Philipp Buhl bei Olympia: Wie er seinem Trainingspartner Nik Aaron Willim dankt

Die unbesungenen Helden

Heute starten die ILCA-Segler in ihre olympische Serie vor Marseille. Für Deutschland gehen Phillip Buhl und Julia Büsselberg an den Start. Der Weltmeister und Mitfavorit hat vorher noch ein Anliegen.

Bei Olympischen Spielen geht es im Segeln oft ungerecht zu. Anders als in anderen Sportarten darf pro Nation und Disziplin nur ein Athlet oder eine Crew antreten. Das nimmt den Segelwettbewerben sportlich viel Qualität im Vergleich zu einer Weltmeisterschaft. Aber es ist eben einfach so. Es gilt: Ein Boot pro Land – wie beim Rudern.

Dieser Umstand bringt oft komplizierte Qualifikationssysteme mit sich. Dabei organisiert der Weltseglerverband World Sailing, wie und wo die begrenzten Startplätze für die Nationen vergeben werden. Den nationalen Verbänden obliegt es dann, sich einen fairen Modus auszudenken, wie die jeweiligen Positionen besetzt werden.

In manchen Ländern entscheiden Fachgremien darüber, welche Athleten sie für die geeigneten Starter halten, um Medaillen zu holen. Die USA vertraute diesmal auf eine einzige Regatta im eigenen Land, an der alle Interessenten teilnehmen durften, wer sich qualifiziert. So sollte der Olympia-Druck simuliert werden. Dabei hat es etwa die Vize-Weltmeisterin im ILCA6 nicht geschafft.

Die meisten Nationen schreiben aber eine interne Rennserie aus, bei der mehrere internationale Regatten gesegelt und die Gesamtwertung über die Olympianominierung entscheidet. In Deutschland waren es pro Disziplin je drei Regatten. Man musste aber nicht nur bester Deutscher sein, sondern auch die Kriterien des Deutschen Olympischen Sportbundes erfüllen.

Die Überlegung: Wer nicht nachweisen kann, dass er in Medaillennähe segeln kann, muss zuhause bleiben. Dann wird die Disziplin lieber gar nicht besetzt, auch wenn die Nationenquali geschafft wurde. Das ist im ILCA6 und 49er passiert. Erstmals wurden aber vom DOSB die entsprechenden Härtefall-Anträge des DSV berücksichtigt und beide Boote nach Marseille geschickt. Die 49er-Crew Meggendorfer/Spranger dankte es mit einer guten Regatta, bei der zu einem Spitzenplatz nicht viel fehlte. Julia Büsselberg startet heute im ILCA6 und hat auch schon gezeigt, dass sie ganz nach vorne segeln kann.

Malte und Anastasiya Winkel. © Bernardí Bibiloni / www.bernardibibiloni.com

Die härteste nationale Qualifikation fand im 470er statt. Gleich vier deutsche Teams segelten auf einem Niveau, das für Medaillen gereicht hätte. Erst am letzten Tag entschied sich der Thriller zu Gunsten von Simon Diesch und Anna Markfort. Malte und Anastasiya Winkel verpassten Olympia um Haaresbreite.

Phillip Buhl möchte auf diese Dramen aufmerksam machen, auf die vielen „unbefangenen Helden“. Es ist ihm ein echtes Anliegen. „Wir werden jetzt gefeiert und sie stehen im Hintergrund“, sagt er gegenüber SR. „Dabei hätten sie es auch verdient.“ Das Schicksal von Winkel/Winkel treibt ihn um aber insbesondere auch das von Nik Aaron Willim (27), seinem jungen Herausforderer.

Nik Aaron Willim gewann überraschend die interne Pre-Olympics-Qualifikation. © DSV / Lars Wehrmann

Der hatte ihm bei der Qualifikation im ILCA7 mehr zugesetzt als ihm lieb war und sogar die interne Ausscheidung für die Pre-Olympics in Marseille 2023 gewonnen. Es mag ein Wachrütteln für den sieben Jahre älteren Buhl gewesen sein. Danach gab er nochmal mächtig Gas und setzte sich gegen den Herausforderer durch.

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1 Kommentare zu „Philipp Buhl bei Olympia: Wie er seinem Trainingspartner Nik Aaron Willim dankt“

  1. Johannes Bahnsen sagt:

    Wow. Großer Charakter, Philipp und Nik.
    Fingers crossed!

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