Der Höhepunkt der finalen Ocean Race Etappe passierte in der letzten Nacht. Die Beteiligten führen aus, warum Holcim-PRB den Malizia-Coup nicht verhindern konnte. Wie Lunven und Herrmann die entscheidende Halse planten.

Yoann Richomme zieht den Code Zero bei einer Halse herum. © Julien Champolion | polaRYSE / Holcim – PRB / The Ocean Race
Benjamin Schwartz, Ambrogio Beccaria, Yoann Richomme und Anniemieke Bes machten aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl, als sie in Genua zweieinviertel Stunden nach Malizia über die Ziellinie der letzten Ocean-Race-Etappe trieben. Seit dem unappetitlichen Skandal um Skipper Kevin Escoffier war das Team neu zusammengestellt worden, und wollte mit Leistung von der Geschichte ablenken. Seit dem Mastbruch auf Etappe 4 und den folgenden beiden knappen Niederlagen gegen 11th Hour ging es für Holcim-PRB nicht mehr um den Gesamtsieg, sondern darum, vielleicht mal wieder positive Schlagzeilen zu produzieren. Schließlich bleibt der Sponsor seiner Linie treu, auch in seinem Regatta-Resümee den Escoffier-Fall auszublenden. Er mochte darauf hoffen, dass die einzelnen Segler die Chance nutzen wollten, auf der Weltbühne des Segelsports Eindruck zu machen und ihren Marktwert zu steigern. Vielleicht würde man nach einem schönen Etappensieg die Vorkommnisse hinter den Kulissen vergessen.
Gerade ein Yoann Richomme, der bei der nächsten Vendée Globe mit seinem IMOCA Neubau zu den stärksten Akteuren gerechnet wird, wollte bei seinem kurzfristigen Einsatz zeigen, dass er die Vorschusslorbeeren auch verdient.

Letzter Sonnenuntergang für Holcim vor einer ereignisreichen Nacht. © Julien Champolion | polaRYSE / Holcim – PRB / The Ocean Race
Tatsächlich lieferte er auch eine beeindruckende Etappe ab mit außergewöhnlicher strategischer Übersicht und Souveränität, die sich etwa durch den selbstbewussten langen Schlag nach Afrika äußerte, der zu einem 100 Meilen großen gefährlichen Querabstand führte aber in einen 25-Meilen-Gewinn resultierte.
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» Fragen und Antworten zum SegelReporter Club
Absolut unsportliche Entscheidung der Rennleitung. Wer nicht nicht am Rennen teilnimmt oder aufgibt bekommt keine Punkte ! Basta! gibt es nirgendwo…
wenn bei der Formel1 der führende im Rennen in einer Kurve abgeschossen wird von mir aus beim überrunden des Letzten dann ist der Führende raus… Ende Null Punkte und richtig und gut so
Das ist Sport
Das ausgerechnet 11th HR die doppelt gewerteten Etappen am Heimathafen gewinnt und Punkte bekommt fürs nicht segeln ist Betrug.
Schade für den Sport
sportlicher Gruss
stefan
Ich mag die manchmal kantigfrotzelige Schreibe von Herrn Kemmling, stromlinienförmige KI-artige Formulierungen in Nieschenmedien gibts genug, das kann im Prinzip mit etwas Nachbearbeitung ChatGPT schon ganz gut. Und ja, die Kampagne von Boris wirkt auch auf mich öfters so, dass zuweilen die Mediacoverage wichtiger ist als sportliches Maximalresultat. Da hat das Team aber eben auch perfekt verstanden, wie Reichweite erzielt und gehalten wird. Ich finde MaliziaMedia und SRmedia ziemlich authentisch, beides gut für die deutsche Szene. Keep it up und danke!
Taktische Fehler passieren, das ist Regattasegeln. Aber nun noch gegen 11th Hour zu protestieren, weil Charlie Enright trotz Wegerecht nicht ausgewichen ist, ist einfach unsportlich. Mir klingt das eher nach big business als nach Reagattasegeln
Zumindest wird vermeldet, dass Holcim Protest gegen 11th Hour Racing angemeldet hat, um doch noch am grünen Tisch Sieger des TOR zu sein.
Ich drücke 11th Hour die Daumen für die Verhandlungen!
“Die besten Kapitäne stehen an Land” sagt man.
Wenn ein Regattateilnehmer vom kurz vorm Ziel vom 1. auf den 3 Platz zurückfällt, müssen wir von einem taktischen Fehler ausgehen.
Lass Dir bitte mal von einem Opti-Kid das kleine 1 x 1 der Regattatktik erklären.
Holcim hätte sich einfach nur zwischen Malizia und dem Ziel positionieren müssen, um Leg 7 zu gewinnen.
Es war also ein ziemlich dummer Anfängerfehler, Malizia ungedeckt vorbeiziehen zu lassen
Naja, im Artikel steht ja klipp und klar dass Holcim nicht reagieren konnte, mangels Wind. Da an Bord sind sicher keine Hobbyskipper, die haben schon die ein- oder andere Regatta gesegelt.
Der Move von Malizia war letztenendes das, was man macht wenn man kurz vor Schluss hinter dem Gegner liegt: Hinterherfahren bringt nix, also Risiko und was probieren. Bei der Kapstadt Etappe hat Malizia das auch versucht, hat damals nicht geklappt und alle Hobbytaktiker haben es als Fehler bezeichnet. Jetzt die gleiche Taktik und es hat geklappt. Das ist Segeln! Daumen hoch für Nico Lunven und Boris!
Holcim konnte nicht mehr reagieren, da man vorher einen zu grossen Querabstand zugelassen hat und abseits der Thermik hängengeblieben ist.
Boris, segelte dagegen in Landnähe, wobei er vollkommen zu Recht auf Thermik hoffte. Er kennt die dortigen Verhältnisse sehr gut, da Monaco in der Nähe liegt. Holcim hätte also auch aus diesem Grund den Bogen unter Land mitgehen müssen.
Äusserst riskant war auch vorher schon der Solo-Schlag gen Marokko.
Alles in allem keine überzeugende navigatorische Leistung der Holcim sondern ein Fiasko.