Für die deutschen Segler haben sich auch bei den abschließenden Formula-Kite-Wettkämpfen die Medaillenträume nicht erfüllt. Besonders bei Leonie Meyer war es im Halbfinale ganz knapp.
Es läuft nicht gut für die deutschen Segler bei diesen Olympischen Spielen. Während sie aus Peking drei Medaillen nach Hause brachten und aus Rio zwei, bleibt diesmal das Happy End aus. Dabei hat die Formula Kite Surferin Leonie Meyer heute noch einmal gezeigt, wie nahe sie in der neuen Disziplin an den Top-Drei dran ist.
Sie hat am Donnerstag vielleicht die größte Chance des DSV auf Edelmetall verpasst. Denn das Halbfinale (Tracker Replay) ging nur um Haaresbreite verloren.
Und das kam so:
Danach ist nicht klar, wie die Jury entscheidet. Es entwickelt sich ein emotionales Auf und Ab für Meyer. Sie erklärt: „Meiner Meinung nach hat sie da auf jeden Fall eine Regel gebrochen. Ich habe direkt protestiert. Dann haben sie uns reingeschickt. Dann kamen die Tränen. Dann haben sie uns wieder rausgeschickt, weil hier am Strand gesagt wurde, dass die Holländerin disqualifiziert wurde und es halt mein Race Win ist. Wir sind also alle wieder rausgefahren, um dort ganz lange zu warten und dann zu erfahren, dass sie sie doch nicht disqualifiziert haben.“
Die Niederländerin zeigt in den beiden Finalläufen, dass sie auf Augenhöhe um die Medaillen mitfahren kann. Im ersten Rennen macht sie einen Fehler und wird nur Vierte, im zweiten Lauf wird sie Zweite und holt schließlich Bronze. Das wäre für Meyer auch drin gewesen.
Zumal die eigentliche Favoritin Elena Lengwiler (28) im A-Finale nach einem Sturz und späterer Jury-Strafe überraschend das Finale verpasste. Die Schweizerin, die nach einer Karriere im Eishockey – u.a. als U-18 Nationalspielerin – erst im Herbst 2022 ihren ersten internationalen Kite-Wettkampf bestreitet, ist die schwerste, schnellste und stärkste der Frauen-Flotte, scheiterte aber schließlich durch den Fehler bei einer Halse.
Die Kiter dürfen unter vier verschiedenen Schirmgrößen wählen. Während Lengwiler erfolgreich ist, weil sie oft den größten Kite wählen kann, hat die Britin Eleanor Aldridge Gold gewonnen, auch weil sie ausgerechnet einen kleineren Drachen wählte.
Sie raste mit einem 15 qm Kite über den Parcours, während die direkten Konkurrentinnen ein 21er wählten. Damit hatte sie insbesondere am Wind Vorteile. „Es gelang mir, etwas höher und schneller zu fahren“, äußert sie gegenüber britischen Medien. „Dann war mein Vorsprung war so groß, dass ich auf dem Vorwindkurs in Führung blieb.“
Die offene Kite-Wahl scheint nicht unproblematisch für die neue Segel-Disziplin zu sein. Meyer hatte vor der olympischen Regatta eine Fehlentwicklung kritisiert:„Da hat sich keiner richtig Gedanken gemacht“. Man hätte die Kites rechtzeitig limitieren müssen. Nun seien alle guten Kiter laut Body-Mass-Index übergewichtig. Man müsse sich für den Erfolg eben anpassen.
Das gilt auch für die Männer, die schneller sind, wenn sie wie der Österreicher Valentin Bontus deutlich über 100 Kilogramm auf die Waage bringen. Auch Jannis Maus hat sich auf 93 hochgearbeitet, aber der Start seines Halbfinales zeigt, dass er dem etwas in Luv positionierten Bontus bei 11 Knoten Wind nicht ausreichend Speed entgegensetzen kann. Er ist zeitweise fast zwei Knoten langsamer. Maus behauptet zwar Rang zwei, aber das ist bei diesem System wertlos. Bontus erreicht das Finale, das erst am Freitag ausgesegelt wird.
Die Bilanz von Jannis Maus : „Ich bin bei der WM Top-Fünf gefahren. Wenn es bei Olympia mehr geworden wäre, dann hätte das absolut fantastisch sein können. Natürlich wäre eine Medaille der Hammer gewesen, aber auch so kann ich sehr zufrieden sein. Ich habe das Ziel, dass ich mir selbst gesteckt hatte, erreicht.“
Die Olympiakampagne will er jedenfalls fortsetzten. „Für mich geht es auf jeden Fall weiter mit dem Sport. Es macht mir viel zu viel Spaß, als dass ich jetzt sagen würde: einmal Spiele und das war’s.“
Auch jie 31-jährige Meyer hat noch längst nicht genug von Olympia – trotz Mehrfachbelastung als Mutter und Medizinerin „Es waren krasse Entbehrungen, die man als Mama auf sich nehmen musste. Aber es lohnt sich natürlich. Jetzt würde ich das gerne nochmal machen und mit einer Medaille nach Hause kommen. Ich habe auf jeden Fall diese Woche gezeigt, dass das Potenzial da ist.“
How to follow
Hier hat die ARD den Livestream verlinkt, hier fasst das ZDF die Übertragungen zusammen. Die Rennen können dann später auch im Rückblick in den jeweiligen Mediatheken gesehen werden.
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