Audi MedCup Cascais

Sensationeller zweiter Platz für Jochen Schümann und All4One

All4One bei seiner MedCup-Premiere © Ainhoa Sanchez/Audi MedCup

Das hätte Jochen Schümann nicht erwarten können. Der Perfektionist meldete spät, das Boot wurde spät fertig, die Crew spät zusammen gestellt. So kann man Regatten eigentlich nicht erfolgreich betsreiten. Zumal nicht gegen die Besten der Welt. Das entspricht nicht im Entferntesten der Schümi-Philosophie. Deshalb hatte der Meister im Interview mit SegelReporter allenfalls auf einen „Überraschungserfolg“ gehofft. Die Aussage: „Wenn wir permanent chancenlos hinterher segeln würden, hätte Audi und auch ich das sicher nicht gemacht,“ hörte sich eher wie Zweckoptimismus an. Deshalb ist Platz zwei bei der Auftaktveranstaltung eine Sensation.

Die letzten Meter gegen Origin. All4One gewinnt um eine Sekunde.

„Das ist perfekt“, jubelt Schümann nach dem sechsten Platz im Abschlussrennen. „Wir haben unsere Möglichkeiten bei dieser Veranstaltung sehr gut genutzt. Gutes Teamwork besonders an Land hat den Erfolg möglich gemacht. Wir sind zwar noch weit entfernt von absoluter Perfektion, aber dieser zweite Platz ist offensichtlich mehr, als wir erwarten konnten. Wir sind hier die Neulinge. Da gab es nicht viel zu verlieren.“

Im letzten Rennen spielte den Deutschfranzosen von All4One auch die schwächelnde Konkurrenz in die Hände. Während die Neuseeländer diese Regatta schon vor dem letzten Lauf souverän gewonnen hatten und nicht mehr im Spiel waren, musste sich Schümann auf Paul Cayard mit Artemis und auf das britische Origin Team konzentrieren. Artemis schoss sich sich bei einer Startkollision mit den Briten aber selbst aus dem Rennen. Das schwedische Cup Team knallte mit dem Bugspriet auf das Heck der Gegner und verlor das Wasserstag des Sprits und musste einen Strafkreis drehen. Sie segelten als Letzte ins Ziel.

So war blieb im Finale nur noch Origin als Gegner. Die Briten machten zum Schluss der Serie aber eine rätselhafte Schwächephase durch. Es begann im Langstreckenrennen als Ainslie und Co die Luvtonne als Führende rundeten und dann auf dem Vorwindkurs immer weiter zurückfielen. Es wurde spekuliert, ob sich eine Plastiktüte oder anderes am Kiel verfangen hatte. Die Shorecrew will später Marken an der Kielfinne entdeckt haben, die darauf hindeuten, dass etwas am Kiel gehangen habe. Aber auch im neunten Rennen wurden die Briten nur vorletzte.

So war es für Schümann leicht, auch im zehnten Rennen die schwächelnden Briten zu kontrollieren. All4One lag an der Luvtonne auf Rang zwei, segelte dann aber sehr vorsichtig und fiel auf Platz sechs zurück, einen Platz vor den Briten. Die waren noch erbost nach einem Vorfall im siebten Rennen als sie von All4One in Führung liegend einen Penalty erhielten. Der Vorfall ist sehr gut in der Video Gallery dokumentiert (3. Spalte TeamOrigin Incident). Ben Ainslie sagt danach im Interview, das sei schon etwas hart gewesen und er drohte: „Aber ich bin sicher, dass wir die Chance bekommen, uns zu revanchieren.“ Aber dazu kam es nicht mehr. Die Briten waren einfach zu langsam.

Neben dem deutschen Erfolg und dem aufgeräumten Jochen Schümann im Mittelpunkt war diese Veranstaltung das Beste, was der Segelsport seit langer Zeit gesehen hat. Die Live Berichterstattung war von sehr guter Qualität. Die Bilder von den Starkwind-Bedingungen und den surfenden TP 52 Yachten in Kombination mit der Virtual Eye Analyse zeigt, wie spannend dieser Sport sein kann. Es lohnt sich, durch die Highlights der Video Galerie zu klicken.

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