Segeln in der Krise: Geraten Segelvereine noch mehr unter Druck?
Wie wir 2020 segeln
von
Øyvind Bordal
Zukunftsforscherin Anne-Marie Dahls Beobachtungen weisen in eine bestimmte Aktionsrichtung, wenn wir zukünftig einen nachhaltigen Segelsport wollen. Wir werfen einen Blick in die Kristallkugel.
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22 Antworten zu „Segeln in der Krise: Geraten Segelvereine noch mehr unter Druck?“
Sailer66
sagt:
Interessante Diskussion mit vielen guten Beiträgen und Sichtweisen!
Für mich selber musste ich bei etwas nachdenken feststellen, dass ich wohl eher zu den traditionellen Seglern gehöre. Eigenes Boot auf einem Baggersee, fast vor der Haustüre und das ganze im Verein. So weit – so gut, nur, der neue „Zeitgeist“ geht auch nicht so ganz spurlos an mir vorbei. Ich liebe einfach die Freiheit, ohne große Planung und Abstimmung abends mal schnell nach der Arbeit für ein oder zwei Stunden alleine oder mit meiner Frau rauszufahren, ein paar Runden drehen, Anlegen, vielleicht etwas klönen im Verein und wieder nach Hause.
Auf der anderen Seite sehe ich bei meinem Sohn – 23 Jahre – in der Ausbildung – Facebook-Generation – das Interesse am Segeln (nach Segelkurs und ein paar Jahre Erfahrung auf dem Wasser) ist zwar da, aber bitte nur ganz spontan, ein paar nette Fotos gemacht, schnell ins Netz gestellt und später am Abend auf die nächste Fete (genauso heute Nachmittag in der Reihenfolge abgelaufen). Aus seinem Bekanntenkreis haben wir auch den einen oder anderen öfters mal aufs Wasser mitgenommen. Das kommt meistens bei Jungs und Mädels sehr gut an, finden das „total cool“, aber das war es dann auch schon. Wie schon häufiger hier geschrieben, Segeln ist halt nur eine von vielen Möglichkeiten, seine Freizeit zu verbringen.
Wenn das die aktuelle Richtung ist, so muss der Segelsport nun mal damit leben und das beste daraus machen. Lamentieren und verträumt an „alte Zeiten“ zurückdenken hilft da nicht viel! Für die Vereine bedeutet das dann auch, sich den „neuen Zeiten“ anzupassen oder die Mitglieder werden halt gemeinsam älter und jedes Jahr weniger – traurig, aber die Realität.
Durch meine Arbeit im Verein (etwas Öffentlichkeitsarbeit) weiß ich, dass man zwar schnell das Interesse von Besuchern oder Kindern mit interessanten Aktionen wie Tag der offenen Türe, Schnuppersegeln usw. weckt, es aber schwierig ist, neue Leute wirklich für den Verein und die Aktivitäten zu überzeugen. Am Ende muss man halt den Mittelweg gehen, sich gut nach außen präsentieren, interessante Angebote für alle Altersklassen schaffen (es gibt auch Leute die Ü 40 sind und das Segeln lernen möchten) und hoffen, dass man von 100 Interessierten am Ende für den Verein ein oder zwei neue Mitglieder, am optimalsten mit der ganzen Familie, überzeugen kann.
Eine weitere wirkliche „Marktlücke“ für Vereine kann das Frauen-Segeln sein. Aus eigener Erfahrung (in der Familie und Bekanntenkreis) weiß ich, dass Frauen, richtig an das Segeln herangeführt und nicht als Druckventil für den Sipper (Ehemann/Freund) genutzt, sehr gut und schnell auf dem Wasser unterwegs sind! Bezüglich des Alters, eine persönliche und rein subjektive Einschätzung aus den letzten Jahren. Von ca. 30 Opti-Kindern die (meist durch den leichten oder nicht so leichten Druck der Eltern) einen Optikurs besucht haben, sind trotz diverser Nachfolge-Freizeit-Angeboten keine länger im Verein geblieben, wohl aber ein vergleichsweise hoher Prozentsatz der älteren, klassischen „Segelkursteilnehmer“ und oh Wunder, die Segeln doch tatsächlich auch noch… Mir persönlich sind dann die aktiven, „älteren“ Segler lieber, die ihr Boot beherrschen, als eine Horde „cooler“ Typen, die zwar optisch (Boot und persönliches Styleing) dem Zeitgeist voll entsprechen, aber bei der ersten Windböe für sich die anderen auf dem Wasser zum unkalkulierbaren Risiko werden! Segeln muss man sich halt auf dem Wasser „ersegeln“ und nicht am Wochenende zwischen zwei Feten mal kurz „reinziehen“. Die Natur (Wind und Wasser) hat halt noch nichts von „Facebook“ und „coolness“ gehört…
Zusammengefasst vielleicht Folgendes. Bitte „die Kirche im Dorf lassen“ und keine Panik – die Segler werden schon nicht ganz aussterben, aber, vor neuen Entwicklungen in der Gesellschaft nicht ganz die Augen verschließen und einfach mal das Segeln und die Vereine zeitgemäß, aber mit einer riesen Portion weniger Kommerz (nicht jeder Segler will oder kann ein Oberklasse Prämium Auto und / oder „Einsteigerboot“ im mittleren 5-Stelligen Euro-Bereich besitzen) präsentieren. Die beste Werbung (in der Zeitung und auf dem Wasser) sind nun mal viele Segelboote hart am Wind und nicht die „goldene“ Vereinsnadel für den „verdienten(?) Commodore“.
Klaus
sagt:
Zitat:
Mir persönlich sind dann die aktiven, „älteren“ Segler lieber, die ihr Boot beherrschen, als eine Horde „cooler“ Typen, die zwar optisch (Boot und persönliches Styleing) dem Zeitgeist voll entsprechen, aber bei der ersten Windböe für sich die anderen auf dem Wasser zum unkalkulierbaren Risiko werden! Segeln muss man sich halt auf dem Wasser „ersegeln“ und nicht am Wochenende zwischen zwei Feten mal kurz „reinziehen“. Die Natur (Wind und Wasser) hat halt noch nichts von „Facebook“ und „coolness“ gehört…
Zitatende
100% Zustimmung, sehr pointiert formuliert!
Christian
sagt:
Ein toller Gedanke, mehr Personen durch relativ spontan-buchbare Segeltörns für das Segeln zu begeistern, so öffnet man ja den Sport und senkt die Einstiegshürden, wie erstmal einen Segelschein machen zu müssen, vielleicht in einen Verein einzutreten oder gar ein Boot kaufen zu müssen… Viele Privatpersonen suchen sogar Mitsegler, weil sie ihr Boot nicht alleine segeln wollen oder können. Und viele wären sogar dazu bereit Geld zu bezahlen, ja, das wäre ja vielleicht schon eine Teillösung, zumindest eine Möglichkeit die funktioniert, ich habe es selbst schon erlebt: Ein Freund kam zum mitsegeln bei mir an Bord, nun segelt er sein eigenes Folke! Nur blöd, dass den vielen privatseglern, die wahrscheinlich sehr gerne weitere Personen gelegentlich auf Ihrem Boot gegen einen relativ geringen Preis mitnehmen würden, eine See-BG Zulassung für das Schiff benötigen, bei der sie sofort in die Berufsgenossenschaft etc. mit eintreten müssen, und die diese Törns so völlig unrentabel macht bei der relativ kurzen Saison in Deutschland. Tagestörns anzubieten lohnt sich daher meist auch für kommerzielle Unternehmen nicht, sofern die Boote über 12 m lang sind… Vielleicht muss daher auch an einigen gesetzlichen Stellschrauben gedreht werden. Das soll nicht gegen die See-Bg gehen, eine Kontrolle und Zulassung von Schiffen mit unerfahrenen Gästen benötigen Vorschriften, da sonst wohl leider die Gefahr besteht dass die Boote einfach nicht sicher sein könnten – aber muss es kostspielig sein die gesetzlichen Auflagen und erfüllen dass es sich nicht mehr lohnt? Es gibt so viele Schiffe auf dem Meer, und genug Menschen die Segeln können und auch andere dafür begeistern möchten. Eine kleine finanzielle Gegenleistung hilft dann auch das Schiff zu unterhalten, die Gäste finden vielleicht gefallen am Segeln und informieren sich weiter, machen einen Segelschein oder treten in einen Verein bei… Bingo! Charterunternehmen können das nicht leisten – Segelschein ist Voraussetzung, Vereine tun sich schwer – Mitgliedschaft (die, wenn man den Ausführungen glauben möchte nicht gewünscht ist), für kommerzielle Unternehmen lohnt es nicht – lohnt nicht da zu kurze Saison um es rentabel durchzuführen und hohe Auflagen. Privatpersonen die sowieso bereits ein Boot haben – könnten, Boot ist ja eh da, viele wollen, dürfen aber nicht, sobald sie eine finanzielle Gegenleistung, selbst wenn diese gering ist, erhalten… Irgendwie Schade, oder sehe ich da was falsch?
Detlef
sagt:
Habe mir auf der Suche nach einem Verein vor ein paar Jahren viele Strukturen angesehen. Wenn man als Außenstehender allein auf deren Satzungen, Nutzungsregeln und Aufnahmeprocedere schaut, rauft man sich die Haare: Man will offensichtlich geradezu vermeiden, dass „Neulinge“ ihre Kreise stören. Ich wurde auch schon als Besucher im Verein eines Freundes von einer Bank verscheucht, weil ich da sozusagen illegal Platz genommen hatte …
Wenn man sich wirklich über den lokalen Cliquen- und eingesessenen Familien-Treff hinausentwickeln will, dann muss man sich natürlich schon modernisieren und ein Angebot definieren und kann die Verantwortung nicht auf den ausbleibenden Nachwuchs schieben.
Friedrich
sagt:
Tolles Thema, hochspannend, und sehr wichtig für die Industrie, die Infrastruktur (Vereine!) und die Regattasegler (aus Fartiesicht wär mir das egal. Je weniger segler, desto mehr Platz, desto weniger Deppen etc.). Parallel zu den „neuen“ gedanken: was macht hemmt die Entwicklung bisher am meisten neben den unveränderbaren Faktoren (WEtter, Wind, Demographie)?
1. Blaujacken mit Prinzheinrichmützen, die an ihren Sesseln und Pöstchen kleben, bis der Klabautermann sie holt, bei denen alles so bleiben muss wie immer, weil man sonst denken könnte, sie hätten früher nicht Recht gehabt.
2. „Vermarktungsexperten“, die aus allem und jedem in unserem Sport (und gerade nicht der Hardware) Kohle machen wollen und nach kürzester Zeit die Brocken hinschmeißen, wenn die Kohle erwartungsgemäß nicht zurück kommt und dann verbrannte Erde hinterlassen.
3. Leute, die nicht Segeln wollen, sondern schnellen Spaß mal eben hier und da suchen und auf deren Bedürfnisse die Eventindustrie und -politik mehr eingehen, als auf die „Nachhaltigen“.
Und wo läuft’s super? Wo wächst der Sport und wo ist es nachhaltig?
Drei beispiele:
1. Opti. Stabil viele, trotz absurder Hardware. Aber danach kommt das problem.
2. OK: schnelles, leichtes aber nicht langweiliges Boot, stabile meldezahlen, feste gemeinschaft, aber keine große Publöicity, keine Professionalität, kein Gedöns. Alles für Jung und insb. Alt.
3. 505: Seit jahren schnelles, geiles Boot, behutsam fortentwickelt. Tolle Community, Leihboot für Einsteiger, gute Logistik (dank Hasso), jahrzehntelange treue, jedes Alter, Mann und Frau, you name it. Auch da: kein gedöns, Profis und Amateure durcheinander, wenig medien, kein olympisches Rumgemache.
Die Einfachheit der Konzepte zählt. Wenn man klar, nachhaltig, uneitel und auf die sache orientiert was macht, kanns auch laufen und Leute anziehen. Eventissimus, sog. Professionalisierung und zu hohe Komplexität plus „die alten Salzbuckel“ (nicht das Alter ist das problem, sondern die haltung)machen’s kaputt.
Ob uns die Zukunftsforscher da wirklich weiterhelfen?
Ballbreaker
sagt:
35 Posts in 2 Tagen zu dem Thema verteilt auf 2 Threads!
Das hat es ja seit Kadelbach vs. Lutz nicht gegeben! 😉
Finde ich aber richtig gut! Solange so ein Thema auf so eine Resonanz stößt und die verschiedensten Leute sich die unterschiedlichsten Gedanken um dieses Thema machen, mache ich mir um „Segeln“ als Sportart an sich keine Sorgen.
Skiffi
sagt:
Der Untergang des Segelns (wenn es den einen gibt) beginnt meiner Ansicht nach im Segelverein!
Ich versuche um jeden Segelverein ein grooooooooooooooooooßen Bogen zu machen und da wo es nicht geht, finde ich stets alle meine Vorurteile in potenzierter Form bestätigt.
Und ich liiiiiiiiiiiebe kommerzielle Marinas und Werften. Ich zahle auch gerne 100% mehr für meinen Liegeplatz, nur damit ich keinem Verein beitreten muss.
Wenn es in Deutschland mehr kommerzielle Angebote geben würde (wie bspw. in Holland), dann würden auch hier mehr junge Menschen segeln. Das Angebot kann aber nunmal nicht vor der Nachfrage entstehen! Aber zum Glück gibts ja Holland und viele junge, coole Holländer, mit denen ich gerne segeln gehe 😉
Super-Spät-Segler
sagt:
Skiffi, Du kennst die falschen Vereine.
Selbst bin ich absolut kein Vereinsmeier, dennoch vor zwei Jahren in einen Segelverein eingetreten, weil mich Segelkumpel auf einer Regatta „bequatscht“ haben und ich bin immer noch restlos begeistert!
Bei uns gibt es keine Miesepeter, sondern einfach einen großen Haufen leidenschaftlicher und z.T. auch excellenter Segler, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen. Man wird hin und wieder mal gestubst, doch an einer Regatta teilzunehmen, aber nicht unangenehm, reines Spaßsegeln ist nicht verpönt.
Eine Jugendabteilung gibt es auch, die hat dieses Jahr sogar ein Weltmeister-Team hervorgebracht ;)!
Und im Vereinsheim gibt es kalte Getränke, Snacks und warme Duschen.
Was will man mehr?!
dubblebubble
sagt:
Bin selbst vereinslos glücklich, habe aber bisher nur gute Erfahrungen dort gemacht. Aus meiner Sicht bilden die auch nur einen Querschnitt der Segelgemeinde ab im Guten wie im Schlechten.
bowman
sagt:
Es gibt doch so wie ich meine ,heißt Sailbox und dazu gibt es sogar eine App.
Die Argumente und „Beobachtungen“ von Frau Dahl sind seit über zwanzig Jahren bekannt – so lange dauert der Mitglieder- und Teilnehmerschwund im Segeln bereits. Die Lösungsvorschläge sind völlig am Thema vorbei:
Segeln braucht ein Gelände und Boote. Und am Anfang auch Lehrer.
Bootsvermietungen und Charterbetriebe gibt es schon längst, sogar Facebook ist seit einiger Zeit erfunden. Geben deshalb Eltern ihre Kinder in eine kommerzielle Segelschule und mieten ihnen anschließend Wochenende für Wochenende ein Boot?
Da ist ein Verein mit einer zuverlässigen und regelmäßigen Struktur (Training und Gelände) doch die naheliegendere Alternative. Bootsmaterial, das zuverlässig funktioniert, eben weil man es selbst wartet.
Es wird immer Leute geben, die sich vor Verantwortung und Bindung drücken, und für die sind Vereine wohl nichts. Und es gibt die anderen, für die sich Bindung und Regelmäßigkeit, Vereinsbedingungen, sehr gut mit Outdoorerlebnissen vertragen.
Viele Kinder und Erwachsene sind auf der Suche nach Gemeinschafts- und Naturerlebnis. Nur wissen sie meist gar nicht, dass ihnen Segelvereine so etwas bieten können. Das ist eine Frage der Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, PR, und meiner Ansicht nach Aufgabe der Seglerverbände.
Die Vereine wiederum könnten unter Jugendarbeit ruhig mehr verstehen als immer nur Opti-Ausbildung, Opti-Training und Opti-Regatta. Wie wäre es mit Wanderfahrten, Zelten, Lagerfeuer und Musik? Altbackene Vorstellung, ich weiß. Interessanterweise bieten einem das später die Regatten – wenn man will. Und wenn man so lange durchhält.
Dem schließe ich mich an….von nichts kommt nichts!
dubblebubble
sagt:
Oft will auch nur der Mann segeln, was die Kasse eines Paares dann sehr einseitig und vielleicht über Gebühr belastet . Manch einer läßt es dann ganz, weil Frau nie teilhaben will.
Ballbreaker
sagt:
Ich denke, einer der Hauptgründe ist in der immer knapper bemessenen Freizeit und in den Anforderungen an diese zu suchen.
„35h Stunden Woche, Am Samstag gehört mein Papa mir“ – Schlachtruf der IG Metall in den 90igern gibt es in den meisten Branchen schon lange nicht mehr. Schichtdienst, hohe Reisetätigkeit, Dauerereichbarkeit auch am Wochenende per e-mail, Smartphone, Multijobber, befristete projektgebundene Arbeitsverträge etc. ist eher die Realität als die Ausnahme.
Und dann muss natürlich die nur noch knapp bemessene Freizeit auch erfüllend sein (je nach Typ: Action, Entspannung, Event etc.):
Nur wenige Leute ziehen das aus einem tollen Flautentag im Hafen oder aus einer 2-tägigen Startverschiebung ohne einen einzigen Lauf (sieht man auch an den immer später eintrudelnden Meldungen (mal schauen was wetteronline so sagt)) ihre Befriedigung (150 EUR Sprit und 50 EUR Meldegeld mal außen vor).
Auch der entspannte Törn bei 11 Grad Nieselregen und 0-1 Bft ist eher selten auf der Glücksskala zumindest der meisten Segler anzutreffen. Beim Tennis gehste in die Halle, als Jogger aufs komfortable Laufband ins klimatisierten Studio, selbst beim Klettern (eigentlich auch einer typischen Outdoorsportart) kannste in die trockene Halle ausweichen.
Ob die Lösung in der Verteufelung von Vereinsstrukturen liegt, wage ich aber zu bezweifeln. Die Vereine stellen meiner Meinung nach die Grundlage für den Segelsport in allen Ländern da. Steganlagen, Kräne, Clubhäuser, Regattenorganisation, Jugendausbildung, Freizeit und Leistungssegeln nehmen in der Regel hier ihren Anfang. Die Vereine streiten für Ihre Segler mit lokalen Behörden und Politikern die z.T. völlig unterschiedliche Gewässernutzungen im Kopf haben (Windparks, Badesee, Naturreservat etc.). Zusätzliche Aktivitäten wie z.B. früher die Optenhögel-Matchrace Tour oder z.B. der BMW Sailing Cup sind auf jeden Fall zu begrüßen, können meiner Meinung nach jedoch immer nur eine Ergänzung sein.
Ich denke ist auf jeden Fall falsch zu meinen, dass sich Segeln neu erfinden und alles Bestehende über Bord geworfen werden muss. Dem Trend hinterher zu laufen und eine Art Erlebnis- und Eventsportart anzustreben halte ich für grundsätzlich verkehrt, weil so keine neuen Segler langfristig gebunden werden können. Segeln ist mit einem solchen Charakter genauso schnell „in“ und auch wieder „out“ wie man an diversen Event- und Szenegastronomien auch in eurer Nähe sehen kann!
Anpassen und Modernisieren ja, auf jeden Fall und bitter notwendig – aber komplett verbiegen und vor den medialen Eventkarren spannen lassen nein, das hat „Segeln“ nicht nötig!
„1: Mehr Möglichkeiten für jedermann, ohne großes Engagement “
Das Segeln erfordert nun einmal ein grösseres Engagement. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Leute auf dem Wasser haben möchte, die nur mal schnell nebenbei segeln wollen.
Sven
sagt:
Mehr Möglichkeiten für Jedermann, soll heißen, dass man sich nicht mit dem Kauf eines Bootes und Vereinsmitgliedschaft für den Jahreliegeplatz binden will oder kann.
Charter ist bestimmt ein Ansatz. Aber häufig auf Tourensegler und relax weniger auf Sportlichkeit und anspruchsvolles segeln ausgelegt.
Ich behaupte, dass es viele gute anspruchsvolle Segler gibt, die kein Boot besitzen müssen, um die Kenntnisse und Fähigkeiten zu haben.
„Mieten, teilen, per Internet buchen etc. Zugang zu spontanem Segeln“
Ein Boat-Sharing-Modell wurde doch hier schon einmal beworben. Scheint jedoch schnell mangels Interesse gestorben zu sein.
Stefan
sagt:
Aber nur weil es noch keiner „richtig“ gemacht hat.
Car-sharing fristete ja auch ein extremes Nischendasein, bis die Autokonzerne aufgesprungen sind und erkannt haben das das ein Zukunftsmarkt ist. Car2go und DriveNow funktionieren prächtig und zeigen wie moderner Mobilität ohne eigenes Auto in den Städten möglich ist.
Die Autos werden an allen 7 Tagen pro Woche gebucht.
Das Interesse an den Segelbooten besteht fast nur an den Wochenenden und wenn das Wetter schön ist. Wenn man dann segeln möchte, ist kein Boot da.
„4: Es sind weniger wartungsintensive Boote und Ausrüstung erhältlich. Es ist einfach, auf‘s Wasser zu gehen, und nur wenig Zeit wird mit der Wartung verbracht. Viele Segler nutzen den Service von Unternehmen, welche die Lagerung, Wartung und vielleicht sogar den Besitz übernehmen. Mehrere Segler pro Boot decken die Kosten.“
Das gibt es doch alles schon in Form von Charterunternehmen.
Auch noch mal das Lob an SR an dieser Stelle: Ich finde dieses zugegeben etwas theoretische Thema total wichtig und absolut notwendig, weil es sich der bodenständigen, normalen Variante des Segelns zuwendet, die 99% von uns Seglern und SR-lesern tangiert — und Fragen der „Medienwirksamkeit“, „Attraktivität“ und „Zukunftsfähigkeit“ eben nicht alleine einer kleinen, ohnehin völlig jeder Alltäglichkeit enthobenen Kaste aus Americas-Cup-Profis und Olympioniken überlässt.
Weiter so, SR!
22 Antworten zu „Segeln in der Krise: Geraten Segelvereine noch mehr unter Druck?“
sagt:
Interessante Diskussion mit vielen guten Beiträgen und Sichtweisen!
Für mich selber musste ich bei etwas nachdenken feststellen, dass ich wohl eher zu den traditionellen Seglern gehöre. Eigenes Boot auf einem Baggersee, fast vor der Haustüre und das ganze im Verein. So weit – so gut, nur, der neue „Zeitgeist“ geht auch nicht so ganz spurlos an mir vorbei. Ich liebe einfach die Freiheit, ohne große Planung und Abstimmung abends mal schnell nach der Arbeit für ein oder zwei Stunden alleine oder mit meiner Frau rauszufahren, ein paar Runden drehen, Anlegen, vielleicht etwas klönen im Verein und wieder nach Hause.
Auf der anderen Seite sehe ich bei meinem Sohn – 23 Jahre – in der Ausbildung – Facebook-Generation – das Interesse am Segeln (nach Segelkurs und ein paar Jahre Erfahrung auf dem Wasser) ist zwar da, aber bitte nur ganz spontan, ein paar nette Fotos gemacht, schnell ins Netz gestellt und später am Abend auf die nächste Fete (genauso heute Nachmittag in der Reihenfolge abgelaufen). Aus seinem Bekanntenkreis haben wir auch den einen oder anderen öfters mal aufs Wasser mitgenommen. Das kommt meistens bei Jungs und Mädels sehr gut an, finden das „total cool“, aber das war es dann auch schon. Wie schon häufiger hier geschrieben, Segeln ist halt nur eine von vielen Möglichkeiten, seine Freizeit zu verbringen.
Wenn das die aktuelle Richtung ist, so muss der Segelsport nun mal damit leben und das beste daraus machen. Lamentieren und verträumt an „alte Zeiten“ zurückdenken hilft da nicht viel! Für die Vereine bedeutet das dann auch, sich den „neuen Zeiten“ anzupassen oder die Mitglieder werden halt gemeinsam älter und jedes Jahr weniger – traurig, aber die Realität.
Durch meine Arbeit im Verein (etwas Öffentlichkeitsarbeit) weiß ich, dass man zwar schnell das Interesse von Besuchern oder Kindern mit interessanten Aktionen wie Tag der offenen Türe, Schnuppersegeln usw. weckt, es aber schwierig ist, neue Leute wirklich für den Verein und die Aktivitäten zu überzeugen. Am Ende muss man halt den Mittelweg gehen, sich gut nach außen präsentieren, interessante Angebote für alle Altersklassen schaffen (es gibt auch Leute die Ü 40 sind und das Segeln lernen möchten) und hoffen, dass man von 100 Interessierten am Ende für den Verein ein oder zwei neue Mitglieder, am optimalsten mit der ganzen Familie, überzeugen kann.
Eine weitere wirkliche „Marktlücke“ für Vereine kann das Frauen-Segeln sein. Aus eigener Erfahrung (in der Familie und Bekanntenkreis) weiß ich, dass Frauen, richtig an das Segeln herangeführt und nicht als Druckventil für den Sipper (Ehemann/Freund) genutzt, sehr gut und schnell auf dem Wasser unterwegs sind! Bezüglich des Alters, eine persönliche und rein subjektive Einschätzung aus den letzten Jahren. Von ca. 30 Opti-Kindern die (meist durch den leichten oder nicht so leichten Druck der Eltern) einen Optikurs besucht haben, sind trotz diverser Nachfolge-Freizeit-Angeboten keine länger im Verein geblieben, wohl aber ein vergleichsweise hoher Prozentsatz der älteren, klassischen „Segelkursteilnehmer“ und oh Wunder, die Segeln doch tatsächlich auch noch… Mir persönlich sind dann die aktiven, „älteren“ Segler lieber, die ihr Boot beherrschen, als eine Horde „cooler“ Typen, die zwar optisch (Boot und persönliches Styleing) dem Zeitgeist voll entsprechen, aber bei der ersten Windböe für sich die anderen auf dem Wasser zum unkalkulierbaren Risiko werden! Segeln muss man sich halt auf dem Wasser „ersegeln“ und nicht am Wochenende zwischen zwei Feten mal kurz „reinziehen“. Die Natur (Wind und Wasser) hat halt noch nichts von „Facebook“ und „coolness“ gehört…
Zusammengefasst vielleicht Folgendes. Bitte „die Kirche im Dorf lassen“ und keine Panik – die Segler werden schon nicht ganz aussterben, aber, vor neuen Entwicklungen in der Gesellschaft nicht ganz die Augen verschließen und einfach mal das Segeln und die Vereine zeitgemäß, aber mit einer riesen Portion weniger Kommerz (nicht jeder Segler will oder kann ein Oberklasse Prämium Auto und / oder „Einsteigerboot“ im mittleren 5-Stelligen Euro-Bereich besitzen) präsentieren. Die beste Werbung (in der Zeitung und auf dem Wasser) sind nun mal viele Segelboote hart am Wind und nicht die „goldene“ Vereinsnadel für den „verdienten(?) Commodore“.
sagt:
Zitat:
Mir persönlich sind dann die aktiven, „älteren“ Segler lieber, die ihr Boot beherrschen, als eine Horde „cooler“ Typen, die zwar optisch (Boot und persönliches Styleing) dem Zeitgeist voll entsprechen, aber bei der ersten Windböe für sich die anderen auf dem Wasser zum unkalkulierbaren Risiko werden! Segeln muss man sich halt auf dem Wasser „ersegeln“ und nicht am Wochenende zwischen zwei Feten mal kurz „reinziehen“. Die Natur (Wind und Wasser) hat halt noch nichts von „Facebook“ und „coolness“ gehört…
Zitatende
100% Zustimmung, sehr pointiert formuliert!
sagt:
Ein toller Gedanke, mehr Personen durch relativ spontan-buchbare Segeltörns für das Segeln zu begeistern, so öffnet man ja den Sport und senkt die Einstiegshürden, wie erstmal einen Segelschein machen zu müssen, vielleicht in einen Verein einzutreten oder gar ein Boot kaufen zu müssen… Viele Privatpersonen suchen sogar Mitsegler, weil sie ihr Boot nicht alleine segeln wollen oder können. Und viele wären sogar dazu bereit Geld zu bezahlen, ja, das wäre ja vielleicht schon eine Teillösung, zumindest eine Möglichkeit die funktioniert, ich habe es selbst schon erlebt: Ein Freund kam zum mitsegeln bei mir an Bord, nun segelt er sein eigenes Folke! Nur blöd, dass den vielen privatseglern, die wahrscheinlich sehr gerne weitere Personen gelegentlich auf Ihrem Boot gegen einen relativ geringen Preis mitnehmen würden, eine See-BG Zulassung für das Schiff benötigen, bei der sie sofort in die Berufsgenossenschaft etc. mit eintreten müssen, und die diese Törns so völlig unrentabel macht bei der relativ kurzen Saison in Deutschland. Tagestörns anzubieten lohnt sich daher meist auch für kommerzielle Unternehmen nicht, sofern die Boote über 12 m lang sind… Vielleicht muss daher auch an einigen gesetzlichen Stellschrauben gedreht werden. Das soll nicht gegen die See-Bg gehen, eine Kontrolle und Zulassung von Schiffen mit unerfahrenen Gästen benötigen Vorschriften, da sonst wohl leider die Gefahr besteht dass die Boote einfach nicht sicher sein könnten – aber muss es kostspielig sein die gesetzlichen Auflagen und erfüllen dass es sich nicht mehr lohnt? Es gibt so viele Schiffe auf dem Meer, und genug Menschen die Segeln können und auch andere dafür begeistern möchten. Eine kleine finanzielle Gegenleistung hilft dann auch das Schiff zu unterhalten, die Gäste finden vielleicht gefallen am Segeln und informieren sich weiter, machen einen Segelschein oder treten in einen Verein bei… Bingo! Charterunternehmen können das nicht leisten – Segelschein ist Voraussetzung, Vereine tun sich schwer – Mitgliedschaft (die, wenn man den Ausführungen glauben möchte nicht gewünscht ist), für kommerzielle Unternehmen lohnt es nicht – lohnt nicht da zu kurze Saison um es rentabel durchzuführen und hohe Auflagen. Privatpersonen die sowieso bereits ein Boot haben – könnten, Boot ist ja eh da, viele wollen, dürfen aber nicht, sobald sie eine finanzielle Gegenleistung, selbst wenn diese gering ist, erhalten… Irgendwie Schade, oder sehe ich da was falsch?
sagt:
Habe mir auf der Suche nach einem Verein vor ein paar Jahren viele Strukturen angesehen. Wenn man als Außenstehender allein auf deren Satzungen, Nutzungsregeln und Aufnahmeprocedere schaut, rauft man sich die Haare: Man will offensichtlich geradezu vermeiden, dass „Neulinge“ ihre Kreise stören. Ich wurde auch schon als Besucher im Verein eines Freundes von einer Bank verscheucht, weil ich da sozusagen illegal Platz genommen hatte …
Wenn man sich wirklich über den lokalen Cliquen- und eingesessenen Familien-Treff hinausentwickeln will, dann muss man sich natürlich schon modernisieren und ein Angebot definieren und kann die Verantwortung nicht auf den ausbleibenden Nachwuchs schieben.
sagt:
Tolles Thema, hochspannend, und sehr wichtig für die Industrie, die Infrastruktur (Vereine!) und die Regattasegler (aus Fartiesicht wär mir das egal. Je weniger segler, desto mehr Platz, desto weniger Deppen etc.). Parallel zu den „neuen“ gedanken: was macht hemmt die Entwicklung bisher am meisten neben den unveränderbaren Faktoren (WEtter, Wind, Demographie)?
1. Blaujacken mit Prinzheinrichmützen, die an ihren Sesseln und Pöstchen kleben, bis der Klabautermann sie holt, bei denen alles so bleiben muss wie immer, weil man sonst denken könnte, sie hätten früher nicht Recht gehabt.
2. „Vermarktungsexperten“, die aus allem und jedem in unserem Sport (und gerade nicht der Hardware) Kohle machen wollen und nach kürzester Zeit die Brocken hinschmeißen, wenn die Kohle erwartungsgemäß nicht zurück kommt und dann verbrannte Erde hinterlassen.
3. Leute, die nicht Segeln wollen, sondern schnellen Spaß mal eben hier und da suchen und auf deren Bedürfnisse die Eventindustrie und -politik mehr eingehen, als auf die „Nachhaltigen“.
Und wo läuft’s super? Wo wächst der Sport und wo ist es nachhaltig?
Drei beispiele:
1. Opti. Stabil viele, trotz absurder Hardware. Aber danach kommt das problem.
2. OK: schnelles, leichtes aber nicht langweiliges Boot, stabile meldezahlen, feste gemeinschaft, aber keine große Publöicity, keine Professionalität, kein Gedöns. Alles für Jung und insb. Alt.
3. 505: Seit jahren schnelles, geiles Boot, behutsam fortentwickelt. Tolle Community, Leihboot für Einsteiger, gute Logistik (dank Hasso), jahrzehntelange treue, jedes Alter, Mann und Frau, you name it. Auch da: kein gedöns, Profis und Amateure durcheinander, wenig medien, kein olympisches Rumgemache.
Die Einfachheit der Konzepte zählt. Wenn man klar, nachhaltig, uneitel und auf die sache orientiert was macht, kanns auch laufen und Leute anziehen. Eventissimus, sog. Professionalisierung und zu hohe Komplexität plus „die alten Salzbuckel“ (nicht das Alter ist das problem, sondern die haltung)machen’s kaputt.
Ob uns die Zukunftsforscher da wirklich weiterhelfen?
sagt:
35 Posts in 2 Tagen zu dem Thema verteilt auf 2 Threads!
Das hat es ja seit Kadelbach vs. Lutz nicht gegeben! 😉
Finde ich aber richtig gut! Solange so ein Thema auf so eine Resonanz stößt und die verschiedensten Leute sich die unterschiedlichsten Gedanken um dieses Thema machen, mache ich mir um „Segeln“ als Sportart an sich keine Sorgen.
sagt:
Der Untergang des Segelns (wenn es den einen gibt) beginnt meiner Ansicht nach im Segelverein!
Ich versuche um jeden Segelverein ein grooooooooooooooooooßen Bogen zu machen und da wo es nicht geht, finde ich stets alle meine Vorurteile in potenzierter Form bestätigt.
Und ich liiiiiiiiiiiebe kommerzielle Marinas und Werften. Ich zahle auch gerne 100% mehr für meinen Liegeplatz, nur damit ich keinem Verein beitreten muss.
Wenn es in Deutschland mehr kommerzielle Angebote geben würde (wie bspw. in Holland), dann würden auch hier mehr junge Menschen segeln. Das Angebot kann aber nunmal nicht vor der Nachfrage entstehen! Aber zum Glück gibts ja Holland und viele junge, coole Holländer, mit denen ich gerne segeln gehe 😉
sagt:
Skiffi, Du kennst die falschen Vereine.
Selbst bin ich absolut kein Vereinsmeier, dennoch vor zwei Jahren in einen Segelverein eingetreten, weil mich Segelkumpel auf einer Regatta „bequatscht“ haben und ich bin immer noch restlos begeistert!
Bei uns gibt es keine Miesepeter, sondern einfach einen großen Haufen leidenschaftlicher und z.T. auch excellenter Segler, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen. Man wird hin und wieder mal gestubst, doch an einer Regatta teilzunehmen, aber nicht unangenehm, reines Spaßsegeln ist nicht verpönt.
Eine Jugendabteilung gibt es auch, die hat dieses Jahr sogar ein Weltmeister-Team hervorgebracht ;)!
Und im Vereinsheim gibt es kalte Getränke, Snacks und warme Duschen.
Was will man mehr?!
sagt:
Bin selbst vereinslos glücklich, habe aber bisher nur gute Erfahrungen dort gemacht. Aus meiner Sicht bilden die auch nur einen Querschnitt der Segelgemeinde ab im Guten wie im Schlechten.
sagt:
Es gibt doch so wie ich meine ,heißt Sailbox und dazu gibt es sogar eine App.
sagt:
Die Argumente und „Beobachtungen“ von Frau Dahl sind seit über zwanzig Jahren bekannt – so lange dauert der Mitglieder- und Teilnehmerschwund im Segeln bereits. Die Lösungsvorschläge sind völlig am Thema vorbei:
Segeln braucht ein Gelände und Boote. Und am Anfang auch Lehrer.
Bootsvermietungen und Charterbetriebe gibt es schon längst, sogar Facebook ist seit einiger Zeit erfunden. Geben deshalb Eltern ihre Kinder in eine kommerzielle Segelschule und mieten ihnen anschließend Wochenende für Wochenende ein Boot?
Da ist ein Verein mit einer zuverlässigen und regelmäßigen Struktur (Training und Gelände) doch die naheliegendere Alternative. Bootsmaterial, das zuverlässig funktioniert, eben weil man es selbst wartet.
Es wird immer Leute geben, die sich vor Verantwortung und Bindung drücken, und für die sind Vereine wohl nichts. Und es gibt die anderen, für die sich Bindung und Regelmäßigkeit, Vereinsbedingungen, sehr gut mit Outdoorerlebnissen vertragen.
Viele Kinder und Erwachsene sind auf der Suche nach Gemeinschafts- und Naturerlebnis. Nur wissen sie meist gar nicht, dass ihnen Segelvereine so etwas bieten können. Das ist eine Frage der Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, PR, und meiner Ansicht nach Aufgabe der Seglerverbände.
Die Vereine wiederum könnten unter Jugendarbeit ruhig mehr verstehen als immer nur Opti-Ausbildung, Opti-Training und Opti-Regatta. Wie wäre es mit Wanderfahrten, Zelten, Lagerfeuer und Musik? Altbackene Vorstellung, ich weiß. Interessanterweise bieten einem das später die Regatten – wenn man will. Und wenn man so lange durchhält.
sagt:
Dem schließe ich mich an….von nichts kommt nichts!
sagt:
Oft will auch nur der Mann segeln, was die Kasse eines Paares dann sehr einseitig und vielleicht über Gebühr belastet . Manch einer läßt es dann ganz, weil Frau nie teilhaben will.
sagt:
Ich denke, einer der Hauptgründe ist in der immer knapper bemessenen Freizeit und in den Anforderungen an diese zu suchen.
„35h Stunden Woche, Am Samstag gehört mein Papa mir“ – Schlachtruf der IG Metall in den 90igern gibt es in den meisten Branchen schon lange nicht mehr. Schichtdienst, hohe Reisetätigkeit, Dauerereichbarkeit auch am Wochenende per e-mail, Smartphone, Multijobber, befristete projektgebundene Arbeitsverträge etc. ist eher die Realität als die Ausnahme.
Und dann muss natürlich die nur noch knapp bemessene Freizeit auch erfüllend sein (je nach Typ: Action, Entspannung, Event etc.):
Nur wenige Leute ziehen das aus einem tollen Flautentag im Hafen oder aus einer 2-tägigen Startverschiebung ohne einen einzigen Lauf (sieht man auch an den immer später eintrudelnden Meldungen (mal schauen was wetteronline so sagt)) ihre Befriedigung (150 EUR Sprit und 50 EUR Meldegeld mal außen vor).
Auch der entspannte Törn bei 11 Grad Nieselregen und 0-1 Bft ist eher selten auf der Glücksskala zumindest der meisten Segler anzutreffen. Beim Tennis gehste in die Halle, als Jogger aufs komfortable Laufband ins klimatisierten Studio, selbst beim Klettern (eigentlich auch einer typischen Outdoorsportart) kannste in die trockene Halle ausweichen.
Ob die Lösung in der Verteufelung von Vereinsstrukturen liegt, wage ich aber zu bezweifeln. Die Vereine stellen meiner Meinung nach die Grundlage für den Segelsport in allen Ländern da. Steganlagen, Kräne, Clubhäuser, Regattenorganisation, Jugendausbildung, Freizeit und Leistungssegeln nehmen in der Regel hier ihren Anfang. Die Vereine streiten für Ihre Segler mit lokalen Behörden und Politikern die z.T. völlig unterschiedliche Gewässernutzungen im Kopf haben (Windparks, Badesee, Naturreservat etc.). Zusätzliche Aktivitäten wie z.B. früher die Optenhögel-Matchrace Tour oder z.B. der BMW Sailing Cup sind auf jeden Fall zu begrüßen, können meiner Meinung nach jedoch immer nur eine Ergänzung sein.
Ich denke ist auf jeden Fall falsch zu meinen, dass sich Segeln neu erfinden und alles Bestehende über Bord geworfen werden muss. Dem Trend hinterher zu laufen und eine Art Erlebnis- und Eventsportart anzustreben halte ich für grundsätzlich verkehrt, weil so keine neuen Segler langfristig gebunden werden können. Segeln ist mit einem solchen Charakter genauso schnell „in“ und auch wieder „out“ wie man an diversen Event- und Szenegastronomien auch in eurer Nähe sehen kann!
Anpassen und Modernisieren ja, auf jeden Fall und bitter notwendig – aber komplett verbiegen und vor den medialen Eventkarren spannen lassen nein, das hat „Segeln“ nicht nötig!
sagt:
Das sehe ich auch so.
„1: Mehr Möglichkeiten für jedermann, ohne großes Engagement “
Das Segeln erfordert nun einmal ein grösseres Engagement. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Leute auf dem Wasser haben möchte, die nur mal schnell nebenbei segeln wollen.
sagt:
Mehr Möglichkeiten für Jedermann, soll heißen, dass man sich nicht mit dem Kauf eines Bootes und Vereinsmitgliedschaft für den Jahreliegeplatz binden will oder kann.
Charter ist bestimmt ein Ansatz. Aber häufig auf Tourensegler und relax weniger auf Sportlichkeit und anspruchsvolles segeln ausgelegt.
Ich behaupte, dass es viele gute anspruchsvolle Segler gibt, die kein Boot besitzen müssen, um die Kenntnisse und Fähigkeiten zu haben.
sagt:
„Mieten, teilen, per Internet buchen etc. Zugang zu spontanem Segeln“
Ein Boat-Sharing-Modell wurde doch hier schon einmal beworben. Scheint jedoch schnell mangels Interesse gestorben zu sein.
sagt:
Aber nur weil es noch keiner „richtig“ gemacht hat.
Car-sharing fristete ja auch ein extremes Nischendasein, bis die Autokonzerne aufgesprungen sind und erkannt haben das das ein Zukunftsmarkt ist. Car2go und DriveNow funktionieren prächtig und zeigen wie moderner Mobilität ohne eigenes Auto in den Städten möglich ist.
sagt:
Die Autos werden an allen 7 Tagen pro Woche gebucht.
Das Interesse an den Segelbooten besteht fast nur an den Wochenenden und wenn das Wetter schön ist. Wenn man dann segeln möchte, ist kein Boot da.
sagt:
„4: Es sind weniger wartungsintensive Boote und Ausrüstung erhältlich. Es ist einfach, auf‘s Wasser zu gehen, und nur wenig Zeit wird mit der Wartung verbracht. Viele Segler nutzen den Service von Unternehmen, welche die Lagerung, Wartung und vielleicht sogar den Besitz übernehmen. Mehrere Segler pro Boot decken die Kosten.“
Das gibt es doch alles schon in Form von Charterunternehmen.
sagt:
Lieber Uwe,
du beziehst dich wohl auf diesen Artikel http://srdev.svgverlag.de/pressemitteilungen/bootschaft-net-segeln-und-segeln-lassen/ ?
Das von dir totgesagte Portal freut sich auch in dieser Saison großer Beliebtheit.
Schau doch gerne mal vorbei!
sagt:
Auch noch mal das Lob an SR an dieser Stelle: Ich finde dieses zugegeben etwas theoretische Thema total wichtig und absolut notwendig, weil es sich der bodenständigen, normalen Variante des Segelns zuwendet, die 99% von uns Seglern und SR-lesern tangiert — und Fragen der „Medienwirksamkeit“, „Attraktivität“ und „Zukunftsfähigkeit“ eben nicht alleine einer kleinen, ohnehin völlig jeder Alltäglichkeit enthobenen Kaste aus Americas-Cup-Profis und Olympioniken überlässt.
Weiter so, SR!