Der World Cup in Miami rückte die 470-Klasse in den Blickpunkt. Die Segler zeigten, wie sie inzwischen ihr Boot über den Kurs pumpen und rocken dürfen. Die Technik hat im Olympiajahr einen weiteren Höhepunkt erreicht.
Die World Cup Series in Miami war wieder einmal ein Beispiel dafür, wie schlecht diese internationale Rennserie nach wie vor funktioniert. Kaum ein Spitzensegler schert sich darum, wie er schließlich in der Gesamtwertung abschneidet – im Olympia-Jahr schon gar nicht.
Der Weltverband schafft es nach wie vor nicht, die Interessen der Athleten in Bezug auf ihre logistischen Anforderungen zu bündeln und einen funktionierenden Wettbewerb auf die Beine zu stellen. Dabei half es offenbar auch nicht, Veranstaltungen wie die Kieler Woche über die Klinge springen zu lassen und ihnen den World Cup-Status zu entziehen.
Nun war es also in Miami wieder so weit. Die zweite von vier World Cups fand nur in sieben von zehn olympischen Klassen statt. Die Finn Dinghies brachten knapp nach der WM in Australien gerade einmal 14 Boote an die Startlinie, die Surfer jeweils acht, die besten Laser-Segler bereiten sich gerade in Melbourne auf die WM vor, wie auch 49er und Nacra17, die gar nicht am Start waren.
Diesch/Autenrieth im Medalrace
Nur bei den 470ern startete ein Weltklasse-Feld, zu dem auch die beiden deutschen Spitzenteams gehörten. Sie haben noch keinen Olympia-Startplatz für Deutschland gesichert und bereiten sich darauf vor, im April beim Weltcup in Genua, das eine verbliebenen Ticket für Europa zu sichern. In Miami segelten Diesch/Autenrieth auf Rang zehn, Winkel/Cipra wurden 13.
Die zurzeit besten 470er-Segler standen insbesondere beim Medalrace im Fokus. Das gestaltete sich ungewöhnlich, weil der Wind knapp die 8-Knoten-Grenze überschritt, und die Wettfahrtleitung entsprechend der Klassenvorgaben Regel 42 (unerlaubter Vortrieb) öffnete.
Dabei zeigte sich, wie extrem die Spitzencrews diese Freiheit inzwischen interpretieren. Nach dem Start ist es dem Vorschoter kaum erlaubt, sich in das Trapez einzuhaken. Er hängt an den Armen und bringt durch ruckartige Körperbewegungen das Achterliek des Großsegels zum Fächern – wie beim Flügelschlag eines Vogels. Dadurch verbessert sich insbesondere die Höhe am Wind.
Hier ist der Zweikampf zwischen den Australiern Belcher/Ryan und den zurzeit besten Japanern Okada/Hokazono zu sehen:
Diese Technik folgt dem selben Prinzip, das die Windsurfer zum Beschleunigen nutzen. Vor dem Wind allerdings ist die physische Beanspruchung noch extremer. Das Rollen des Bootes wird noch extremer eingesetzt als in den Jahren zuvor. Großsegel und Spinnaker müssen dabei effektiv eingesetzt werden.
Besonders gut haben sich offenbar die Spanier auf diese Art des Vorwind-Segelns spezialisiert. Auf dem letzten Schlag zum Ziel ziehen sie eindrucksvoll an den führenden Japanern vorbei:
Segel-Puristen werden sich von diese Art des “Luftruderns” schwer überzeugen lassen. Allerdings erfordert diese Technik extreme Fitness und betont damit die Stellung des Segelns als physisch herausfordernden Sport.