M32 Katamarane: Europe Youngster Niklas Lange segelt und filmt mit dem Olympiasieger

"You gonna race with Lööf today"

Der Film von Niklas Lange:

Europe Segler Niklas Lange (19) erhielt eine Einladung nach Malmö und Kopenhagen zum M32 Katamaran Cup nachdem er einige Segelvideos gepostet hatte. Er segelte mit Starboot Olympiasieger und Artemis AC-Mitglied Fredrik Lööf und berichtet auf SR.

M32

Starboot Olympiasieger Fredrik Lööf bereitet sich mit dem M32 auf die America’s Cup Karriere mit Artemis vor. © Adstream AB

Vielleicht dreieinhalb Sätze über mich zum Anfang: Heiße Niklas Lange bin 19 Jahre alt und studiere Schiffbau an der TUHH. Ich habe intensiv Opti und dann Europe gesegelt. Mittlerweile nehme ich an vielen internationalen Regatten teil wie Welt und Jugendeuropameisterschaften.

Parallel kam ich vor zwei Jahren über die J-24 mit dem Dickschiffsegeln in Kontakt und war dieses Jahr meist als Taktiker auf der Flensburger Mat10.10 „IzJaHurtig“, die unter anderem auch auf der ORC Wm mitfuhr. Die Geschichte mit den Videos mache ich so zum Spaß nebenbei ab und zu mal wenn ich dazu Lust und Zeit habe, dann aber nach dem Motto „wenn dann richtig“ zumindest was eben so mit den Mitteln „Zeit und Geld und Erfahrung“ die ich fürs Produzieren übrig habe noch so möglich ist.

M32 Niklas Lange

Niklas Lange auf dem M32 Kat in Malmö. © Adstream AB

Wie ich zum M32 Cup kam: Das ganze fing mit einer E-Mail im Frühjahr an. „Do you want to sail on board a M32 in one of the Events and make a sneak Movie of your time with us?“ Angehängt ein Teaser von dem Event. Die Organisatoren waren durch ein Europe Video am Kiel Leuchtturm auf mich aufmerksam geworden. „Yes of course , so stoked“ antwortete ich da nur schnell. Sowas sollte man sich wohl nicht entgehen lassen.

Das Ganze ist ähnlich wie die Extreme Sailing Series aufgezogen nur mit einem starken skandinavischen Touch. Etwas kleinere Boote, keine Fock, aber nicht unspektakulärer oder gar langsamer. Die Sach Brüder segeln auch so einen M32.

Raus in die weite Welt

Direkt nach einer Mathe Klausur in der Uni und zwei anstrengenden Lernwochen ging es endlich wieder raus hier in die weite Welt. Segelsachen gepackt, Boot auf den Hänger geschmissen (ging danach noch mit der Europe zur Aarhus Sailing Week)  und eine der auf standby stehenden rundum-sorglos-Taschen geschnappt mit allem überlebenswichtigen Zeugs, was der Segler so braucht, und los. Auf nach Schweden.

„You gonna race with Lööf today“ erfahre ich kurz nach der Ankunft. Wow, der Schwede ist nach dem Olympiasieg 2012 im Star der lokale Segelheld schlechthin. Nun gehört er auch noch zum Artemis Americas Cup. „You´re sure to come with us today?“ fragt Freddy „Yepp!!“ Eine Langstrecke von 30 Meilen durch den Öresund liegt an. Ich bin aufgeregt.

M32

Die M32 auf dem Amwindkurs. Sie segeln ohne Fock. © Adstream AB

Auch auf den anderen Booten sind Gäste an Bord. Meistens Sponsoren, VIP´s oder Fotografen in Jeans und Hemd. Da fallen meine gut genutzten Segelklamotten mit den letzten Salzrändern vom Atlantik, Blutflecken auf der Schwimmweste und durchgehiketen Schuhoberseiten auf. Auf jeden Fall brauche ich der Crew nicht lange erklären, dass ich Segler bin.

Fährt sich wie ein Skiff

Dann heißt es auch schon im Hafen „You´re at the helm now“, ich soll steuern. Fährt sich wie ein Skiff der Kat. Nur in den Wenden etwas träge natürlich, wenn man beide Rümpfe in engen Radien durch das Wasser schiebt.

Die Beschleunigung kommt nach der Wende. 2 Knoten, 4, 8…dann zieht die Kiste aber auch richtig durch. Als ich das nächste Mal auf die Speedpuck-Anzeige sehe steht auch schon die 20 auf der Uhr.

M32

Die Crew versucht, den Windwiderstand zu verringern. © Adstream AB

Wie ein Samuraischwert schneidet der M32 durch die Wellen vor dem Hafen. Zehn Minuten darf ich Spaß am Steuer haben, dann übernimmt Freddy und die Mannschaft segelt sich für das Rennen ein.

Der Start wird um 45 Minuten verschoben, weil das Trifork Team um den Dänen Jes Gram Hansen Probleme mit dem Großsegel hat. Es reiste direkt von der Extreme Sailing Series aus Cardiff an und segelt erstmals auf dem M32 Kat.

Gischt prasselt auf den Helm

Wir nutzen die Gelegenheit um einige Time & Distance Übungen für einen Steuerbord-Start zu durchlaufen. Denn der taktische Plan heißt: Rechts raus, unter Land den Kapeffekt ausnutzen und in den Rechtsdreher wenden und dann unter Land im geringeren Gegenstrom Meter gewinnen.

Es funktioniert ganz gut. Beim ersten Cross sind wir knapp Zweiter. Wir verfehlen knapp ein paar Anliegelinien zu den Fahrwassertonnen, aber den Gegnern passiert das auch. Die Strömung ist oft schwer zu berechnen. Aber der Speed ist extrem. Die Gischt prasselt heftig auf den Helm.

M32

Raumschots Start wie beim America’s Cup. © Adstream AB

Mit einem Linksdreher holen wir die Führung. Aber die Wellenhöhe nimmt enorm zu, als die Strömung gegen den Wind steht. Für die Wenden müssen wir auf jeweils mindestens 16kts Speed beschleunigen. Und trotzdem treffen wir zwei Wellen so extrem, dass wir teilweise rückwärts treiben. Das kostet richtig. Der Ton an Bord wird lauter.  Naja wenigstens sind danach die Schwerter vom Seegras befreit.

Aber zum Glück haben die Verfolger genau das gleiche Problem in der Wende. Klitschnass rasen wir mit 25 Knoten Speed ins Ziel. Victory!!!

Nackt am Grinder

Im Hafen ist die Crew entsprechend locker. Zeit für mich, Artemis Profis ein bisschen kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen.

Niklas Lange, M32

Niklas Lange lässt seine Kamera unter das Trampolin des M32 blicken. © Niklas Lange

Fredrik Lööf stellt mir Martin Krite vor. Er ist der Typ der mit dem Nacktbild am Grinder auf Franck Cammas Groupama bekannt geworden ist und mit ihm das Volvo Ocean Race gewonnen hat. Er wird andauernd seekrank, sagt Freddy. Floater Andreas Axelsson ist der jüngste aus der Crew, segelte Starboot und Youth Americas Cup sowie RC44 bei Artemis. Eine echt entspannte Truppe, zumindest an Land und zwischen den Races, sonst natürlich am Rappen und Ruppen, so wie sich das gehört. In den anderen Teams sieht die Besetzung nicht weniger hochkarätig aus.

Am nächsten Tag im Tuborg Havn von Kopenhagen finden die Kurzrennen vor Publikum statt. „You gonna race with us, man?“ fragt Freddy auf dem Steg und schon sitze ich wieder auf seinem Kat.

Zuschauer jubeln

Diesmal segeln wir Kurse ähnlich denen des America’s Cups mit Raumschots Starts. Erstaunlich, was die Aerodynamik dabei bringt. Wenn die gerollte Gennaker-Wurst gesetzt ist, wird das Boot zwei Knoten langsamer. Und wenn man sich auf dem Trampolin hinter dem Beam versteckt statt mit dem Kopf drüber sehen, bringt das 0.2 Knoten. Bei 5-6 Knoten Wind segeln wir unter Gennaker mit 15 Knoten Speed. Hatte ich auch noch nie, dass dann 150 Zuschauer direkt an der Ziellinie jubeln.

Am Abend dann wieder Debriefing und Dinner im Racevillage vom Feinsten. Super sympathische Veranstaltung, die wirklich für die Segler und Publikum gemacht ist. Sehr Skandinavisch, unkompliziert und einladend. Sehr beeindruckend. Ich will gar nicht mehr nach Hause zurück.

Danach wieder Europe segeln in Aarhus. Das fühlt sich dann schon verdammt langsam an, wenn man auf einmal nicht mehr über die Wellen darüber fliegen oder sie zerschneidet. Auf den Kats merkt man wirklich, wie effizient man Luft und Wasser für den Vortrieb nutzen kann.

M32 Technische Daten

Designer: Göran Marström / Kåre Ljung
Länge: 9.68 m
Breite: 5,54 m (incl Ausleger 8,35 m)
Groß: 53.6 m2
Gennaker: 59,5 m2
Gewicht: 510 kg (incl Segel und Ausrüstung)

Zum M32 Cup

Von April bis Oktober finden in Skandinavischen Orten wie Oslo, Göteborg, Stockholm, Malmö, Copenhagen, Marstrand eine Serie von Events statt. Eventwebsite

Im Winter gibt es dann die Winter Series in Miami. Das Event hat sich zum Ziel gesetzt regional zu bleiben also im skandinaischem Raum, um vor allem Kosten gering zu halten und den lokalen Touch nicht zu verlieren. Aber auch in Newport entsteht gerade eine größere Flotte, angeführt von Ken Read. Es ist geplant, eine USA Serie für die Amis ins Leben zu rufen. Gespräche laufen, einen weiteren lokalen Circuit in Spanien zu starten. Außerdem gibt es Interesse, 2015 parallel zum Match Race Germany am Bodensee in Langenargen ein Event zu hosten. Aktuell ist auch ein weiteres Team um den Schweden Martin Strandberg (2x Olympia im Tornado) bekannt gegeben worden. Damit vergrößert sich die skandinavische Flotte auf sieben Boote.

7 Kommentare zu „M32 Katamarane: Europe Youngster Niklas Lange segelt und filmt mit dem Olympiasieger“

  1. Super-Spät-Segler sagt:
  2. Niklas sagt:

    Danke 🙂
    Freut mich dass es gefällt 😉

  3. digger.hamburg sagt:

    Das Video ist ne glatte 1.

  4. miku sagt:

    Mensch Niklas, großes Kino! Wirklich klasse gemacht, Dein Film! Und lass‘ Dich bloß nicht von gewissen Nöl-Kommentaren irritieren – der Streifen ist alles andere als langatmig…
    Gratuliere 😉

    miku

  5. Krischan sagt:

    … netter Clip im Stile der norwegischen Free-Ski-Filmer von Field Productions. Der Schöpfer der Musik sollte fairer Weise auch nicht unerwähnt bleiben – hörte sich nach J. Sigsworth an??? Mehr davon, Niklas …

  6. Rappen und Ruppen sagt:

    Ganz Wichtig ist, dass gerappt und geruppt wurde.
    Like and Join us on Facebook
    Rappen und Ruppen

  7. Super-Spät-Segler sagt:

    Gibt es auch eine Version ohne Zeitlupe? Habe gerade nicht so viel Zeit…

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