
Cooler geht’s gar nimmermehr: Robin Knox-Johnston, der dienstälteste Teilnehmer der Route du Rhum © Henri Lloyd
Topfit, ambitioniert, angriffslustig und… ein ziemlich cooler Typ: Die Segellegende Knox-Johnston rechnet sich Chancen auf den Sieg in der „Rhum“-Klasse aus.
Es war so etwas wie ein kleiner Eklat. Die französische Sportzeitung „Equipe“ hatte den ältesten und den jüngsten Teilnehmer dieser Route du Rhum zum klassischen Fototermin eingeladen – Legende neben Newcomer, wind-gegerbtes Gesicht neben faltenfreiem Antlitz. Der Alte erschien pünktlich, gut gelaunt, gewohnt jovial… der Junge ließ auf sich warten: Zehn Minuten, eine halbe, eine dreiviertel Stunde.
Die zuständige Journalistin telefonierte aufgeregt in alle Himmelsrichtungen, die Fotografen regten sich über den „Mangel an Respekt vor dem Alter“ auf und sogar im Artikel wurde später Hunderttausenden Lesern mitgeteilt, wie „schlecht erzogen“ doch Paul Hignard (19) sei. Weil: Paul kam überhaupt nicht mehr; später ließ er verlauten, sein Wecker habe versagt…
Der Einzige, der in dem ganzen Bohei cool und gelassen blieb, war Sir Robin Knox-Johnston. Kein Spruch über „die Jugend von heute“ , sondern ein entspanntes Schulterzucken: „Regt Euch ab, das kann doch mal passieren!“
Die Glut schüren
Eine Situation, die typisch ist für die ziemlich lebendige Segellegende. Möglichst kein Aufhebens um seine Person machen und trotzdem auf dem schmalen Grat der Publicity schreiten. Keine unangenehmen Schlagzeilen provozieren, aber darauf achten, dass man nicht vergessen wird.
Was bei dem geadelten Segler nun wirklich nicht passieren wird. Denn solange er noch einigermaßen würdevoll eine Pinne bewegen kann, solange wird er wohl der Segelwelt erhalten bleiben. Und die „Glut“ seines Mythos schüren…
Robin Knox-Johnston war der erste Segler, der beim Golden Globe Challenge 1968-69 in 313 Tagen einhand und nonstop die Welt umrundete. Mit diesem Erfolg „in der Tasche“, verdiente er daraufhin seinen Lebensunterhalt bei den großen Hochseeregatten der 70- und 80er-Jahre: Rund Großbritannien, Kapstadt-Rio, Whitbread. 1994 errang er an der Seite von Peter Blake die Jules-Verne-Trophäe (schnellste Weltumrundung), später wandte er sich hauptsächlich der Organisation des „Clipper Round the World-Races“ zu (mehr als 20 Jahre lang), 2007 nahm er noch an der „Velux 5 Oceans“ teil. Der Mann war „Weltsegler des Jahres“, erstes Ehrenmitglieder der „ISAF Sailing Hall of Fame“, man kürte ihn drei Mal zum „Yachtman of the year“.
„Sir“ hat Ambitionen
Und jetzt will er es also glatt noch mal wissen. Als er im Frühjahr bekanntgab, dass es nun „nach 32 Jahren für ihn endlich wieder an der Zeit sei, bei der „Route du Rhum“ zu starten, und das bitteschön standesgemäß auf seiner IMOCA Open 60 „Grey Power“ (SR berichtete), gab es einige kritisch hochgezogene Augenbrauen unter den Seglern. „Packt der das auf so einem Geschoss?“ und „Warum segelt er nicht was Kleineres, Handliches?“ waren noch die gefälligsten Kommentare.
Doch den „Sir“ – Titel, auf den er unter Kumpeln oft „reduziert“ wird – ließ das alles ziemlich kalt.
Der 75jährige, der Interviews gerne mit dem Satz eröffnet „verschont mich bloß mit Headlines wie „der alte Mann und das Meer!“, macht zwar nicht auf Ewig-Junggebliebener, stellt aber auch klar, dass er physisch und mental topfit ist. Dabei wirkt er wie jemand, der das fragile Spiel um das Gleichgewicht aus Altersweisheit und körperlicher Fitness perfekt beherrscht. Und wer ihn auf sein Alter anspricht, dem ruft er zu: „Na los, lass’ uns raussegeln und versuch mir hinterher zu kommen, versuch’s doch!“
“Das ist ein Rennen!”
Entsprechend „frech“ antwortet er auf die obligatorischen Medien-Anfragen, ob er denn in seiner Kategorie „Rhum“ (ältere Schiffe, die zu einem großen Teil schon vor Jahrzehnten an der RdR teilgenommen haben) gewinnen wolle? „Hey Leute, das ist eine Regatta, also ein Rennen!“ machte er unlängst gegenüber der regionalen Tageszeitung „Ouest France“ deutlich, „hier geht kaum einer an den Start, um dabei zu sein.
Hier will jeder so weit wie nur möglich nach vorne in seiner Kategorie. Ob ich das Rennen gewinnen kann? Sagen wir es so: Ich werde nur in den ersten Stunden nach dem Start vorsichtig segeln, weil es dort zu viel Kollisionsgefahr gibt. Aber dann will ich es schon wissen…“
Doch letztendlich dürfe man das alles eben nicht allzu ernst nehmen, sagt er weiter: „Schließlich mache ich Urlaub! Es geht der Sonne entgegen, was will man als alter Mann mehr?“
1982 war er zum letzten Mal bei der Route du Rhum dabei, damals wurde er enttäuscht 14ter. Diese Platzierung will er jedenfalls bei seiner zweiten Teilnahme deutlich „toppen“.
IMOCA „Grey Power“
Diese ältere IMOCA-Modell stammt aus den Zeiten, als die Risse der „Groupe Finot“ noch die legendäre Einhand-Weltumseglungsregatta Vendee Globe gewannen. 1997 für Giovanni Soldini gebaut, der mit dem 60-Fußer 1998 die „Around-Alone“ (Einhand in Etappen um die Welt) gewann, fuhr die heutige „Grey Power“ unter vielen Skippern Zehntausende Seemeilen. Vor acht Jahren kaufte sie schließlich Sir Robin Knox-Johnston, der mit ihr das Velux 5-Oceans auf dem vierten Rang beendete.
Wenn diese IMOCA auch eindeutig langsamer ist, als die aktuellen Versionen der Monorumpf-Klasse, so bringt der „Sir“ mit seiner 18,24 m langen „Grey Power“ doch ein echtes „Pfund“ in die Kategorie „Rhum“ der diesjährigen RdR.
Doch wie sagte ihr Skipper doch kürzlich: „Abgerechnet wird erst dann, wenn man sich den Rum auf dem Steg in Pointe-a-Pitre hinter die Binde gießt!“
Hallo,
es hat sich ein kleiner sachlicher Fehler in den Artikel geschlichen.
Das Sunday Times Golden Globe Race war 1968/1969 und nicht 1978.
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Hi Christopher, völlig richtig… verbessert… miku
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schlechte photoshop montage im titelbild…
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Sicher?
Scheint mir eher von schräg unten geblitzt zu sein. Das erzeugt, gerade bei freistehenden Objekten vor dunklerem Hintergrund, den Eindruck, das Angeblitze wäre in das Bild hineinmontiert .
Ich halte das Bild für authentisch, denn:
– das Kabinendach rechts ist auch durch den Blitz aufgehellt
– der Schatten von Sir Robins Kopf fällt oben auf die blaue Persenning(?) am Großbaum.
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In meinem Segelclub ist das durchschnittliche Sterbealter von Männern nicht anders als im Rest der Republik: 75 Jahre. Und da dreht der Mann noch einmal richtig auf. Höchster Respekt!
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