Der NRV hat in einem spannenden Finale den dritten Sieg bei vier Spieltagen klar gemacht. Bayerischer Tabellen-Zweiter wird Letzter. Mühlenberger sichern Aufstieg schon vor dem Finale.
Das Ding ist gelaufen. „Der NRV kann ein kleines Stoßgebet zum Himmel senden und um eine kleine Privatböe bitten“, fasst Co-Kommentatorin Anna Markfort die Situation im entscheidenden Rennen der Segel-Bundesliga amzusammen. Die aktuelle 470er Vize-Europameisterin führt bei ihrer starken Mikrofon-Premiere neben dem gewohn sicheren ZDF-Sport-Reporter Alex Ruda weiter aus: „Mal sehen, ob sie brav sind.“
Die entscheidende Phase im 47. Rennen:
Es geht um den Sieg beim vierten Liga-Spieltag und das Duell des Tabellenführers aus Hamburg mit dem Düsseldorfer Yacht-Club, dem Emporkömmling aus dem Tabellenkeller. Wer in diesem 47. Rennen auf dem Wannsee vor dem anderen liegt, gewinnt den Spieltag.
Florian Haufe am NRV-Steuer hatte mit seiner bewährten Crew David und Dorian Heitzig sowie Miklas Meyer die Konkurrenz am ersten Tag geschockt. Bei schwierigen Bedingungen zauberte er gleich vier Siege auf die Bahn vor dem VSaW. Ein nahtloses Anknüpfen an eine überragende Saison. Der Maschinenbau-Student an der ETH Zürich, Silber-Gewinner bei den Olympischen Jugendspielen 2010 und Studenten-Europameister 2013 im Match Race gewann schon den Liga-Auftakt am Bodensee und die Champions League Qualifikation in St. Petersburg. Nun soll der dritte Streich folgen.
Düsseldorf vor dem Abstieg
Aber dieser entscheidende Start geht daneben. 6. an der Luvtonne. Die Düsseldorfer segeln vorne weg, schicken sich an, die Führung zu übernehmen und locker diesen Spieltag zu gewinnen.
Sie sind mit mächtig Druck in diese Regatta gegangen. „Wir müssen jetzt performen“, war die Vorschau-Mitteilung des Düsseldorfer Yacht-Clubs überschrieben. Nach drei Spieltagen lagen sie auf dem vorletzten Platz der Tabelle, dem Abstieg geweiht. Vier Teams steigen nach sechs Spieltagen ab.
Und Steuermann Jan-Philipp Hofmann war bei seinem ersten Einsatz in der Saison am Bodensee auch nicht über Rang 12 hinaus gekommen, bevor Teamkollegen jeweils das Steuer übernahmen. Aber in Berlin weiß er die Crew hinter sich, die schon beim Saisonfinale im Vorjahr an gleicher Stelle den Abstieg mit einem sensationellen zweiten Platz verhindern konnte: Bruder Nils-Henning, Philipp Schrader und Patrick Treichel. Außerdem war Hofmann gemeinsam mit Vorschoter Felix Brockerhoff zuletzt im 505er bei der Deutschen Meisterschaft der Sieg gelungen sowie Bronze bei der WM.
NRV hofft auf ein Wunder
Der einzige NRW-Verein in der ersten Liga lieferte in Berlin von Anfang an solide im Top-Drei-Bereich ab. Jetzt nur noch im letzten Rennen den Sack zumachen. Alles im Lot zur Hälfte dieser ersten Vorwind-Strecke. Der direkte Gegner scheint klar geschlagen. Der NRV kann nur noch auf ein Wunder hoffen, oder einen Fehler der Düsseldorfer.
Der kommt in Gestalt einer verpassten Halse. Plötzlich finden sich Hofmann und Co alleine auf der rechtenVorwind-Seite. Druck und Speed sind in Ordnung. In 15 Rennen zuvor haben die Jungs ein gutes Gefühl entwickelt, wie man diesen komplizierten Rennkurs lesen muss.
Aber vielleicht sind sie deshalb ein wenig zu selbstsicher. Diese Linksdrehung haben sie nicht erwartet. Sie ist so extrem, dass sie nicht mehr zum Leetor kommen. Das Ergebnis: Letzter im Ziel, der NRV wird Dritter und gewinnt den vierten Spieltag. Es ist schon der dritte in dieser Saison. Die Führung in der Tabelle beläuft sich nun auf acht Punkte.
Indes der Ärger bei den Düsseldorfern dürfte sich in Grenzen halten. Mit dem zweiten Rang katapultieren sie sich um fünf Plätze in der Tabelle nach vorne auf einen Nicht-Abstiegplatz (12.). Schließlich gewährt der Bayerische Yacht-Club im letzten Rennen noch Schützenhilfe. Veit- und Theresa Hemmeter mit Maximilian Hibler und Jan Nürnberger hätten die Düsseldorfer noch von Rang zwei verdrängen können, aber auch ihnen gelingt mit Rang fünf kein guter Abschluss.
Mühsam ist die 1. Liga Premiere von Carla Gerlach am Steuer des Meisterschaft-Favoriten Chiemsee Yacht-Club verlaufen. Die ehemalige Laser-Seglerin war schon einmal in St. Petersburg 2017 bei der Champions League im Einsatz konnte aber auch in Berlin nicht punkten. Mit dem letzten Platz verabschiedet sich der CYC, der als Tabellen-Zweiter zum Wannsee gereist war, aus dem Titelkampf.
Hinten liegt in der Tabelle weiterhin der Lindauer Segler-Club, der wie erwartet den Abgang von Top-Steuermann Veit Hemmeter zum BYC nicht verkraften konnte. Die weiteren drei Abstiegsplätze belegen mit dem Blankeneser SC, ASVW aus Warnemünde und Itzehoe drei Aufsteiger. Der Abstand zur zweiten Liga scheint größer zu werden.
Ergebnisse 1. Liga Berlin 2018
ZWEITE LIGA
In der zweiten Liga hat der Mühlenberger Segel-Club aus Hamburg seine Dominanz fortgesetzt und mit dem Sieg schon vor dem Finale in Kiel – in der 2. Liga gibt es nur fünf Spieltage – den Aufstieg in die 1. Liga perfekt gemacht. Magnus Simon, Till Krüger, Max Holthusen und Liga-Boss Ole von Studnitz liegen mit ihrem Verein nach der Serie 2/3/1/1 in der Tabelle in Führung und haben jetzt schon den letzten Aufstiegsrang vier sicher, auch wenn sie in Kiel Letzte würden.
In Berlin brachten sie einen Vorsprung von sieben Punkten ins Ziel. Sie siegten in neun von 16 Rennen. Dahinter ging es allerdings knapp zu. Laser-Segler Nik Aaron Willim – Simons Mitbewohner in Kiel – feierte bei seiner Premiere am Steuer des Schlei-Segel Clubs zusammen mit Vater Andreas als Taktiker auf Anhieb ein Podium-Resultat. Die Schleswiger lagen am Ende einen Punkt hinter dem erfahrenen Erik Witzmann und seinem Team vom Berliner SV03 die in dieser Saison einen klaren Aufstiegkurs steuern und auch in der Gesamtwertung Zweite sind.
Willim – 35. bei der vergangenen Laser-WM in Aarhus – äußerte sich zufrieden: „Es lief besser als wir uns das gedacht haben. Wir hatten uns einen Top-10-Platz vorgenommen und sind Dritte geworden – das ist grandios! Vor dem Finale in Kiel haben wir einen guten Vorsprung, somit muss schon alles schiefgehen, damit wir nicht in die 1. Liga aufsteigen.“
Punktgleich auf Rang vier landete das zweite Familien-Team des Spitzenfeldes. Peggy Bahr, als gebürtige Hartwiger ex Weltmeisterin im 470er und Olympionikin in Barcelona, ging nach einer langen Pause einmal wieder für den Yacht-Club Berlin Grünau an den Start. Sie vertraute dabei auf die Dienste ihrer Tochter Vivien sowie von Dirk Löwe ehemals bester Finn-Dinghy Segler in Deutschland. Mit Rang vier schob sich der Schümann-Verein damit auf Platz sechs in der Tabelle vor und könnte sogar noch den Aufstieg schaffen.
Das trifft auch für den Bondensee Yacht-Club Überlingen zu, für den Star-Altmeister Hubert Merkelbach einen soliden siebten Rang in Berlin ersegelte und damit in der Tabelle nur sechs Punkte hinter dem Aufstiegsplatz vier, der von der Seglergemeinschaft Loheider See aus Duisburg gehalten wird.
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