Profi-Taktiker: Wie der Kiwi Hamish Pepper den Öl-Händler Tornquist auf die Siegerspur bringt

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Wie es möglich ist, dass vermögende Owner Driver in der Lage sind, am Steuerrad größere Siege einzufahren? Selten erlauben sie Einblicke, die den Einfluss der Profi-Taktiker zeigen – wie auf Artemis Hamish Pepper.

Der Neuseeländer Hamish Pepper (53) gehört zu den Besten der Zunft der Taktiker. Dabei war er trotz seiner vier Olympiateilnahmen im Laser und Starboot nie ein Überflieger in dem Sport, auch wenn er 2006 seinen größten persönlichen Erfolg feiern konnte als Weltmeister im Starboot vor Robert Scheidt.

Star Worlds 2009 Hamish Pepper

Hamish Pepper 2009 als Vize-Weltmeister im Starboot. © Oskar Kihlborg

Drei Jahre vorher war er unfreiwillig mit einer Niederlage in das Rampenlicht geraten. 2003 arbeitete er als Taktiker für das Team New Zealand wurde aber beim Stand von 0:3 gegen Alinghi zum Bauernopfer.

Das Team wechselte den Schulfreund von Steuermann Dean Barker gegen den Franzosen Bertrand Pacé aus. Der agierte mit dem schlechteren Schiff dann aber ebenfalls hoffnungslos gegen die Schweizer. Der Endstand: 0:5.

Der zweimalige Laser-WM-Vierte Pepper ging dennoch seinen Weg, wurde 2005 prompt Farr 40 Weltmeister als Taktiker, stieg in das Starboot um und holte auf Anhieb den WM-Titel in San Francisco. 2009 wurde er Vize-Weltmeister.

2012 gehörte er bei den letzten Olympischen Spielen im Starboot zum erweiterten Favoritenkreis. Aber wieder reichte es nicht für die ersehnte Medaille. Platz fünf punktgleich mit Stanjek/Kleen auf Rang sechs war allerdings aller Ehren wert.

Darauf ließ sich eine Karriere als Profi-Taktiker aufbauen. Und wie man in diesem Beruf arbeitet, ist in dem Video (oben) zu sehen, das ihn in Aktion zeigt. Es dokumentiert eindrucksvoll die Kommunikation zwischen Sender und Empfänger auf einem Owner-Driver-Boot.

Tornquist, Percy

Artemis Rennstall Besitzer Torbjörn Tornquist mit seinen Vertrauten Iain Percy. © Sander van der Borch

Hier führt kein Geringerer als Torbjörn Törnqvist, CEO und Mehrheitsgesellschafter von Gunvor, dem viertgrößten Ölhandelshaus weltweit, die Ansagen aus. Der in der Schweiz lebende Schwede ist eingefleischter Segler. Er steht hinter den beiden America’s Cup Kampagnen Artemis, und ließ Iain Percy, den CEO seines Segelteam, mit Artemis Technologies ein vielversprechendes Spin-Off-Unternehmen aus den Foiler-Entwicklungen des America’s Cups 2017 aufbauen.

Und da schließt sich der Kreis. Percy war einer der härtesten Konkurrenten von Hamish Pepper im Starboot. Der Brite ist zwar als dreifacher Olympiamedaillengewinner ungleich erfolgreicher, aber in der Taktiker-Position ließ er nun Pepper den Vortritt. Er selbst wechselte an die Großschot-Position.

Der Kiwi hat schließlich die vergangenen beiden Saisons im 44Cup-Circuit gewonnen – auf Charisma für den Niederländer Nico Poons. Er kam sogar als Sieger des 52SuperSeries Saisonauftakts nach Spanien. Vor Palma war er mit dem Boot des Türken Ergin Imre (Provezza) erfolgreich.

Torbjorn Tornqvist (Mitte) freut sich über seinen ersten Sieg in acht Jahren. Ebenso Taktiker Pepper (2.v.l.) © 44Cup

Prompt zeigte der Wechsel auch für Tornquist das erhoffte Resultat. Dabei ließ er sich, wie zu sehen ist, bereitwillig fernsteuern. Auf diese Weise kam er nach acht Jahren im Onedesign-Circuit der 44-Fußer zum ersten ersehnten Erfolg. In neun Rennen ging er gleich fünfmal auf Platz eins über die Linie.

Peppers Schaden dürfte es nicht sein. Denn Tornquist wird laut Forbes mit einem Vermögen von 5,4 Milliarden Dollar zu den reichsten Schweden überhaupt gezählt. Offenbar konnte er den Makel überwinden, die Firma Gunvor zusammen mit dem Russen Gennadi Timtschenko gegründet zu haben, dem eine große Nähe zu Putin nachgesagt wird.

Das Artemis Team siegt im spanischen Baiona. © 44Cup

Der Russe geriet 2014 während der Krim-Krise auf die schwarze Sanktionsliste der USA,  verkaufte aber rechtzeitig seine Anteile an der Rohstoffhandel-Firma an Tornquist. Ende Februar 2022 wurde Timtschenko auch von der britische Regierung und der Europäischen Union mit Sanktionen belegt.

Tornquist hat sich von dieser Episode offenbar gut erholt. Über Regattasiege durfte er sich bisher aber nicht ausgiebig freuen. Im vergangenen Jahr wurde sein Team Letzter im 44Cup. Und auch beim America’s Cup ist der Artemis-Auftritt insbesondere tragisch mit dem Unfalltod von Andrew Simpson verbunden. 

In der Folge punktete der Schwede aber bei seinem Team, mit dem er gemeinsam die tragischen Erlebnisse verarbeitete. Tornquist wahrte bis heute eine enge Beziehung zu Iain Percy, dem besten Freund Simpsons.

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

1 Kommentare zu „Profi-Taktiker: Wie der Kiwi Hamish Pepper den Öl-Händler Tornquist auf die Siegerspur bringt“

  1. A Sailor sagt:

    Na „kein Überflieger..“ würd ich mal etwas relativieren, 2005 bis 2008 war ER der MANN im Starboot und hat die auch nicht gerade „Nasebohrenden“ Kollegen in der damals noch wohl härtesten Olympischen Bootsklasse reihenweise platt gemacht!.

    Das war schon ziemlich Überfliegerartig.
    Aber vielleicht ist er ja nicht so „laut“ wie andere Kollegen…

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