Anfang Juli trafen sich Fans der schlanken Schärenkreuzer und anderer Schönheiten in Lemkenhafen auf Fehmarn, um die achte Schlank & Rank Regatta auszutragen.
Nach bang beobachteten stürmischen Tagen Anfang Juli hatte sich der deftige Westwind rechtzeitig zur achten Auflage der Schlank & Rank Regatta am zweiten Juliwochenende ausgetobt. Er drehte Samstag auf moderate drei, in Böen vier Windstärken genau aus der anderen Richtung. Das bescherte zwischen Fehmarn, der markanten Brücke und Heiligenhafen wunderbar glattes Wasser.
Das passte den Seglern der klassischen Schärenkreuzer und artverwandter Boote, von denen dieses Jahr zwölf dabei waren, und den modernen neun Exemplaren aus Kunststoff sehr. Es gibt kaum etwas schöneres, als bei idealen, hochsommerlich sonnigen Bedingungen bei einer konstanten Brise mit Gleichgesinnten und ihren schönen Booten um die Wette zu segeln.
Der Werftinhaber, Konstrukteur und Segler Henry Rasmussen hat das Schärenkreuzer-Vergnügen in seinen Memoiren „Yachten Segler und eine Werft“ mal als „feinfühligen segelsportlichen Genuss“ beschrieben. Es macht enormen Spaß, mit den schlanken Booten am Wind zu segeln, das Spiel aus Höhe und Geschwindigkeit im direkten Vergleich mit ähnlichen Booten zu verfeinern.
So war es atmosphärisch wie seglerisch eine gelungene Regatta, die seit 2009 alle zwei Jahre Anfang Juli im westlichen Fehmarnsund gesegelt und nachher rings um das Ostbecken des Segler Vereins Lemkenhafen gefeiert wurde. Es lag auch daran, dass sich Schlank & Rank als schönes Fehmarn Event herumgesprochen und seine Spur gefunden hat. Die Entscheidung für einen etwas längeren 12 sm Kurs anstelle zweier kurzer Läufe kam dem geselligen Teil zugute. Das Clubgelände war wie die Jahre zuvor allen Neugierigen, Sehleuten und Interessenten zugänglich. Der mittlerweile gut 50 Jahren alte Segler Verein Lemkenhafen ist abgesehen von seiner schönen Lage und seiner familienfreundlichen Orientierung vor allem durch seinen Schärenkreuzer-Schwerpunkt und das Event bekannt.
Wer mal zum Segeln, Boote gucken und schwärmen in Lemkenhafen war, kommt meistens wieder. Dem Schlank und Rank Erfinder Georg Milz gelingt es immer wieder, neue Gesichter und interessante Boote für Schlank & Rank zu gewinnen. Wer hat beispielsweise schon mal etwas von einem Schwentinekreuzer gehört? Auch wenn der ein allenfalls regional bekannter Klassiker und kein Schärenkreuzer ist, so war er in Lemkenhafen willkommen. Er kam bei sehr leichtem Wind die Nacht durch von Rostock zur Regatta. Andere trafen Freitagabend oder in der Nacht ein. Auch bei den modernen Booten gab es neue Teilnehmer, beispielweise eine Rival, eine top gepflegte Luffe 37 und eine versiert gesegelte Ylva. Bernd Böhnecke, in der Lübecker und Kieler Bucht bislang durch seinem gut gesegelten Klassiker „Smilla“ bekannt, machte mit „Lønne“ auf der Bahn wie gehabt viel richtig.
Die Regatta bot interessante Möglichkeiten, sich die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Boote anzusehen. Es gab auch dieses Jahr wieder drei Startgruppen. Die Klassiker starteten bis KLR 127, ab KLR 128 in zwei Feldern und wurden nach dem bewährten Klassiker Rennwert des Freundeskreises Klassische Yachten gewertet. Die modernen Boote segelten nach Yardstick. Es wurde ehrgeizig, dennoch fair gesegelt.
Georg Milz legte sich mit seinen Segelfreunden für die Regatta nicht nur organisatorisch richtig ins Zeug. So wurde auch diesmal jeder Teilnehmer bei der Ansteuerung der sogenannten Schärenecke im Lemkenhafener Ostbecken mit einer vielstimmigen La-Ola-Welle herzlich begrüßt.
Bekannte Gesichter wurden mit und ohne Boot gesehen. Erfreulich war auch, dass mancher weniger versierte Regattasegler dabei war. Denn man kann sich das Gerangel an der Linie und den Stress der letzten Sekunden vor dem Start schenken, einfach in der zweiten Reihe starten und eine wunderbare Zeit auf dem Wasser haben. Wer einmal eine Regatta gesegelt ist, weiß, dass konzentriertes dreistündiges Segeln vom Erlebnis her drei Tagen Bummelsegeln entspricht.
In etwa so rund wie schön segeln war die Party danach. Das klappte auch dieses Mal in den Zelten am Hafen und auf den Bänken gut. Das Catering mit Gemüse, Lachs und Shrimps war lecker. Der Bremer Modellbauer Lothar Mentz beglückte mit seinen sehenswerten, selbstgebauten Schärenkreuzer-Miniaturen, die er ferngesteuert durch das Ostbecken dirigierte. Das sah sich mancher Schärenkreuzersegler mit leuchtenden Augen an. Später gab es einen herrlichen Sonnenuntergang über den Feldern nördlich vom Flügger Leuchtturm. Der ist, ich schwöre, im Lemkenhafen schöner als in jeder Bierwerbung.
Es war Segeln und Après-Segeln auf eine wunderbar gelassene, bodenständige Art. Einen herzlichen Dank an Georg Milz und seine Schlank & Rank Gang, die das alle zwei Jahre mit stillem Enthusiasmus anbahnt, Sponsoren wirbt, die Zelte aufbaut und durchzieht. Dank auch an Torsten Nitzsche vom Segler Verein Lemkenhafen für die gelungenen Fotos und Frank Hertling, den Fahrer des Begleitbootes.
Die neunte Auflage von Schlank & Rank findet Anfang Juli 25 statt. Willkommen sind alle schlanken Boote vom Soling, Drachen, H-Boot oder 5,5er aufwärts, und natürlich klassische Schärenkreuzer wie 15er, 22er, 30er, 40er, 55er und größere Exemplare. Außerdem Mälarboote und ähnliche Regattaklassiker. Eine Weile brachte Jan Budden seinen Jollenkreuzer „Glückskind“ per Trailer von der Elbe nach Fehmarn. Zwar ist so eine fliegende Untertasse eher flach und breit als schlank und rank wie ein Schärenkreuzer, aber das wird in Lemkenhafen nicht so eng gesehen. Es machte immer großen Spaß sich mit dem versierten Segler im Fehmarnsund herumzuschlagen. Bis 2 ½ Windstärken lief es für ihn gut. Bei mehr lag er dann ähnlich wie der klassische 55er Schärenkreuzer „Sonja“ arg auf der Seite.
Zugleich ist die Regatta offen für moderne Boote wie Schärenkreuzer Varianten der Siebzigerjahre, Nachfolger und Tourenboote wie beispielsweise Rapid, Ylva, Molich X, Helmsman Carrera, Senorita Helmsman, Lotus, Luffe 37, S30, Swede 41 und Swede 55.
Toll wäre es, wenn weitere Lotus, Luffe, S30 und S40, Swede 41 und 55 Segler aus der Kieler Bucht, von der Schlei oder der Flensburger Förde kämen. Auch ist die weltweit einzigartige, den schmalen, flachbordigen und sportliche Booten gewidmete Regatta in Dänemark noch nicht richtig bekannt. Dabei kommen einige der interessantesten Typen wie beispielsweis die BB10, Ylva oder Molich X aus Dänemark. Wer es beruflich einrichten kann, kommt einen oder zwei Tage vor der Regatta mit seinem Boot und die genießt das besondere Lemkenhafen-Flair. Das Regattawochenende ist ideal zum Absprung in den Sommerurlaub nach Dänemark. Die Dänische Südsee oder der große Belt mit dem Smålandsfahrwasser ist eine Tagestour entfernt. Schlank & Rank Website: schaerenkreuzer.info
Erdmann Braschos
Zum Autor
Seit den Neunzigerjahren recherchiert und schreibt der Journalist und Segler Erdmann Braschos Blogs, Bücher, für Zeitungen wie Zeitschriften über Bootslebensart, Jollen oder Yachten. Weitere Einblicke in die Welt der schlanken Boote bietet seine eigene Segelwebsite.
Schreibe einen Kommentar