Rolex Sydney Hobart Abschluss Video: „Wild Oats XI“ siegt auch berechnet

Die Legende lebt

Die 68. Auflage des Rolex Sydney Hobart Rennens endete mit dem kompletten Siegeszug der „Wild Oats XI“, die die drei wichtigsten Pokale abräumte. Aber die Geschichte des Rennens nur darauf zu beschränken, würde den anderen 75 Crews nicht gerecht werden, die das Rennen absolviert haben.

Peter Harburgs Reichel Pugh 66 "Black Jack" vor Tasmanien
Peter Harburgs Reichel Pugh 66 „Black Jack“ auf den letzten Meilen vor Tasmanien. © Rolex / Daniel Forster

Über die bemerkenswerte Erfolgsserie der schnellsten Yacht auf dem Kurs, dem Gesamtsieg nach berechneter Zeit und des neuen Streckenrekords durch die „Wild Oats XI“ hinaus wird das Rennen in Erinnerung bleiben für das Engagement der Crews auf den kleinen Yachten, die gegen die Bedingungen ankämpften, die den größeren Booten in die Hände spielten.

Die Wettervorhersage vor dem Rennen sah zwei Schlüsselmomente voraus, die das Rennen entscheiden könnten: der nordöstliche Wind in der ersten Nacht und der Wechsel auf eine westliche Windströmung in der zweiten, die Tasmanien umkreiste und hart im Norden und Süden der Insel blasen würde mit einigen trickreichen Bedingungen in Lee der Insel. Das vorhergesagte Timing schien die schnellen Yachten vom 60-Füßer „Black Jack“ bis hin zum Vorjahressieger „Loki“ zu bevorteilen. Am Ende passte das Timing aber nur für eine Yacht.

Lebhafter erster Tag

Das 2012er Rolex Sydney Hobart Rennen begann am 26. Dezember um 13 Uhr Ortszeit mit der üblichen Begeisterung der Zuschauer und Medien. Die Yachten liefen auf die Heads zu – unter Spinnaker in einem lebhaften südöstlichen Wind. „Wild Oats XI“ war als Erste aus der Bucht. Navigatorin Adrienne Cahalan, die ihr 21. Rennen segelte, berichtete, dass die mächtige Yacht Geschwindigkeiten von über 20 Knoten erreichte.

Als sie nach Süden abbog, bekam sie den Wind direkt auf die Nase. Aber die „Wild Oats XI“ zog unbeirrt ihren Weg, und die härteste Konkurrentin um die Ehre, schnellste Yacht zu sein, die „Ragamuffin-Loyal“, hatte Mühe Schritt zu halten. Die Crew war mit dem kraftvollen Maxi noch nicht vertraut genug, und Probleme mit dem Vorsegel taten ihr Übriges.

Für die kleineren Boote war der erste Nachmittag brutal. Einige wie die „Wild Rose“ waren weit auf die See hinaus gefahren in der Hoffnung auf eine südliche Strömung. Schließlich mussten sie aber feststellen, dass sie zu weit gefahren waren, als dass der Ausflug sich ausgezahlt hätte. „In diesem Moment mussten wir die Rechnung bezahlen“, sagte Jenifer Wells von der „Wild Rose“. Die beste Option war, den direkten Weg zum Ziel einzuschlagen. Es war allerdings kein einfacher Weg. „Wir reiten hier auf dem sprichwörtlichen bockenden Bronco“, berichtete Brad Kellett von der „Brindabella“ während des Rennens.

Die erste Nacht war sehr arbeitsreich. Die Crews wechselten die Segel, als der südöstliche Wind auf Ost drehte und gegen Mitternacht nachließ, bevor er schließlich auf Nordost drehte und in den frühen Morgenstunden des zweiten Tages wieder auf 25 Knoten auffrischte. In der Dunkelheit gelang es der „Ragamuffin-Loyal“ zu der Führenden aufzuschließen, aber als der Wind in Richtung Nord drehte, zog die „Wild Oats XI“ wieder davon. Von Bord der „Lahana“ wurde erklärt, wie die Brise auf vier bis fünf Knoten zusammenbrach und dann um 3 Uhr nachts wieder anstieg: „Es fühlt sich an, als wären wir in einer Waschmaschine.“

Tempojagd am zweiten Tag

Während des zweiten Tages jagten die führenden Yachten mit über 20 Knoten nach Süden im ansteigenden nordöstlichen Wind. Im Ziel klangen die Geschichten über das Rennen, die mit einem Grinsen erzählt wurden, etwa so: „Je schneller man in diesem Moment war, desto weniger hatte man im Süden vor sich. Das war entscheidend“, sagte Andrew Cape, Navigator der „Ragamuffin-Loyal“.

Unterdessen saßen an Bord des Schlusslichtes „Charlie’s Dream“ Peter Lewis und seine Crew gerade beim Lunch mit gegrilltem Hähnchen, Brie-Käse und einem Glas Chardonnay: „Wir waren am Ende der Flotte – dort wo wir es erwartet hatten. Aber wir lieben es mehr mit Komfort als mit Tempo“, so Lewis.

An diesem Abend eines harten und aufregenden Tages war die „Living Doll“ mit einem gebrochenen Ruder, 90 Meilen südöstlich der Insel Gabo, die erste von schließlich fünf Yachten, die das Rennen aufgeben mussten.

Legendärer dritter Tag

Am folgenden Tag querte die „Wild Oats XI“ die Ziellinie. Sie absolvierte die Strecke nach einem Tag, 18 Stunden, 23 Minuten und 12 Sekunden und unterbot damit ihren alten Rekord um 16 Minuten und 58 Sekunden. Im ersten Licht wirkte der Rekord noch unwirklich, doch die Hoffnung steigerte sich, als das Ziel immer näher kam.

Eigner Bob Oatley war ekstatisch: „Ich bin im Himmel. Wir haben niemals aufgegeben. Und wir werden es im nächsten Jahr erneut angehen!“ „Wild Oats XI“ geht in die Geschichte des Rennens ein, als die zweite Yacht, der es gelungen ist, den eigenen Rekord zu brechen und sechsmal das Rennen als Erste zu beenden. Nur die „Morna“, später bekannt als „Kurrewa IV“, war noch besser. Sie hat das Rennen siebenmal gewonnen und zweimal ihren Rekord gebrochen.

Als die „Ragamuffin-Loyal“ die Ziellinie auf dem zweiten Platz querte, hatte ihr 85-jähriger Skipper Syd Fischer sein 44. Rennen vollendet. Er zog seinen Hut vor der „Wild Oats XI“ und sagte reumütig: „Wir hatten ein bisschen Trouble. Wir sind neu auf dem Boot, aber ich glaube, wir haben es ganz gut gemacht.“

Es dauerte eine Weile bis zur Ankunft der nächsten drei Boote: „Lahana“, „Black Jack“ und „Loki“, und trotz größter Anstrengung war keines in der Lage, die „Wild Oats XI“ nach berechneter Zeit zu schlagen. „Es lief gut, als wir die Bass Strait überquerten. Es war schnell, warm und relativ einfach bis wir in den südlichen Wind kamen“, sagte „Loki“-Navigator Michael Bellingham. „Wir haben alles versucht, was das Boot hergab.“

Dramen zum Abschluss

Für ein paar Stunden schien es, als könnte eine Gruppe von 50-Füßern früh genug am 29. Dezember das Ziel erreichen, um die „Wild Oats XI“ nach berechneter Zeit zu schlagen. Am Ende wurde sie aber dicht vor dem Ziel durch ein paar Flautenlöcher aufgehalten.

Als schließlich klar war, dass niemand mehr die „Wild Oats XI“ schlagen könnte, war Skipper Mark Richards sehr beschwingt, denn der Gesamtsieg ist der größte Erfolg: „Es gibt nur ein paar Boote, die als Erste im Ziel ankommen können, aber den Tattersall’s Cup, den Sieg nach berechneter Zeit, kann fast die gesamte Flotte gewinnen – es ist ein großartiger Erfolg.“

Im weiteren Verlauf des viertes Tages mussten schließlich noch vier weitere Yachten aufgeben in Winden mit Böen bis zu 45 Knoten und Regenschauern, die nicht mehr als 100 Meter Sicht erlaubten. Und als sich schließlich das neue Jahr ankündigte, am Ende des sechsten Tages des Rennens, erreichte schließlich auch das letzte Boot, die „Maluka of Kermandie“ das Ziel. Es war das Ende eines Rolex Sydney Hobart Rennens, das wirklich alles hatte.

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