Beim ersten Sailing Champions League Halbfinale haben die internationalen Duell-Spezialisten dominiert. Nur der Segel- und Motorboot Club Überlingen konnte in die Phalanx einbrechen.
Eigentlich gehört die Kunst des Match Races heutzutage eher zum alten Eisen. Man muss foilen können, um hip zu sein. Die Duell-Segler hoffen zwar mit dem nächsten Cup in Monohulls und den traditionellen gegen-den-Wind-Starts auf ein Revival des Rennformats, aber es ist längst nicht klar, ob es wirklich so kommt.
Die aktuelle Match Race Szene kommt zwar immer noch nicht in Schwung wie zu den Zeiten, als die Skipper ihren Marktwert für den America’s Cup über die Weltrangliste bestimmten. Und der Wechsel zu den M32 Katamranen macht nach dem Kiwi-Cup-Sieg nun definitiv keinen Sinn mehr. Aber Duell-Fähigkeiten scheinen offenbar dabei zu helfen, im Liga-Format eine Rolle zu spielen.
Das legen jedenfalls die Ergebnisse des ersten Halbfinals der Sailing Champions League in Porto Cervo nahe. Überlegener Sieger wurde der Circolo della Vela Bari mit dem Simone Ferrarese an der Pinne. Der Italiener erreichte vor fünf Jahren mit einem interessanten Lacher-Video von der World Match Race Tour eine gewisse Aufmerksamkeit.
Damals schaffte er es immerhin unter die Top Ten der Weltrangliste und wurde 2014 Europameister. Aber schließlich versuchte sich der 30-Jährige drei Jahre lang mit mäßigem Erfolg im Finn Dinghy, und nun segelt er in der zweiten Saison 49er (39. World Cup Hyères).
Mit diesem Hintergrund gehörten Ferrarese und sein Team zu den top-Favoriten in Porto Cervo und wurden ihrer Rolle gerecht. Nach überragenden Starts konnten die Italiener trotz eines kostspieligen Frühstarts fünf Punkte Vorsprung behaupten und 11 von 18 Rennen gewinnen.
Italien vor Österreich und Frankreich
Nahe kam nur der österreichische Yacht Club Bregenz, der sein Liga-Team ebenfalls aus einer Match Race Crew rekrutiert. Max Trippolt ist mit seinem Team aktuell die Nummer 11 in der Weltrangliste und segelt seit sieben Jahren im Duell-Modus.
Cedric Chateau, der für Club de Voile Saint-Aubin Elbeuf mit seinem Team Rang drei erkämpfte, segelt seit 13 Jahren Match Races und wurde 2016 französischer Meister. Beim Regattaclub Bodensee hat Julian Flessati als Vierter nur wenig Duell-Erfahrung, die Nummer fünf dagegen, Francois Brenac, der mit seinem Team für den Yacht Club Monaco eine Wildcard erhielt, ist kaum auf seinen 2015 gewonnenen Match Race Titel zu reduzieren. Die 470er Legende der 80er Jahre hatte sich 1980 auch im Starboot für Olympia qualifiziert und segelt inzwischen als Profi-Taktiker überwiegend J/70 Regatten.
Auch dem einzigen Frauen-Team um Trine Palludan hat einen Match Race Hintergrund. Die dänische Skipperin vom Kongelig Dansk Yachtklub liegt auf Rang drei der Weltrangliste und segelte als achte in Porto Cervo immer wieder ganz nach vorne.
Aber heißt das nun, dass man Duelle trainieren muss, um sich für das Liga-Format zu wappnen? Vermutlich nicht. Es liegt wohl eher daran, dass Match Racer es gewohnt sind, ein größeres Team für einen längeren Zeitraum zu unterhalten, und es zur Disziplin gehört, mit verschiedenen Booten und meist mit Vierer-Teams klar zu kommen. Die Segel Bundesliga kann mit ihren Strukturen gut dagegen halten und hat ausreichend Qualität, um das Niveau auch im internationalen Vergleich zu steigern.
Beide deutsche Teams qualifiziert
Dass sich die deutschen Teams vor diesen Teams nicht verstecken müssen, hat insbesondere der Segel- und Motorboot Club Überlingen bei seinem ersten internationalen Auftritt gezeigt. Tino Mittelmeier, Frederik Schaal, Sven Hessberger und Henrik Schaal brachten eine starke Leistung. Ihr Fazit vom letzten Tag: „Leider lief es heute in der einen oder anderen engen Situation nicht optimal für uns, sodass wir nochmal einige Punkte sammeln mussten. Dennoch beenden wir das Halbfinale auf Platz 5 und sind somit für das Finale der Champions League Ende August in St. Moritz qualifiziert.“
Das Team vom Wassersportverein Hemelingen aus Bremen konnte anfangs mit zwei Siegen ebenfalls ganz vorne mithalten. Aber dann fielen Jan Seekamp, Jens Tschentscher, Eike Martens und Tjorben Wittor bei ihrem ersten Champions League Auftritt zurück auf Rang 11.
Ihr Fazit: „In den letzten Tagen haben wir uns viele unnötige Punkte eingehandelt und konnten für das internationale Liga Format einiges dazu lernen.“ Hauptsache für die Top 15 qualifiziert, die zusammen mit 15 Teams aus dem zweiten Halbfinale in St. Petersburg das Finale in der Schweiz bestreiten werden. In Russland ist für Deutschland der NRV und der DTYC am Start.
Ergebnisse Champions League Semi Final I 2018
Onboard mit dem Regattaclub Bodensee:
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