Das Guyader Bermudes 1000 Race ist die erste große IMOCA-Einhand-Regatta nach der Vendée Globe. Sie startet mit einer Rekordbeteiligung. Alan Roura erstmals mit ex Hugo Boss.
Es geht wieder los. Die IMOCA-Klasse startet nach der Doublehanded Saison 2021 nun in die Einhand-Saison. Am Sonntag um 14 Uhr beginnt vor Brest die erste Regatta der IMOCA GLOBE SERIES-Meisterschaft 2022. Beim Guyader Bermudes 1000 Race sind 1200 Meilen nonstop zu bewältigen und eine noch nie dagewesene Anzahl von 24 Soloskippern zeigt, wie sehr die Klasse nach der vergangenen Vendée Globe im Aufschwung ist.
Die Strecke führt von Brest um den Fastnet Rock und einen Wegpunkt nordwestlich von Kap Finisterre zurück nach Brest. Dieses Sprintrennen markiert nicht nur den Beginn einer spannenden Saison 2022, sondern auch die Vorbereitung auf die Route du Rhum im Herbst und die Weltumsegelung Vendée Globe im Jahr 2024.
Beim ersten Bermudes 1000 Race 2018 waren nur sechs Teilnehmer am Start, 2019 waren es 17. Der kommerzielle VG-Erfolg hat nun die Zahl der Skipper mit gut ausgestatteten Kampagnen deutlich vergrößert. Dabei sind die zukünftigen Vendée Globe-Favoriten noch nicht mit Neubauten dabei, aber gehören große Namen zu den Teilnehmern.
Darunter Charlie Dalin auf APIVIA, Jérémie Beyou auf Charal und Thomas Ruyant auf LinkedOut. Alle drei Skipper bauen neue IMOCAs der nächsten Generation. Sie bestreiten die Saison aber noch mit den alten Schiffen, die auch bei der Transat Jacques Vabre 2021 die ersten drei Plätze belegten.
Aber nun sind einige andere sehr interessante Skipper am Start, die zum ersten Mal mit neu erworbenen Booten segeln. Darunter befindet sich der Schweizer Alan Roura auf Hublot (ex-Hugo Boss), Pip Hare auf Medallia (ex-Bureau Vallée) und Damien Seguin auf Groupe APICIL (ex-Maître CoQ IV). Die Flotte umfasst zwei Seglerinnen, fünf IMOCA-Neulinge und nicht weniger als 17 Vendée Globe-Veteranen.
Roura steht dabei besonders im Blickpunkt. Kann der 29-jährige Schweizer den Platzhirschen schon Paroli bieten? Er wird an Bord der ehemaligen Hugo Boss segeln, die er Ende letzten Jahres vom britischen Skipper Alex Thomson erworben hat. Aber im Gegensatz zu den genannten drei Favoriten hat er seine Foils noch nicht modifiziert.
Während Ruyant bei seinem TJV-Sieg schon die nächste Generation der Tragflügel zeigte und auch signifikant schneller war als Apivia, segelt Roura noch mit den gebogenen Foils, mit denen Alex Thomson im Foil Modus bei der Vendée Globe schon gegen die alten LinkedOut-Flügel alt aussah. Roura hat angekündigt, erst später ein modifiziertes Paar nachzurüsten.
So ist es realistisch, dass der Schweizer nur ein „Top-10- oder Top-Acht-Resultat“ anstrebt. Er räumt ein, dass er das Rennen auch als Trainingsübung nutzen wird, um sich für die Route du Rhum zu qualifizieren. Über den Winter habe er immerhin 4.000 Meilen zurückgelegt.
Ebenfalls in einem neuen Boot sitzt der neuseeländisch-amerikanische Skipper Conrad Colman, der die ehemalige V&B-Mayenne gekauft hat, mit der Maxime Sorel die letzte Vendée Globe auf Platz 10 beendet hat. Colman, der jetzt unter dem Namen Imagine antritt, will das Rennen nutzen, um mit einer neuen Kampagne einen Titelsponsor zu gewinnen.
Es ist nervenaufreibend
Zu den nicht-französischen Skippern im Rennen gehört Pip Hare. Die Britin steuert die ex „Banque Populaire VII“, die 2016/17 die Vendée Globe gewann und im letzten Rennen unter Louis Burton Dritter wurde. Nach einem intensiven einmonatigen Training im portugiesischen Cascais, wo sie von Jack Bouttell und Ben Schwartz gecoacht wurde, bereitet sich Hare nun auf ihren ersten Wettbewerbseinsatz auf einem Foiler vor, der nun mit dem Medallia-Branding versehen ist.
„Es ist nervenaufreibend. Eine so große Flotte mit einigen großen Namen in diesem Jahr“, sagt die 48-Jährige aus Poole an der englischen Südküste, die bei der letzten Vendée Globe mit dem zweitältesten Boot der Flotte den 19. Platz belegte. „Das Boot wurde gründlich überholt, es ist in hervorragendem Zustand, und ich werde unter ganz anderen Bedingungen segeln. Das ist für mich so etwas wie ein Schlussstrich; das ist der Punkt, an dem ich weiterkommen muss, und ich bin hier und denke, ich weiß nicht, wie dieses Rennen aussehen wird, ich weiß nicht, wie ich gegen diese Leute antreten werde.“
Hare versucht, sich vom mittleren bis hinteren Teil der IMOCA-Flotte in die Top-10 zu bewegen. Das ist sowohl leistungsmäßig als auch psychologisch ein großer Schritt, und sie ist sich der Größe der Aufgabe, die vor ihr liegt, durchaus bewusst. „Wenn man als Außenseiter in eine Sache geht, schaut man auf alle anderen und stellt sie auf ein Podest“, sagte sie. „Alle anderen in der Flotte spielen einfach in einer anderen Liga als man selbst. Und jetzt habe ich mich nicht verändert, ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich als Person verändert habe, aber auf einmal bin ich eine von ihnen“.
Was ist ihr Ziel für dieses Rennen? „Ich glaube nicht, dass eine harte Zahl in Bezug auf die Ergebnisse ein ausreichendes Ziel für mich ist“, sagte sie. „Es ist ein relativ kurzes Rennen. Ich bin gut vorbereitet. Ich habe wirklich gut trainiert, also wäre mein Ziel, die Leistung des Bootes während des Rennens konstant zu halten – sicherzustellen, dass ich meine Polaren treffe, keine Ausreden suche, einfach alles zu anzuwenden, was ich gelernt habe. Ich hoffe, dass ich damit ein Top-10-Ergebnis erzielen kann.“
Das Guyader Bermudes 1000 Race beginnt am Freitag mit Geschwindigkeitsläufen im Hafen von Brest, wenn die IMOCA-Crews an der Pom’Potes Challenge teilnehmen.
Quelle: IMOCA-Klasse
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