Der Stachel sitzt noch tief. Bob Oatley mochte nach fünf Rolex Sydney Hobart Siegen die unglaubliche Drei-Minuten-Niederlage gegen “Investec Loyal” nicht tatenlos hinnehmen und unterzog seine “Wild Oats XI” einer Frischzellenkur. Die soll sie nun definitiv zum sechsten Sieg über alles und zur Verbesserung des selbst aufgestellten Rekordes auf der 628 Meilen Strecke führen.
Dabei zielten die Veränderungen der sieben Jahre alten Yacht insbesondere auf die Verbesserung der Leichtwind-Performance des 100 Fuß Maxis. So erhielt der 30 Meter lange Super-Maxi ein neues Code Zero Vorsegel das mit 535 Quadratmetern größer ist als zwei Tennisplätze. Das ultraleichte 3DI Tuch von North Sails wird am Bugspriet ausgerollt und wie eine Genua geschotet.

Die neuen vertikalen Winglets am Ende der 12 Tonnen Bombe des 100 Fußers “Wild Oats”. © Peter Blakeman
Die weiteren Maßnahmen betreffen die Unterwasserkonfiguration. Ein zusätzliches Schwert vor dem Mast soll die Leistung am Wind bei Leichtwind bis zu sieben Knoten verbessern. Es wird gefiert, wenn das Schiff mit wenig Krängung segelt. Ansonsten kommt jeweils eines der wie bisher installierten Seitenschwerter zum Einsatz, die ohne Krängung nicht optimal angeströmt wurden.
Die augenfälligste Veränderung sind aber die Flügelchen, die an der Kielbombe angebracht wurden. Anders als die übliche Flügelkiele weisen die sogenannten Winglets aber nicht in eine horizontale Richtung sondern sind vertikal am hinteren Teil der 12 Tonnen schweren Bombe platziert.
Die Liberas am Gardasee wiesen eine ähnliche Finne auf. Die diente aber insbesondere dazu, die Vibrationen der langen schmalen Kielfinne zu verringern. Der Kiel der “Wild Oats” dagegen wird nach Luv geschwenkt. In dieser Position mögen die Flügel dann Auftrieb bringen.

Das neue Schwert im Vorschiff soll bei bis zu sieben Knoten Wind auf der Kreuz schnell sein. © Peter Blakeman
Schneller bei jedem Wetter
Nach Aussage des Designers sollen die Unterwasscherschiff-Maßnahmen den Widerstand verringern. Profi-Skipper Mark Richards sagt: “Diese Flügel machen uns ein wenig schneller bei jedem Wetter. Bei wenig Wind hilft das neue Schwert inklusive und die Code Zero. Dieses Segel ersetzt quasi ein Gewehr durch eine Kanone.”
Dabei hat es den Anschein, dass Oatley mit seiner Kanone auf Spatzen schießt. Denn die Konkurrenz dürfte mit dem gepimpten Supermaxi kaum mithalten. Allerdings lauern noch die beiden weiteren 100-Fußer “Ragamuffin Loyal” und “Wild Thing” so wie der 98 Fußer “Lahana” auf ihre Chance.
“Ragamuffin Loyal”, die im vergangenen Jahr als „Investec Loyal“ siegte, ist bei den Vorbereitungen ins Hintertreffen geraten, seit in der vergangenen Woche ein Riggschaden festgestellt worden war. Ihr Start soll aber nicht gefährdet sein.
“Der Kiel der “Wild Oats” dagegen wird nach Luv geschwenkt. In dieser Position mögen die Flügel dann Auftrieb bringen.”
Will man nicht eigentlich das Gegenteil erreichen?
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auftrieb an der kielbombe könnte bei bestimmten anstellwinkeln höhe am wind bringen. unter anderem diesen effekt hatten die cupper-flügel beim ac. aber stimmt, beim neigekiel ist es sicher komplizierter. die australier sprechen von verringertem widerstand.
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Hallo Carsten,
die Reduzierung des Widerstandes bezieht sich in diesem Fall aber auf den tip vortex an der Bombe.
Die Kielfinne in ihrer Funktion als Tragflügel erzeugt einen Wirbelfaden der um die Kielfinne rotiert. Auf Grund des fehlenden “Endplatten Effekts” an der Verbindung zwischen Kielfinne und Kielbombe, rotiert dieser Wirbelfaden dann entlang der Bombe nach achtern.
siehe auch link: http://www.whydomath.org/node/americascup/secondary/bulbstream.html
Die vertikale Anordnung ergibt sich einfach durch das Funktionsprinzip des Canting Keels. Es macht wenig Sinn die Winglets wie bei den Cuppern seitlich anzuordnen außer man will Weißer Hai spielen.
Gruß
Ulli
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…winglets sind keine Flügel!
…und “Auftrieb” bringen die schon gar nicht.
…und das fordere Schwert nennt sich Canard und ist bei Yachten auch nix neues, hat es bei 12ern und 6ern schon in den 80ern gegeben.
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…und zwischen “fordere” und “vordere” besteht ein Unterschied.
Heisse Debatte. Was meinst du?
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nur mal so am Rande: jede schräg angeströmte Platte ist ein Tragflügel, somit sind Winglets auch Tragflügel.
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wie schwer ist denn nu die Bombe im Text steht 21 Tonnen, unterm Bild steht 12 Tonnen.
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…bei 26 t Gesamtverdrängung wird die Bombe eher bei 12 als bei 21 t liegen.
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jo zahlendreher. 12 ist richtig
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die wollen mit den Finnen die Wirbelschleppe am Bulb entschärfen.
Zusammen mit dem Board am Bug und dem neuen Segel wolle sie so eine Sekunde pro mile sparen
http://www.rolexsydneyhobart.com/news/2012/pre-race/wild-oats-xi-the-quest-for-more-speed/
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Nach meinem Verständnis handelt es sich bei WO um ein CBTF Boot (Canting Balast Twin Foil). Das Schiff hat keine Daggerboards, sondern ein Canardruder vor dem Mast, dessen Anstellwinkel verstellt werden kann. Oder gab es da schon Modifikationen. Konnte keine Bilder mit Daggerboards bei google finden.
Auftrieb muss übrigens nicht immer nach oben gerichtet sein, sondern kann nach meinem Verständnis auch nach unten wirken. Allerdings scheint die Fläche doch eher minimal… Die Sache mit den Tubulenzen scheint eher stimmig.
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Wild Oats XI wurde wie Alfa Romeo II (heute bekannt als Esimit Europa 2) von Reichel & Pugh als CBTF 100ft Maxi mit Canting Keel und beweglichem Canard (zweites “Ruder” unter dem Vorschiff) konstruiert. Im Gegensatz zu Esimit Europa, wurde Wild Oats zwischenzeitlich umgebaut: Zwei Daggerboards statt beweglichem Canard. Die aktuelle Optimierung mit einem zusätzlichen, dritten Daggerboard in Vorschiffsmitte, geht also wieder etwas zurück auf die ursprüngliche Konfiguration.
Die vertikalen Miniflügel am Bürzel der Kielbombe reduzieren Verwirbelungen und somit den Widerstand. Das hat nix mit Auftrieb zu tun.
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Die Position spricht für die Reduzierung der Ablösungen am Kiel, denn eine Auftriebskraft (in diesem Fall wohl nach unten gerichtet) würde an dieser Stelle ein zusätzliches Moment auf die Kielfinne bringen, das wiederum von der Kielaufhängung aufgenommen werden muss.
Außerdem scheinen die Profile symmetrisch zu sein und wären, solange sie nicht anstellbar sind, wirkungslos.
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So, habe zu dem Thema jetzt noch mal den Yacht Spezialisten vom Germanischen Lloyd Hasso Hoffmeister gefragt. Seine Aussage:
Die Winglets an der Bombe beeinflussen vermutlich nur den Endwirbel, es handelt sich also tatsächlich um Winglets. Sie sind viel zu klein um Auf- oder Abtrieb zu erzeugen, um z.B. den Kiel in irgendeine Richtung zu vertwisten.
Die IMOCA 60 Yachten haben z.B. einen Canting Kiel mit geneigter Achse (vorderer Aufhängepunkt ist höher als der achtere. Dadurch erzeugt der gekantete Kiel Auftrieb und verringert so das Deplacement des Rumpfes (und somit den Widerstand) der Yacht.
Wie man sich vorstellen kann, wirkt diese Kraft tatsächlich der aufrichtenden Kraft der Kielbombe entgegen. Es handelt sich also um einen gegenläufigen Effekt. Letztere hat aber den größeren Hebel und arbeitet somit effektiver beim Aufrichten des Bootes.
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Das Daggerbord vonre war auch schon 2010 installiert:
http://resources1.news.com.au/images/2010/12/27/1225976/572313-wild-oats-xi.jpg
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