Wettkampfsegeln kann manchmal auch gerecht sein. Das gilt meistens dann, wenn die Windbedingungen vielfältig sind. Gerne sieht man die Allrounder am Ende vorne. Genau das scheint nun bei den 49er-Wettkämpfen zu passieren.
Vilma Bobeck und Rebecca Netzler aus Schweden gehören zu den Besten ihrer Klasse 49erFX. Sie wurden in den vergangenen drei Jahren zweimal Vizeweltmeister und einmal den großen Pokal. Als Weltranglisten-Zweite waren sie die Topfavoriten für eine Medaille. Umso erstaunlicher war es, dass plötzlich in ihrer olympischen Serie zwei 15. und ein 14. Platz auftauchten und sie weit hinten lagen.
Der Rückstand hatte einen Grund. Bei sehr leichtem Wind gehören sie eben nicht zu den besten Crews. Physis, Gewicht und Technik, womit sie bei Starkwind punkten, helfen nicht mehr. Bei Bedingungen wie an den ersten beiden Tagen wären sie keine Medaillenkandidaten.
Aber das Blatt hat sich gewendet. Am dritten Tag herrscht guter Wind auf dem Olympiakurs vor Marseille. Mit der Serie 2/1/5 katapultieren sie sich auf den vorläufigen Bronzeplatz.
Noch besser war die neuseeländische Legende Joe Alex (38), die im 470er schon eine olympische Gold- und Silbermedaille gewonnen hat. Sie schob sich nach einer nur zweijährigen Minimal-Kampagne im für sie neuen Skiff mit Vorschoterin Molly Meech (49erFX-Silber 2016) in die Weltspitze und hat nun ihre vierten Olympischen Spiel in Angriff genommen.
Nach den ersten beiden Flautentagen lagen sie auf den letzten Plätzen, heute segelten sie mit 3/2/1 das beste Ergebnis der gesamten Flotte und sind nun 7.
Die Symptomatik, dass die Windstärke im 49erFX eine besondere Rolle spielt, funktioniert aber auch in der anderen Richtung. Die Italienerinnen Germani/Bertuzzi lagen gestern noch auf dem Bronzerang. Heute segelten sie mit 17/17/16 auf Rang 9 zurück.
Da haben sich Marla Bergmann und Hanna Wille mit 11/8/8 noch vergleichsweise stark behauptet. Damit verloren sie zwar in der Gesamtwertung einen Platz, liegen aber weiterhin stark auf Rang 5. Es gelang ihnen, sich auch aus schwierigen Situationen zu befreien, wie etwa einem mühsamen Start im letzten Rennen des Tages. Sie lagen schon weit hinten, segelten aber noch auf Rang 8 nach vorne.
Ein starkes Ergebnis vor dem letzten Fleetrace-Tag. Die Bronzemedaille liegt sogar nur 5 Punkte entfernt. Am Mittwoch soll der Wind aber vor Marseille noch stärker werden. Es ist aber davon auszugehen, dass sie dann gegen die Drittplatzierten Schwedinnen wenig Chancen haben werden, wenn alles normal läuft.
Aus der Spitzengruppe scheinen nur die Französinnen Probleme bei Starkwind zu haben. Sie verloren mit 12/11/10 ihre Führung, belegen aber noch den Silberrang. Bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften erreichte das erstaunliche Duo, bestehend aus der Gold-Gewinnerin im Windsurfen 2016 Picon (39) und der Laser Olympiateilnehmerin Steyaert (37), bei den letzten WMs nur die Plätze 33/28. Ob sie noch weiter zurückfallen und für die Deutschen noch die ganz große Überraschung möglich ist?
Gold scheint schon vergeben. Die niederländerischen Doppelweltmeisterinnen Odile van Aanholt and Annette Duetz können offenbar als einzige bei Flaute als auch mit Helm segeln. Mit ihrer Konstanz rangieren sie weit vor der Konkurrenz.
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