Olympiaklassen: Jojo Polgar berichtet im SR-Interview über St. Petersburg und ärgert sich

Undurchsichtige, politische Kanäle…

[media id=194 width=640 height=360] Link für iPhone/iPad (Achtung, großer Download!) Committe hin, Committee her, es ist kompliziert, wie die ISAF in St. Petersburg über die Zukunft der Olympiaklassen entschied. SR versucht im langen Interview mit Johannes Polgar, mehr über die Abläufe und Dramaturgie der Veranstaltung zu erfahren. Der Starboot-Europameister war mit Johannes Babendererde für den…

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46 Antworten zu „Olympiaklassen: Jojo Polgar berichtet im SR-Interview über St. Petersburg und ärgert sich“

  1. Klepto

    sagt:

    Als jemand, der selbst Submissions (Class Rules) geschrieben und erfolgreich verteidigt hat und mehr als eine ISAF Sitzung, u.a. auch in dem Jahr, in dem die Europe raus gelflogen ist, hinter sich hat, ein zwei voneinander unabhängige Be- oder Anmerkungen zum Thema:

    Die ISAF ist ein mehr oder weniger chaotischer Haufen, in denen die unterschiedlichsten Interessen vertreten sind. Dennoch lassen sich m.e. ein paar Grundströmungen erkennen: Auf der einen Seite sitzen die Tradionalisten: Mono-Hulls, „weißer Sport“ – Pumpen ist Gotteslästerung. Auf einer anderen Seite sitzen die Modernisten: Multihulls, Skiffs, spektakuläre Action, TV-Übertragungen etc. Aber das sind nicht die einzigen Gegensätze: Da sind noch die Europäer und Amerikaner versus Asiaten. Erstere haben eine sehr sehr lange Tradition und sehen z.b. die Technik (eines Bootes) und deren Beherschung (z.B. Europe) als integralen Bestandteil unseres Sportes, die anderen (Laser) hingegen sehen in unterschiedlichem variablem Material eher Teufelswerk. Argumentativ kann man durchaus beiden Seiten Recht geben. So sind die Segelverbände und -vereine in Asien teilweise ganz anders struktutiert als in Europa: hier beschaffen Verband oder Verein das Material in großen Mengen. Die Kosten spielen also eine wesentlich wichtigere Rolle als in den Teilen der Welt, in denen Segler(innen) ihr Material selbst beschaffen. Diese unterschiedlichen Positionierungen spielen m.e. ganz sicher auch bei der Olympia Entscheidung eine Rolle.

    Nun noch ein paar Worte zum Prozess der Entscheidungsfindung bei der ISAF. Entschieden wird fast ausschließlich auf den Frühjahrs- und Herbstsitzungen. Entschieden wird m.w. ausschließlich über Eingaben (submissions) verschiedenster Art, die grundsätzlich unabhängig voneinander sind, d.h. dass z.b. ein konzeptionelles Modell bei dem man sich erst allgemein und dann speziell entscheidet und somit ist eine stufenweise Entwicklung einer Entscheidung gar nicht möglich. Jede Submission wird einem Committee vorgelegt. Davon gibt es jede Menge. Diese sind allerdings durchaus nicht grundsätzlich streng hierarchisch aufgebaut. Vielmehr ist i.d.R. so, dass jedes Committee einen Vertreter in alle anderen verwandten Committees entsendet. Die Hälfte eines jeden Committess besteht also im Prinzip erstmal nur aus Vertretern anderer Committes. Dieses System mag auf den ersten Blick verwirrend erscheinen, hat aber nach längerer Beobachtung durchaus seine guten Seiten. So wird u.a. der Blick andere auf das zu entscheidende Problem geschärft. „Unter dem Strich“ hatte ich immer den Eindruck, das dieses System dafür sorgt, dass aller Art eigenartige Submissions (und das sind gefühlte 80%) zügig aus dem Entscheidungsprozess heraus fallen und nur die wirklichen sinnreichen überleben. Diese werden dann dem tatsächlichen übergeordenten oder letzlich zuständigem Committee zur endgültigen Entscheidung vorgelegt. So wie es im hier diskutietem Fall das Events-Comittee getan hat. Und ich gehe davon aus, dass dieses sich vorher mit den anderen, wie z.b. Centreboard oder Keel Boat beraten hat. Bis dahin ist dieser konkrete Prozess also vermutlich korrekt und an den Aktiven orientiert verlaufen.

    Bleibt das Rätsel um die Interessen des Councils und die Frage ob die (uralten) Mechanismen der Entscheidunsgfindung (Stichwort: Submisssions statt eigenständiger Konzeption) die richtigen sind.

  2. Tiefenrausch

    sagt:

    Unabhängig davon, welche Bootsklasse man nun bevorzugt – Jojos Kernpunkt ist m.E., daß es einen besseren Vorschlag gab, dieser aber aufgrund der unklaren Zielsetzung, des unklaren Abstimmungsprozederes und der (z.T. anwaltlichen) Lobbyarbeit keine Mehrheit fand. Mit anderen Worten, das System ist faul, aber wer wird es reformieren? Die Spitzenfunktionäre werden nicht ihre eigenen Machtpositionen aufgeben, die Athleten selbst haben ohnehin keine Stimme, die einzelnen Verbände müßten sich erst mal untereinander einigen – also bleibt das Gewurschtel, auf Kosten des Sports.
    Wie schnell dann solch ein Ereignis irrelevant wird, konnte man schön am letzten America´s Cup sehen. Interessant finde ich, daß die rausgeflogenen Bootsklassen durchaus gute Überlebenschancen haben – siehe FD, Drachen. Das Argument der Modernität der Konstruktion halte ich für hahnebüchen, da müßten wir als erstes die Optis ersetzen.

    1. Christian

      sagt:

      Richtig: Optis sind eine Zumutung für die Kids. Die Ausreithaltung treibt sie den Orthopäden zu. Und wer schon mal überforderte Eltern und Kindertränen beim Aufbauen des unglaublich bescheuerten Spietsegels gesehen hat, wird es nie vermissen.

      Es gibt wesentlich bessere Kinderboote heute. Und die sind sogar eher preiswerter.

      1. Pete

        sagt:

        Aber die Jugend der Welt segelt Opti, die Segler, die genauso alt sind wie die Turnerinnen bei den Olympischen Spielen segeln Opti: also Opti als Olympischen singlehander! – das ist natürlich nicht ernst gemeint, würde aber zur „Jugend der Welt“ passen.

    2. John

      sagt:

      Irrelevanz des America’s Cup aus wessen Perspektive?
      Der Sportler, der Zuschauer, der Sponsoren? Die beiden Kontrahenten hatten ihren Spaß und um viel mehr geht es bei der ganzen Veranstaltung eigentlich nicht.

      Das ist eine Privatveranstaltung, die zum Geldverdienen/-verprassen durchgeführt wird. Verstehe nicht, warum wir Segler immer so eine Anspruchshaltung haben…