Swan Nations Trophy: Fragliche Länderwertung – Starke Deutsche in neuer ClubSwan 50

Möchtegern Admiral's Cup

Es ist eine interessante Idee, die Nations Trophy wiederbeleben zu wollen. In Palma klappt es noch nicht. Dafür startet eine neue Klasse durch, und die Deutschen sind gut.

Nations Cup Swan

Leichtwind-Studie der Swan-Flotte vor Palma. © Studio Borlenghi

Der Admiral’s Cup ist ein Mythos. Besonders deutsche Segler verbinden damit großartige Zeiten. Schwarzrotgold spielte noch eine große Rolle spielte in der internationalen Yachtszene. Die damalige IOR-Vermessungsformel war weltweit akzeptiert, wurde bis zum äußersten ausgereizt, und die Aufteilung in drei verschieden große Klassen machte Sinn.

Mit der Mumm 36 kam damals erstmalig eine Einheitsklasse dazu und auch sie funktionierte im Rahmen der inoffiziellen Hochsee-Weltmeisterschaft bestens. Selbst ein Russel Coutts segelte damals auf der Mumm für Deutschland.

Es ging bergab

Aber dann ging es rasant bergab. IOR wurde als Handicap-System obsolet, weil nicht genau genug, und die besseren Altenativen IMS, ORC oder IRC traten in Konkurrenz zueinander auf. Dazu versuchten Werftmarken starke Einheitsklassen-Felder zu etablieren, und die Mumm 36 geriet genauso aus der Mode, wie schließlich der Admiral’s Cup.

Nations Cup Swan

11 ClubSwan 50 an der Startlinie. © Studio Borlenghi

Alle Versuche, ihn wiederbeleben zu wollen scheiterten. Dabei gibt es die entsprechenden Vermessungsklassen noch immer. Aber sie dienen nicht den Interessen der großen Werften, die nach wie vor mit allen Mitteln versuchen, ihre Einheitsklassen durchzudrücken.

X-Yachts war lange Zeit sehr gut in dieser Disziplin. Die X-79 und X-99 brachten es zu großen Stückzahlen. Aber wie die Dänen ihre X-35 in den Markt drücken wollten und dabei die stabile X-99-Klasse verprellten, dürfte wohl als klassisches Negativ-Beispiel Bestand haben.

11 ClubSwan 50

Da macht es Swan schon besser. Die Ausgangslage ist ähnlich. Die neue mehr als eine Millionen Euro teure ClubSwan 50 soll das neue Mittel der Wahl sein und die Resonanz ist groß. In Palma sind bei der ersten Europameisterschaft der Klasse gleich 11 Yachten am Start.

Nations Cup Swan

Die Kathedrale im Hintergund. © Studio Borlenghi

Dabei gibt es deutsche Eigner, die eine ClubSwan 50 nach dem Ausprobieren für langsam und Low Tech halten. Aber eigentlich ist das egal. Einheitsklassen funktionieren so nicht. Sie müssen nicht alles in Grund und Boden segeln. In erster Linie müssen sie gleich sein. Das ist schon bei einem Laser schwierig genug, aber für einen 50 Fußer noch problematischer und sehr teuer. Swan zeigte schon mit seinen 60ern, wie man es nicht macht. Die Schiffe waren extrem unterschiedlich.

Aber bei den 50ern scheinen die Eigner von der Systematik, für die insbesondere ein Jochen Schümann mit seinem Namen bürgt, überzeugt. Jedenfalls läuft der Verkauf gut. Und gerade die Deutschen spielen eine starke Rolle.

Deutsche Führung

In Palma hat Sönke Meier-Sawatzki nach zwei Tagen und vier Rennen die Führung in der neuen Klasse übernommen. Der langjährige X-Eigner lässt sich seit vielen Jahren von Doppelolympiasieger Jesper Bank den Weg weisen, und der promotet nicht nur seine Elvström Garderobe, sondern scheint sich auch auf der Regattabahn vor der markanten Kathedrale noch bestens auszukennen.

Nations Cup Swan

Die Flotte beil Leichtwind unter Gennaker. © Studio Borlenghi

Der Venture Capital-Investor Hendrik Brandis war mit seiner „Earlybird“ ein Mann der ersten Stunde bei den ClubSwan 50, und er versucht nun den Vorsprung zum Saisonhöhepunkt abzufen. Das gelingt bisher bestens auf Rang drei.

Das dritte deutsche Boot wird von Beiersdorf-Vorstand Stefan Heidenreich geführt, der eine Zeitlang mit der Class 40 „Nivea“ auf internationalen Regattabahnen auftauchte. Er liegt bei seiner Premiere auf Rang sieben.

Komische Nations Trophy

Die neue Klasse scheint Potenzial zu haben, aber der Nations-Cup? Deutschland liegt in dieser Wertung auf Platz drei, und es ist schwer, zu erkennen, wie es dazu kommt. Es gibt ja noch zwei weitere Klassen, die Swan45 und die ClubSwan42. Ihre Ergebnisse können auch in die Wertung eingehen, müssen sie aber nicht.

Nations Cup Swan

Enge Positionskämpfe bei den ClubSwan 50 .© Studio Borlenghi

In der Swan 45 segelt „Elena Nova“ bisher auf Rang sechs noch unter Form im Feld dern neun Yachten. Aber es gehen nur die zwei besten Wertungen in die Nations Trophy ein, egal in welcher Klasse. Deutschland kommt also bisher mit 1 und 3 bei den 50ern auf vier Punkte. Die führenden Spanier dagegen punkten als Führende der Swan 45 und es gibt noch die dritte Klasse ClubSwan 42. Da segeln nur acht Boote aus vier Nationen – davon je drei aus Spanien und Italien – Frankreich und England liegen hinten.

Somit ist die Nationenwertung ein netter Versuch, an alte Admiral’s Cup-Zeiten anzuknüpfen. Aber in diesem Fall scheint es eher ein Vehikel zu sein beim Promoten der neuen ClubSwan 50 die Eigner der kleineren Swans nicht zu vergrätzen. Eine Länder-Rangliste macht nur Sinn, wenn wie damals alle Klassen besetzt werden. Davon ist diese Regatta noch weit entfernt, aber vielleicht ist es ein Start in die richtige Richtung.

Ergebnisse Nations Cup 2017

Ergebnisse Klassen

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

1 Kommentare zu „Swan Nations Trophy: Fragliche Länderwertung – Starke Deutsche in neuer ClubSwan 50“

  1. Fastnetwinner sagt:

    Das krasse ist eigentlich, dass es da draussen noch 100te ehemals guter Einheitsklassenboote liegen, die eigentlich immer größten Segelspaß bei bester Konkurrenz geliefert haben. Wo sind denn die ganzen Mumms 36s und Farr 40s hin? Waren doch geile Kisten und sie sind ja wohl kaum verschrottet worden. Schade eigentlich.

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