Segel-Drama: Die Mike Plant-Story – US-Einhand-Held, Drogendealer, Unglücksrabe

„Mit Abstand der beste Segelfilm“

Mike Plant, der berühmteste US-Einhand-Hochseesegler, starb vor 26 Jahren, als seine Yacht die Kielbombe verlor. Jetzt ist der Film über sein aufregendes Leben und Sterben auf Online-Plattformen erschienen.

COYOTE – The Mike Plant Story auf iTunes (ENG)

Was genau mit Mike Plant und seiner „Coyote“ passiert ist, wird nie vollständig geklärt werden. Sein Körper wurde nie gefunden. 1992 kenterte der bekannteste Einhandsegler aus den USA auf dem Weg über den Atlantik zur Startlinie der Vendée Globe.

Mike Plant
„Coyote“ auf dem Weg über den Atlantik. © Thomas Simmons

Der Amerikaner aus Jamestown R.I war mit seinem radikalen 60 Fußer schon zwei Wochen überfällig. In einer kurzen Nachricht hatte er erklärt, dass seine elektronischen Systeme ausgefallen seien. Er musste viele Stunden im Blindflug per Hand steuern.

Plant hatte zuvor 1986/1987 mit einem 50-Fußer am BOC Challenge teilgenommen, einem Einhand-Etappenrennen um die Welt. 1989 segelte er die Vendée Globe mit dem 60 Fußer „Duracell“. Inoffiziell wurde er Siebter nachdem er offiziell nach einem kurzen Reparaturstopp und minimaler Hilfe von außen aufgegeben hatte. 1990/1991 segelte er erneut beim BOC Challenge mit und landete auf Rang vier. 1992 war er dann bereit für den großen Coup: Die Franzosen in die Schranken weisen.

Wie Moitessier?

Nicht wenige glauben heute, dass Plant im Erfolgsfall einen ähnlichen Einfluss auf die US-Segelszene hätte haben können wie Bernard Moitessier bei den Franzosen. Dessen Auftritt 1968 beim Golden Globe Race war die Basis für die Begeisterung von Generationen von französischer Hochseesegler.

Mike Plant
Abenteurer und Lebemann: Mike Plant. © Mike Plant Center

Aber es gibt auch viele Stimmen, die sagen, dass Plant nie mit „Coyote“ in See hätte stechen sollen. Er sei leichtsinnig und unvorbereitet gewesen. Die Geschichte des Schadenhergangs scheint das zu bestätigen.

Mitten in der Nacht hat sich offenbar ohne Fremdeinwirkung die Kielbombe vom Schaft gelöst. Die Yacht kenterte zuerst auf die Seite. Plant mochte schnell noch den Seenotsender (EPIRB) ausgelöst haben bevor sich „Coyote“ mit dem Rigg unter Wasser drehte. 

Foto der gekenterten Yacht mit abgebrochener Kielbombe

Das EPIRB schickte ein paar Signale ab, bevor es dann unter dem Boot nicht mehr sendete. Es ist nicht klar, ob sich der Skipper noch in den Rumpf retten konnte. Dort hätte er noch viele Tage überleben können. Es gab fünf luftdichte Kammern. Er hätte sogar auf der Unterseite einer Koje eine trockene Liegefläche gehabt. Es gab genug Proviant und die Überlebensausrüstung war an Bord. Die Kajüte im umgedrehten Rumpf befand sich ausreichend hoch über dem Wasser.

mike plant
Entspannter Einhandsegler: Mike Plant. © Thomas Simmons

Vermutlich war der Havarist aber zu ausgelaugt durch die vielen hundert Meilen, die er manuell steuern musste. Die Überlebenschancen mögen sowohl durch die Katastrophe als auch durch den körperlichen und geistigen Erschöpfungszustand stark reduziert gewesen sein. Vermutlich hat er es im Wellengang bei Sturm nicht geschafft, sich bei seiner Yacht zu halten.

Rätsel um den Verlust der Bombe

Die im Juli 1995 veröffentlichte Untersuchung der Küstenwache ergab, dass es „praktisch keinen signifikanten Schaden am Schiff gab, außer der Tatsache, dass die Kielbombe fehlte“. Dabei zeigte der Schaft keine Anzeichen dafür, dass es eine Kollision gegeben hat. Auch der Rumpf selbst wies nach seiner Entdeckung durch eine Tanker-Besatzung 32 Tage nach dem Unglück keine Spuren auf.

Laut Coast Guard deutet darauf hin, dass eine Grundberührung vor der Abfahrt mit der Kenterung zusammen hängt. „Coyote“ war in der Chesapeake Bay aufgelaufen, Plant hatte diesen Vorfall aber nicht so schlimm eingeschätzt, dass er das Schiff noch einmal genauer untersuchte. „Das aber wäre in Anbetracht der Tatsache, dass der Kiel ein neues Design war, ratsam gewesen“, heißt es in dem Coast-Guard-Bericht. Bei hartem Seegang und dem tagelangen Kreuzkurs soll die Verbindung zwischen Bombe und Schaft durch verstärkte Vibrationen schwer gelitten haben und schließlich abgebrochen sein (Zeichnung von der Konstruktion).

Bei dieser Entscheidung spielte es offenbar eine große Rolle, dass das Schiff wegen finanzieller Verzögerungen erst mit Verspätung im September 1992 vom Stapel gelaufen war. Die Zeit wurde knapp für den Törn nach Frankreich.

„Einfach wunderschön hier“

Im Film spielen die technischen Hintergründe keine zentrale Rolle. Vielmehr geht es um sein Leben, das auch seine dunkle Seite zeigt, als er vor den griechischen Behörden fliehen musste wegen einer Drogenhandel-Anklage und schließlich in einem portugiesischen Gefängnis saß. Der Film will eine Antwort auf die Frage zu finden, warum Plant so unglaubliche Anstrengungen unternimmt, um immer wieder alleine auf See zu sein. Der Skipper kämpft um eine ehrliche Antwort und reagiert sogar verärgert auf die Frage.

Schließlich erklärt er im Abspann hinter dem Steuer: „Es ist einfach wunderschön hier draußen. Der Ozean hat eine so unglaubliche Farbe, er ist so tiefblau. Das Leben hier draußen wird jeden Tag besser und besser“. 

Die Reaktionen auf den Dokumentarfilm seines Neffen Thomas Simmons, der das Leben des Seglers nachzeichnet sind unter Segler teilweise begeistert. „Mit Abstand der beste Segelfilm, den ich je gesehen habe“, heißt es in einem Post. „Nicht, weil er uns einen Traum oder eine epische Geschichte beschert, sondern weil ich mich vor dem Bildschirm verwirrt und zerrissen gefühlt habe, aber völlig gebannt war. Man verfolgt seinen Kampf um die Suche danach, was ihm wirklich wichtig war. Die Liebe seines Lebens zur See war unerschütterlich. Am Ende hatte ich nicht das Gefühl, dass wir um Mike trauern sollten. Aber es hat auch nicht darum gebeten, sein Leben zu feiern.“

2 Antworten zu „Segel-Drama: Die Mike Plant-Story – US-Einhand-Held, Drogendealer, Unglücksrabe“

  1. Christian1968

    sagt:

    Der Film ist wirklich phantastisch.
    Viele sehr persönliche und tolle Videoaufnahmen, Interviews mit Freunden, Konkurrenten und Zeitzeugen.
    In den „Extras“ gibt es einen kleinen Film, der ca 5 Minuten lang ist und „A Man In His Element“ heißt und der Mike Plant auf hoher See, alleine an Bord am Steuer zeigt.
    Diese 5 Minuten haben sich für immer in mein Gehirn eingebrannt, denn WIE er da steuert, das ist einzigartig.

    Danke für diesen Film!

  2. Thank you for this nice writeup on the film! We appreciate you spreading the word!

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