauch mehr Wind bekommt und sich absetzen möchte, wird irgendwann vom Windschatten der Phalanx wieder in das Hauptfeld zurückgesogen.

Nur der legendäre Alster-Fuchs Hans-Werner Zachariassen kommt irgendwie durch, erkennt eine Windlücke zwischen in der Abdeckungslinie. Er segelt das Rennen einsam an der Spitze nach Hause.

Dahinter kämpfen wir um die Innenposition. Extra für diese Show ist die Liebste als Vorschoterin eingesprungen. Wir wollen ihr ja nun Action bieten.

Die Situation vor der Leetonnenrundung. Die Tonne muss an Backbord liegegelassen werden. Der Dreilängenkreis (ungefähr roter Kreis). Nur Hans-Werner Zachariassen (blauer Spi) kommt irgendwie vorne durch. Ärgert gibt’s später mit dem pinken Spi. Die rote Linie soll – sehr ungenau – die Überlappungslinie rechtwinklig zur Mittschiffslinie zeigen. © Segelreporter

Ich kämpfe intensiv um die Innenposition, glaube dass es tatsächlich funktioniert hat, verstehe aber, dass es nur eine theoretische Vorfahrt gibt. Wenn die Kettenreaktion funktioniert wie befürchtet, wird es eng an der Tonne und wir schieben wohl an der Tonne vorbei.

So nähern wir uns dem Chaos. In Vorfreude auf den Mega-Crash versuche ich, die Situation festzuhalten. Vor dem Leetonnenmanöver lege ich das Handy aber besser weg:

Schade eigentlich. Die Situation wurde interessant. Wir diskutieren irgendwann erhitzt über Vorfahrt, Überlappung, Recht und Unrecht. Wie immer gibt es unterschiedliche Ansichten. Nur mit Mühe gelingt es mir, nicht an der falschen Seite der Marke vorbeigedrückt zu werden. Blessuren unter den Booten bleiben nicht aus. Aber irgendwann löst sich der Knoten dann doch wie durch ein Wunder auf. Wir treiben als Zweiter um die Tonne und gehen auf die Kreuz.

Endlich Luft zum Atmen. Achteraus wird es aber richtig laut. Es knallt und kracht. Man flucht und schreit. So wie öfter bei dieser Veranstaltung. Viel Adrenalin wird durch die Adern gepumpt. Das Schöne daran: Auch diesmal passiert nichts Schlimmes. Der Sundowner vor dem Clubhaus schmeckt wieder bestens. Alle haben viel zu erzählen – und sich wieder lieb!

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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