Schon schick, dieses Vereinshäuschen vom Monaco Yacht Club. Es erhebt sich seit 2014 wie ein gestrandetes Kreuzfahrtschiff über den Hafen. Und davor liegt eine Flotte Sportboote – ausgerechnet.
Man würde denken, dass hier in Monaco vor diesem auf 50 bis 100 Millionen Euro geschätzten Prachtbau vom Star-Architekten Foster, der auch die Berliner Reichstagskuppel entwarf, allenfalls Platz für Wallys, Maxis oder Klassiker vorhanden ist. Die gibt es natürlich auch, aber immer mehr wird dieser mondäne Ort zu einem Zentrum der Sportboot-Entwicklung.
Der Monaco Yacht Club ist einer der größten Förderer der J/70 Klasse. Er richtete nicht nur 2015 die erste Europameisterschaft aus, sondern schickte gleich 16 Schiffe aus der eigenen Flotte unter der rotweißen Flagge des Fürstentums an den Start.
Die 7-Meter-Schiffe bilden die Basis für die Segel-Aktivitäten an dem edlen Verein, den man hinter der Fassade des Riesengebäudes mit seinen diversen Decks, erstaunlicher Wendeltreppe, dem großem Pool, blitzblanken Glasfronten und geschwungener Reling nicht vermutet.
Segelgruppen wuseln mit Optis, Laser-Bugs und RS-Jollen im Hafen umher. Edel-Kreuzer wie „Lady Moura“, mit 105 Metern eine der größten Privat-Yachten der Welt, werden gar nicht mehr wahrgenommen. Da können sie noch so intensiv mit ihrem perfekten Lack in der Sonne glänzen.
Die Monegassen versuchen alles, um sich im Winter als Trainingsstandort für die immer weiter wachsende Sportbootklasse zu etablieren. Dafür hat der Verein eine Winter-Serie ins Leben gerufen, die besonders Segler aus kälteren Gefilden anlocken soll. So finden von Oktober bis März gleich sechs Regatten für die J/70 Klasse wie auch die Melges 20 statt.
Russin ganz vorne
Im November sind 27 Schiffe aus sieben Nationen am Start. Neben neun Monegassen zeigen sich besonders die Russen aktiv, aber auch Vinzenzo Onorato hat für nächstes Jahr offenbar viel vor. Der italienische Reeder, der mit seinem Mascalzone Latino Team bei der WM in Porto Cervo nicht antrat, nachdem seinem Sohn wegen Vermessungsvergehen die Teinahme verweigert worden war, hat sich Laser Olympia-Sieger und Moth-Weltmeister Paul Goodison aufs Boot geholt.
Außerdem trimmt für Onorato kein Geringerer als sein ehemaliger America’s Cup-Steuermann Flavio Favini die Segel. Der Italiener hatte im Sommer am Steuer einer J/70 für den Yacht Club Costa Smeralda die Champions League gewonnen.
Ganz vorne segelt aber die Russin Valeria Kovalenko, die schon die vorherigen Winter-Serien gewonnen hat. Sie soll erst vor drei Jahren mit dem Segeln begonnen haben. Erstaunlich.
Wir waren mit unserem NRV-Team auf Rang sieben auch ganz zufrieden. Ein fieses letztes Flautenrennen war wenig hilfreich nach einem Frühstart. Aber die Bedingungen haben Spaß gemacht. Segeln in kurzer Hose im November, wann hat man das schon?
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